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Clare von ClosetCaseFiles

Nun darf ich also endlich die Tragebilder meines schönen Wintermantels zeigen, der im Rahmen des Wintermantel-Sewalongs auf dem MMM entstanden ist.

Zunächst möchte ich mich aber bei den Organisatorinnen dieses Sewalongs bedanken. Nur durch Euch wurde es ermöglicht, daß jetzt 50 – 6o Frauen diesen deutschen Winter durch ihre schönen Mäntel bereichern. Ohne Eure Aktion hätten sicher viele gedacht „Nähen ist ja ganz schön, aber einen Wintermantel? viel zu schwierig und zu langwierig, nähe ich mir doch lieber erst mal das nächste Shirt, das ist jedenfalls nach 2 Stunden fertig…“ So hätte jedenfalls ich gedacht, wenn ich nicht durch den Sewalong zu einem Anfang und regelmäßigen Fortschritten gezwungen worden wäre. Nochmals vielen Dank!

Und nun bin ich sehr glücklich mit meinem Mantel. Ich hatte den MantelClare von CloseCaseFiles gewählt und ihn aus einem karierten Kaschmir-Wollstoff genäht. Eine der Hauptschwierigkeiten beim Nähen ist ja, finde ich, den richtigen Stoff für einen Schnitt zu finden, oder lieber andersrum- der Stoff sollte seinen Schnitt finden. In diesem Fall sprach mein bildschöner Kaschmir-Stoff zu mir, daß er   zu einem schlichten und klassischen Schnitt verarbeitet werden wollten, und das ist Clare auf jeden Fall.

Eigentlich hatte ich es ja sehr einfach mit meinem Mantel. Ich hatte einen tollen Stoff und vor allem einen guten Schnitt mit anfängertauglichen Anleitung. Es gab – zu der schon sehr guten Anleitung- einen ausführlichenSewalong auf der Blog von ClosetCaseFiles, so daß nicht viel schief gehen konnte.

Der Mantel hat Raglan-Ärmel, so daß die Probleme mit dem Ärmeleinsatz minimiert waren. Aufgrund der A-Form des Mantels musste ich auch nur darauf achten, daß die Schulter halbwegs paßte. Auf die Paßform an der Taille und an der Hüfte kam es nicht mehr so darauf an, da der Mantel da naturgemäß sehr weit fällt.

Meine Version von Clare hat Taschen in der Seitennaht. Auch das macht das Nähen einfach, da ich mir damit so kleine Schweinereien wie Pattentaschen erspart habe.

Wir haben ja wirklich viele Bilder gemacht, aber auf keinem einzigen habe ich die Hände nicht in den Taschen. Das zeigt hoffentlich, wie bequem diese Taschen sind ( und nicht nur, daß mir beim Fotografieren keine andere Pose einfällt…)

Ich habe den Mantel in Gr. 10 genäht, also etwas größer, als es meinen Maßen entsprach. Aber der Mantel sieht nur eine sehr geringe Bequemlichkeitszugabe (10 cm bei der Brustweite) vor, und ich wollte ja auch noch jedenfalls ein dünnes Vlies zu Verstärkung einnähen.

Über die Einzelheiten des Nähprozesses habe ichhier, hier und hier berichtet.

 Das Vlies habe ich dann letztendlich nur beim Vorder- und Rückenteil einnähen können, die Ärmel waren dafür zu eng.Natürlich schränkt das die Warmhaltefähigkeit des Mantels etwas ein- für richtig tiefe Temperaturen ist der Mantel nicht geeignet.

Aber er war wunderbar für die meisten Tage, die der Herbst in unseren Breitengraden bereit gehalten hat.

 

 Mit der Paßform bin ich sehr zufrieden. Ich hatte zuerst Bedenken wegen der Länge und fand den Mantel zu kurz, er ist wirklich mehr eine Jacke. Aber die Länge hat sich mittlerweile als ideal herausgestellt, vor allem zum Fahrradfahren.

Meine einzige Änderung am Schnitt war die Gestaltung der Knöpfe. Der Schnitt sieht Druckknöpfe vor- auch dies dient sicher zu Vereinfachung des Schnittes, denn natürlich sind Knopflöcher immer schwierig zu nähen. Ich wollte aber am Kragen zwei „richtige Knöpfe“ haben und habe mich dazu für Paspelknopflöcher entschieden.

Meine Paspelknopflöcher würden sicher vor Pingel-Inge nicht bestehen, da sie im geöffneten Zustand etwas klaffen. Das liegt daran, daß sich die Knopflöcher beim Annähen auf die Öffnung im Unterkragen etwas verzogen haben, vorher waren sie wunderbar eng anliegend! Mich stört das aber nicht weiter, da ich den Kragen sowieso meistens geschlossen trage.

Und das Gefühl des Kaschmirkragens am Hals ist wirkliche angenehm, hier bin ich doch froh, mich nicht für einen vielleicht kratzigen Wollstoff entschieden zu haben.

Die anderen Knöpfe habe ich als Druckknöpfe gelassen. Da die Druckknöpfe natürlich nur am Beleg angenäht sind, klafft das Vorderteil etwas, das kann man aber nicht ändern.

Bei den Druckknöpfen hatte ich ja zunächst große Bedenken, weil sie sich anfangs so schwer öffnen liessen. Zum Glück wird das durch den steten Gebrauch immer besser, und ich bin auch sehr vorsichtig beim Öffnen und reisse nie am Stoff.

Der Mantel ist grau, das Futter grau- zum Glück habe ich eine pinke Paspel zwischen Futter und Beleg eingenäht! Die sehe zwar eigentlich nur ich, wenn ich den Mantel an- oder ausziehe, aber für mich gehört das zu den kleinen Freuden, die wir Selbernäherinnen uns doch gönnen. Hier eine Paspel, dort ein bunter Aufhänger, in den Jeans vielleicht noch ein buntes Taschenfutter- das hat keiner außer uns, und das ist unsere ganz geheime Freude!

Was habe ich jetzt denn gelernt bei diesem Mantel? Das ist ja die Frage, die ich mir oft stellle, wenn ich ein Projekt fertig genäht habe. Und die Antworten auf diese Frage trösten mich durchaus, wenn das Nähergebnis vielleicht nicht so war, wie ich es mir erträumt hatte, oder sogar ein TFT (Teil für die Tonne) produziert wurde, was zum Glück bei mir nicht so oft vorkommt.

In diesem Fall habe ich gelernt, mit Wollstoff umzugehen. Ich habe gelernt, wie man einen hochwertigen Wollstoff mit viel Dampf vorbehandelt, um ein Schrumpfen bei der späteren Verarbeitung zu verhindern. Ich habe gelernt, daß Wollstoff mit einer passenden Einlage verstärkt werden muß, um eine ausreichende Struktur für den Mantel zu erreichen.

Mit Karoanpassung habe ich mich befasst, sicher noch keine super Erfolge erreicht, aber ich weiß jetzt jedenfalls, wo die Probleme sind. Auch bei den Paspelknopflächern sehe ich jetzt, daß die Hauptschwierigkeit eigentlich auf der Rückseite liegt, auch hieran kann ich weiter arbeiten.

Die Falten am rückwärtigen Saum sind mir übrigens erst auf den Bildern aufgefallen, hingen vermutlich aber auch mit dem Fahrradfahren zusammen, denn sonst fällt der Saum eigentlich sehr schön und glatt.

Insgesamt fühle ich mich sehr wohl in dem Mantel. Er  hat sich völlig nahtlos in meine Garderobe
eingefügt und paßt zu vielem, sowohl zu Jeans als auch über Röcke. Ich
bin bisher nicht auf ihn angesprochen worden, was vermutlich ein gutes
Zeichen ist. Vielleicht kennt Ihr ja auch diesen Reaktionen auf manche
selbstgenähten Kleidungsstücke, so in der Richtung „ach, diesen Rock
haben Sie ja bestimmt selbstgenäht, der ist ja so originell!“…das freut
einen ja nicht wirklich…

Und ich habe natürlich auf gelernt, daß manche Nähprojekte einfach ihre Zeit brauchen. Ein Mantel besteht aus vielen einzelnen Teilen, hat viele verschiedene Schichten, und alles muß richtig zusammengefügt werden. Ich war ja sehr froh, daß dieser Sewalong in einer Zeit durchgeführt wurde, in der ich einige Tage Urlaub hatte. Das hat es mir ermöglicht, manche Arbeitsschritte recht zügig und am Stück durchzuführen. Und trotzdem habe ich viele, viele Stunden mit diesem Mantel verbracht  (wobei die meisten sehr angenehm waren!)

Aber wie die Kalkulation beim Klamotten-Schweden aussieht, wo Mäntel für 30 Euro verkauft werden, kann ich nicht verstehen. Wobei vermutlich auch bei höherpreisigen Mänteln das meiste im Vertrieb hängenbleibt und die Näherin mit einem deprimierend geringen Lohn abgespeist wird.

Das ist ja für mich auch eine der „Nebenwirkungen“ des Selbernähens, daß meine Lust auf Shoppen mittlerweile gegen null geht. Manche Sachen gefallen mir schon, aber dann ist der nächste Gedanke: das könnte ich doch selber genaus so gut nähen, und dann würde ich das Teil vielleicht 5 cm länger nähen, oder die Taille etwas enger machen, und überhaupt, für den Preis bekäme ich ja auch 2 m von dem tollen Stoff, den ich vielleicht vor kurzem wegen des hohen Preises habe liegen lassen…also fürs Shoppen bin ich mittlerweile völlig verdorben.

Na gut, dann nähe ich halt weiter, nach dem Motto: nach dem (Wintermantel)-Sewalong ist vor dem (Weihnachtskleid)-Sewalong!

Jetzt bin ich aber doch auf dieParade der Wintermäntel auf dem Memademittwoch gespannt! Nina und Karin präsentieren uns heute ihre genähten Werke- Nina in total schicker Cabanjacke, und Karin ebenfalls mit Clare, aber aus einem traumhaften dunkelroten Wollstoff!

29 Kommentare

  1. Freu-Zeit sagt am 13. November 2016

    Dein Mantel ist wirklich wunderschön! Ich mag die "echten" Knöpfe am Kragen, die pinke Paspel und die Seitennaht-Taschen … und die legere Passform mag ich auch.
    Ich wünsche dir viel Freude beim Ausführen deines Mantels!
    Liebe Grüße von Doro

    • Barbara sagt am 13. November 2016

      Liebe Doro, vielen Dank! und die Freude habe ich bestimmt!
      Viele Grüße Barbara

  2. Sy Bille sagt am 13. November 2016

    Ganz schönes Ergebnis, die Stoffwahl war genau richtig für Clare, sie hat schön viel Stand.Nein, ich möchte auch nicht gefragt werden ob ich selbstgenäht trage.
    LG Sybille

    • Barbara sagt am 13. November 2016

      Liebe Sybille, ich bin auch sehr glücklich mit dem Stoff. Danke für Deine Rückmeldung!
      LG Barbara

  3. Liebe Barbara,
    danke für den ausführlichen Bericht. Mir geht es auch so: was habe ich gelernt? Was würde ich nächtes Mal besser machen? Und die kleinen unsichtbaren "Abwechslungen. Den Schnitt hätte ich für mich nie in Betracht gezogen, er gefällt mir an Dir aber serh gut.
    Liebe Grüße
    Ines

    • Barbara sagt am 13. November 2016

      Liebe Ines, der Schnitt ist wirklich schön und gut beschrieben, ich kann ihn nur empfehlen!
      Viele Grüße, Barbara

  4. Huch, Kommentar weg… dann noch mal 🙂 Ich finde deinen Mantel wunderschön. Die Paspel, die Knöpfe und du geben dem grauen Stoff das gewisse Etwas und es ist überhaupt nicht langweilig. Also rundum wunderschön.

    Liebe Grüße
    Janine

    • Barbara sagt am 13. November 2016

      Liebe Janine, vielen Dank! Ein bißchen langweilig ist der Mantel von außen vielleicht schon, aber genau das gefällt mir an ihm…
      Liebe Grüße Barbara

  5. Oh bei dem Exemplar war ich ja auch sehr auf die tragebilde rgespannt. Ich finde es klasse! Die Knöpfe am Kragen sidn sehr schön, aber auch die versteckte Knopfleiste macht was her (und ist sicher viel schneller auf und zu als richtige).
    VG Iris

    • Barbara sagt am 13. November 2016

      Liebe Niji, vielen Dank, ich freue mich sehr, daß Dir der Mantel auf den Tragebildern gefällt!
      LG Barbara

  6. Bellana sagt am 13. November 2016

    Welch wunderschöner Bericht zu Deinem Mantel. Ich finde auch, dass man durch so ein Projekt jede Menge lernt und auf so ein Ergebnis, wie es Dein Mantel ist, stolz sein darf.
    Grüßle Bellana

    • Barbara sagt am 13. November 2016

      Liebe Bellan, vielen Dank! Ja, gelernt habe ich wirklich viel beim Mantel-Sewalong, übrigens auch durch die Berichte der anderen Näherinnen.
      Liebe Grüße, Barbara

  7. Ich finde den Mantel perfekt, Stoff, Schnitt, die süßen Details – einfach klasse!
    LG Judy

    • Barbara sagt am 13. November 2016

      Liebe Judy, vielen Dank! Perfekt ist er sicher nicht , der Mantel, aber gut tragbar!
      LG Barbara

  8. sizar dies und das sagt am 13. November 2016

    Ich finde du hast dir ein sehr schickes Kleidungsstück genäht. Zeitlos im Schnitt und aus einem hochwertigen Material, damit wirst du sicher lange deine Freude haben. Den Schnitt muß ich mir merken, er gefällt mir sehr.
    liebe Grüße
    Silke

    • Barbara sagt am 13. November 2016

      Liebe Silke, der Schnitt ist wirklich toll, ich kann ihn nur empfehlen. Vielen Dank für Deine Rückmeldung!
      LG Barbara

  9. MeMadeMittwoch sagt am 13. November 2016

    Deine Clare ist wunderschön. Die Knöpfe sind das gewisse Etwas. Die gefallen mir richtig gut. Eine tolle Idee!
    LG Karin

    • Barbara sagt am 13. November 2016

      Liebe Karin,vielen Dank, und Euch noch mal vielen Dank für die Organisation des Wintermantel-Sewalongs!
      Viele Grüße
      Barbara

  10. Der ist aber schön und mit diesem wunderbaren Stoff. Die Knöpfe sind perfekt dazu ausgewählt. Und mir geht es genauso wie Dir, ohne Sew-Along hätte so ein Mantelprojekt wahrscheinlich keine Chance! Und das wäre doch soooo schade.

    LG Carola

    • Barbara sagt am 14. November 2016

      Liebe Carola, vielen lieben Dank! Und es wäre wirklich schade, wenn wir alle unsere tollen Mäntel jetzt nicht hätten!
      LG Barbara

  11. Christine sagt am 13. November 2016

    Ein tolles Stück, ich war ja schon sehr gespannt auch die Tragebilder! Und so von Paspel-Knopfloch-an-Stehkragen-Näherin zu Paspel-Knopfloch-an-Stehkragen-Näherin: sehe ich das richtig, dass das "innere" (also Passe/Beleg-Loch) so groß gehört wie die Öffnung außen? Jetzt wo ich das bei Dir sehe, macht das mehr Sinn (optisch) wie meine schmalen Schlitze… (nein, kein Grund zu Trennen. Nein. Stört ja nur mich)

    • Barbara sagt am 14. November 2016

      Liebe Christine, vielen Dank! Leider bin ich wirklich keine Paspelknopflochspezialistin, ich habe nur versucht, die diversen Anleitungen, die mir zur Verfügung standen, umzusetzen. Und da wurde das immer so beschrieben, daß man mit Stecknadeln die Umrisse des Paspelknopfloches auf den Beleg quasi durchstechen sollte, und dann in dieser Größe das Rechteck, also die öffnung haben sollte. Aber meine Knopflöcher sind ganz sicher kein gelungenes Beispiel, denn klaffen dürfen sie eigentlich nicht…aber das stört auch nur mich!
      LG Barbara

    • Christine sagt am 14. November 2016

      Haha, bei mir liegt es am mangelnden Lesen von Anleitungen 😉 einmal überflogen und dann gemacht wie gedacht… Mit Stecknadeln habe ich nur Position ubd Länge markiert-der eine Gedanke weiter zur Breite kam mir selbst nicht (und wenn man notorischer Bedienungsanweisungsverweigerer ist,kommt sowas eben von sowas). Jetzt habe ich eine tägliche Erinnerung daran, dass Lesen halt doch bildet und Intuition zwar die richtige Richtung weisen mag aber eben nicht perfekt ist 😉

  12. Liebe Barbara,
    was ein Beleg ist weiß ich nicht, das mit den Paspelknopflöchern mußt du mir nochmal zeigen. Ich finde den Mantel auch so wunderschön. Die Fotografiererei mach ich gerne weiter, zumal sie der Anlass für nette Unternehmungen sind, wenn auch zunehmend anstrengend und kalt.
    LG
    Till

    • Barbara sagt am 14. November 2016

      Lieber Till, vielen Dank! Ja, ich sehe ja ein, daß der Job als Fotograf einer nähbloggenden nähverrückten Ehefrau nicht ganz einfach ist. Aber wer kam eigentlich auf die Idee, den letzten Fototermin mit einer 40km langen Fahrradtour zu verknüpfen?
      LG Barbara

  13. Kleidermanie sagt am 19. November 2016

    Vielen Dank auch für deine Teilnahme. Wir freuen uns immer sehr zu sehen, wie viele schöne Mäntel/Jacken Capes in kürzester Zeit entstehen können. Dein Mantel ist wirklich ausgesprochen schön geworden. Außen Kaschmir und innen pinke Paspel. Toll! LG, Nina

    • Barbara sagt am 20. November 2016

      Liebe Nina, vielen Dank, ich habe mich auch sehr gefreut, an diesem Sewalong teilnehmen zu dürfen!
      LG Barbara

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