Schon lange wollte ich mir einen kurzen Cordrock im Stil eines klassichen 5-Pocket-Jeansrocks nähen. Ich hatte verschiedene Schnitte in der engeren Wahl. Sehr schön finde ich immer noch den Moss Skirt von Grainline. Auch die Rock-Version derChi-Town Chinos von Alina Design hat mich immer schon interessiert, hier sind die Taschen im Vorderteil allerdings in Chino-Manier schräg geschnitten. Natürlich könnte man auch einfach die allseits, auch bei mir, beliebten GingerJeans als Rock nähen, dies wird auf dem Blog von ClosetCasePattern ausführlich beschrieben.
Und last bot not least sollte es für jemanden wie mich, die zumindest rudimentäre Kenntnisse in der Schnittkonstruktion hat, auch kein Problem darstellen, so ein Röckchen aus dem Grundschnitt selbst zu konstruieren.
Das habe ich natürlich auch schon gemacht, ist schon eine Weile her und das Ergebnis zählt nicht zu meinen Lieblingsstücken. Die technische Aufgabe, also Konstruktion der Taschen und der Passe im rückwärtigen Rock ist nicht schwierig. Aber das Ergebnis gefiel mir nicht. Ich fand die Passe zu breit, die Taschen zu groß- der Rock wurde selten getragen. Ich zeige ihn weiter unten in diesem Post und möchte lieber erst mal über meinen neuen Rock berichten, denn den finde ich viel schöner.
Die Schnittwahl fiel letztendlich auf den Sandbridge Skirt von HeyJune Pattern.
Ausschlaggebend für diese Schnittwahl war sicher meine Begeisterung für den letzten Schnitt, den ich von Hey June genäht hatte, die Cheyenne Bluse, die ich hiergezeigt habe.
Der Sandbridge Rock ist ein kurzer, enger Rock im Jeansstil. Der Schnitt bietet zwei Längen an, eine Minilänge und eine knapp über dem Knie endende Version, die ich genäht habe. Der Rock soll eher etwas auf der Hüfte sitzen, also deutlich unterhalb der natürlichen Taille.
Es gibt ein sehr ausführliches Tutorial auf dem Blog von Hey June über die Anpassung des Rockes. Hier wird genau beschrieben, welche Meßwerte man braucht, wo gemessen wird und wie man anpassen kann, wenn die eigenen Werte von den Vorgaben abweichen.
Ich habe meinen Rock an der Hüfte in Gr. 6 , zur Taille hin in Größe 8 genäht. An der rückwärtigen Passe und am rückwärtigen Rock habe ich ca 1 cm entfernt. Das sind so meine üblichen Änderungen an Fertigschnitten.
In der seitlichen Ansicht sieht man deutlich, daß ich noch mehr Stoff über dem Po hätte entfernen können. Die Balance des Rockes ist noch nicht optimal, er kippt nach vorne. Andererseits hatte ich den Rock, als ich die Bilder gemacht habe, auch schon vorher einen halben Tag getragen und sicher auch etwas ausgebeult.
Der Stoff ist ein sehr weicher Babycord von – Lillestoff! Ja , wir kennen Lillestoff vor allem als Produzent von dehnbaren Stoffen, aber es gibt auch durchaus Webstoffe von Lillestoff. Dieser feine Cord ist schon einige Jahre in meinem Stofflager, mittlerweile gibt es ihn wohl auch nicht mehr, sonst hätte ich ihn gerne verlinkt. Es ist ein schöner Stoff, ganz fein und weich. Ich weiß nicht mehr genau, für was ich ihn damals bestellt hatte, glaube aber , daß ich einen Rock mit Kräuselungen in der Planung hatte, vielleicht Crescent von Sewaholic? Der Crescent Skirt war einer der ersten Indieschnittmuster, die ich genäht hatte, und ich finde den Schnitt immer noch sehr , sehr gut (dabei fällt mir ein: ich sollte unbedingt wieder mal einen Crescent Rock nähen!)
Ich erinnere mich nur noch, daß die Designbeispiele von Lillestoff für diesen Cord etliche knuffige Kleinkinder mit Blusen und Hosen aus diesem Stoff zeigten, und deshalb fand ich den Cord auch geeignet für einen Rock mit Kräuselungen.
Für meinen jetzigen Rock war der Stoff aber auch gut geeignet, und das Tragegefühl dieses weichen Cords ist sehr angenehm.
Nicht ganz so angenehm war das Nähen des Röckchens, da gab es verschiedene nicht eingeplante Schwierigkeiten.
Die erste Schwierigkeit war natürlich, daß dieses Nähprojekt, das in meinen Gedanken eher so nebenher lief („ach, dann nähe ich mir mal so eben dieses kleine Cordröckchen“) natürlich sehr viel Zeit beanspruchte. Merke: ein Rock nach einem Jeansschnitt benötigt natürlich nicht weniger Zeit als eine komplette Jeans, denn das, was bei einer Jeans zeitaufwendig ist, also Taschen, Absteppungen, Reißverschluss und anderes, enthält dieser Rock genau so.
Der Rock war sogar noch viel zeitaufwendiger. Ich habe ihn ja gefüttert- muß sein, bei der bekannten Anzhiehungskraft zwischen Cord und Wollstrumpfhosen. Rock füttern ist nicht schwierig- aber wie füttert man einen Rock mit einem jeanstypischen Reißverschluß im Vorderteil mit Untertritt? Darüber habe ich wirklich gar nichts in den einschlägigen Quellen gefunden, auch die weite Welt des WWW hatte keine Antwort für mich…die Frage wird anscheinend nicht so oft gestellt.
Ich habe es dann letztendlich so gemacht, wie ich es mir vorgestellt habe, also im Futter-Vorderteil den Teil ausgeschnitten, der durch Reißverschluss und Untertritt abgedeckt wird und das Futter mit der Hand angenäht. Das hat funktioniert, wobei ich hier schon sagen muß, schön ist anders….
Hätte man vielleicht gleich beim Annähen des Reißverschlusses die Futterteile mitfassen müssen? Wenn jemand dazu gute Ideen hat, immer her damit!
Das nächste Nähproblem ergab sich dann nach dem Zuschnitt. Ich lege die zugeschnittenen Teile immer gerne erst mal auf meinem Nähtisch aus und versuche mir vorzustellen, wie das fertige Kleidungsstück aussehen wird, das ist so meine erste Vorfreude auf das fertige Teil.
In diesem Fall wurde ich stutzig. Der Rock hat eine Hüftweite von 96 cm und ist gerade geschnitten bis zum Saum, der etwas über dem Knie endet. Eine Saumweite von 96 cm ergibt keine guten Möglichkeiten zum Gehen und schon gar nicht zum Fahrradfahren. Also mußte noch ein Schlitz in den Rock, und das wurde dann natürlich ein einfacher Schlitz ohne Untertritt, da der Rock ja schon zugeschnitten war.
Durch die Absteppungen finde ich diese Lösung aber nicht so schlimm, ich finde, sie paßt zum Stil des Rockes, Und da ich unter dem Rock ja noch eine Strumpfhose trage, sind die Einblicke unter den Rock auch noch zu tolerieren.
Ach ja, und die nächste Challenge beim Nähen dieses Röckchens war leider der Reißverschluß. Nein, ich will jetzt keinen Trost hören, daß so ein Jeansreißverschluß eben schwierig sei, die Sache mit dem Untertritt kompliziert, und beim ersten Mal immer schief gehen würde…das trifft leider auf mich alles gar nicht mehr zu. Ich habe schon viele Jeans und Hosen genäht mit dem typischen Hosenverschluß, überwiegend nach der Anleitung von ClosetCase, die bei mir immer gut funktioniert hat. Eimal hatte ich bei einer Ottobre-Hose eine andere Anleitung probiert, die aber auch gut war.
Ich hatte deshalb gar kein besonderes Problem erwartet, als ich die Anleitung dieses Schnittes einfach brav befolgt hatte. Schon beim Nähen kam es mir aber irgendwie eigenartig vor, und der Schreck kam dann, als ich den Bund annähen wollte und die Heftnaht, die den Reißverschluß beim Nähen zusammengehalten hatte, entfernte- der Reißverschluß saß durchaus nicht unter dem Übertritt, sondern war deutlich neben dem etwas klaffenden Übertritt zu sehen.
Was war geschehen? So ganz kann ich es ja nicht mehr nachvollziehen, aber offensichtlich war die Position schon der ersten Nähte des RV bei mir nicht korrekt gewesen. Ich will das jetzt wirklich nicht der Anleitung von Heyjune anlasten. Sicher ist die Anleitung korrekt, und der Fehler lag in meiner Umsetzung, daß ich irgendetwas übersehen habe. Ich nähe oft abends, bin dann nicht mehr voll konzentriert, und da passieren Fehler. Andererseits- die Anleitung von Closetcase für die Gingerjeans oder Morganjeans habe ich sicher unter den gleichen ungünstigen Vorrausetzungen genäht, und da sind mir nie Fehler passiert, schon der erste Reißverschluss war ein Erfolgserlebnis.
Meine Schlußfolgerung ist daher, daß die Anleitung von ClosetCase für einen Hosenreißverschluss deshalb so gut ist, weil sie idiotensicher ist, und ich werde nie, nie wieder davon abweichen. Never change a running system!
Ich habe mir übrigens daraufhin nochmal die Designbeispiele von Sandbridge im Netz angeschaut,und ich finde wirklich bei manchen auch diesen etwas klaffenden Reißverschluss- offensichtlich bin ich nicht die einzige mit diesem Fehler…
Beim Tragen stört der sichtbare Reißverschluss zum Glück keinen aus mir. Es gibt ja mittlerweile auch soviele Kleidungsstücke mit bewußt sichtbaren Reißverschlüssen. Und man kann ja auch mit einem Gürtel das schlimmste verdecken, so wie ich es hier auf den Bildern tue.
Ansonsten ist die Anleitung aber wunderbar und ausführlich, wie ich das von Heyjune erwartet habe.
Der etwas hüftige Sitz des Rockes gefällt mir gut, und ist beim Tragen ausgesprochen bequem.
Zum Vergleich zeige ich jetzt doch noch mal meinen selbstkonstruierten Jeansrock. Dieser sitzt allerdings in der Taille und hat eine leichte A-Form, da ich den Schlitz vermeiden wollte.
das ist nicht Sandbridge, sondern ein eigener Schnitt |
Das Hauptproblem bei diesem Rock ist allerdings der Stoff, das ist ein ganzer steifer Jeansstoff, der auch durchs Waschen nicht weicher wird. Schon deshalb trage ich diesen Rock so ungern.
eigener Rockschnitt von hinten- nicht Sandbridge! |
Die Paßform des Rockes ist gar nicht so schlecht- na ja, kein Wunder, kommt ja auch aus dem Grundschnitt. Gedacht war dieser Rock eigentlich nur als Probemodell, deshalb die Verwendung des ungeliebten Stoffes. Ich wollte immer noch mal an diesem Modell weiterarbeiten, aber wie es dann so ist, kamen andere Nähpläne dazwischen.
Also, mein neues Röckchen gefällt mir besser. Erwähnenswert ist auch noch der Stoff meines T-Shirtes, das ist ein Jersey von Nosh. Und was ja bei den Nosh- Stoffen so toll ist: die verschiedenen Stoffe der Kollektion haben die gleichen Grundfarben und lassen sich daher gut kombinieren. So paßt mein Undercover Hoodie von Papercut Pattern, den ich hier gezeigt habe, perfekt zu meinem Outfit:
jetzt wieder Sandbridge! |
Mit diesem Outfit beteilige ich mich jetzt am Memademittwoch. Erster Mittwoch im Monat, also MMM-Tag! Außerdem verlinke ich noch mit der Bio-Linkparty von Kerstin ich -näh-bio, das ist für mich immer eine wunderbare Inspirationsquelle für Biostoffe. Und da es sich um einen Lillestoff-Cord handelt, wird auch mit denLLL verlinkt.
Genau so einen Rockschnitt suche ich gerade! Herzlichen Dank fürs Zeigen. Dein Rock, wie Dein komplettes Outfit gefallen mir ausgesprochen gut!
Herzliche Grüße Irene
Liebe Irene, vielen Dank! Und dafür ist der Memademittwoch ja da, daß man immer die richtigen Inspirationen fürs nächste Nähprojekt findet!
LG Barbara
Ich glaube, bei konventionellen Reißverschluss ist es richtig, dieses von Hand unsichtbar an das Futter zu nähen. Mir persönlich gefällt die a-linie des anderen Rocks besser, schade, dass du da eine blöden Stoff gewählt hast. Ich würde dem schnitt noch eine Chance geben.
vielen Dank! Ja, vermutlich ist das die beste Möglichkeit mit den Handstichen, um das Futter zu befestigen. An dem Rockschnitt werde ich bestimmt noch mal irgendwann weiter basteln, dann aus einem schöneren Stoff!
LG Barbara
Ich glaube gerne, dass das Nähen deines Rockes seine Zeit beansprucht hat, aber dafür hast du jetzt einen wunderbar alltagstauglichen und unkompliziert zu kombinierenden Rock.
Neulich habe ich der Tochter erst ein Latzkleid genäht, auch aus grauem Cord; eigentlich ist Cord schon ein nettes Material.
LG von Susanne
Liebe Susanne, danke! Latzkleid aus cord, das klingt aber auch gut, bringt mich gleich auf neue Ideen für neue Nähprojekte…
LG Barbara
Ein wunderbares und stimmiges Outfit. Der schmale Rock kann vor allem mit dem Pulli drüber punkten, schaut sehr toll aus als Gesamtoutfit. Mit Bluse drinnen schlägt mein Herz etwas mehr für die A-Form. Na wie schön, dass jede sich ihr Lieblingsteil nähen kann. LG Kuestensocke
Liebe Küstensocke, danke! Ich mag die Kombination enger Rock/ Pulli oder Sweatshirt auch sehr gerne. Und dem anderen Schnitt gebe ich auch noch mal irgendwann eine Chance mit einem besseren Stoff.
LG Barbara
Dein Rock gefällt mir sehr, ein tolles Alltagteil. Und den Schlitz hinten finde ich klasse, den merke ich mir.
Ich glaube es gibt keine Antwort auf deine Futterfrage, weil Cord- und Jeansröcke, die klassischerweise diesen Reißverschluss haben, in der Regel gar nicht gefüttert werden. Bei Jeans finde ich das ok, aber bei Cord, wei du schreibst in Kombination mit Strumpfose sehr lästig. Du hast eine tolle Lösung gefunden.
Ich mag deinen Stil sowieso sehr.
LG Karin
Liebe Karin, vielen Dank! Der Schlitz ergab sich dann so, denn ich wollte schon eine gewisse Bewegungsfreiheit , sonst trage ich einen Rock nicht.
Und das finde ich ja total nett, daß Du meinen Stil magst (…manchmal zweifle ich ja daran, daß ich überhaupt einen Stil habe!)
LG Barbara
Das ganze Outfit sieht sehr stimmig aus. Mir geht es oft auch so, dass ich an einfach gedachten Stücken länger sitze als erwartet. Zum Glück lassen sich ja die meisten Nähfehler wieder beseitigen oder führen einfach zu einer anderen Lösung.
Grüßle Bellana
Liebe Bellana, danke! Ich finde das ja auch immer spannend beim Nähen, daß man ständig irgendwelche Probleme lösen muß. Und meistens geht es doch gut aus!
LG Barbara
Deine Kombi gefällt mir sehr gut. Grau und rosa passen wunderbar zusammen. Bei Deinem A-Rock könnte ich mir vorstellen dass es reicht den Bund und noch ein bisschen abzuschneiden und einen neuen Bund tiefer dranzunähen. Ich glaube wenn man bei Kleidung Hüftsitz gewohnt ist, fühlt man sich in anderen Sachen nicht wohl.
Liebe Grüsse,
Martina
Liebe Martina, vielen Dank! Die Änderungen an dem selbstkonstruierten Rock, oder besser gesagt am Schnitt habe ich genauso vor, wie Du es auch siehst. Den Rock selbst werde ich wohl nicht mehr ändern, der Stoff lohnt es nicht. Aber beim nächsten Cordrock wird alles besser!
LG Barbara
Ein wirklich sehr schöner Rock, der dir ausgezeichnet steht. LG Julia
Liebe Julia, danke! Ich freue mich sehr, daß Dir mein Rock gefällt!
LG Barbara
Ganz ganz großartig! Ich würde das Outfit sofort so übernehmen! Selber verzweifel ich grade an so einem Reißverschluss… habe den entsprechenden Rock erstmal in die Ecke gefeuert… aber ich bin doch wieder sehr motiviert wenn ich deinen Beitrag lese… lg Sarah
Liebe Sarah, lieben Dank für Deinen Kommentar und Dein Lob! Die Sache mit dem Reißverschluß und Futter ist wirklich nicht so einfach, wie es die Nähbücher immer behaupten. Wahrscheinlich muß man einfach offen sein für kreative Lösungen…und wie schön, wenn ich Dich motivieren konnte!
LG Barbara
Das Outfit ist wirklich super – mit den Gürtel und den Pulli – gefällt mir sehr gut! Auch ansonsten finde ich deinen Stil genial. Ich freue mich immer sehr über jeden neuen Post und besonders auch über die Entstehungsgeschichten dazu.
Liebe Grüße
Susi
Liebe Susi, vielen Dank für Deine positive Rückmeldung! wie schön, daß Du meine Posts gerne liest und Dich für die Entstehungsgeschichten interessierst! Danke!
LG Barbara
Bei dem gefütterten Rock würde ich auch den Untertritt aus Futterstoff machen. Und zwar wenn man draufschaut links die Stoffbahn gerade herunter laufen lassen neben dem Reißverschluss. An der rechten Stoffbahn ein Rechteck dranschneiden und nach vorn umklappen, so dass doppelt Futter unter dem Reißverschluss liegt. Das Futter zuerst rechts an die Nahtzugabe nähen, den Rest dann von Hand. Regina
Liebe Regina, danke! Das ist sicher eine gute Idee, den Untertritt auch aus Futterstoff zu machen, dann wird das Bild von links einheitlicher. Aber reicht dann die Verstärkung mit der Einlage aus, wird das nicht zu labberig?
LG Barbara