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Flint von Megan Nielsen

Die Flint Pants von Megan Nielsen sind mir in den letzten Wochen gefühlt auf jedem zweiten Nähblog begegnet, und überall sahen sie bzw. ihre Trägerin toll aus. Und so nähte ich mir auch noch in diesen Spätsommertagen eine Flint Pant.

Wobei- eine Hose ist das eigentlich nicht. Es ist ein Hosenrock, und der Schnitt ist ein Rockschnitt, mit dem entsprechenden Zwischenbeinteil für den Hosenrock. Und weil es eben keine Hose ist, sondern ein Rock, wirkt es auch so schön feminin. Die australische DesignerinMegan Nielsen hat das einfach gut raus mit den Rockschnitten, einer ist wirklich schöner als der andere.

Mein Stoff ist wieder mal eine Viskose der französischen Stoff-Designerfirma Atelier Brunette. Vor einigen Wochen wurde eine neue Stoffkollektion veröffentlich. Wie immer war ich vom Design und den Farben begeistert und habe direkt bei Atelier Brunette bestellt, sobald der Online-Shop in Paris die Stoffe anbot. Diese bildschöne Viscose trägt den Namen Moonstone blue.

Leider liess die Lieferung auf sich warten, und eine Erklärung kam dann irgendwann per Mail , zum Glück auf Englisch, denn so gut ist mein Französisch dann doch nicht. Es gab jedenfalls Probleme mit der Qualität und der Farbechtheit diese blauen Stoffes, offensichtlich waschen die braunen Sprenkel sich leicht aus. Wenn ich ihn trotzdem haben wollte, so der Hinweis in der mail von Atelier Brunette, dürfte ich ihn nur im Wollwaschgang waschen.

Da mir schon klar war, daß ich aus diesem Stoff einen Rock nähen würde, den man ja nicht so oft wäscht wie ein Kleid, hat mich das nicht weiter gestört, und ich habe ihn trotzdem bestellt. Ich habe dann mit 30° den Stoff vorgewaschen, und das hat er gut überstanden.

Atelier Brunette hat dieses Qualitätsproblem wohl nach wie vor nicht gelöst, denn der Stoff in dunkelblau ist immer noch nicht wieder im Onlineshop erhältlich. Schade eigentlich, denn ich finde diesen Stoff so unglaublich schön!

Also. Stoff und Schnitt waren da, da konnte ich mich voller Freude ans Nähen machen. Es gibt ja sehr viele Rezensionen dieses Schnittes, am meisten geholfen haben mir die Beiträge von Kleidermanie, die etliche wunderschöne Flint-Versionen genäht hat. Und so wußte ich auch schon, daß Flint eher groß ausfällt. Genäht habe ich Größe S, im Schrittbereich XS und die hintere Schrittnaht steiler gestellt und verkürzt. Um auf meine gewünschte Taillenweite zu kommen, die zwischen S und M liegt, habe ich Abnäher und Bundfalten verkleinert. Das war zwar rechnerisch richtig, aber trotz allem ist der Schnitt insgesamt irgendwie doch sehr, sehr weit…

Ich habe dann nach der ersten Anprobe in beiden Seitennähten jeweils 1 cm weggenommen. Und trotzdem saß der Bund nachher nicht da, wo er sitzen sollte, nämlich unbedingt in der Taille.

Aber nun ist ja die Konstruktion des Rockes so witzig, daß man eben keinen Reißverschluss hat, sondern der Rock über ein Bindeband an der Seite geschlossen wird. Eingestiegen in den Rock wird dann sozusagen über die Tasche. Zu Sicherheit gibt es noch einen Knopf auf der Innenseite des Bundes.

Diesen Knopf habe ich dann ca 1 cm weiter nach innen gesetzt, als es eigentlich gedacht war, und das Schleifchen läßt sich auch so straff schnüren, daß der Rock dann doch in der Taille sitzt.

Auf den Bildern sieht es so aus, als ob die hintere Mittelnaht verzogen wäre. Das hängt sicher mit dem versetzten Knopf zusammen, durch den die ganze Hose natürlich nach links gezogen wird. In echt fällt das glaube ich nicht so sehr auf. Ich hätte auch die hintere Schrittnaht noch mehr kürzen müssen, dann wären die Falten an der rückwärtigen Hose nicht so vorhanden (glaube ich jedenfalls).

Abgesehen von diesen Paßformproblemen war Flint sehr einfach und schnell zu nähen.

Es gibt ein technisches oder fertigungsspezifisches Problem bei dem Schnitt, für das ich aber zum Glück auch schon durch Ninas Posts vorbereitet war (sonst hätte ich es erst nach dem Nähen gemerkt und mich wahrscheinlich maßlos geärgert)

Die linke Tasche dient wie gesagt als Einstieg in den Rock und wird daher nicht bis oben zugenäht. Deshalb werden natürlich auch die Ränder der Tasche entsprechend strapaziert. Eine einfache Nähmaschinenversäuberung ist hier sicher keine gute Idee, und auch ein Overlocknaht macht auf Dauer bestimmt keine Freude- immerhin öffnet man dieses Teil aus naheliegenden Gründen etliche Male am Tag. Ich denke, daß an dieser Stelle ist wirklich mal eine Schrägstreifenversäuberung der Nahtzugaben die optimale Verarbeitung ist. Schade, daß das in dem sonst so ausführlichenSewalongauf der Website von Megan Nielsen nicht thematisiert wird!

Ich habe  das jedenfalls zum Anlass genommen, meine Schrägbandeinfasser an der Nähmaschine endlich seiner Bestimmung zuzuführen. Ich besitze das gute Stück zwar schon eine Weile, da ich es gemeinsam mit meiner Cover gekauft hatte, habe es aber bisher nicht ausprobiert.

Die erste Montage hat mich dann einiges an Nerven gekostet- nicht weil es schwierig ist, sondern weil die Beschreibung im mitgelieferten Prospekt zwar in drölfzig Sprachen , aber ansonsten völlig insuffizient ist. Das You Tube Video brachte rasch Klarheit, schwierig ist Montage und Einstellung eigentlich nicht. Hätte man das nicht in eine verständliche papiergebundene Anleitung bringen können, die man dem Bandeinfasser dazulegt? Das Bernina-Zubehör ist so hochpreisig, ich finde, das wäre hier angemessen gewesen.

Nachdem die Montage bewältigt war, saß ich staunend vor der Nähmaschine und schaute zu, wie das (ungefalzte!) Schrägband in eine saubere Einfassung verwandelt wurde. Ich hätte noch Stunden so weiternähen können und war richtig traurig, als meine vier Taschenbeutel eingefaßt waren!

Das Schrägband hatte ich übrigens auch aus einem Atelier Brunette Stoff zugeschnitten (Sparkle Melba gold), das paßte dann farblich perfekt. Sieht allerdings leider keiner ausser mir…

Über die Rock- oder Hosenlänge habe ich einen Tag nachgedacht. Ich hatte von vornherein schon um ca 6-7 cm gekürzt, da ich nicht genug Stoff hatte .  Nach der ersten Anprobe hatte ich mir auch eine gut knielange Version abgesteckt, also so, wie ich sonst auch einen Rock maximal tragen würde.

Aber da ich es nicht übers Herz brachte, den schönen Stoff abzuschneiden, blieb die Länge so, und nach dem ersten Tragen auch an einem warmen Tag  bin ich sehr glücklich über dieses schöne schwingende und luftige Gefühl bis an die Waden. Die Fahrradtauglichkeit ist noch nicht getestet, und ich fürchte, unliebsame Kontakte zwischen Stoff und Radbestandteilen sind nicht ganz ausgeschlossen. Na gut, dann eben eher ein Rock zum Flanieren zu Fuß!

Mein Fazit: Flint ist ein wunderschöner Schnitt für einen Hosenrock. Ich werde den Schnitt sicher noch mal nähen, aber dann vielleicht in einer Bearbeitung mit  Reißverschluss in der Seite. Mich hat die Verschlusslösung nicht überzeugt, auch wenn sie witzig und originell ist. Die „Bedienung“ im täglichen Leben mit Aufknöpfen der Schleife und des innenliegenden Knopfes ist umständlich, und für die Paßform ist die Schleife, die sich dann doch irgendwann lockert, nicht ideal. Und so viel mehr Arbeit ist es ja doch nicht, einen Reißverschluß in die Seitennaht einzunähen.

Mein Stoff hat sich als ideal für den Schnitt herausgestellt, das freut mich ja besonders. Das ist doch immer eine besondere Schwierigkeit, finde ich, da ich es mir oft nicht so vorstellen kann, wie ein  Kleidungsstück mit einem gewählten Stoff aussehen wird. Aber hier paßt alles gut! Ich wünsche mir, daß Atelier Brunette dieses Qualitätsproblem mit dem dunkelblauen Stoff bald lösen kann, denn ich finde die Farbe bei diesem Design ausgesprochen schön. Es gibt den Moonstone-Stoff ja auch noch in Rosa- aber hat jemand schon mal auf dem Mond rosa Steine gesehen? das muß doch einfach dunkelblau sein!

verlinkt: RUMS

8 Kommentare

  1. Muriel.Nahtzugabe5cm sagt am 24. August 2017

    Hallo Barbara,
    vielen Dank für deinen ausführlichen Blogpost für den Schnitt.
    Deine Flint-Hose steht Dir sehr gut. Die Viskose macht sich sehr gut. Hätte auf den ersten Blick wegen dem dezenten Glanz sogar auf Seide getippt.
    Lieber Gruß,
    Muriel

    • Barbara sagt am 24. August 2017

      Liebe Muriel, vielen Dank! Mit der Seide bringst Du mich auf ein Idee…tatsächlich könnte ich mir Flint sehr gut aus Seide vorstellen!
      LG Barbara

  2. Hey Barbara, dein Hosenrock ist wunderschön geworden. Der Stoff passt wirklich perfekt zu dem Schnittmuster. Der Bandeinfasser sieht ja cool aus, so ein Teil hätte ich auch gerne, finde das Annähen des Bandes auch immer etwas rutschig.
    Liebe Grüße,
    Jenny

    • Barbara sagt am 24. August 2017

      Liebe Jenny, danke! Ja, ich kann den Bandeinfasser wirklich empfehlen, denn so wir das Einfassen der Nahtzugaben absolut professionell und ordentlich.
      LG Barbara

  3. Schon wieder eine sehr schöne Version dieser Hose und vielen Dank für die Tips… Vielleicht komme ich auch bald nicht mehr drumherum… Du hast auf jeden Fall einen sehr schönen Stoff verwendet! Sie steht dir sehr gut! LG Sarah

    • Barbara sagt am 24. August 2017

      Liebe Sarah, ich kann den Flint Schnitt wirklich uneingeschränkt empfehlen, die Hose steht glaube ich jedem sehr gut! Lieben Dank für Deinen Kommentar!
      Barbara

  4. Freu-Zeit sagt am 24. August 2017

    So gefällt mir ein Hosenrock auch sehr! Toller Schnitt, toller Stoff – und sehr interessanter Bericht!
    Liebe Grüße von Doro

    • Barbara sagt am 24. August 2017

      Liebe, Doro, danke! Ich freue mich, wenn Du meinen Bericht gerne gelesen hast (ich habe ihn ja auch gerne geschrieben!)
      LG Barbara

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