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Knip-Jerseykleid

Die holländische Nähzeitschrift Knip resp. ihre deutsche Übersetzung Fashion Style (eine selten phantasielose Bezeichnung für so eine schöne Zeitschrift!) erscheint monatlich und enthält regelmäßig mindestens zwei bis drei Schnitte für Jerseykleider. Oft wirken diese Schnitte auf mich etwas angestrengt- hier eine Raffung, dort eine Verknotung, nur um das ganze als neuen Schnitt zu bezeichnen… aber es ist ja sicher auch nicht einfach für die Schnitt- Designerinnen , immer auf Knopfdruck neue gute Ideen zu produzieren. Ich denke auch, daß die Variationsmöglichkeiten beim Jerseykleid durchaus begrenzt sind.

Aber es gibt immer wieder auch Jerseykleidschnitte in der Knip, die dann einfach unglaublich gut und kleidsam sind. Ein solcher Schnitt ist für mich das Kleid 13 aus der Fashion Style 8/2015.

Die Bilder im Heft sind allerdings nicht sehr aufschlußreich. Mit ist der Schnitt nur durch die technische Zeichnung aufgefallen.

Es handelt sich um ein Wickelkleid, oder eher um ein Pseudo-Wickelkleid, denn die beiden Vorderteile werden aneinander festgenäht. Das obere Vorderteil ist in der Taillengegend in sieben (da mußte ich grade noch mal nachzählen) lockere Falten gelegt, die auf einer halbkreisförmigen Passe festgenäht werden.

Die Falten sind so geschickt positioniert, daß sie da liegen, wo der weibliche Körper auch zu Falten (vulgo: Speckröllchen ) neigt. Dadurch kann das Kleid figurbetont sein, ohne allzuviel bloß zu stellen.

Da die Vorderteile gedoppelt sind, wird der vordere Halsausschnitt mit dem hinteren Vorderteil verstürzt , das ergibt einen schönen Abschluß . Der hintere Halsausschnitt ist mit einem Beleg versäubert und hat einen kleinen Schlitz.

Ob es wirklich  so geschickt ist, einen Jerseyausschnitt mit Beleg zu verarbeiten, kann man sicher diskutieren. Die Knip macht das gerne, nach meinem Eindruck. Ich finde, es wird dem Material des Jerseys eigentlich nicht gerecht. Aber es geht natürlich. Ich habe Vlieseline G785 genommen (das ist die ganz dünne dehnbare) und dann aber auch noch den Beleg am Rand  mit der Cover abgesteppt. So liegt er schön an seinem Platz.

Säume und sichtbare Nähte habe ich wieder mit dem Kettstich der Cover abgesteppt. Das ist mittlerweile mein Lieblingsstich auf meiner Covermaschine. Ich verwende für den Untergreifer Bauschgarn, möglichst farblich passend, das ergibt dann schön plastische Nähte, die ich aber nicht so aufdringlich finde wie die zwei- oder dreifädigen Covernähte.

Wie alle Wickelkleider hat auch dieses Kleid das Problem, daß es vorne aufklafft, wenn man sich bewegt oder ein Windhauch kommt. Da ich das Kleid aufgrund der herbstlichen Temperaturen jetzt mit Leggins trage, stört mich das nicht weiter. Leider ist der Jersey (vonhier) nicht durchgefärbt, man sieht leicht die weiße Rückseite. Warum gibt es eigentlich so wenig durchgefärbte Jerseystoffe?

Ansonsten ist das Kleid natürlich bequem, wie alle Jerseykleider, und absolut freizeittauglich. Wenn ich auf diesem Bild etwas erschöpft wirke, liegt es sicher nicht am Kleid, sondern eher an der 15 km Wanderung, die gerade hinter mir lag 🙂

 Genäht war das Kleid übrigens problemlos und jerseytypisch schnell. Ich gebe auch gerne zu , daß ich mir die Arbeit erleichtert hatte und den Schnitt als Fertigschnitt bei Knip bestellt hatte. Natürlich hätte ich auch abpausen können, ich habe ja das Heft. Aber das ist ein Schnitt mit vielen großen Teilen, die erst noch zusammengesetzt werden müssen und verschiedenen Vorderteilen. Da war ich zum Abpausen einfach zu faul…oder ich könnte auch etwas positiver formuliert sagen, mir war die Zeit dafür zu schade.

Schnitt bestellen bei Knip in Holland ist problemlos. Man bekommt relativ rasch einen Mehrgrößenschnitt auf festem Papier mit der Post zugesandt. Und da man Jersey ja auch nicht so extensiv anpassen muß, kann man seine Größe einfach ausschneiden. Ich habe diesen Schnitt in Gr. 38 genäht und nichts geändert.

Wenn ich den Schnitt nochmal nähe, werde ich vermutlich das untere Vorderteil am Saum grade schneiden,  damit beim Aufklappen des oberen Vorderteiles keine unliebsamen Einblicke entstehen. Auch würde ich den Schlitz im Nacken weglassen und den rückwärtigen Halsausschnitt mit einem Bündchen versäubern. Aber diesen seitlichen halbkreisförmigen Einsatz finde ich sehr gelungen , den würde ich gerne noch mal nähen. Vielleicht aus einem Streifenstoff, dann würden die Falten und der Einsatz vielleicht noch mehr Witz bekommen.

Aber bevor ich jetzt neue Nähpläne schmiede, schaue ich doch lieber erst mal, was die anderen Teilnehmerinnen desMemademittwoch heute zeigen! Sicher haben alle das herrliche Herbstwetter am langen Wochenende für tolle Blog-Photos genutzt!

14 Kommentare

  1. Caroku sagt am 5. Oktober 2016

    Danke für den ausführlichen Bericht! Ein tolles Kleid! Der Stoff passt perfekt zum Schnitt!

    LG Carola

    • Barbara sagt am 5. Oktober 2016

      Liebe Carola, vielen Dank! Ich freue mich, daß Dir mein Bericht gefallen hat!
      LG Barbara

  2. .Meike sagt am 5. Oktober 2016

    Huiii, das ist ein schönes Kleid. Der Schnitt ist mir auch aufgefallen. Jetzt hast du mir den Mund wässrig gemacht :-).

    Vielen Dank für deine Rückverlinkung zum Me Made Mittwoch. Wir fänden es aber toll, wenn du nicht nur "andere" schreiben würdest, sondern die Verlinkungsaktion auch beim Namen nennen würdest, denn es könnte ja immer noch sein, dass jemand den Me Made Mittwoch noch nicht kennt.

    • Barbara sagt am 5. Oktober 2016

      Liebe Meike, daß ich Dir den Mund wässrig gemacht habe, bereue ich gar nicht :-), danke für Dein Feedback!
      Und entschuldige bitte die nicht ganz korrekte Rückverlinkung. Ich ging beim Schreiben davon aus, daß sowieso jeder den Memademittwoch kennt. Ich habe die entsprechende Formulierung schon geändert.
      Viele Grüße, Barbara

  3. rosa Sujuti sagt am 5. Oktober 2016

    Hehe, ja die deutsche Ausgabe klingt seltsam fantasielos, aber gut..
    An der Knip mag ich, dass sie viele Jerseyschnitte beinhaltet und wie man an deinem tollen Kleid sieht, sollte ich mir meine wenigen Ausgaben auch mal wieder geanuer anschauen.
    LG von Susanne

    • Barbara sagt am 5. Oktober 2016

      Liebe Susanne, ich finde es auch immer sehr spannend, nochmal die alten Ausgaben der Knip herauszuziehen. Mir fallen dann ganz andere Modelle auf als vor einigen Jahren.
      LG Barbara

  4. Anonym sagt am 5. Oktober 2016

    Ein schönes Kleid! Aufgefallen ist es mir in der Fashion Style auch schon, aber wie schon geschrieben: mir war das zu heikel mit dem Aufklappen. Aber vorne gerade zuzuschneiden scheint mir eine gute Lösung! Ich wünsche Dir noch viel Spaß in dem schönen Kleid mit dem hübschen Muster! Viele Grüße von Mrs Go

    • Barbara sagt am 5. Oktober 2016

      Liebe Mrs Go,vielen Dank! Ich finde den Schnitt wirklich gut, und das Aufklappen ist nicht so tragisch, wenn man etwas darunter trägt. Und wir können den Schnitt doch variieren, wie es uns gefällt, das ist ja das schöne am Selbernähen.

    • Barbara sagt am 5. Oktober 2016

      Liebe Susanne, vielen Dank! Der gute Sitz ist der Knipschnitt, ich habe daran nichts geändert…
      LG Barbara

  5. Anonym sagt am 5. Oktober 2016

    Liebe Barbara,
    auch wenn dieses Kleid nicht zu meinen absoluten Favoriten zählt, so gefällt es mir an Dir doch immer besser. Außerdem war das Fotoshooting mit ein Grund für die Wanderung mit einem reizenden Model in einer herrlichen Landschaft.
    Herzliche Grüße
    Till

    • Barbara sagt am 5. Oktober 2016

      Lieber Till,
      gerade weil ich weiß, daß Dir dieses Kleid erst gar nicht so gut gefiel, habe ich mich umso mehr über die schönen Fotos gefreut, die Du gemacht hast! Vielen Dank fürs Fotografieren, und gerne wieder.
      LG Barbara

    • Barbara sagt am 5. Oktober 2016

      ich freue mich sehr, wenn ich Dich inspirieren konnte, vielen Dank!
      LG Barbara

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