
Soviel Alltagstauglichkeit hätte ich diesem Schnitt gar nicht zugetraut…aber tatsächlich fügt sich mein neues Kleid, das Robyn Wrap Dress von Atelier Jupe,wunderbar in die Auswahl der Kleidungsstücke ein, die ich einfach gerne trage.

Das fand ich überraschend, denn das Robyn Wrap Dress ist ein Wickelkleid. So bezaubernd wie ich Wickelkleidschnitte immer auf den Abbildungen und Videos finde, so präsent ist mir auch der praktische Nachteil dieser Form der Bekleidung. Es hat schon seinen Sinn, dass wir Kleider oder auch Blusen mit Knöpfen oder Reißverschluss verschliessen, schliesslich hat die Bekleidung den Sinn, unseren Körper vor zuviel Einblicken zu schützen. Den anderen Zweck von Kleidung, nämlich uns vor Kälte zu bewahren, können wir bei den derzeitigen Sommertemperaturen getrost vernachlässigen. Da wäre sicher eher der Sonnenschutz zu nennen, den wir mittlerweile auch von Kleidung erwarten.

Wickelkleider haben meistens einen V-Ausschnitt, das ergibt sich aus den übereinandergeschlagenen Vorderteilen, sowie irgendeinen Bindemechanismus in der Taille. Diese Silhouette mag ich an mir gerne, auch wenn es sicher nicht mehr dem derzeitigen Trend mit den vielen unförmigen Kleidern entspricht, die einfach irgendwie formlos um die Trägerin herunter wallen. Mein Verdacht ist ja immer noch, daß durch oversized geschnittene Modelle Paßformmängel des Kleidungsstückes kaschiert werden sollen-aber ich sehe ein, daß es für die Konfektion sehr, sehr schwierig ist, die vielen verschiedenen Frauenfiguren zu berücksichtigen.

Die Paßform ist bei einem Wickelkleid mit Bändel in der Taille natürlich nicht so kompliziert, zumindest was die Taillenweite angeht. Und da der Robyn-Schnitt keine Brustabnäher enthält, fällt auch hier die Anpassung weg. Brust- und Taillenabnäher sind in zwei Fältchen zur Taille hin gedreht, nur im Rückenteil befindet sich noch ein Abnäher.

Die Ärmel sind angeschnitten und haben einen Ärmelaufschlag. Wenn man ihn runterklappt, erinnert das ganze an einen Kimono, hübscher finde ich es, wenn er hochgeschlagen wird. Das hält ganz gut, aber auch in der Schnittbeschreibung wird empfohlen,den Aufschlag mit ein paar Stichen zu fixieren, das werde ich wohl noch machen.
Die Anleitung ist mit Zeichnungen versehen, so ähnlich wie die technische Zeichnung oben. Das ganze wirkt auf mich etwas improvisiert, obwohl die Anleitung völlig ausreichend ist und es sich ja auch um keinen komplizierten Schnitt handelt. Aber ich denke, das Hauptgeschäft der belgischen Firma Atelier Jupe ist das Design von Stoffen, das können die richtig gut…die Schnitte sind eher ein Nebenprodukt.

Mein Robyn-Kleid sollte eigentlich aus einer luftigen Viskose genäht werden, so jedenfalls mein ursprünglicher Plan, mit dem ich auch den Schnitt gekauft hatte. Aber wir wissen alle, daß Nähpläne dazu da sind, geändert zu werden. Und es macht ja auch so viel Spaß, die Stoffvorräte nach einem geeigneten Kandidaten durchzuschauen, hier einen Stoff zu streicheln, da neu zusammen zu falten…ach, und dieser Stoff ist ja auch noch da! Da wird der ganze Stapel einmal ungeschichtet, und wir befinden uns dabei schon im schönsten Näh-Flow.

In diesem Fall war es so, daß ganz oben auf dem Stapel ein neuer Stoff lag, der eigenlich nicht für dieses Kleid gedacht war sondern eher für eine Bluse. Es handelt sich um einen ganz zarten Baumwollstoff (Merchant and Mills „Pamona“), Stoffgewicht 75 g/m². Natürlich ist der Stoff etwas durchsichtig, und das schien mir für ein Kleid ungeeignet. Aber dieses Karomuster war zu schön, und die Menge auch grade so ausreichend, und so mußte es dann dieser Stoff sein. Das war eine gute Wahl, denn grade an heißen Tagen genieße ich das luftige Gefühl von diesem zarten Stöffchen.
Ich hatte kurzfristig überlegt, ob ich das Rockteil füttern soll, um das Durchscheinen bei dem dünnen Stoff zu verhindern. Aber da mir keine zufriedenstellende Lösung einfiel, wie man ein Wickelrockteil technisch korrekt füttern kann, habe ich darauf verzichtet. Gute Entscheidung, denn da der Rock eingekraust wird, befindet sich ausreichend Stoff um den Unterkörper und verhindert ungewollte Einblicke. Die Überlappung der Rockteile ist auch so großzügig, daß bei Bewegungen nicht mehr vom Bein gezeigt wird, als es mir recht ist.
Auch der Ausschnitt des Oberteils, der andere neuralgische Punkt von vielen Wickelkleidern, klafft nicht auf. Vermutlich liegt das daran, dass das Oberteil durch die eingelegten Fältchen an der Taille ausreichend Mehrweite hat und sich daher keine Weite aus dem Ausschnitt holen muß, wenn die Arme bewegt werden. Ich habe das Kleid bei einer Orchesterprobe getragen und mich sehr wohl drin gefühlt. Das sind so meine Kriterien für die Alltagstauglichkeit eines Kleidungsstückes: ich muß darin Bratsche spielen und gut laufen können. Beide Kriteien erfüllt das Robyn-Kleid bravourös.

Insgesamt war dieses Kleid ein erfreuliches und nicht allzu schwieriges Sommerprojekt- keine großen Anpassungsorgien, und schnell genäht. Mal sehen, was andere in den letzten Wochen genäht haben- hier geht es zum Laufsteg des Memademittwoch!
Oh ich bin positiv überrascht von deinem Wickelkleid. Ich habe bei denen auch immer Bedenken vor ungewollten Einblicken. Du beschreibst ja aber, dass es bei diesem Kleid nicht so ist.
Und deine Bedenken mit dem Durchscheinen sind wohl tatsächlich unbegründet. Zumindest auf den Bildern it nichts zu erkennen.
Jetzt werde ich mir mal den Schnitt anschauen und dann wird der wohl auf meine ToSewListe wandern.
Dir einen schönen Tag.
Marion
Du scheinst hier den idealen Wickelkleid-Schnitt gefunden zu haben! Mir gefällt deine Version sehr – und der Stoff klingt einfach perfekt für diese Temperaturen.
Liebe Grüße von Doro
Das freut mich, dass du eine positive Erfahrung mit einem Wickelkleid machst. Ich liebe alle Kleidungsstücke mit Wickeldetails und hatte nur ein einziges Mal Probleme damit. Atelier Jupe hatte ich bislang nicht auf dem Schirm. Da muss ich doch mal gucken!
LG Anja
Das Kleid gefällt mir richtig gut und durchsichtig ist auf Bildern nichts. Das Karo und der Wickelschnitt passen hervorragend zueinander und Baumwolle lässt sich ja meist auch ein bisschen einfacher vernähen als ein häufig flauschiger Viskosestoff. Der wird sicher auch noch seine Bestimmung finden.
Schnitt und Stoff passen sehr gut zusammen, finde ich, wie gut dass du umdisponiert hast. Und der Stoff klingt als wäre er perfekt für die vorherrschenden heißen Temperaturen. Der Fotoplatz ist allerdings auch gut gewählt, wie schön die Füße ins hoffentlich erfrischende Nass zu stecken.
Liebe Grüße, heike
Dein Wickelkleid gefällt mir richtig gut. Was für ein schönes Kleidungsstück. Der Stoff un der Schnitt sehen aus, als wären sie für einander gedacht.
Ja, die Alltagstauglichkeit bei Wickelkleidern ist immer so eine Sache. Was ich da schon an Schnittmuster rumdoktern musste, bis diese an mir (habe einen eher kurzen Oberkörper) sitzen ohne zu viel Einblick zu liefern.
Bei Dir klingt es, danach als ist der Schnitt perfekt für deinen Alltag geeignet.
Lieber Gruß,
Muriel
Kein durchscheinen im Rockteil und ein gut sitzendes Oberteil, das ist das perfekte Kleid für die warmen Tage. Ich finde auch das deine wahl des Stoffes zum Schnitt super schön ist. Vom kühlen Nass an den Füssen kann ich hier auf dem warmen Balkon nur trãumen.