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Sallie Jumpsuit von ClosetCase

Jumpsuits sind tolle Kleidungsstücke.  Einerseits haben sie die Vorteile eines Kleides: man zeigt ein einheitliches Erscheinungsbild, sieht ausgesprochen komplett angezogen aus und muß nicht extra nach einem Kombipartner suchen. Andererseits hat ein Jumpsuit auch die unbezweifelbaren Vorteile einer Hose: das Kleidungsstück wird alltags – und vor allem fahrradfreundlich, erlaubt beim Gehen große Schritte und gibt auch beim Sitzen keine ungewünschten Einblicke.

Eigentlich überraschend, daß sich der Jumpsuit nicht als das ideale weibliche Kleidungsstück herausgestellt hat. Aber dann doch wieder verständlich, denn einen Nachteil hat so ein Einteiler natürlich: man muß ihn aus naheliegenden Gründen etliche Male  am Tag ausziehen, um der Blase ihre gewohnten Funktionen zu ermöglichen. Die menschliche Physiologie ist nun mal so!

Deshalb ist ein Jumpsuit für mich eindeutig ein Sommer-Kleidungsstück. Die Vorstellung, mich im Winter auf schlecht geheizten Gäste- oder Restauranttoiletten aus dem gesamenten Outfit zu schälen, wird mich mit Sicherheit davon abhalten, einen Winter- Jumpsuit zu nähen.

Aber im Sommer ist es unproblematisch. Allerdings lebt auch die Funktionalität eines Sommerjumpsuits von der Praktikabilität des Verschlusses- furchtbarer Satz, merke ich grade. Also einfacher ausgedrückt: man muß das Ding rasch auf und zu kriegen, wenn man mal aufs Klo muß.

Der Jumpsuit-Schnitt von Closet Case,Sallie, löst das Problem mit Bindebändern. Es gibt zwei Versionen, eine mit tiefem V-Ausschnitt vorne und hinten und einem Bindeband im Nacken, die ich genäht habe. Die andere Version hat Bändel an der Schulter und ist nicht ganz so tief ausgeschnitten.

Im Schnitt enthalten sind Versionen für lange Hosen und Hosen in Culottelänge, außerdem auch eine Version für ein langes Kleid mit neckischem Seitenschlitz.

Die Schulter-Bändel-Version habe ich für mich gleich ausgeschlossen, da ich meine BH Träger nicht so demonstrativ zeigen möchte. Und bei der anderen Version fand ich, wie ich zugeben muß, dieses gebundene Nackenband so wenig attraktiv, daß mich der Schnitt bisher nicht so interessiert hatte.

Außerdem ist Sallie ein Schnitt für Jerseystoffe, und da dachte ich gleich an ausgebeulte Knie und einen ausgebeulten Hintern, wenn man das gute Stück mal ein Weilchen getragen  hatte.

Im Netz begegneten mir dann aber doch viele sehr schöne Beispiele, so wie die von Kleidermanie, die diesen Schnitt sofort für sich adoptiert hatte.

Und dann kam die Ankündigung des Memademittwoch, daß es einen Extratermin für Jumpsuits geben sollte. Da mußte ich doch dabei sein, schließlich sind die Blogparties meiner Lieblingslinkaktion durch den monatlichen Rhythmus rar gesät und jede Gelegenheit muß ergriffen werden.

Ich hatte mir dann viele Jumpsuitschnitte angeschaut, und die Wahl fiel auf Sallie. Zu schön fand ich dann doch die vielen genähten Beispiele, und schließlich ist ClosetCase ja eine meiner Lieblings- Schnittdesignerinnen.

Die Stoffwahl war einfach: ich hatte einen hellblau-weiß gestreiften Jersey der dänischen FirmaStof in meinem Lager (bezogen habe ich ihn hier) , der förmlich danach rief, zu einem Sallie-Jumpsuit zu werden. Die Menge war zu wenig- solche Kleinigkeiten halten mich natürlich nicht auf, wenn es gilt, den idealen  Stoff zum idealen Schnitt zu verwenden. Sallie hat ein gedoppeltes Oberteil, und als Futter fand sich ein weißer Jersey in meinem Lager. Die Beinlänge wollte ich sowieso auf die Culotte-Länge beschränken.

Das Problem mit der Stoffmenge konnte ich also gut bewältigen- aber mir kamen beim Zuschneiden andere Bedenken.  Meine Sallieversion hat kleine angeschnittene Kimonoärmel, vorderes und hinteres Oberteil sind komplett identisch. Für jemanden wie mich, der sich gerne mit Spielereien wie Abnäherverlegung und FBA beschäftigt, schon gewöhnungsbedürftig…

Die Hose erschien mir unförmig. Ich hatte meine übliche Anpassung der Schrittkurve versucht, wußte aber nicht, ob das bei dem dehnbaren Stoff überhaupt Sinn machte.

nein, dies ist kein Fall für die Streifenanpassungspolizei- die Streifen in diesem Stoff sind so ungleichmäßig, daß eine Anpassung nicht möglich ist. Das soll so!

Aber es war dann alles so schön zugeschnitten, und so tackerte ich das ganze dann mal zusammen. Die Ausschnittkante habe ich anleitungsgemäß mit Framilon verstärkt, ohne das Band beim Annähen zu dehnen. Im Nachhinein, nach den ersten Wäschen, denke ich, daß ich es besser leicht gedehnt aufgenäht hätte- der Ausschnitt neigt zum Ausleiern, zumal er auch recht tief ist. In der Taille wird ein Gummiband eingezogen, auch das wird in der Anleitung sehr gut beschrieben.

Und dann die erste Anprobe: ich war begeistert! So ein tolles Teil! Ich kann jetzt die Begeisterung für diesen Schnitt gut nachvollziehen. Der Armausschnitt ist bei mir etwas zu hoch, das führt zu verstärkten Falten zwischen Achsel und Schulter, die aber bei dem Kimonoärmel sowieso da sind. Unbequem ist es nicht und verhindert zumindest unwillkommene Einblicke im Brustbereich.

 Ich  habe den Jumpsuit bei verschiedenen Gelegenheiten getragen,  und er paßt einfach immer. Zuhause ist er bequem, beim Radfahren praktisch und beim Einkaufen sieht er gut aus.

Genial fand ich ihn bei unserem Streichquartetttermin am Sonntag. Ich spiele Bratsche in verschiedenenen mehr oder weniger ambitionierten Kammermusikformationen. Beim Bratschespielen sitze ich, korrekterweise mit halbgespreizten Beinen. Uns wurde mal auf einem renommierten Kurs erklärt, daß die hohen Streicher, also Geigen und Bratschen, so sitzen sollten, daß sie auch jeden Augenblick aufstehen könnten. Danach habe ich mir diese Haltung angewöhnt, also mit fest aufgestellten Füßen und halb gespreizten Beinen. Da hat natürlich ein kurzes Röckchen nichts verloren, schliesslich will man ja den Mitspielern keine unliebsamen Einblicke vermitteln, die sollen sich ja auf ihre Noten konzentrieren.

Aber der Jumpsuit, der war wirklich ideal fürs Quartettspiel. Auch am Bauch engte nichts ein, die Arme konnten sich schön frei bewegen, also ideale Voraussetzungen für unser anspruchsvolles Programm mit späten Beethovenquartetten

Ich erkläre hiermit den Jumpsuit zum idealen Kleidungsstück für Bratschistinnen  und Geigerinnen- vermutlich aber auch für Cellistinnen, denn die haben ja auch immer das Problem mit den gespreizten Beinen beim Spielen. Wenn ich professionell Musik machen würden, könnte ich mir Sallie, aus edlem schwarzen Jersey, auch gut als Konzertkleidung vorstellen.

Aber zurück zum Alltag. Ich bin jetzt sehr gespannt, welche anderen Jumpsuit-Schnitte auf dem Memademittwoch heute gezeigt werden, denn ich plane auch noch andere Versionen. Gerne nähe ich Sallie nochmal, denn der Schnitt hat mich sehr überzeugt. Aber es gibt sicher auch noch viele andere schöne Jumpsuitschnitte!

Verlinkt: Memademittwoch

Wof

Dufürdichamdonnerstag

Sewlala

Afterworksewing

22 Kommentare

  1. Friedalene sagt am 20. Juni 2018

    Wunderbar! Ich dachte mir gleich, dass der sowohl sportlich als auch chic aussehen kann. Der Stoff ist wirklich klasse. Gefällt mir sehr,sehr gut 🙂
    LG
    Friedalene

    • Barbara sagt am 20. Juni 2018

      Liebe Friedlene, danke! Der Anzug ist wirklich vielseitig einsetzbar, und ich trage ihn sehr gerne.
      LG Barbara

  2. grueneblume sagt am 20. Juni 2018

    Das Stoffmengenproblem kommt mir bekannt vor. Aber dein Streifenjersey passt auch wirklich perfekt zu Sallie.
    So langsam überzeugt mich die Jumpsuit Sache immer mehr und wenn noch einer aus Jersey folgen sollte dann kann ich mir Sallie sehr gut vorstellen.
    Lieber Gruß
    Elke

    • Barbara sagt am 20. Juni 2018

      Liebe Elke, danke! Meistens reichen ja kleinere Stoffmengen aus als angegeben, aber das kann dann schon zur Zitterpartie ausarten.
      Sallie ist ein schöner Schnitt, schnell genäht, probier es doch einfach aus!
      LG Barbara

  3. Nicht zu vergessen die Harfenistinnen…
    Und mich hast du jetzt auch überzeugt, mal nach einem festeren Jersey Ausschau zu halten. Man sieht dir an, wie wohl du dich in deinem neuen Kleidungsstück fühlst!
    LG, Bele

    • Barbara sagt am 20. Juni 2018

      Liebe Bele, danke! Mit Harfenistinnen habe ich jetzt nicht so viel Kontakt, aber tatsächlich könnte ich mir auch eine Harfenistin im schwarzen Jumpsuit vorstellen (zu den obligatorischen langen Haaren, die ja alle Harfenistinnen haben:-))
      LG Barbara

  4. rosa Sujuti sagt am 20. Juni 2018

    Na, da ist doch eine neue Liebe geweckt worden, : ).
    Du gefällst mir auch sehr gut, in deinem Jumper; generell sehe ich mir andere in ihren Overalls gerne an und finde sie auch schick, aber für mich selbst kommt ein Jumper wegen des Nachteils, den du so gut beschrieben hast, nicht in Frage; mich nervt das Auspellen einfach zu sehr.
    LG von Susanne

    • Barbara sagt am 20. Juni 2018

      Liebe Susanne, danke! Sooo schlimm ist das Ausziehen dann doch nicht- jedenfalls nicht im Sommer.
      LG Barbara

  5. Twill & Heftstich sagt am 20. Juni 2018

    Ich muss ja zugeben, dass ich darauf spekuliert hatte, dass Du heute Jenny zeigst. Sallie ist auch ein toller Sommerschnitt (zumindest diese Version des Oberteils), wie Deine Umsetzung überzeugend demonstriert. Wenn er für Webstoff wäre, hätte ich den Schnitt schon längst genäht. Aus Jersey haben mich immer die von Dir genannten Gründe abgeschreckt: Beulen an Knie und Po. Dem scheint aber nicht so zu sein, wenn Du darin ausgiebig radelst und musizierst. LG Manuela

    • Barbara sagt am 20. Juni 2018

      Liebe Mauela, Jenny ist noch nicht fertig, ehrlich gesagt noch nicht mal zugeschnitten, da kam mir eine Hose für meinen Mann dazwischen…
      Aber sobald die Latzhose fertig ist, wird sie natürlich gezeigt, mal sehen, welche Zeitfenster sich in den nächsten Wochen ergeben! Der nächste Memademittwoch ist ja auch schon wieder bald.
      LG und danke, Barbara

  6. kuestensocke sagt am 20. Juni 2018

    ein sehr schöner Stoff! Dein Jumpsuit sitzt gut und steht Dir prima. Große Klasse, dass du das Experiment gewagt hast! LG Kuestensocke

    • Barbara sagt am 20. Juni 2018

      Liebe Küstensocke, danke! Manche Sachen muß man einfach probieren!
      LG Barbara

  7. Rock Gerda sagt am 20. Juni 2018

    Sehr schön der Jumpsuit, der Schnitt gefällt mir sehr gut, vielleicht sollte ich es auch noch einmal versuchen… eine Variante in Dunkelblau fände ich sehr reizvoll!

    LG Rock Gerda

    • Barbara sagt am 20. Juni 2018

      Liebe Rock Gerda, danke! ich kann den Schnitt nur empfehlen. Und aus dunkelblauem Jersey sicher total schick!
      LG Barbara

  8. Noch Jemand, der die Liebe zu Salli entdeckt hat! Ich kann Dir also nur zustimmen. Deine Variante ist sehr gelungen und sieht schön und lässig aus!
    Liebe Grüsse Heike

    • Barbara sagt am 20. Juni 2018

      Liebe Heike, danke! Ja, ich finde den Schnitt toll, und freue mich, daß Dir meine Version auch gefällt!
      LG Barbara

  9. Sarah sagt am 20. Juni 2018

    Ganz toll! Genieße den Sommer. Eine Variante aus Jersey ist durchaus reizvoll denke ich! Tolle Bilder! LG Sarah

    • Barbara sagt am 21. Juni 2018

      Liebe Sarah, danke! Ja, diesen Sommer kann ich geniessen, und Sallie ist dafür gut geeignet. Liebe Grüße!
      Barbara

  10. Steffi sagt am 21. Juni 2018

    Ich habe tatsächlich Salli erst durch deinen Beitrag gestern entdeckt – und mich schockverliebt. Der Schnitt und die Farbe stehen dir super!
    Liebe Grüße, Steffi

    • Barbara sagt am 21. Juni 2018

      Liebe Steffi, da freue ich mich aber, daß ich Dir einen neuen Schnitt gezeigt habe! Danke für Dein Lob!
      LG Barbara

  11. Sehr hübsch geworden deine Sallie. Das ist echt eine Überlegung wert. Die Stoffwahl hast du ganz hervorragend getroffen.
    Viele lieben Grüße
    Elke

    • Barbara sagt am 26. Juni 2018

      Liebe Elke, vielen Dank für Dein Lob! Ich finde Sallie schon einen tollen Schnitt- wäre sicher auch was für Dich!
      Liebe Grüße,
      Barbara

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