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Gedanken zum Datenschutz DSGVO- german Angst?

Morgen ist der 25. Mai 2018.

Wenn man der Stimmung mancher Blogs im Internet folgt, ist dieses Datum gleichbedeutend  mit dem Untergang, einer Art digitaler Apokalypse, an dem entweder eine Klagewelle ungeahnten Ausmasses auf Blogger stürzt, Strafzahlung in Millionenhöhe drohen oder der kollektive Untergang des digitalen Abendlandes…

Auch ich als kleine Nähbloggerin bin vor dieser Stimmung nicht ganz gefeit, und so habe ich mal versucht, meine Gedanken dazu zu ordnen und zu Papier zu bringen.

Worum geht es eigentlich? Es geht um die Europäische Datenschutzverordung, genauer gesagt um die Verordnung (EU) 2016/670 des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 27. April 2016 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten.

Ich beziehe mich im folgenden auf einen Text , den ichhier gefunden habe. Gar nicht so einfach , den Originaltext der Verordnung zu finden, denn wenn ich Begriffe wie DSGVO oder Datenschutz bei meinem Freund, dem Herrn Google, eingebe, komme ich auf ganz andere Seiten- auf Seiten von Anwaltskanzleien, die mir genau und gerne auch kostenpflichtig anbieten, was ich jetzt tun soll, auf Seiten von Kommentatoren, die die Originalverordnung genau so wenig wie ich verstehen, oder auch auf journalistische Beiträge, die natürlich mit einem worst-case szenario um Leserschaft buhlen.

Also, nochmal ganz sachlich die Frage: worum geht es eigentlich? Es geht um ein ganz, ganz wichtiges Gut heutzutage, um den Schutz unserer persönlichen Daten im Netz. Diese Daten sind hochsensibel und absolut schutzwürdig, genauso wie der Lebensraum der Bienchen, die  sich trotz Pflanzenschutzmitteln weiter für uns verdient machen sollen, oder des Feldhamsters, der sich mühsam in seinem Überlebenskampf behaupten soll…die Liste der Beispiel liesse sich natürlich endlos fortführen, aber darum geht es in diesem Gesetz, das war der Anlass dafür.

Und nein, es geht nicht darum, kleine Blogger vom Bloggen abzuhalten! Denn in der Verordnung steht doch ganz klar bei den Erwägungsgründen unter Punkt 18: Diese Verordnung gilt nicht für die Verarbeitung von personenbezogenen Daten, die von einer natürlichen Person zur Ausübung ausschließlich persönlicher oder familiärer Tätigkeiten und somit ohne Bezug zu einer beruflichen oder wirtschaftlichen Tätigkeit vorgenommen wird…

Natürlich mögen jetzt Juristen diskutieren, was unter ausschließlich persönlicher Tätigkeit gemeint ist. Wenn ich in meinem Blog jeden Morgen beschreibe, wie ich geschlafen habe, ist das ja wohl persönlich. Wenn ich beschreibe, daß ich jeden Morgen meine Rosen betrachte und den Anblick meines Gartens beschreibe- sicher auch persönlich. Und wenn ich in diesem Blog über das Anfertigen meiner Oberbekleidung (oder auch Unterbekleidung, aber das kann ich noch nicht so gut!) referiere- das ist persönlich!

Natürlich bin ich keine Juristin, ich habe was anderes studiert. Vielleicht irre ich mich auch in dieser Betrachtungsweise? Aber dann darf ich ja ich meinem Blog gar nicht mehr äußern, was ich denke, ohen vorher mit einem Juristen Kontakt aufgenommen zu haben, und das ist dann doch mit dem im Grundgesetz verankertetm Recht auf freie Meinungsäußerung nicht mehr vereinbar!

Gerade wir in Deutschland kennen doch aus unserer düsteren Vergangenheit Zeiten, in denen die Meinungsfreiheit entscheidend eingeschränkt war, und sollten entsprechend sensibel reagieren.

Und da möchte ich dann doch noch mal aus dem o.g. Amtsblatt der Europäischen Union den Paragraphen 4 zitieren:

„Die Verarbeitung personenenbezogener Daten sollte im Dienste der Menschheit stehen. Das Recht auf Schutz der personenbezogenen Daten ist kein uneingeschränktes Recht; es muß im Hinblick auf seine gesellschaftliche Funktion gesehen und unter Wahrung des Verhältnismäßigkeitesprinzipes gegen alle anderen Grundrechte abgewogen werden. Diese Verordnung steht im Einklang mit allen Grundrechten und achtet alle Freiheiten und Grundrechte…insbesondere Achtung des Privat- und Familienlebens, der Wohnung und der Kommunikation….Freiheit der Meinungsäußerung und Informationsfreiheit, unternehmerische Freiheit….Vielfalt der Kulturen..“

Also , dieses Gesetz soll uns helfen, unsere Daten zu schützen vor Molochen wie Facebook und Google, aber es wird uns nicht beim Bloggen behindern, da bin ich mir recht sicher. Vermutlich gibt es bei der Auslegung des Gesetzes einen gewissen Graubereich, der dann erst durch Gesetzesurteile etwas definierter wird, aber das wird seine Zeit dauern.

Mich würde ja doch interessieren, ober die Blogger in anderen Ländern auch so panisch auf dieses Datum morgen reagieren. Ist es vielleicht doch ein Ausdruck der „german Angst“ wenn so viele Nähblogs ab heute nacht auf privat gestellt werden oder ganz vom Netz gehen?

Ich werde weiterbloggen wie bisher. Vielleicht werde ich einige kleinere Änderungen am Blog vornehmen, da ich mir jetzt auch Gedanken über den Datenschutz und die Kommunikation mit meinen Lesern gemacht habe, vor allem was die Kommentarfunktion angeht.

Aber Nähblogs muss es weiter geben!

10 Kommentare

  1. Nordendstück sagt am 24. Mai 2018

    Ich glaube auch, dass es hochgespielt wird, dennoch scheint es sinnvoll darauf aufmerksam zu machen, dass bei Kommentaren oder Verlinkungen oder Followerleiste Daten von anderen Bloggern gespeichert werden, wenn auch nicht namentlich. Schwieriger ist es für alle die kleinen Blogger mit einem Minibusiness. Die müssen ihre ganzen Kundendaten gegenchecken. Ich habe keine Lust, mich mit sowas zu beschäftigen und wegen der 10, vielleicht 12 Leute, die meinen Blog regelmäßig lesen, ist mir die Umstellung zuviel Arbeit. Daher höre ich ganz auf zu Bloggen. Ich werde aber weiter lesen. LG Anja

    • Barbara sagt am 25. Mai 2018

      Liebe Anja, danke für Deinen Kommentar! Du hast völlig recht, wer bei mir kommentiert, dessen IP Adresse wird von Google erkannt und gespeichert, und das ist auch etwas, auf das ich in meinem Blog noch explizit hinweisen werde. Am Wochenende habe ich etwas Zeit, dann kümmere ich mich um die Änderungen, aber das ist nicht viel. Für Dich gilt das DSGVO genauso wenig wie für mich- Du blogst rein perönlich und mußt eigentlich nichts ändern. Ich zumindest lese Deinen Blog gerne und regelmäßig und fände es schade, wenn er auf Dauer vom Internet verschwindet. Und auch wenn es nur 10 Leute außer mir sind, die regelmäßig lesen- kommt es denn auf die Zahl an? Mein Blog ist ja auch keiner von den großen, ich habe auch nicht viele regelmäßige Leser. Aber dann doch immer wieder mal so nette Kontakte, wie ja auch mit Dir…ohne Deinen Blog hätten wir uns ja gar nicht kennen gelernt!
      ich würde mich jedenfalls sehr freuen, von Dir weiterhin zu hören!
      Ganz liebe Grüße Barbara

  2. Frau Sonnenburg sagt am 25. Mai 2018

    Danke, danke, für diesen so schön sachlichen Beitrag! Ich sehe es wie du, habe einige Änderungen vorgenommen und lasse mich sonst nicht (mehr) verrückt machen.
    Nur sehr sehr schade, dass so viele ihre Blogs geschlossen haben. Nicht nur, dass man dort nicht mehr mitlesen kann, die alten Posts sind ja ebenfalls nicht mehr verfügbar, und damit ist eine Menge an Wissen verloren gegangen.
    Bis bald
    Sandra

    • Barbara sagt am 25. Mai 2018

      Liebe Sandra, lieben Dank! Ja, ich finde es auch total schade, daß so viele Blogs nicht mehr zugängig sind. Da ist soviel geballtes Wissen der Nähbloggersezene, was jetzt nicht mehr verfügbar ist, ein Jammer!
      Ich bin sehr froh, wenn jedenfalls Du weiterblogst!
      LG Barbara

  3. Martina sagt am 25. Mai 2018

    Ich gehöre auch zur Keine-Panik-Fraktion, allerdings verunsichert einen die Panik der anderen schon etwas. Viele erstellen sich mit kostenlosen Tools von Anwaltskanzleien eine Datenschutzklausel, aber wenn ein Anwalt etwas kostenlos anbietet, hätte ich noch mehr Angst da irgendwie belangt zu werden. Ich werde jedenfalls weiter bloggen (genau so wenig wie bisher) 😉 Und vielleicht bastle ich mir irgendwann selbst eine Datenschutzerklärung. Oder es wird eine von einer Behörde kostenlos herausgegeben – so eine würde ich dann natürlich nehmen.
    LG
    Martina

    • Barbara sagt am 25. Mai 2018

      Liebe Martina, danke! Keine Panik ist sicher im Augenblick die bester Vorgehensweise. Diese ganzen (für Privatleute) kostenlosen Tools sind glaube ich gar nicht so schlecht, denn eigentlcih ist es wohl eine überschaubare Aufgabe mit diesem Datenschutz, das geht schon sehr nach Schema F. Für die Anwälte ist das lukrativ: bei geschäftlichen Websites kassieren sie schön regelmäßig ab, und die Arbeit besteht in einem Mausklick…deshalb wird das ja auch für private Menschen kostenlos angeboten, weil das geschäftliche sich schon so gut rechnet. Aber ich bleibe dabei: eigentlich brauchen wir es nicht.
      LG Barbara

  4. Bellana sagt am 25. Mai 2018

    Ich werde sicher auch nichts ändern, habe aber mal einen Datenschutztext generiert und auf meine beiden Blogs gestellt. Insgesamt bewege ich mich sowieso schon immer eher vorsichtig hier im Internet.
    Grüßle Bellana

    • Barbara sagt am 26. Mai 2018

      Liebe Bellana, danke! Gerade habe ich mir Deine Datenschutzerklärung angeschaut, und die finde ich ja genial. Kurz und knapp, und wirklich verständlich. Gute Idee, so eine Kurzfassung zu nehmen!
      LG Barbara

  5. Friedalene sagt am 29. Mai 2018

    Hallo,
    ich freue mich, dass andere dieses Thema ähnlich pragmatisch angehen wie ich auch. Es gab ein interessantes Interview mit einer EU-Kommissarin in Die Zeit: Věra Jourová hat an der europäischen Datenschutzverordnung mitgearbeitet. Und sie empfiehlt, den gesunden Menschenverstand anzuwenden. Ich habe mich auch mit Juristen aus meinem Bekanntenkreis unterhalten. Wie du und viele der Bloggerinnen, die hier kommentiert haben, habe ich versucht, auf verständliche Art und Weise auf meinem Blog hinzuweisen, warum ich nicht unter die Verordnung falle und ausdrücklich auf die Datenschutzhinweise von Blogger, Google und Co hingewiesen. Mehr kann ich aus meiner Sicht nicht tun.
    Ich vermisse viele lieb gewonnene Blogs. Manche findet man auf Instagram wieder.
    Ich habe immer noch die Hoffnung, dass sich alles auch wieder etwas beruhigen wird und vielleicht getraut sich die eine oder andere wieder zurück ins Bloggerleben. Bis dahin werde ich so viele schöne Blogs wie möglich in meine Leseliste aufnehmen und ich habe mir vorgenommen, viel mehr zu Kommentieren – einfach um meine Freude zu zeigen, dass es diese Blogs und den Austausch unter uns Nähverrückten noch gibt.
    In diesem Sinne – schön, dass dein Blog weiterbesteht.
    Liebe Grüße
    Friedalene

    • Barbara sagt am 31. Mai 2018

      Liebe Friedalene, vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar!Du bestärkst mich nochmal in meiner Ansicht Ich finde es nur so schade, daß gerade die netten, nicht kommerziellen Blogs zugemacht haben, während irgendwelche routinierten Probenäherinnen weiter machen. Und das Kommentieren finde ich ja auch so wichtig. Manchmal bremst einen da ja das verfügbare Zeitkontingent aus..
      Bei Dir lese ich auch immer sehr gerne!
      LG Barbara
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