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Frühling im Jonidress von Tillyandthebuttons

Heute zeige ich meine zweite Version des Jonikleides aus dem neuen Buch „Stretch“ von Tilly and the Buttons. Als erste Version hatte ich den Schnitt auf Tunikalänge gekürzt, den Blogpost darüber sowie meine Erfahrungen mit dem Buch könnt Ihrhier nachlesen.

Nachdem mir die Tunika so gut gefallen hatte, mußte ich unbedingt noch eine Version nähen, diesmal aber als Kleid, so wie es ja auch im Original vorgeshen ist. Joni ist ein Jerseykleidschnitt mit einer Verknotung im Vorderteil. Diese Verknotungen wirken immer gut aus einem gestreiften Stoff, und so mußte es diesmal ein Streifenjersey sein.

Meine Wahl fiel auf einen butterweichen Modaljersey, den ich hier bezogen habe. Die Farben dunkelblau/weiß sind nicht unbedingt originell, dafür aber gut mit meiner übrigen Garderobe kombinierbar.

Ich trage schon gerne gestreifte Kleidungsstücke, aber leider steht ja am Anfang immer das Zuschneiden und die Streifenanpassung beim Nähen. Allzu pingelig bin ich  ehrlich gesagt nicht, was die genaue Streifenanpassung angeht. Bei Kaufkleidung achtet auch kein Mensch darauf, wenn die Streifen nicht genau aufeinander treffen.

Größere Mühe verwende ich bei gestreiften Stoffen vor allem auf das Zuschneiden. Früher habe ich oft versucht, auch gestreiften Stoff im Bruch zuzuschneiden. Ich hatte dann die Streifen mit vielen Stecknadeln aufeinander gesteckt, aber trotzdem war das Ergebnis  nicht gut. Jetzt schneide ich den Streifenstoff immer in einfacher Lage zu, das klappt wesentlich besser und ist nicht so mühsam. Ich versuche schon, die Streifen an prominenten Stellen aufeinander treffen zu lassen, aber nachdem ich dann irgendwann mal begriffen hatte, daß das einfach nicht immer geht, bin ich da wesentlich gelassener geworden.

Da ich die Erfahrung gemacht habe, daß sich die Stofflagen beim Nähen mit der Overlock immer leicht etwas verschieben, hefte ich die Nähte, bei denen es mir darauf ankommt, vorher mit der Nähmaschine. Auf diese Art entsteht eine zumindest für mich akzeptable Anpassung der Streifen. Und wenn dann wirklich mal ein kleiner Versatz eines Streifens ist, stört mich das nicht. Und ich bin mir sicher, daß das außer diversen Nähnerds  auch kein anderer sieht.

Der Modaljersey war sehr angenehm zu verarbeiten , da sich die Kanten nicht nach innen einrollten und er schön seine Form behielt. Die Dehnbarkeit war allerdings  geringer als die des Viskosejerseys, aus dem ich mein erstes Joni genäht hatte. Beim Nähen war ich dann doch dankbar für die üppige Nahtzugabe von 15 mm, die dieser Schnitt hat, denn an den Seitennähten konnte ich so die Nahtzugabe etwas verringern. Sonst wäre das Kleid etwas zu eng geworden.

Der Rock ist schön weit und schwingend, die Länge habe ich um ca 3 cm verlängert.

 Leider hat der brütende Storch im Hintergrund uns nicht den Gefallen getan, sich mal während unserer Fotosession aufzusetzen. Na gut, er musste ja auch die Eier warm halten…aber jedenfalls der Partner hätte ja mal dekorativ anfliegen können!

Die Knotenkonstruktion des Kleides ist schon interessant. Beim zweiten Nähen eines Schnittes macht man sich ja doch noch mehr Gedanken als bei der Premiere, bei der es mehr um das Zustandebringen eines tragbaren Teiles geht.

Der Knoten, oder eher die Verschlingung, liegt deutlich über der Brustlinie, das ist ja das, was mir an diesem Schnitt so gut gefällt. Dadurch klafft das Vorderteil nicht auf und ich kann das Kleid auch ohne Unterziehtop tragen. Die Konsequenz aus dieser Schnittvariante ist aber natürlich, daß die durch die Verschlingung drapierten Falten nicht da liegen, wo Volumen gebraucht wird, nämlich über der Brust, sondern höher. Das stört bei diesem Schnitt überraschenderweise überhaupt nicht, finde ich. Man könnte natürlich auch immer, vor allem vor den Fotos, die Drapierungen über die Brust runter ziehen. Im Internet gibt es einzelne Beispiele von Joni, die so gezeigt werden- ich glaube aber nicht, daß der Schnitt so gedacht ist.

Die Ausschnittverarbeitung würde ich gern noch optimieren. Gut finde ich immer noch, daß die seitlichen Ausschnittkanten mit einem inneliegenden Bündchen stabilisiert werden. Aber in der vorderen Mitte, also da , wo die Verschlingung ist, ist ein ca 3cm langer Bereich, in dem die Nahtzugabe nur einfach umgeschlagen  und dann seitlich  und in der Mitte eingeschnitten wird. Die Kante wird schon vorher ordentlich mit einer Stütznaht gesichert, und  der Jersey franst natürlich auch nicht aus. Trotzdem ist das ein Bereich, der für mich einfach unsauber aussieht. Auf den Bildern kann man das nur erahnen. Ich habe noch versucht, ein Bild von links zu machen, aber das ist auch nicht besser erkennbar…ist vielleicht auch nicht so wichtig, aber ich habe es einfach gerne, wenn die Verarbeitung auch von links gut aussieht, gerade bei einem so einfachen Schnitt.

Vielleicht wäre es besser, das innenliegende Bündchen über die gesamte Kante zu führen und dann erst die Verschlingung zu machen. Möglicherweise wird dann aber der Knoten  zu knubbelig, oder bekommt er  erst das richtige Volumen? Joni III wird es zeigen!

Was trägt frau denn auf einer Fahrradtour im Frühling, wenn das Joni-Kleid irgendwann  zu kalt wird? Klar, einen Kelly-Anorak von Closet Case Pattern! Dieses fliederfarbene Prachtstück habe ich im letzten Frühling genäht. Ich liebe den Anorak sehr und finde ihn immer noch wunderschön. Allerdings muß ich zugeben, daß die praktische Einsatzfähigkeit gering ist..der Stoff ist weder wind- noch regendicht, auch nicht ein kleines bisschen…

Aber es gibt Tage, da ist sowohl farblich als auch wettertechnisch alles optimal, und bei der Fahrradtour, auf der diese Bilder entstanden sind, passte das alles. Ich liebe meinen fliederfarbenen Kellyanorak!

Zuletzt sollen aber auch die anderen Akteure dieser Radtour nicht unerwähnt bleiben. Damit meine ich zuerst den besten Ehemann aller Zeiten, der nicht müde wird, die Ehefrau in immer wieder neuen genähten Kleidern zu fotografieren (wobei er bei dem Anorak schon etwas irritiert war: „den hatten wir doch schon fotografiert?“) . Und nicht vergessen sollten wir auch die vielen hunderte Bienen, die den Apfelbaum der ersten Fotos belebt hatten. So viele Apfelblüten, so viele Bienen- ich freue mich jetzt schon auf die reifen Äpfel im Herbst!

Dieser Beitrag wird verlinkt mit dem Memademittwochsowie Afterworksewing

27 Kommentare

  1. Bele sagt am 2. Mai 2018

    Da passt ja wirklich alles – der Frühling in Bildern!
    LG, Bele

    • Barbara sagt am 2. Mai 2018

      Liebe Bele, danke! Hoffentlich bleibt uns der Frühling und die schöne Natur noch etwas erhalten!
      LG Barbara

  2. Bellana sagt am 2. Mai 2018

    Du kannst diese Art Kleid sehr gut tragen, für mich wäre es zu viel Stoff im Brustbereich. Übrigens nähe ich meistens die Jerseyteile auch zuerst mit dem großem Stich der Nähmaschine zusammen und gehe erst dann mit der Overlook drüber.
    Grüßle Bellana

    • Barbara sagt am 2. Mai 2018

      Liebe Bellana, danke! Du hast sicher recht, wenn Du zuerst die Teile mit der Nähmaschine zusammenheftest. Mir ist es nur oft zu mühsam, wobei das Auftrennen einer Overlocknaht natürlich noch viel mühsamer ist…
      LG Barbara

    • Barbara sagt am 2. Mai 2018

      Liebe Iris, ganz lieben Dank für Deinen Kommentar und Dein Lob!
      LG Barbara

  3. Naehkatze Carola sagt am 2. Mai 2018

    Du hast wunderschöne Fotos gemacht. Bei uns in der Stadt, müsste ich lange suchen, um diese Idylle finden. Der Kleiderschnitt liegt hier auch schon parat. LG Carola

    • Barbara sagt am 2. Mai 2018

      Liebe Carola, danke! Ja, diese Ecke ist wirklich sehr idyllisch, obwohl sie recht zentral im Rhein-Main-Gebiet liegt. Und den Schnitt kann ich wirklich empfehlen, da freue ich mich schon auf Deine Version!
      LG Barbara

  4. kuestensocke sagt am 2. Mai 2018

    Sehr schön die Streifendetails, das finde ich immer spannend! Wunderbare Fotos! LG Kuestensocke

    • Barbara sagt am 2. Mai 2018

      das Kompliment für die Fotos gebe ich gerne an den Fotografen weiter, Danke!
      LG Barbara

  5. Martina sagt am 2. Mai 2018

    Du hast Recht – Knotenkleider wirken erst richtig mit Streifenstoffen. Deins ist toll – ein richtiger Klassiker. Aber der Kelly-Anorak ist spitze! So einen hätte ich auch gerne. Muss ich mal ändern.
    LG
    Martina

    • Barbara sagt am 2. Mai 2018

      Liebe Martina, vielen Dank! Und ich denke auch, daß Dir ein Kelly-Anorak fehlt und Du das dringend ändern solltest!
      LG Barbara

  6. PaisleyPirouette sagt am 2. Mai 2018

    Tolles Frühlingsoutfit! Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung der Streifenbehandlung, das meiste mache ich genauso. Für meinen geplanten Trenchcoat habe ich auf Deinen Tip hin denselben Stoff gekauft, wahrscheinlich braucht es eine Einlage und Futter?
    Liebe Grüße, SaSa

    • Barbara sagt am 3. Mai 2018

      Liebe Sasa, danke! Mit Futter ist der Jackenstoff sicher um einiges winddichter. Es gibt ja auch so extra Windstopper-Einlagen, aber ich habe damit keine Erfahrung. Und wenn man den Stoff wasserdicht kriegen wollte, müßte man ihn wachsen…nein, ich glaube , dieser Twill ist einfach kein Funktionsstoff. Aber das Futter ist sicher eine gute Idee!
      Welchen Trenchcoat willst Du denn nähen? Wir hatten in Köln darüber gesproche, war es der Deeranddoe-Schnitt?
      LG Barbara

  7. Freu-Zeit sagt am 2. Mai 2018

    Ein richtig schönes Frühlingskleid ist das! Ich bin vom weit schwingenden Rock sehr begeistert – und vom Stoff – und vom Schnitt …
    Liebe Grüße von Doro

    • Barbara sagt am 3. Mai 2018

      Liebe Doro, danke für Deinen Kommentar und Dein Kompliment! Vielleicht wäre das auch ein Schnitt für Dich?
      LG Barbara

  8. dreikah sagt am 2. Mai 2018

    Sehr schönes Kleid. Wir neigen dazu gleichzeitig ähnliche Schnitte zu nähen. Ich hab den Knoten lustigerweise zu tief gezogen, hab erst später bemerkt, dass das anders gedacht war. Ich gehe jetzt auch in Joni Serienproduktion😉
    LG Karin

    • Barbara sagt am 3. Mai 2018

      Liebe Karin, das habe ich auch kürzlich gedacht, Du nähst immer das, was ich auch gerade vorhabe! Wann zeigst Du Dein Joni, oder habe ich es übersehen?
      LG Barbara

  9. rosa Sujuti sagt am 3. Mai 2018

    Bei Streifenstoffen gefällt mir klassisch blau-weiß einfach immer noch am besten und der Schnitt ist eben hier das Originelle.
    Ich bin, was die Passgenauigkeit des Streifenmusters betrifft, auch wieder entspannter geworden, weil es an manchen Stellen wirklich nicht möglich ist, dass alles aufeinandertrifft.
    Sehrsehr schönes Kleid.
    LG von Susanne

    • Barbara sagt am 3. Mai 2018

      Liebe Susannen, danke! Vermutlich hat es seinen Grund, daß blau-weiße Streifen so beliebt sind, denn ich finde sie auch einfach schön und sie stehen jeder Frau.
      LG Barbara

  10. Malou sagt am 3. Mai 2018

    Die Stoffwahl für das Kleid ist toll! und ich finde blau-weiß überhaupt nicht langweilig. Vielen Dank auch für deine ausführlichen Gedanken zu Schnitt und Streifenverarbeitung, ich lese so etwas sehr gern.
    Schöne Fotos habt ihr gemacht und es spricht doch für deinen Mann, wenn er bemerkt, dass er ein Kleidungsstück schon mal vor der Linse hatte,-).
    LG Malou

    • Barbara sagt am 3. Mai 2018

      Liebe Malou, vielen Dank! Ich freue mich sehr, daß Dir auch die Bilder gefallen. Und ich denke, die Gedanken über Schnitte und Verarbeitung sind ganz wichtig,das ist doch unser Vorteil hier im Blog gegenüber Instagram.
      LG Barbara

  11. Ina sagt am 3. Mai 2018

    Sehr schönes Kleid (mir hat ja auch die Tunika-Variante schon gefallen) und die Jacke ist ebenfalls ein Prachtstück. Die war mir nämlich bisher entgangen.
    Liebe Grüße von Ina

    • Barbara sagt am 3. Mai 2018

      Liebe Ina, danke! Ich wußte erst gar nicht, ob ich die Jacke nochmal erwähnen und zeigen sollte, aber sie paßte so gut zum Kleid, und die Bilder haben mir dann so gut gefallen, daß sie auch in diesem Blogbeitrag aufgenommen wurden.
      LG Barbara

  12. Twill & Heftstich sagt am 4. Mai 2018

    Blau/weiß gestreift finde ich überhaupt nicht unoriginell, sondern wunderbar klassisch. Danke für den Tip, gestreifte Stoffe einlagig zuzuschneiden! Das kannte ich bisher nur vom Zuschnitt von Hosenbeinen in Twill, aber Du hast absolut recht – auch bei mir wollten die Streifen bei zweilagigem Zuschnitt bei der unteren Seite nie so recht zusammenpassen. Ein sehr schönes Kleid, für das es sicherlich vielseitige Verwendung gibt! Ich muss ja zugeben, dass mir die Umsetzungen/Interpretationen von Tilly Walnes' Schnitten wie Deine oft viel besser als ihre eigenen gefallen. LG Manuela

    • Barbara sagt am 6. Mai 2018

      Liebe Manuela, danke! Ich hatte bisher auch Probleme mit den Modellen von Tilly, mir gefielen ihre Designbeispiele auch nicht. Aber ihre Schnitte sind eigentlich sehr schön und oft recht klassich!
      LG Barbara

  13. Sarah sagt am 7. Mai 2018

    Dieses zweite Teil gefällt mir auch sehr, eigentlich besser als das erste… aber ein bisschen oberweite braucht es schon glaube ich. Bei mie würde die verschlingung oberhalb der nicht vorhanden brust komisch wirken denke ich. Aber ein gestreiftes kleid brauche ich auch noch mal… die Länge und das schwingende rockteil gefällt mir sehr gut! Und sehr schöne Bilder! Lg Sarah

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