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Hosenrock oder Culotte?

Hosenröcke habe ich in meiner kleidungstechnischen Biographie immer wieder mal getragen. Als eigentlich überzeugter Hosen- und vor allem Jeansträgerin gaben sie mir die Möglichkeit einer etwas feminineren Garderobe, ohne auf die Bequemlichkeit einer Hose zu verzichten.Und in dieser Reihe tauchten auch immer wieder mal sehr schicke Exemplare auf, meistens zu diversen Anlässen angeschafft. So habe ich immer noch einen schwarzen (gekauften) Hosenrock für Konzerte, auch bei meiner Promotionsfeier, hochfeierlich, trug ich ein Kostüm mit Hosenrock. Aber modern kam ich mir damit nie vor und war es sicher auch nicht.

Das Image des Hosenrockes hat sich allerdings im letzten Jahr geändert, seit der Hosenrock zur Culotte mutiert ist und nun in vielen aktuellen Modekollektionen zu finden ist. Genäht wird der Hosenrock auch sehr gerne. Es gibt wunderbare Schnitte, von denen ich nur beispielhaftTania der australischen Schnittmuster-Designerin Megan Nielsen erwähnen möchte. Diesen Schnitt hätte ich mir sicher gekauft, wenn- ja, wenn ich nicht mittlerweile einen eigenen Schnitt für einen Hosenrock erstellt hätte.

Ich zeige hier nun also einen Hosenrock nach einem eigenen Schnitt, den ich im letzten Jahr auf einem Schnittkonstruktionskurs beiPeggy Morgensternerstellt hatte. Über meinen diesjährigen Kurs bei Peggy habe ichhier berichtet.

Ein Hosenrock ist durchaus keine Mischung aus Hose und Rock, auch nicht eine abgeschnittene weite Hose, sondern schnitttechnisch ein Rock mit der Erweiterung durch ein Innenbeinteil. Man benötigt also zur Konstruktion einen Rock-Grundschnitt, der wird dann an der vorderen und hinteren Mitte aufgeschnitten und eben dieses Innenbeinteil angefügt. Für die Konstruktion gibt es Formeln und Anweisungen, die in den gängigen Schnittkonstruktionsbüchern beschrieben werden.

Ich konnte aber diesen Schnitt unter professioneller Anleitung erstellen, was sicher zu dem guten Sitz des Rockes entscheidend beigetragen hat.

Da ich gerne Taschen in der Seitennaht wollte, wanderte der Reißverschluss in die hintere Mitte. Vielleicht hätte man auch in einer Seitennaht sowohl Tasche als auch Reißverschluss unterbringen können? Für eine Anleitung dafür wäre ich sehr dankbar, denn das wäre sicher bequemer beim An- und Ausziehen (macht man ja bei einem Hosenrock aus naheliegenden Gründen mehrmals täglich).

Und wer sich bis jetzt gedacht hat „…diesen Stoff kenne ich doch irgendwoher…“, der hat sicher recht. Es handelt sich umHalo blue von Atelier Brunette. Das ist ein relativ dicker Viscosestoff mit einem wunderbaren Fall, schön zu verarbeiten, also nichts mit flutschiger Viskose. Wo immer ich mich unter Nähkundigen in diesem Rock zeige, kommt unweigerlich die Frage „darf ich den Stoff mal anfassen?“ Und anfassen lohnt sich bei diesem Stoff unbedingt, denn er ist ganz weich, dabei griffig- muß man einfach mal anfassen.

Zu dem Rock trage ich mein „Briar revised “ Top, das sich als zuverlässiger Partner zu Röcken bewiesen hat. Und wenn es kühler wird, kommt natürlich wieder ein Deer and Doe Modell zum Einsatz, nämlich der Sweater Ondee

Ich habe den Hosenrock letztes Jahr genäht, und seither gerne und viel getragen. Deswegen durfte er auch an die Ostsee mitreisen.

Man möge mir nachsehen, daß die Bilder natürlich nicht am heutigen Mittwoch entstanden sind, sondern an einem Mittwoch vor zwei Wochen, den  ich bei traumhaften Wetter an der Ostsee verbracht habe. Aber diese schönen Urlaubserinnerungen konnte ich einfach nicht für mich behalten.

Und nun bin ich sehr froh, daß der Memademittwoch seine Ferien beendet hat und ich wieder Mittwochs bloggen kann!

18 Kommentare

  1. Ich habe früher auch sehr gerne Hosenröcke genäht und getragen. Dein Modell bringt mich dazu, ernsthaft über eine Neuauflage nachzudenken.
    Toller Stoff, und ein perfekter Sitz!

    LG, Zelda

    • Barbara sagt am 7. September 2016

      Liebe Zelda, vielen Dank! Und wie schön, dass ich Dich zum Nähen eines Hosenrockes inspirieren konnte,dann hat sich dieser blogpost doch wirklich gelohnt! LG Barbara

  2. Schönes Outfit und der Stoff klingt perfekt.
    Frau Vau hat dankenswerterweise eine tolle Anleitung für RV trotz Seitennahttasche geschrieben:
    frauvau.blogspot.de/2015/08/tasche-und-nahtverdeckter-reiverschluss.html
    LG, Bele

    • Barbara sagt am 7. September 2016

      Liebe Bele,
      vielen , vielen Dank für diesen Link, das ist genau die Lösung meines Problemes! Und so eine tolle Beschreibung! ich muß unbedingt einen neuen Hosenrock nähen 🙂

  3. Freu-Zeit sagt am 7. September 2016

    Früher hatte ich auch einen vielgeliebten und -getragenen Hosenrock. Ersetzt hab ich ihn nie. Aber nach deinem Post jetzt denke ich ernsthaft darüber nach – dein Hosenrock gefällt mir einfach zu gut …
    Liebe Grüße von Doro

    • Barbara sagt am 7. September 2016

      Liebe Doro,
      danke für Dein Feedback! Ich habe diesen Hosenrock bisher wirklich viel getragen, er passt zu (fast) jeder Gelegenheit. Ich empfehle Dir unbedingt einen zu nähen, und würde mich sehr freuen, den dann auf Deinem Blog zu sehen!
      LG Barbara

  4. dickespaulinchen sagt am 7. September 2016

    Liebe Barbara, heute habe ich endlich Deinen Blog entdeckt, wie toll!!
    Ich komme noch so wenig zum Lesen und Stöbern, daß ich ihn bisher einfach nicht gefunden hatte. Großartig, ich freue mich sehr!!
    Und die Culotte (ich gewöhne mich nur schwer an das Wort) ist toll, die kenne ich aber schon in live, wenn ich mich recht erinnere.
    Bald kommt Konstantin in den Kindergarten, dann komme ich hoffentlich auch wieder etwas mehr zum Schreiben…
    Ganz liebe Grüße, Deine Nichte Katharina

    • Barbara sagt am 8. September 2016

      Liebe Katharina,
      mein Blog ist ja auch noch nicht so alt, und vermutlich enthält er auch nichts weltbewegendes, so daß Du sicher nichts versäumt hast 🙂
      Ich sehe meinen Blog noch mehr als Näh-Tagebuch für mich, finde es toll, wenn er gelesen wird, und freue mich wie Bolle über die netten Kommentare.
      Meinen Hosenrock kennst Du bestimmt schon live, den trage ich ja gerne und viel.
      Und geniesse die Zeit mit Konstantin! Diese Zeit mit deinem dritten Sohn kommt doch nie wieder, die kleinen werden so schnell groß. Nähen, Bloggen und Schreiben kannst Du auch noch irgendwann später!
      LG, Barbara

  5. SunGirl sagt am 8. September 2016

    Hallo Barbara! Ja, das ist der Stoff! Wobei du den mit der weicheren Qualität hast. Der dunkle ist etwas steifer. Schöne Umsetzung!

    • Barbara sagt am 8. September 2016

      vielen Dank! und gut zu wissen, daß andere Farben dieses Designs nicht so weich sind, ich hätte nämlich fast noch eine andere Farbe bestellt.
      LG Barbara

  6. rosa Sujuti sagt am 8. September 2016

    Oh, selbst konstruiert ist natürlich toll, da man genau den Schnitt bekommt, den man sich vorgestellt hat. Hübscher Stoff und schönes Ergebnis.
    LG von Susanne

    • Barbara sagt am 8. September 2016

      Vielen Dank! Aber dass man beim Selbst-Konstruieren genau den Schnitt bekommt, den man sich vorgestellt hat, das gilt nur für die Profis…bei mir geht das noch sehr nach dem Prinzip Versuch und Irrtum ….

  7. Lucy in the Sky sagt am 8. September 2016

    Spannend, dass ein Hosenrock eher Rock als Hose ist. Wieso dieses Kleidungsstück jetzt Culotte heißt, verstehe ich auch nicht – die Culotte war ja eigentlich eine schmale Kniebundhose, die vor der französischen Revolution getragen wurde. Ich nehme an, Culotte klingt so schön französisch, das ist der Grund.

    • Barbara sagt am 8. September 2016

      schnitt-technisch gesehen ist ein Hosenrock eindeutig ein Rock. Wobei ich glaube, das das, was mitunter in Geschäften als Culotte hängt, manchmal doch eher eine Hose ist… aber definitiv keine Kniebundhose. Jetzt wäre es gut zu wissen, wo diesr Begriff "Culotte" in der Mode zuerst auftauchte. Vermutlich ist es wirklich ein Marketing- Begriff, und wir Nähende sollten uns lieber an die korrekte Bezeichnung Hosenrock halten.
      LG Barbara

  8. verschiedenArt sagt am 10. September 2016

    Toller Hosenrock!! Er sitzt wirklich traumhaft gut. Tolles Ergebnis. Der Kurs hat sich gelohnt, würde ich sagen!
    Interessant zu wissen, dass der Hosenrock aus einem Rock und nicht etwa aus einer Hose konstruiert wird. Einen passenden Rockgrundschnitt habe ich nämlich schon :). Weiter bin ich mit der Schnittkonstruktion noch nicht gekommen.
    Liebe Grüße
    Sandra

    • Liebe Sandra, vielen Dank! Und wenn Du einen Rock-Grundschnitt hast, kannst Du sicher auch daraus einen Hosenrock machen, man muß nur diesen Zwischenbeinteil daran basteln. Dafür gibt es Formeln und Anleitungen, ist in den Schnittkonstruktionsbüchern wie z.B. Hofenbitzer wirklich gut beschrieben.
      Viele Grüße, Barbara

  9. Fröbelina sagt am 12. September 2016

    Den würde ich ja jetzt echt gerne mal anfassen, hehe. Sieht wirklich schön aus der Hosenrock, der Stoff passt ganz toll zum Schnitt und insgesamt ist dein Outfit richtig schön rund! 🙂 Ich glaube nicht, dass es möglich ist Taschen an einem Reißverschluss anzubringen. Obwohl.. Wenn man den Reißverschluss einfach behandelt, wie die andere Rockseite.. Ich hab mich das schon oft gefragt, ich glaub ich probiere das mal aus 🙂
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Liebe Katharina,
      danke für Deinen Kommentar und Dein Lob, das hat mich sehr gefreut!!Zur Frage mit dem RV und der Seitennahttasche gibt es weiter oben in meinen Kommentaren zu diesem Post eine Antwort von Bele, die einen Link von Frauvau mitgeteilt hat. Dort ist eine super Anleitung, das scheint also zu funktionieren.
      Viele Grüße, Barbara

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