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Kelly-Anorak: Stoffauswahl/Novemberwettersewalong

Beim 2. Treffen des Novemberwetter-Sewalongs fragt Frau Küstensocke nach unserer Stoffwahl für unsere geplanten Nähwerke im November. Erst der Stoff, dann der Schnitt, oder umgekehrt?

Eine sehr spannende Frage, finde ich. Ich glaube auch, daß es besser ist, zuerst den Stoff zu haben und dann nach einem Schnitt für diesen Stoff zu suchen. Meiner Meinung nach möchte jeder Stoff etwas bestimmtes werden, und das teilt er uns auch gerne mit, wenn wir ihm die Zeit lassen mit uns zu sprechen…

Meistens machen wir es aber anders herum, und auch bei meinem Kelly-Anorak hatte ich diesen Schnitt ja schon lange und ihn auch schon mal genäht.  Ich wollte jetzt eine etwas wetterfestere Version und habe dafür einen Stoff gesucht.

Ich habe mir viele verschiedene Stoffe angeschaut. Die ganz wasserfesten, also richtige Funktionsstoffe, gefielen mir nicht. Zu künstlich, zu sehr nach Plastik vom Anfassen, und die Farben auch meistens nicht nach meinem Geschmack. Und richtig wasserfest muß der Anorak ja auch nicht werden. Ich besitze natürlich eine (gekaufte) wasserfeste Outdoorjacke eines namhaften Herstellers (nein, nicht der mit der Wolfspfote!), die ich gerne auch weiterhin tragen werde, falls Aktivitäten bei Regenwetter geplant sind. Diesen Kellyanorak aber wünsche ich mir für den Alltag im Herbst und Winter, bei Wetterlagen, die windig und neblig sind, vielleicht auch mal ein kurzer Regenschauer. Und da reicht eine wasserabweisende Version natürlich völlig aus. Deshalb habe ich mir auch die Spielereien mit wasserdichtem Reißverschluß und Abdichten der Nähte gespart.

Meine Wahl fiel auf einen sogenannten Bibernylon von Stoff und Stil. Dieses Stoff hatte ich schon bei Frau Küstensocke verarbeitet gesehen, und mit Freude habe ich festgestellt, daß sie auch bei diesem Sewalong einen Mantel aus diesem Stoff näht.

Der Stoff ist angenehm:55% Baumwolle, 45%Nylon, man kann ihn waschen und bügeln. Er hat eine Twill-Bindung (vermute ich jedenfalls), die auf der matten linken Seite deutlich sichtbar ist. Die rechte Seite hat einen leichten Glanz. Übrigens sind beide Seiten wasserabweisend,  das ergab jedenfalls mein Tropfentest über dem  Spülbecken.

Ich habe mich für dunkelgrün entschieden, eine schöne warme Farbe. Und damit das ganze nicht zu sehr nach Jagdbekleidung aussieht, brauchte ich natürlich ein buntes Futter. Wie schön, daß im Stoffvorrat ein Libertybaumwollstoff lag, der auf schwarzem Grund alle möglichen Meerbewohner zeigt, von denen viele im gleichen Grün wie der Hauptstoff sind.

Beim Zuschneiden des Futter ist mir leider ein blöder Fehler passiert. Ich hatte mir den Stoff nicht genau genug angeschaut und dachte wohl irgendwie, daß die Meeresbewohner mehr oder weniger stilisiert dargestellt werden. Aber nein, wie oft bei den Libertystoffen ist der Druck sehr naturgetreu, und der Stoff hat eindeutig eine Richtung. Ich habe aber alle Teile konsequent verkehrt herum zugeschnitten! Den Seesternen und Muscheln mag das egal sein, aber ich weiß nicht, ob die Fische und die Schildkröten so gerne kopfüber schwimmen…egal, da müßen sie jetzt durch, es ist zugeschnitten und vernäht.

Zwischen Futter und Hauptstoff habe ich eine Schicht Thinsulate zum Wärmen verarbeitet. Thinsulate ist ein Polyestervlies,das sich dadurch auszeichnet, daß es dünn ist, nämlich nur 7mm.

Die Fasern dieses Vlieses sind sehr dünn sein, deshalb kann es dicht gepresst werden und soll eine gute Warmhaltfunktion haben. Es wird von vielen Outdoorherstellern für Bergkleidung, Schlafsäcke  und ähnliches verarbeitet.

Ich fand das Thinsulate angenehm zu verarbeiten. Es ist irgendwie sehr stabil in sich, aber dabei weich. Ich habe es so verarbeitet, daß ich die Futterteile sowohl aus Futterstoff als auch aus Thinsulate zugeschnitten habe, habe dann die beiden Teile zusammengeheftet und im folgenden wie eine Lage verarbeitet. Die Nähte hatte ich dann nochmal mit der Overlock versäubert, um die Nahtzugaben flach zu halten. Ob  das alles so richtig und sinnvoll war, weiß ich nicht…aber es hat bisher ganz gut funktioniert.

Die Ärmel sind übrigens mit normalem Futterstoff gefütter und genauso mit Thinsulate verstärkt.

Mein Kellyanorak hat auch Innentaschen, die sind im Originalschnitt nicht enthalten. Aber irgendein halbwegs wasserfester Aufbewahrungsort fürs Handy oder andere Preziosen musste schon sein.

Ich habe auf beiden Seiten ins Futter kleine Pattentaschen genäht.

Und was wäre ein  Anorak ohne entsprechende Druckknöpfe, Ösen und Kordeln? Bei meinem ersten Kellyanorak fand ich es recht mühsam, mir das ganze einzeln und farblich passend zusammen zu suchen. Diesmal habe ich den einfachen Weg gewählt und mir von Closet Case das Kelly-Anorak Hardware Paket bestellt. Da ist alles drin, was man so braucht. Reißverschluss und Kordel in schwarz, das paßte mir ganz gut. Das beste an diesem Paket sind die Instrumente zum Einschlagen der Knöpfe und Ösen. Bisher kannte ich nur die Prym-Druckknöpfe. Mit denen kam ich ganz gut zurecht, allerdings wird zum Einschlagen ein Plastikwerkzeug mitgeliefert, was bei mir immer schon nach den ersten Hammerschlägen den Geist aufgab.

Hier sind es Metall-Werkzeuge, also Stifte in verschiedenen Größen und ein süßer kleiner Metall-Amboß. Die Anleitung findet man auf dem Blog von Closet Case.

Ich vermute ja, daß man sich diese Metallteile auch irgendwo im Baumarkt zusammensuchen könnte- aber so war es natürlich viel einfacher und  zeitsparender für mich.

Und so macht mein Anorak weiter Fortschritte. Ich habe heute abend mal die Ärmel eingeheftet – die Anprobe war ganz vielversprechend. Ich hatte ja Bedenken, daß die gefütterten Ärmel entweder viel zu eng werden oder mir das Outfit eines Michelinmännchens verleihen- beides scheint nicht einzutreten.

16 Kommentare

  1. kuestensocke sagt am 17. Oktober 2018

    Wow, Du bist ja schon richtig weit! Schaut toll aus!!! Deine Stoffwahl gefällt mir sehr! Mit meinem blauen Mantel muss ich nun endlich mal richtig loslegen…. Hach die Zeit… LG Kuestensocke

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2018

      Liebe Küstensocke, danke! Auf Deinen blauen Mantel bin ich auch schon richtig gespannt, der wird sicher toll!
      LG Barbara

  2. schildkroete sagt am 17. Oktober 2018

    Finde die Stoffe auch total schön……und du bist ja schon fasr fertig….
    Herzliche Grüße
    Sabine

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2018

      Liebe Sabine danke! Einiges ist schon noch zu tun am Anorak, vor allem das Verstürzen mit dem Futter, das dauert sicher noch einige Zeit. Aber bis zum 19. bin ich fertig!
      LG Barbara

  3. Kape Anlumi sagt am 18. Oktober 2018

    Wirklich eine tolle Stoffkombination hast Du da! Und das Zubehör-Set hätte ich auch sofort gekauft, der Zugewinn an Zeit und Nähfreude ist doch enorm.
    Da Du schon sehr weit bist, können wir bestimmt bald das fertige Teil beeundern 🙂
    LG Petra

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2018

      Liebe Petra, danke für Deinen Kommentar! Ja, ich hoffe auch daß ich bald den fertigen Anorak zeigen kann, aber so einige Arbeiten sind noch zu tun…
      LG Barbara

  4. Das sieht ja schon richtig toll aus!
    Pluspunkt des Futters: Wenn du an dir runterschaust und die Jacke offen ist, sind die Fische und Schildkröten für dich richtig herum 🙂

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2018

      So habe ich es noch gar nicht gesehen…lieben Dank für diesen Tip, jetzt werde ich voller Überzeugung jedem Kritiker sagen, daß das so soll!
      LG Barbara

  5. Twill & Heftstich sagt am 18. Oktober 2018

    Wenn du es nicht erwähnst, fällt es gar nicht auf, dass der Futterstoff eine Richtung hat; ich habe wirklich eine Weile gebraucht, um überhaupt ein Fischlein zu entdecken. Eine superschöne Stoffauswahl für den Schnitt, der Anorak wird toll! Danke für Deinen Erfahrungsbericht zu Thinsulate und die Detailansichten! Das war sehr hilfreich. Noch eine Frage: Findest Du, es macht die Jacke auch steif, oder ist sie einfach nur dicker? LG Manuela

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2018

      Liebe Manuela, ich finde das Thinsulate eigentlich nicht steif, es ist ja auch recht dünn. Natürlich ist das Futter nach dem Verstärken mit dem Vlies steifer als vorher, auch die ganze Jacke. Aber beim Anorak, der ja auch eher körperbetont sitzt, stört das glaube ich nicht. Wenn es jetzt ein weit schwingender Mantel wäre, müßte man sich da vielleicht andere Gedanken machen.
      LG und Danke
      Barbara

  6. Fröbelina sagt am 19. Oktober 2018

    Die Druckknöpfe und Ösen von Meyco gibt es auch mit Metallwerkzeug, die sind super und günstiger als die von Prym. Leider sehe ich die fast nie in Läden. In Karlsruhe gibt es einen Kunstbedarfladen die die haben.
    Ich bin total gespannt sen fertigen Anorak zu sehen! Futter und Oberstoff passen super zusammen! Und wenn die Fische kopfüber sind, dann sind sie in der Kapuze, wenn du sie nicht auf hast, richtig rum. Ist doch auch gut!
    Bisher habe ich immer gelesen dass der Interliner zusammen mit dem Oberstoff verarbeitet wird. Ich weiß allerdings nicht warum. Vielleicht wegen Belegen oder so? Berichte auf jeden Fall mal, ob das gut funktioniert!
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Barbara sagt am 19. Oktober 2018

      Liebe Katharina, danke für den Tip mit den Meyco -Ösen, die habe ich wirklich noch nie gesehen, aber jetzt werde ich mal die Augen danach aufhalten.
      Bzgl des Futters gibt es sicher viele verschiedene Verarbeitungsmöglichkeiten. Ich hatte mich an ein Buch gehalten von Tasia St Germaine, der Gründerin von Sewaholic. Die ist ja sehr systematisch, hat dieses wärmende Futter als Interlining bezeichnet und empfiehlt die Verarbeitung zusammen mit dem Futterstoff. Dann gibt es auch noch Underlining, das ist bei ihr eine Schicht, die mit dem Oberstoff gemeinsam verarbeitet wird, um z.B bei durchscheinenden Stoffen einen blickdichten Effekt zu erreichen. Aber diese beiden Bezeichnungen gehen in der englischsprachigen Nähszene ziemlich durcheinander, ist mein Eindruck.
      Den Oberstoff hätte ich ungerne mit dem Thinsulate verstärkt, das wäre dann doch zu dick, gerade im Bereich der Beläge. Da bekomme ich dann keinen Druckknopf mehr durch! Ich hatte mir noch überlegt, aus dem Thinsulate einfach ein zweites Futter zu nähen und dann erst im letzten Schritt diese drei Teile zusammen zu verstürzen. Aber ob ich da am Schluss noch durchgeblickt hätte?
      In dem Buch von Tasia ist übrigens auch der interessante Vorschlag, bei zweigeteilten Ärmeln nur den Oberärmel zu verstärken. Das ist sicher für die Optik besser, fürs Warmhaltevermögen schlechter- ich habe mich jetzt für die Wärme entschieden. Mal schauen, wie der Endeindruck wird!
      LG und Danke,
      Barbara

  7. Karin / www.gruener-naehen.de sagt am 19. Oktober 2018

    Wow, ich bin total beeindruckt. Die Jacke wird der Hammer 🙂 Und ich finde auch, dass das Futter richtig herum ist – das ist alles eine Sache der Ansicht!! (Und als mit einer Frau verheirateten Frau sage ich sowieso "Andersrum ist nicht verkehrt" 🙂 Ich bin sehr gespannt auf das Endergebnis! Liebe Grüße! Karin

    • Barbara sagt am 21. Oktober 2018

      Liebe Karin, ich denke ja auch, die Sache mit dem andersum, das ist nur eine Frage des Standpunktes..liebe Grüße und Danke!
      Barbara

  8. Nordendstück sagt am 2. November 2018

    Passt hier nicht so ganz: im Frankfurter Filmmuseum ist eine sehenswerte Kostümausstellung Barbara Baum. War vorhin und gehe nochmal. Geht noch bis märz. LG anjA

    • Barbara sagt am 4. November 2018

      Liebe Anja, danke für den Hinweis! Ich habe mir gerade mal die Vorschau auf diese Ausstellung angeschaut, klingt wirklich interessant! Mal sehen, ob ich einen Besuch einplanen kann…
      LG Barbara

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