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Knitterbluse von Crafteln

Manche Schnitte, die ich mir kaufe, werden bei sofort genäht, andere schlummern erst mal ein Weilchen ihren Schönheitsschlaf auf der Festplatte, im Zeitschriftenregal oder im Ordner der „noch zu nähenden Schnitte“. Warum das so ist, kann ich meistens gar nicht sagen, wenn ich dann den Schnitt wieder entdecke.

Im Fall derKnitterbluse von Crafteln wußte ich allerdings schon, warum ich den Schnitt nach der ersten Begeisterung zwar gekauft, aber nicht umgesetzt hatte: ich wußte einfach nicht, welchen Stoff ich dafür nehmen sollte.

Das Original dieses Schnittes, ein Designermodell aus dem Hause Stokx, ist aus einem hauchzarten Stoff genäht, der in feine Knitter gelegt wird. Auch in der Schnittmusterbeschreibung vonCrafteln, die diesen Schnitt der nähenden Bevölkerung zugänglich gemacht hat, wird ein dünner Stoff empfohlen. Das Kleidungsstück wird nach dem Waschen feucht zu einer Spirale gedreht, dadurch entstehen dann die Knitterfalten.

So schön wie ich alle genähten Modelle dieses Schnittes fand, weckte diese Art des Knitterns doch unliebsame Erinnerungen in mir. Als Teenager, also in den 70er Jahren, besaß ich so ein ähnliches Kleidungsstücke, eine Bluse, die naß zu einer Rolle gedreht werden mußte, damit sie die gewünschten Falten bekam. Offensichtlich war das irgendwie modern zu dieser Zeit, oder jedenfalls in meinem Freundeskreis. Ich erinnere mich noch genau, daß dieses Einrollen bei mir nicht gut klappte, die Bluse verlor zunehmend mehr ihre Form, was ich dann durch Bügeln versuchte zu kompensieren und damit die ersehnten Knitterfalten wieder zerstörte. Allen meinen Freundinnen gelang das spielend, so meine Erinnerung, nur mir nicht- also das übliche Teenagerdrama, das sicher jede irgendwo kennt.

Aber deshalb stand ich dem Gedanken des Knitterns etwas skeptisch gegenüber. Nun kann man die Knitterbluse (oder auch das Knitterkleid, denn der Schnitt enthält ja beide Versionen) auch ungeknittert nähen, sehr schöne Versionen hat Claudia (bunte Kleider)genäht. Das gefiel mir auch sehr gut, aber eigentlich wollte ich doch eine geknitterte Version…

Dieses Dilemma habe ich letzte Woche gelöst, indem ich diesen Stoff in meinem Stoffstapel entdeckt  hatte: ein Stoff , der bereits in sich geknittert ist! Ich weiß gar nicht, wie die genaue Bezeichnung für diese Art Stoffe ist, ich glaube, es nennt sich Crash. Jedenfalls hat der Stoff zwei Schichten, die obere Schicht hat eine Knitterstruktur, die linke Seite ist eher glatt. Der Stoff enthält einen großen Anteile Polyester und ist sehr dehnbar, aber ein Webstoff. Hieraus sollte meine Knitterbluse entstehen, das konnte ich mir gut vorstellen!

In meiner ersten Begeisterung übersah ich geflissentlich alles , was die Designerin bei der Stoffbeschreibung vorgegeben hatte. Empfohlen wurde ein dünner, leichter und gut fallender Stoff- mein Stoff war alles andere, und im schrägen Fadenlauf konnte ich ihn auch nicht zuschneiden, da ich zuwenig Stoff hatte.  Es war ein Reststück von ca 1,70 m, leider nur bei einer Breite von 1,10m.

Mit etwas Puzzeln und Hin- und herschieben hat die Stoffmenge aber gereicht für die Bluse.

Genäht habe ich Größe 2. Wenn ich die Anleitung vorher gelesen hätte, hätte ich gemerkt, daß der Schnitt großzügig ausfällt, damit das Stück noch geknittert werden kann. Und auf so dehnbare Stoffe ist der Schnitt natürlich auch nicht ausgelegt. Aber wie heißt es so schön, wer lesen kann, ist klar im Vorteil…

Immerhin war ich dann doch intelligent genug, die Stoffteile erst mal zusammenzuheften, bevor ich sie endgültig genäht habe. Und hier merkte ich dann schon, daß ich einiges an Weite herausnehmen mußte. Ich habe an den Raglannähten überall 5mm weggenommen, an den Seitennähten 2 cm, jetzt finde ich die Paßform sehr schön.

Der Schnitt ist wirklich genial, und anders als viele anderen Schnitte, die ich kenne. Die Bluse bzw das Kleid haben Raglanärmel mit einem Schulterabnäher. Im Vorderteil sorgt ein Brustabnäher für die gute Paßform. Eigentlich werden alle Teile im schrägen Fadenlauf zugeschnitten, das habe ich mir wie gesagt geschenkt, da mein Stoff in der Querrichtung sehr dehnbar war.

Die Blusenversion ist nicht nur kürzer als das Kleid, sie hat auch ein Schößchen im Rückenteil- ich liebe Schößchen!

Knitterkleid und Bluse haben als typisches Designmerkmal einen interessanten Kragen: in den V-Ausschnitt wird ein im schrägen Fadenlauf zugeschnittener breiter Schlauch eingenäht. Das Einnähen des Kragens erfolgt mit einer so interessanten Technik, daß keine sichtbaren Nähte bleiben. Auf diesen Kragen wollte ich eigentlich verzichten, da ich mir schon dachte, daß mein doch recht steifer Stoff hierfür nicht geeignet ist.

Ich hatte deshalb schon einen Beleg für den Halsausschnitt konstruiert und zugeschnitten. Nach der ersten Anprobe kam mir aber der Halsausschnitt doch etwas weit vor, zumindest zu weit für die kommenden herbstlichen Tage. Und ich wollte meine schöne Bluse doch auf jeden Fall jetzt im Herbst viel anziehen!

Aus dem Stoffrest konnte ich tatsächlich noch den vorgesehenen Kragen zuschneiden, natürlich auch nur im geraden Fadenlauf. Ich hatte den Kragen dann zunächst nur mal angeheftet- und siehe da , er gefiel mir wider Erwarten gut! Durch das Material ergibt es sich, daß der Kragen einmal umgeschlagen wird und natürlich nicht den lockeren Fall des originalen geknitterten Kragens hat. Also, anders, aber auch schön!

Ich finde es ja immer wieder spannend, wie unterschiedlich ein Schnitt durch verschiedene Stoffe wirkt. Und auch wenn ich mich durch meine Stoffwahl vom Originalmodell weit entfernt habe, ist so ein für mich sehr interessantes Kleidungsstück entstanden. Der Tragekomfort eines T-Shirtes, kombiniert mit der Eleganz einer Bluse- mehr kann frau nicht wollen!

Natürlich kam mit auch schon der Gedanke, diesen Schnitt in Jersey oder Sweat zu probieren. Die Dehnbarkeit dieser Stoffe ist dann auch nicht viel anders. Oder ein dünner Jaquard? Oh, da fallen mir noch ganz viele Variationen ein für diesen schönen Schnitt!

Mittwochs treffen sich alle nähenden Anhängerinnen der guten Schnitte auf dem Memademittwoch, hier reihe ich mich gerne in die Galerie ein!

16 Kommentare

  1. rosa Sujuti sagt am 18. Oktober 2017

    Ich würde sage, alles richtig gemacht; ich finde die Bluse superschön an dir und die lockere, aber nicht sackige Passform sieht sehr hübsch aus und die Details des Schnittes kommen gut zur Geltung.
    LG von Susanne

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2017

      Liebe Susanne, vielen Dank! Ich freue mich, daß Dir meine Bluse gefällt!
      LG Barbara

  2. Rock Gerda sagt am 18. Oktober 2017

    Gefällt mir sehr gut deine Knitterbluse! Ich überlege immer noch, ob ich den Schnitt brauche…aber deine Bluse gibt wieder einen Punkt auf der "haben will" Liste.
    LG Rock Gerda

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2017

      Liebe Rock Gerda, danke! Und ich denke schon, daß Du diesen Schnitt brauchst- er ist wirklich empfehlenswert!
      LG Barbara

  3. Nordendstück sagt am 18. Oktober 2017

    Die ist wirklich sehr schön geworden. Tolles Muster im Stoff. LG Anja

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2017

      Danke, liebe Anja! Ja, der Stoff ist schon sehr schön, und ich bin jetzt froh, daß ich ihn so gut verarbeiten konnte.
      LG Barbara

  4. Kape Anlumi sagt am 18. Oktober 2017

    Wie praktisch, ein fertig geknitterter Stoff!
    Die Bluse ist sehr schön geworden, der Schnitt macht einfach eine tolle Shilouette. Vielleicht brauchst ja doch noch eine ungeknitterte Variante aus ungeknittertem Stoff, damit kannst Du dem Jugendtrauma dann entgehen 😉
    LG Petra

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2017

      Liebe Petra, ja , Du hast völlig recht, irgendwann muß man auch seine Jugendtraumata aufarbeiten! Und da der Schnitt so schön ist, habe ich wirklich auch noch andere Varianten in der Planung.
      LG Barbara

  5. Bellana sagt am 18. Oktober 2017

    Obwohl Du Dich nicht genau an die Anleitung halten konntest, ist diese Bluse sehr schön geworden. Manchmal muss man einfach kreativ sein.
    Grüßle Bellana

    • Barbara sagt am 18. Oktober 2017

      Liebe Bellana, das ist doch auch das Schöne am Nähen, daß man immer etwas neues erfindet, oder?
      Lieben Dank für Deinen Kommentar!
      LG Barbara

  6. Deine Kragenvariante finde ich sehr edel! Ingesamt eine schicke Bluse, und wer weiß, vielleicht hilft der tolle Schnitt tatsächlich bei der Trauma-Bewältigung.
    Gefällt mir sehr gut 🙂
    LG Eja

    • Barbara sagt am 19. Oktober 2017

      Liebe Eja, danke für Dein Lob! Ich kann den Schnitt wirklich nur empfehlen..wann nähst Du Deine Knitterbluse?
      LG Barbara

    • Liebe Barbara,
      Bei mir hat sich diese Woche spontan Baby-Kleidung dazwischen gedrängt.
      Ich hab hier Stoff liegen den ich vor 2 Jahren in Paris gekauft habe.
      Der soll es werden. Also das Knitterkleid. Unentschlossen ob geknittert oder ungeknittert. Stoff ist perfekt für Knitter, weiß nur nicht ob der ausreicht.
      Nächste Woche ist hoffentlich mein neuer Partyrock endlich fertig. 🙂
      LG Eja

  7. Eine ungewöhnliche aber sehr schöne Bluse hast du da genäht! sie passt hervorragend zu dir! bei mir wäre ich mir unsicher was ich dazu anziehen sollte wegen dem Kragen… ich würde den Stoff total gerne mal anfassen, er sieht total interessant aus und wirklich schön! ein absolut Herbst taugliches teil, er hat auch eine schöne Innenseite die auf dem einen Bild zu sehen ist… lg Sarah

    • Barbara sagt am 19. Oktober 2017

      Liebe Sarah, danke! Da hast Du aber genau hingeschaut, und Du hast völlig recht, die linke Stoffseite ist auch sehr schön. Deshalb kann man die Ärmel auch so gut hochgekrempelt tragen! Der Stoff ist schöner anzusehen als anzufassen, er fühlt sich recht fest an, und durch den Polyesteranteil schwitze ich auch leicht darin. Da er aber auch gut zu waschen ist (Bügeln fällt aus!) stört mich das nicht weiter.
      LG Barbara

  8. Nordendstück sagt am 23. Oktober 2017

    Ich habe jetzt den Ablauf vom 5.11. zur Orientierung noch verbloggt. Bis dahin. LG Anja

Kommentare sind geschlossen.