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WKSA 2019: Kleid a la Gusta

Den ersten Teil des WKSA 2019 habe ich geschwänzt und bin aber nun sehr froh, jedenfalls zum 2. Teil einen Beitrag zu leisten. Es ist so eine wunderbare Tradition, und ich freue mich sehr und bin dem Team sehr dankbar, daß wir diese Linkparty auch dieses Jahr veranstalten.

Den ersten Teil habe ich wie gesagt geschwänzt- könnte ich jetzt einfach mit Zeitmangel und Vergessen („Weihnachten kommt immer so plötzlich!“) entschuldigen, aber das trifft die Wahrheit nur begrenzt. Natürlich habe ich keine Zeit zum Bloggen, aber wenn ich mir etwas vornehme und das wichtig finde, dann nehme ich mir auch die Zeit dafür.

Aber die Themen des ersten Treffens berühren durchaus wunde Punkte in meinem Nähverhalten, und um diese nicht bearbeiten zu müssen, ist natürlich die Vermeidung die naheliegende Strategie. Tatsache ist, daß ich alle bisher genähten und gezeigten Weihnachtskleider im nachweihnachtlichen Leben kaum getragen habe. Manchmal lag es am Schnitt, manchmal am Stoff, manchmal an meinen Nähfertigkeiten- der rote Faden, der sich durchzieht, ist aber einfach erkennbar – die Kleider passten einfach nicht in mein Leben.

Ich habe das ja schon im letzten Jahr erkannt und deshalb einen Weihnachtsrock (Berlin von Orageuse) und ein Sweatshirtkleid  (Lola vonVictorypattern) genäht und erhoffte mir von beiden Teilen eine gewisse Alltagstauglichkeit.

Den Rock finde ich immer noch schön, aber ich müßte immer noch das Futter reparieren, das zu eng ist. Das Kleid war zu lang- schon auf den Bildern sieht man das, und nach einigen Tagen auf dem Bügel hing sich der weiche Stoff immer mehr aus. Ich habe es dann gekürzt, mit dem Erfolg, daß die Proportionen des Kleides gar nicht mehr stimmten und vor allem die großen Taschen noch unmotivierter in der Gegend hingen. Ich trage das Kleid nur noch zuhause, wie zum Beispiel heute.

Soweit mein kurzer und ernüchternder Rückblick auf meine bisherigen Weihnachtskleider. Zu allen früheren Jahren und Ergebnissen der WKSAs könnte ich ähnliche Geschichten erzählen- die meisten Kleidungsstücke, die so entstanden sind, habe ich bereits entsorgt.

Und dann ist da natürlich die Sache mit der Nachhaltigkeit- ich glaube, an diesen Gedanken kommt heutzutage keiner mehr vorbei. Sicher, selber nähen ist nachhaltiger als jede Woche beim Klamottenschweden  einzukaufen. Aber wenn ich mir überlege, was ich brauche, dann brauche ich  bestimmt keine neuen Kleidungsstücke für Weihnachten. Der Schrank ist voll, und das naheliegende wäre, den Berlinrock vom letzten Jahr zu reparieren und nochmal zu tragen. Denn schick ist der!

Aber jetzt kommt natürlich der Spaßfaktor ins Spiel. Ich nähe ja nicht nur, um mich zu bekleiden, sondern auch und vor allem weil es mir unglaublich Freude macht, mit den Händen  etwas zu gestalten. Und ich denke, auf diesem Weg kann ich auch guten Gewissens meinen Stoffkonsum verantworten. Ich habe übrigens in diesem Jahr erstmals einen Nähplaner geführt und Stoffkauf und -verbrauch dokumentiert. Ich habe es noch nicht ausgewertet und bin selber sehr auf meinen Jahresrückblick im Januar gespannt.

Aber zurück zum Weihnachtskleid: ja, natürlich möchte ich an Weihnachten etwas Neues tragen. Allerdings ist dieses Kleid gar nicht als Weihnachtskleid gedacht gewesen, sondern entstand sozusagen „ganz normal“ im Rahmen meiner Herbst-Nähpläne. Ich hatte vomGusta-Kleid aus der Fibre-Mood zwei Exemplare aus Sweatstoff genäht und war von dem Schnitt so angetan, daß ich mir auch noch eine Version aus Webstoff vorgenommen hatte. Der Schnitt sieht beides vor, aber tatsächlich wurden die meisten Versionen, die in den sozialen Medien gezeigt wurden, aus dehnbaren Stoffen genäht.

Mit dem Sitz meiner Gusta-Kleider war ich nicht unzufrieden, zumal ich ja auch noch Rückenabnäher ergänzt hatte, aber so ein dehnbarer Stoff zieht sich ja immer irgendwie zurecht. Für eine Webstoffvariante hätte ich entweder nach Probemodell viel anpassen müssen- oder gleich neu konstruieren.

Für diesen Weg habe ich mich entschieden, da das Prizip des Gusta-Kleides sehr einfach ist. Ich habe in meinem Grundschnitt die Brustabnäher schräg nach unten gedreht als französische Abnäher und die Taschen darin eingepaßt. Statt Taillenabnäher habe ich die seitlichen Nähte etwas nach innen gestellt, der Rest des Taillenabnähers verschwindet in der Mehrweite des Kleides. Den Halsausschnitt habe ich etwas vertieft und das Kleid um ca 3 cm verlängert im Vergleich zur Miniversion des Originalschnittes. So reicht das Kleid bei mir bis knapp über das Knie, das ist für mich eine schöne Länge über Strumpfhosen.

Apropo Strumpfhose: natürlich braucht ein Winterkleid auch ein Futter, das habe ich dann ergänzt. Ergänzt habe ich auch einen rückwärtigen verdeckten Gehschlitz, um ausreichen Bewegungsfreiheit zum Laufen und Radfahren zu haben. Und besonders stolz bin ich ja, daß ich die Verbindung vom Futter mit dem Schlitz jetzt endlich begriffen habe.

Ich hatte dafür eine Anleitung in einem der schönen Bücher von Harumi Maruyama, in dem sie die Grundschnittvariationen von Röcken beschreibt. In dem Buch könnte ich ja stundenlang schmökern…aber abgesehen davon gibt es in diesem Buch einen Anhang, in dem auf ca 20 Seiten alle wichtigen Nähtechniken rund ums Rocknähen beschrieben werden. Ich habe bisher nicht begriffen, welchen Schatz ich da in meinem Bücherregal habe, aber ein Schatz, der erst entdeckt werden will.

Die Anleitung für einen verdeckten Schlitz mit Futter ist grandios, aber sehr, sehr kurz gefasst…ich würde sagen, eine Burda-Anleitung ist ein Unterhaltungsroman dagegen…

aus: Harumi Maruyama: Rock-Grundschnittvariationen, Stiebnerverlag

Ich saß jedenfalls lange vor der Anleitung, habe Rock und Futter immer wieder verzweifelt hin und her gewendet, bis der Nähgroschen dann doch irgendwann fiel. Jetzt bin ich sehr froh über diese Erkenntnisse- wieder was gelernt!

Das Kleid ist fertig, gestern abend wurden die letzten Handstiche gemacht. Das finale Bügeln steht noch aus, aber die Anproben waren schon sehr vielversprechend. Das Kleid paßt und gefällt mir sehr gut, und ich denke schon, daß ich das zumindest an einem Weihnachtstag anziehen werde. Also, Weihnachtskleid fertig! Bilder vom Kleid und Tragefotos folgen dann später zum Finale, ich verrate nur schon mal so viel, daß ich einen Zuleegstoff (Der Schotte) etwas aufgelockert habe mit Resten eines rotgeblümten Blusenstoffes.

Und was nähe ich jetzt in den Wochen bis Weihnachten? Natürlich gibt es ein neues Projekt, und die Reparatur des Berlinrockes muss noch ein bisschen warten…

Ich plane eine Jacke, und zwar die Frida Jacke aus der neuen FibreMood. Den Schnitt wollte ich nähen, seit die ersten Bilder vom FibreMood Cover in den sozialen Medien aufpoppten. Eine Bomberjacke, aus einem dicken plüschigen Stoff, und dann in diesem schönen rostrot- das war genau mein Beuteschema.

Allerdings nähe ich die Jacke nicht aus einem Plastikstoff wie die Originalvorlage, sondern aus einem Alpaka-Baumwollgemisch in nicht minder schönen Farben. Die Jacke bekommt bei mir auch noch ein Futter und eine wärmeisolierende Zwischenschicht.

Und so mache ich aus dem Weihnachtskleid-Sewalong kurzerhand einen Weihnachtsjackensewalong und bin schon sehr gespannt, ob ich diese beiden Teile dann auch in das Alltagsleben 2020 integrieren kann!

Und Ihr so? Alle anderen Weihnachtsnäherinnen finden sich auf dem Blog des Memademittwoch!

20 Kommentare

  1. Nordendstück sagt am 1. Dezember 2019

    Du bist schon fertig, ja, das mit den Festkleidern. Ich erinnere mich noch an die ersten WKSA, wo es wirklich um Glitter, Glanz usw. ging, damals noch auf CatundKascha. Ich dachte damals schon, wer braucht sowas. Aber tatsächlich kann man jetzt ja alles nähen. Und noch besser ist die Idee, sich selbst etwas zu Weihnachten zu nähen, was später getragen wird. Bin gespannt auf Jacke (und Kleid). LG Anja

    • Barbara sagt am 2. Dezember 2019

      Liebe Anja, da bin ich ja doch froh, daß die Zeiten auf dem Memademittwoch sich geändert haben und mittlerweile viele Stile gezeigt werden. Wer Glanz und Glitter braucht, möge das nähen, und wer eher alltagstaugliche Dinge näht, macht eben das.
      Lieben Dank und Gruß, Barbara

  2. kuestensocke sagt am 1. Dezember 2019

    Schon ein Kleid fertig, das ist ja klasse! Das Jackenprojekt wird sicher ganz wundervoll und beides scheint sich farblich zu ergänzen, das ist doch prima. LG kuestensocke

    • Barbara sagt am 2. Dezember 2019

      Liebe Küstensocke, danke! Ja, das mit den Farben ergab sich so diesen Herbst, daß alles wunderbar zusammenpaßt.
      LG Barbara

  3. rosa Sujuti sagt am 2. Dezember 2019

    Wunderbar, das Weihnachtskleid hast du mal eben so nebenbei erledigt und so bleibt noch Zeit für das Nähen einer wärmende Schicht.
    LG von Susanne

    • Barbara sagt am 2. Dezember 2019

      Liebe Susanne, danke! Ich bin ja auch froh, daß die Kleiderfrage für Weihnachten sich so gut gelöst hat und ich jetzt entspannt mich ans Jackennähen machen kann.
      LG Barbara

  4. Das Gusta ist doch ein perfektes Weihnachtskleid und im Hinblick auf Nachhaltigkeit (da offensichtlich bequem und alltagstauglich) kaum zu überbieten. Ich denke, diese Frage stellen wir uns alle und auch zwei meiner bisher entstandenen Weihnachtskleider wurden kaum getragen, aber nicht, weil ich sie nicht mag, sondern weil es kaum Anlässe gibt, sie zu tragen. Besser ist es, etwas kombinierbares zu wählen. Und mit der passenden Jacke zur Gusta hast du sicher eine gute Wahl getroffen. LG Anke

    • Barbara sagt am 2. Dezember 2019

      Liebe Anke, genau das erwarte ich vom Weihnachtskleid, daß es bequem und alltagstauglich ist. Ich finde es so schade, wenn etwas nur für den Schrank genäht wird.
      LG und Dank, Barbara

  5. Nähzimmerplaudereien sagt am 2. Dezember 2019

    Neben Zeitmangel ist bei mir ein Grund, warum ich mir kein Kleid zu Weihnachten nähe: ich habe einige Kleider im Schrank, die ich wirklich viel zu wenig anziehe (eben nur an Festtagen wie Weihnachten oder ä.) Daher will ich in den nächsten Wochen die endlich dringend benötigten warmen Sachen nähen.
    Auf Deine Gusta-Interpretation bin ich schon gespannt. Der Schnitt hat wirklich Potential!
    Liebe Grüße
    Ines

    • Barbara sagt am 2. Dezember 2019

      Liebe Ines, danke für Deinen Kommentar! Ich denke auch, wir sollten das nähen, was wir brauchen, und warme Sachen sind immer wichtig für den Winter. Den Gusta-Schnitt finde ich immer noch interessant, obwohl er eigentlich sehr einfach ist.
      LG Barbara

  6. Frau Sonnenburg sagt am 2. Dezember 2019

    Wie schön, dass du so ehrlich zu dir selbst bist. Mir geht es ähnlich: So ein richtiges Festkleid brauche ich nicht, sondern etwas mit Alltagspotenzial . Dein Gusta-Kleid wird so etwas, da bin ich sicher! Wobei ich nicht die Geduld (und auch nicht die Kenntnisse…) hätte, diese umfangreichen Änderungen an einem Schnitt vorzunehmen. Hut ab!
    LG
    Sandra

    • Barbara sagt am 2. Dezember 2019

      Liebe Sandra, vielen Dank! Aber so schlimm war die Nachkonstruktion beim Gustakleid nicht, da es sich wirklich um einen einfachen Schnitt handelt. Und ich hoffe sehr, daß es Alltagspotential hat!
      LG Barbara

  7. Bellana sagt am 2. Dezember 2019

    Ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen. Eigentlich brauche ich für Weihnachten nichts Neues zum Anziehen und ich müsste mir gerade sowieso nichts nähen, da der Schrank gut gefüllt ist. Warum mache ich dann trotzdem am Sew Along mit? Es macht einfach Spaß und es ist schließlich ein Hobby. Wer z.B. Modellbau betreibt oder zu einem bestimmten Thema Dinge sammelt, handelt auch nicht unbedingt nachhaltig.
    Ich werde mich jetzt endlich mal mit meinem Rockschnitt beschäftigen…
    Grüßle Bellana

    • Barbara sagt am 2. Dezember 2019

      Liebe Bellana, genauso sehe ich es ja auch, und ein bisschen Spaß an der Sache muß ja auch sein. Viel Spaß mit Deinem Rockschnitt!
      LG Barbara

  8. Fröbelina sagt am 3. Dezember 2019

    Klingt nach super alltagstauglichen Kompromissen! Und die Stoffe sehen toll aus und das Gemisch des Jackenstoffs klingt toll! Ich bin enorm gespannt!
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Barbara sagt am 3. Dezember 2019

      Liebe Katharina, danke! Ich hoffe ja auch sehr auf die Alltagstauglichkeit.. und der Jackenstoff ist wirklich traumhaft. Ich hoffe, es wird was!
      LG Barbara

  9. Heibchenweise sagt am 3. Dezember 2019

    Was für eine Aufgabe mit dem Gehschlitz, da wäre ich wahrscheinlich durchgedreht, DIe Jacke passt sicher wunderbar dazu und zu dir! Was für eine tolle Idee! LG Sarah

    • Barbara sagt am 3. Dezember 2019

      Liebe Sarah, das mit dem Schlitz ist eigentlich nicht so schwer, aber irgendwie gibt es dafür wenig Anleitungen…ich bin froh, daß ich es jetzt verstanden habe. LG! Barbara

  10. Wow! Schon fertig? Das Buch hab eich übrigens auch. Schmökere genau wie Du sehr gerne darin. Wir sind schon komisch…wir Näherinnen… *g* Auf Deine JAcke bin ich auch schon sehr gespannt! Mir gefällt der Schnitt auch mega gut, aber mir fehlt die Gelegenheit so etwas anzuziehen…
    Liebe Grüße!

    • Barbara sagt am 5. Dezember 2019

      Liebe Lina, schön, daß Dir das Buch auch so gut gefällt! Und ich finde es wirklich spannend! Und die Jacke kann man doch eigentlich immer anziehen, zumindest ist das so meine Hoffnung!
      LG Barbara

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