Die Idee zu diesem Kleid entstand an einem der sehr heißen Tage im Juli. Es war einer der Tage, an dem schon der Gedanke an enganliegende Kleidungsteile oder wärmende Stoffschichten mir die Schweißperlen ins Gesicht trieb. Ich benötigte ein ganz leichtes Kleid, weit schwingend, ohne Ärmel, und natürlich aus Leinen, dem Sommerstoff schlechthin.
Stoff lag im Regal, ein eher dünner karierter Leinenstoff von der britischen Traditionsfirma Merchant und Mills. Man kann natürlich fragen, ob die Briten mit ihrem kühlen Landesklima für dünne Leinenstoffe die richtige Adresse sind, aber dieser Stoff ist einfach ein Traum. Ein zartes Karo in hellgrau und weiß, und wunderbar zu vernähen und zu tragen. Die leinentypischen Knitter gehören undbedingt dazu!
Meine Wahl fiel auf den Austin Dress von Grainline Patterns. Es gibt viele sehr ähnliche Schnittmuster, die wie der Austindress ein eher enges ärmelloses Oberteil und dann einen hoch in der Taille sitzenden rundum eingekrausten Rock haben. Das Besondere an Austin ist der Verschluß mit zwei seitlichen Knopfleisten und einem kleinen Knopf im vorderen Halsausschnitt. Der Armausschnitt ist weit nach innen über die Schulter gezogen und schafft Bewegungsfreiheit für den Arm. Es gibt zwei aufgesetzte große Taschen, Hals- und Armausschnitte sind mit Schrägband versäubert.
Ich habe nach meinen Maßen die Größe 6 gewählt und ein Nesselmodell des Oberteiles genäht, bevor ich mein edles engisches Leinen angeschnitten habe. Nesselmodell ist ja auch nicht sehr arbeitsaufwendig, wenn es sich nur um zwei Schnittmusterteile handelt:-)
Und es hat sich gelohnt: auch wenn die Passform gar nicht schlecht war, klaffte der Armausschnitt im rückwärtigen Bereich. Durch einen kleinen Abnäher, den ich aber dann ins Halsloch gedreht habe, war das einfach zu beheben. Den Brustabnäher habe ich etwas tiefer gesetzt und das vordere Halsloch nach unten vertieft. Das sind aber für mich alles keine ungewöhnlichen Änderungen.
Ich trage übrigens einen Sport BH unter diesem Kleid, damit man die BH Träger nicht so sieht. Der Sport BH ist dunkelgrau und schimmert etwas durch, mich stört das nicht weiter.
Ich finde das Schnittmuster sehr schön und durch die Knopfleisten auf beiden Seiten auch sehr besonders. Überrascht war ich, daß im Netz und in den einschlägigen sozialen Medien wenig genähte Beispiele von Austin zu finden sind. Aber die Designerin von Grainline Studio ist auch eine von denen, die wenig Wind um neue Schnittmuster machen und eher versucht, durch Qualität zu überzeugen, das finde ich sehr sympathisch.
Und Qualität hat dieser Schnitt, vor allem die Anleitung ist sehr gut. Alle Arbeitsschritte sind ausführlich erklärt und es wird großen Wert auf eine saubere Innenverarbeitung gelegt. Es gibt mittlerweile auch einen Sewalong zu diesem Schnitt, allerdings nur als Video. Früher waren die Sewalongs bei Grainline noch als Texte zu finden, aber auch hier wird mittlerweile auf den Reiz der bewegten Bilder gesetzt…schade, ich finde es immer schöner, etwas nachzulesen, vor allem wenn es in einer Fremdsprache, wie hier englisch, dargestellt wird.
Das Einkräuseln des Rockes ist ein bisschen eine Fleissarbeit. Einkräuseln gehört nach wie vor nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, und es gelingt mir auch nie so ganz gleichmässig. Ich bin jedesmal aufs neue überrascht, daß das Ergebnis meiner ungleichmässigen Kräuselei nachher doch nicht so schlimm aussieht wie befürchtet.
Und daß meine neue Tasche, die Nousha Bag aus der aktuellen Fibremood, so gut dazu paßt, war wirklich Zufall. Ich hatte ein Materialpaket für die Tasche von meiner Lieblings-Stoffdealerin ergattert, und der graue Oilskin und das gestreifte Band sind wirklich der perfekte Match zu meinem Leinen.
Die Nousha-Bag ist eine eher schlichte Crossbodytasche, hat aber durch die eingebaute Kellerfalte doch ein überraschendes Füllungsvermögen. Handy, Regenhut, Leckerlibeutel, Frisbee und Kotbeutel finden gut Platz darin, und so ist sie gerade zu meinem festen Begleiter bei meinem Spaziergängen geworden. Der Schnitt ist simpel, Anleitung braucht man eigentlich nicht, ist aber auch nicht vorhanden, wenn man von der kurzgefaßten Anleitung im Heft absieht. Ist es eigentlich immer so, daß die Fibremoodseite mit der ausführlichen Anleitung tagelang nicht erreichbar ist?
Nachdem Kleid und Tasche fertig genäht waren, stellte sich nur noch das Problem der Bilder, denn mittlerweile war die sommerlich Hitze vorbei und wir befinden uns in einer Wetterperiode, die von verschiedenen Regentiefs dominiert wird. Ist ja an sich nicht schlimm, und die Natur braucht den Regen, aber ein Hochsommer-Leinenkleid läßt sich bei Regenwetter wirklich nicht gut fotografieren. Zum Glück gab es dann doch ein kleines Sommer-Fenster zwischen zwei Gewittern, und da sind dann diese Bilder entstanden.
Was zeigen die anderen Näherinnen denn heute am ersten August- Mittwoch? Vielleicht wurden manche durch das Regenwetter schon zu ersten Herbst-Modellen inspieriert? Ich bin gespannt und betrachte jetzt den virtuellen Laufsteg des Memademittwoch!
Das Nicks Kleid von Closet Core Patterns ist einfach ein wunderschöner Schnitt. Auf den ersten Blick gefällt der feminine Eindruck: das Kleid ist lang (im Original Maxi-Länge), hat einen Stufenrock und im Oberteil viele eingekrauste Partien. Auf den zweiten Blick sieht die geübte Hobbynäherin , daß es bei diesem Schnitt keine allzu großen Anpassungs-Orgien geben wird. Die vielen Kräusel ersetzen die Abnäher, die Passform ist insgesamt eher oversized und ein Gummiband in der Taille sorgt doch für die Illusion eines gut sitzenden Kleides. Das ganze in Verbindung mit einer guten Anleitung, denn dafür ist Closet Core Patterns ja bekannt, verspricht etliche ungetrübte Stunden Nähfreude und ein schönes Ergebnis.
Ich hatte den Schnitt ziemlich bald nach seinem Erscheinen gekauft, das war im Herbst letzten Jahres. Daß ich ihn erst jetzt genäht habe, hatte den banalen Grund, daß ich nicht genug Stoff hatte. Nein, das ist jetzt verkehrt ausgedrückt, natürlich habe ich genug Stoff, das heimische Stofflager ist gut gefüllt. Aber für dieses Kleid mit den üppigen Stufen braucht man, laut Anleitung, in meiner Größe fast 5 m Stoff, und solche großen Mengen kaufe ich selten von einem Stoff ein. Das ist ja dann schon eine finanzielle Investition, vor allem wenn man sich einen richtig schönen Stoff aussucht, und abgesehen davon ist das auch ein ganz ordentliches Gewicht an Stoff, was man da mit sich rumschleppt.
Also wurde das Projekt erst mal aufgeschoben, erst als ich jetzt in diesen warmen Tagen beschloß, mir ein Sommerkleid zu nähen, war es wieder in der engeren Wahl. Aber hatte ich einen Stoff, aus dem man vielleicht mit viel gutem Willen diesen Schnitt verwirklichen konnte? Meistens kaufe ich von Stoffen, mit denen ich keinen konkreten Plan beim Kauf verbinde, 2 m ein- für eine Bluse immer ausreichend, für ein Kleid nicht unbedingt. Mmh, vielleicht hängt es mit dieser Einkaufsgewohnheit zusammen, daß mein Blusenregal mittlerweile so voll hängt? muß ich mal überdenken…
Aber es gab da diesen schönen Double Gauze von Atelier Brunette, von dem ich in weiser Vorraussicht und sicher auch der Planung eines Kleides 2,50 m gekauft hatte. Der Stoff hat zwei Seiten: auf der einen Seite ist das Gingham-Karo groß, auf der anderen Seite klein. Ein Stoff, der zum Spielen mit den beiden Seiten einlädt, also gut geeignet für ein Kleid mit verschiedenen Schnittbereichen.
Aber die Menge war natürlich zu gering für den Originalschnitt. Also wurde gekürzt, alle Stufen etwas verkleinert und verschmälert, so daß sie auf den vorhandenen Stoff paßten. Das Kleid ist so nicht mehr Maxi, sondern eher eine Midilänge, was mir aber auch fast besser gefällt.
Der Schnitt hat eine rückwärtige Schulterpasse, die natürlich noch schöner im schrägen Fadenlauf wäre, aber dafür hat der Stoff dann nicht gereicht. Das Rückenteil ist mir beim Zuschnitt verrutscht, nun laufen die Karostreifen auf der Hälfte nicht mehr ganz waagrecht. Ja, ich weiß, ich hätte natürlich nur einlagig zuschneiden dürfen, denn mir wurde das Problem beim Zuschneiden schon bewußt. Der Stoff ist ganz weich und ließ sich kaum gerade positionieren, keine guten Vorraussetzungen für einen exakten Zuschnitt. Mittlerweile kann ich aber mit solchen Fehlern gut leben- außer irgendwelchen Nähnerds, die mich von hinten betrachten, wird dieser Faux-pas von keinem bemerkt werden.
Sehr schön finde ich den Ausschnitt des Kleides. Ein V-Ausschnitt, nicht zu tief, und eine kleine Knopfleiste mit genähten Knopfschlaufen. Der Ausschnitt wird mit Schrägband versäubert- gehört nicht gerade zu meinen Lieblingstechniken beim Nähen. Bei der Schrägbandverarbeitung gibt es ja zwei Techniken, wird z. B. hier bei Closet Core ausführlich besprochen. Die Technik, die hier für dieses Kleid angewendet wird, wird auch als „french“ , also französisch bezeichnet. Das Schrägband wird hier im ersten Schritt der Länge nach gefaltet, links auf links, und dann an die Kante angenäht. Quilterinnen werden hier die Technik erkennen, mit der sie ihr Binding an einen Quilt annähen. Aber während das Quilt-Binding als Design-Element an den Kanten sichtbar übersteht, wird es bei der Versäuberung eines Kleidungsstückes dann ganz auf die linke Seite geschlagen und dort festgenäht. Die Methode gilt als einfach und schafft auf der linken Seite eine ordentliche Versäuberung, hat aber den Nachteil, daß hier viele Stofflagen aufeinander liegen und das Ergebnis leicht etwas „knubbelig“ wird.
Bei der anderen Methode der Schrägbandverabeitung wird das Schrägband einlagig verarbeitet, rechts auf rechts an die offene Kante des Ausschnittes genäht, untersteppt und dann nach links umgeschlagen und festgesteppt. Nach meiner Meinung gibt das die schöneren Ergebnisse, ist allerdings auch etwas arbeitsintensiver. Ich habe mich bei diesem Kleid an die Anleitung gehalten und die etwas knubbeligere Form des versäuberten Ausschnittes in Kauf genommen- offensichtlich soll das hier so sein.
Die Knöpfe sollen auf dem Schrägband des linken Vorderteiles festgenäht werden. Die fertige Schrägbandversäuberung hat allerdings nur eine Breite von 10 mm, meine Knopf-Schlaufen haben einen Durchmesser von 15 mm, die Knöpfe einen von 13 mm…im Ergebnis heißt das, daß ich die Knöpfe natürlich nicht mittig auf dem Schrägband, sondern irgendwo sehr am Rand aufgenäht habe. Und überhaupt befinden sich die Knöpfe nicht in der vorderen Mitte, sonderen etwas daneben- das ist die Folge der Konstruktion dieses Ausschnittes.
Closet Core hat bei ihren Schnitten immer noch eine starre Nahtzugabe von 1,5 cm, das finde ich sehr schade. Es wäre viel sinnvoller, die Nahtzugabe zu variieren, eine Halsauschnittkante braucht eine andere Nahtzugabe als die Seitennaht eines Rockes. Könnte man natürlich auch selbst ändern, aber dazu war ich dann doch zu faul.
Also, insgesamt ein sehr erfreuliches Näherlebnis ohne allzu große Probleme, aber das war von mir auch so gewünscht in dieser sommerlichen Hitze. Mit dem fertigen Kleid hatte ich allerdings zunächst etwas gefremdelt- ich fühlte mich wie aus einem drittklassigen Western entsprungen oder zumindest aus einer der letzten Bonanza-Folgen. Aber das mag auch damit zusammenhängen, daß ich als Junghundbesitzerin das letzte halbe Jahr fast ausschließlich in Jeans verbracht habe, da fühlt man sich in jedem Kleid etwas deplaziert. Für Kaspar, den Hund, ist der weitschwingende lange Rock durchaus eine willkommene Abwechslung, die auch mal zum Reinbeissen verleidet. Wahrscheinlich sollte ich einfach mehr Röcke tragen, damit der Hund auch lernt, damit umzugehen.
Probiert habe ich dann allerdings doch noch eine andere Version des Schnittes, bei der ich die Schrägbandversäuberung durch einen Beleg ersetzt habe. Ich habe das ganze als Bluse genäht, mein Ziel war ein eher kurzes Exemplar, das ich zu taillenhochen Röcken gut tragen kann. Im Schnitt von ClosetCore ist auch eine Blusenversion enthalten, diese ist dann aber relativ lang und wirkt auf mich etwas unförmig, zumal da auch der vordere Schlingenverschluß weggelassen wird.
Ich habe für meine Bluse das Nicks-Oberteil um 5 cm verlängert, bei der Weite aber je Hälfte 2 cm reduziert, also insgesamt die Oberweite um 8 cm verringert. Es ist schon sehr viel Weite im Oberteil, die Schulterpasse fand ich aber sehr gut passend in meiner genähten Größe 8, so daß ich keine kleinere Größe wählen wollte. Auch mit der Weitenreduktion ist die Bluse immer noch schön locker fallend. Wer also so wie ich beim Nähen des Nicks-Kleides Stoff sparen muss, könnte problemlos einige cm Weite aus dem Oberteil nehmen.
Trotz der Verlängerung ist das Blüschen etwas kurz geraten, aber zu taillenhohen Röcken wie hier zum Kellyrock von Megan Nielsen ist es ein guter Kombipartner.
Der Stoff ist eine Art Broderie-Stoff, reine Baumwolle, bezogen hatte ich ihn hier. Er ist recht durchscheinend, hat dabei aber einiges an Stand, das fand ich bisher schwierig zu verarbeiten und hatte keine Verwendung dafür. Aber für so ein Experiment mit ungewissem Ausgang war er genau richtig.
Ich habe den Beleg bis knapp unterhalb des Schlingenverschlusses verlängert, Inspiration und Verarbeitung dafür kamen vom Donny Skirt von Friday Patterns, das ich ja in verschiedenen Versionen schon genäht habe. Das Shirt ist immer noch weit genug, um es über den Kopf zu ziehen, die Knopfleiste ist nur Dekoration und Stilelement. Die Knöpfe sind korrekt auf dem mit Beleg verstärkten linken Vorderteil plaziert- damit ist meine innere Nähpolizei zufrieden.
Und ich habe jetzt endlich einen idealen Kombipartner zum Kellyrock von Megan Nielsen, den ich im letzten Spätsommer noch genäht hatte. Der Rock sitzt sehr hoch in der Taille und verträgt sich daher am besten mit taillenkurzen Oberteilen, so finde ich es recht hübsch.
Ich finde, man sieht an der Blusenversion gut, wieviel Mehrweite immer noch im Oberteil steckt, obwohl ich wie gesagt schon entscheidend reduziert hatte. Und die Kräusel im Rückenteil fallen immer noch sehr schön, sogar in diesem etwas steifen Stoff.
Wenn ich das Nickskleid nochmals nähe, und das halte ich für wahrscheinlich, werde ich das Oberteil wie meine Bluse arbeiten, also mit der Weitenreduktion und der Belegversäuberung für den Ausschnitt. Oder ich nähe mal die Tunika-Version , die auch im Schnitt enthalten ist, dabei wird an das Oberteil die mittlere Rockstufe genäht, das gibt eine Tunika, die einen sehr interessanten Fall hat durch das etwas längere Rückenteil.
Also, das Nicks Kleid ist wirklich ein vielseitiger und schöner Schnitt, mit dem es sich auch gut spielen läßt. Am heutigen Memademittwoch, dem ersten im Juli, werden hier noch viele, viele andere schöne Schnitte gezeigt. So viel Inspirationen, wunderbar!
Wie oft sollte man den gleichen Schnitt nähen, bevor es langweilig wird? Oder sollte man den gleichen Schnitt möglichst oft nähen, damit sich Schnittkauf und eventuelle Anpassungen amortisieren? Braucht man überhaupt verschiedene Schnitte, braucht man neue Schnitte, wenn das vorhandene Schnittregal schon überquillt?
Solche Fragen habe ich mir gestellt, als ich dieses Modell genäht habe. Ich zeige hier das Donnyshirt von Friday Pattern Company, genäht habe ich es in aller Ruhe, über einige Tage hinweg..immer mal hier eine Naht, dort etwas gebügelt, am nächsten Tag weitergenäht, es hat mich nichts getrieben. Nein, ich hatte keine Eile, ich wußte ja schon, daß das Ergebnis gut werden würde!
Denn diese Version ist jetzt die dritte, die ich nach dem gleichen Schnitt genäht habe. Ich hatte nach der zweiten Version minimale Änderungen am Schnitt gemacht und aus den Seitennähten etwas Weite heraus genommen, sonst war ich mit dem Schnitt so zufrieden, daß ich keinen Grund für Änderungen sah. Ich trage die drei Versionen abwechselnd, mit wachsender Begeisterung, und kann mir ein Leben ohne Donnies nicht mehr vorstellen, frei nach dem Slogan „ein Leben ohne Donnyshirt ist möglich, aber sinnlos…“- nein, im Ernst, es ist einfach ein angenehmer Schnitt.
Dabei wirkt er auf den ersten Blick wie ein Remake vom Gilbert-Shirt von Helens Closet, das ich hier gezeigt habe. Beide Shirts sind ähnlich kastig und oversized geschnitten, wobei Gilbert Brustabnäher hat, Donny ist ganz grade geschnitten. Donny hat eine deutliche größere Bequemlichkeitszugabe als Gilbert, sie beträgt im Brustbereich 18 bis 21 cm, bei Gilbert nur 13 cm. Daher kann bei Donny auf die Knopfleiste verzichtet werden und das Shirt wird einfach über den Kopf gezogen. Beide haben einen ähnlichen Reverskragen und rückwärtige Passen, die mit der Burritomethode verarbeitet werden. Gilbert bietet verschieden Versionen für den Saumabschnitt und die Ärmel an, Donny hat nur eine einzige Version mit einer leicht geschwungenen Saumlinie. Die Länge ist so , daß man das Shirt grade noch in die Hose stecken kann oder über dem Taillenbund hängen lassen kann- also eine ideale Länge. Gilbert ist auch inder cropped Version naoch 4,5 cm länger als das Donnyshirt. Es sind minimale Unterschiede, aber ich finde, Donny wirkt dadurch etwas moderner und lässiger.
Letztendlich trägt sich dieses Shirt wie ein T-Shirt , wirkt aber durch den Kragen doch etwas angezogener als ein normales Jerseyshirt. Ich würde nicht sagen, daß es schnell genäht ist, denn Kragen und Verarbeitung der rückwärtigen Passen brauchen natürlich ihre Zeit, aber es ist ein Schnitt, der sich einfach angenehm näht, keine allzu großen Schnittteile hat und natürlich auch mit einer sehr guten Anleitung punktet.
Interessant fand ich dann doch, wie verschieden meine drei Versionen aus verschiedenen Stoffen wirken. Diese, meine dritte Version, ist aus einem Viskosekrepp genäht, den ich hier bezogen habe. Ein ganz leichter und luftiger Stoff, so herrlich bei den jetzigen warmen Temperaturen, der Wind weht so schön hindurch!
Meine erste Donnybluse war auch aus Viskose, allerdings aus einem Viskose-Crinkle, so eine Art Seersucker, mit blau-weißem Gingham- Karo. Ich glaube, dieser Stoff stammte mal aus der Fibremoodkollektion, bin mir aber nicht mehr ganz sicher. Der Stoff hat viel mehr Stand, dadurch wirkt auch die ganze Form der Bluse anders.
Und für Donny Nr 2 habe ich einen meiner geliebten Libertystoffe verwendet. Das ist die Version, bei der ich am genauesten gearbeitet habe und auch den Saum mit der Hand genäht habe.
Jetzt fehlt mir noch eine einfarbige Donnybluse in meiner Sammlung. Mal sehen, ob mir der Schnitt dann doch irgendwann langweilig wird! Jetzt schaue ich mir erstmal die Galerie des Memademittwoch an, da gibt es sicher wieder viele Inspirationen für neue Schnitte.
Ich habe mir wieder mal Jeans genäht…nichts ungewöhnliches, wenn man sich meinen Blog und meine genähten Modelle betrachtet. Aber ich trage einfach gerne Jeans, und deshalb nähe ich sie gerne. Ich nähe auch gerne dünne Sommerkleidchen- aber da gibt es so wenig Gelegenheiten, sie zu tragen. Also lieber eine Jeans, die viel getragen wird!
Smart Pattern Mom Jeans
Aber vor dem Nähen stehen viele andere Schritte. Wie soll die Jeans denn sitzen, welchen Schnitt nehme ich, welche Passform? Die derzeitige Hosen-Mode ist ja recht offen und bietet viele Schnittformen an. Es gibt immer noch viele Skinnyjeans, aber auch sehr weite Schnitte. Karottenhose, Schlaghose…alles ist möglich, was die Wahl durchaus nicht einfacher macht.
Der Schnittmustermarkt ist entsprechend umfangreich, und viele Schnitte ähneln einander mit kleinen Variationen. Das ist sowieso ein Problem im Schnittmusterbereich, finde ich, daß viele Schnitte sich sehr ähnlich sehen. Man könnte jetzt bösartig von Plagiat oder Kopie sprechen, aber ich denke, das liegt einfach in der Natur der Sache. Keine Designerin kann die Hose oder die Bluse neu erfinden- eine Hose hat zwei Beine, die Bluse zwei Ärmel, und zwischen drin manche Variationen…aber das meiste war schon mal da gewesen.
Und in diesem Fall wollte ich ja auch eine ganz normale Jeans nähen, die ich im Alltag tragen kann. Ich hätte auch einen meiner bewährten Jeansschnitte zurück greifen können, insbesondere die Jeans mit dem schönen Namen „I am Sunshine“ von I am Pattern trage ich sehr gerne. Da hatte ich mir ja auch mit der Anpassung große Mühe gegeben. Aber das bessere ist bekanntermassen der Feind des Guten, und so wählte ich einen anderen Weg. Schon lange wollte ich das System von Smart Pattern ausprobieren, bei dem man sich einen Maßschnitt selbst am PC designen kann, und das zu erschwinglichen Preisen.
Bei Smart Patterns gibt es eine umfangreiche Auswahl von verschiedenen Jeans-und Hosenschnitten. So umfanreich, daß mir die erste Wahl sehr schwer fiel. Da ich aber die Sunshine-Jeans so gern mochte und auch sonst die Karottenhose eigentlich an mir recht gut fand, fiel meine Wahl zunächst auf eine Mom-Jeans. Das ist die hellblaue Hose, die ich in den ersten Bildern oben zeige.
Die Website von Smart Patterns ist absolut professionell gemacht. Man wählt das Modell aus und hat dann zunächst die Wahl zwischen verschiedenen Optionen. Wie hoch soll der Bund sitzten, Paßform eher eng oder weit, Taschen eckig oder rund…gar nicht so einfach, die ersten Fragen zu entscheiden. Dann werden die eigenen Maße eingegeben, dafür gibt es auch Anleitungen zum richtigen Maßnehmen. Es werden viele Maße abgefragt, also auch Innen- und Außenbeinlänge, Umfänge von Waden und Oberschenkeln und anderes. Man bezahlt einen Betrag, der einem hochwertigen Indieschnittmuster entspricht und hat nach wenigen Minuten einen Schnitt im elektronischen Postfach, der nach den eigenen Maßen erstellt wurde.
Mir ist schon klar, daß es Schnitterstellungs-Programme gibt, aber ich finde es einfach genial, daß ich als Amateur ohne große Einarbeitung das Programm so nutzen darf. Ansonsten bietet Smart Patterns eine Sammlung von Anleitungen zum Hosennähen an, die alle gratis zugänglich sind. Die Anleitungen sind als Video oder als Text erhältlich, wobei der Text identisch zum Video ist. Die Nahtzugabe ist im Schnitt enthalten, die Nahtlinien sind auch eingezeichnet. Sehr gut ist die Anleitung für den vorderen Reißverschluß- wieder eine neue Variante für mich, aber eine, die gut funktioniert.
Das Nähen war also kein Problem, wobei ich natürlich auch schon viele Hosen und Jeans genäht habe. Ich hatte vorm endgültigen Zusammennähen die Seitennähte geheftet und alles ganz gut gefunden, geändert am Schnitt hatte ich nichts bei der hellblauen Hose. Allerdings war mein Stoff auch extrem dehnbar. Für meine Schnittversion, Momjeans in der engen Form, wurde ein Stoff mit 10% Dehnbarkeit empfohlen. Mein Stoff hatte eine Dehnbarkeit von mindestens 20%. Ich weiß nicht mehr genau, wo er herkam, er lag schon eine Weile im hauseigenen Stofflager. Ehrlich gesagt fiel die Wahl auf ihn, weil ich den Stoff weg haben wollte- ich weiß, daß das keine gute Basis für ein Nähprojekt ist. Mein Problem war auch gar nicht die Dehnbarkeit, sondern die Farbe. Der Stoff ist so richtig himmelblau, und bei der bisherigen Wetterlage war mir diese Farbe einfach total fremd. Das wird jetzt besser mit der zunehmenden Sonne, merke ich, aber ich finde die Farbe immer noch schwierig zu kombinieren.
Ich war auch anfangs mit dem Schnitt nicht glücklich. Natürlich paßte er, keine Frage, war ja nach meinen Maßen erstellt. Aber das war nicht die Mom-Jeans, die ich wollte, das war eine normale enganliegende Hose! Letztendlich lag das natürlich an meine Schnittauswahl. Im Schnittgenerator konnte man bei der Paßform zwischen eng, normal und weit wählen. Ich hatte mich für eng entschieden, da mein Stoff so dehnbar war. Hätte ich gewußt, daß mit der engen Paßform eine negative ease von 1 cm verbunden ist, hätte ich mich vermutlich für eine andere Passform entschieden
Das ist eigentlich auch mein einziger Kritikpunkt an dem System von Smart Pattern. Es werden zwar viele Optionen angeboten, aber diese werden nur mit Worten umschrieben (eng/ normal/weit) . Mir hätte es geholfen, dazu eine Maßangabe zu erhalten. Gute Schnittmuster enthalten ja auch die Maß-Angabe der fertigen Schnitteile, das hilft ungemein, die Paßform abzuschätzen. Natürlich kann man bei einem Maßschnitt nicht die fertigen Maße des Schnittes auf der Website angeben, das ist ja bei jedem Schnitt unterschiedlich. Aber eine Angabe über die Bequemlichkeitszugabe hätte mir sehr geholfen.
Beim zweiten Schnitt von Smart Patterns, den ich genäht habe, war manches schon umgesetzt, was ich für mich als negativ empfunden hatte. Vielleicht hatten andere Näherinnen auch schon meine Gedanken gehabt? Bei der Wide Leg Pants wird jedenfalls die Paßform genauer beschrieben, und ich hatte mich nach der Größenangabe ( positive ease 3,5 cm im Hüftbereich) für die normale Paßform entschieden. Nach meiner Messung komme ich allerdings auf +5 cm im Hüftbereich, das hängt wohl doch vom Ort der Messung ab. Die Hose ist nach meiner Meinung aber immer noch eng anliegend im Hüftbereich- zumindest für meine Figur.
Der Schnittgenerator bietet hier auch die Möglichkeit, die Lage der Schrittnaht zu variieren- ich habe mich hier für den tiefen Schritt entschieden, da ich bei der hellblauen Hose den Schritt auch als eher zu hoch empfunden habe. Es gibt auch verschiedene Bundformen, vor allem diese hübsche Vorderteilpasse finde ich sehr gelungen. Ich habe die kurze Variante gewählt, die als Culotte bezeichnet wird.
Ja, und dann wollte ich es doch genau wissen. Ich plante, diesen Schnitt mit meinem neuen Jeansstoff umzusetzen, den ich hier bezogen hatte. Ein italienischer Bio-Jeansstoff, GOTS-zertifiziert, mittelschwer, leicht elastisch, und einer der schönsten Jeansstoffe, die ich je vernäht habe. Und ich habe schon etliche Jeansstoffe vernäht!
Ich wollte keine Risiko eingehen und habe deshalb zwar keine Nesselmodell, aber das Modell der Topdowncenteroutmethode genäht. Topdowncenterout hatte ich im letzten Blogbeitrag schon beschrieben. Es ist eine Methode zur Hosenanpassung, bei der zuerst der Hosenbund und dann der Rest der Hose von innen nach außen angepaßt wird. Dazu wird ein einbeiniges Nesselmodell genäht. Das ganze Verfahren ist recht arbeitsaufwendig, ich habe es hier abgekürzt, da mir ja schon ein Maßschnitt vorlag. Genäht habe ich das einbeiniges Modell mit Bund und den beiden Passen im Vorder- und Rückenteil. Das habe ich zuerst angepaßt und dabei 2 cm in der Weite der Taille dazu gefügt. An der Hinterhose habe ich in der hinteren Mitte um einen cm reduziert, sonst war ich mit der Paßform sehr zufrieden. Das einbeinige Modell konnte ich auch gut nutzen, um die Taschenposition festzulegen.
Jetzt sitzt die Hose richtig gut. Oder ist es doch eine Culotte, wie sie in der Schnittbezeichnung heißt? Egal wie, mir gefällt sie!
Ergänzt habe ich nur noch eine Tasche am Oberschenkel im Cargostil. Mein vierbeiniger Begleiter hatte Sorge, daß seine Leckerli in der Hose keinen Platz finden…
Mein Fazit zu Smart Pattern: eine sehr gute Methode für alle, deren Körpermaße von den gängigen Tabellen abweichen und die trotzdem eine gut sitzende Hose mit geringem Anpassungsaufwand nähen möchten. Ganz kann man sich die Anpassung nicht sparen, das ist auch nicht zu erwarten. Jeder Schneider, der eine Maßhose näht, wird den Kunden auch zur Anprobe einige Male einbestellen.
Ich trage übrigens die himmelblaue Jeans grade richtig gerne. Mit der Farbe habe ich mich arrangiert, und durch das Tragen ist die ursprünglich sehr körperbetonte Form deutlich lässiger geworden. Das Elasthan zeigt eben seine Wirkung…also, alles richtig gemacht.
Alle anderen genähten Modelle an diesem ersten Mittwoch im Mai, der ja auch wieder ein #memademay ist, finden sich auf dem Blog des Memademittwoch.
Es gibt Schnittmuster, die werden in der Nähszene, in der ich mich bewege, sehr häufig genäht. Das erweckt in mir leicht den Eindruck, das „müsse man genäht haben“…das ist natürlich Blödsinn, keine von uns muß etwas nähen, wir machen das ja alles freiwillig. Aber interessant ist es schon, so ein Schnittmuster, das so oft genäht wird. Ist es das geschickte Marketing, die inspirierende Designerin oder am Ende doch die Qualität des Schnittes, die dafür verantwortlich ist, wenn so ein Schnitt rauf und runter genäht wird?
Bei der Olya Bluse von Paper Theory trifft sicher von all diesem etwas zu. Der Schnitt ist schon genial, und da die Feinheiten in meiner geblümten Version überhaupt nicht erkennbar sind, hier die technische Zeichnung:
Quelle: Paper Theory
Olya ist eine Bluse im klassischen Hemdblusenstil mit Kragen, einer Schulterpasse im vorder- und Rückenteil und Manschettenärmeln. Das Besondere ist, daß die Ärmel an die vordere Passe angeschnitten sind. Das ergibt ein ganz witzig geformtes Schnittteil, das ich zunächst etwas ratlos hin und hergedreht hatte, bis sich mir die Funktion erschloss. Die Naht, die den angeschnittenen Ärmel letztendlich schließt, wird in der Naht zwischen Passe und Oberteil fortgeführt. In diese Naht können zwei Brusttaschen eingearbeitet werden- ein witziges Designelement bei transparenten Stoffen, die Funktion der Brusttaschen erschliesst sich mir nicht. Ich habe sie weggelassen.Zwischen dem Vorderteil/Ärmel und rückwärtiger Passe ist ein Anschluss, bei dem eine Naht im rechten Winkel abknickend genäht werden muß, das ist eigentlich die einzige Schwierigkeit bei diesem Schnitt. Es gibt eine sehr gute Anleitung mit Grafiken zu diesem Schnitt, außerdem einen ausführlichen Sewalong auf der Website der Designerin. Wer noch nie einen Hemdblusenkragen oder Ärmelmanschetten genäht hat, wird hier sehr gut durch alle Schritte geführt.
der Fotograf hat sich wirklich bem0ht, diesen besonderen angeschnittenen Ärmel in Szene zu setzen, aber bei den vielen Blümchen war das schwierig
Die Olya Bluse ist oversized geschnitten. Das wußte ich, wurde auch in den vielen Beispielen von Olya, die man im Netz sieht, immer wieder bestätigt. Ich habe daher eine Größe kleiner gewählt als ich sie von der Größentabelle her gebraucht hätte. Dies ist die Größe 8, die zweitkleinste Größe. Mit der Größenwahl bin ich sehr zufrieden: die Bluse hat genau das richtige Maß an Mehrweite, das mir zur Zeit gut an mir gefällt.
Nicht ganz so zufrieden war ich mit dem Sitz des Kragens: wie so oft fand ich den Kragen zu hoch oder zu eng an mit. Wobei er eigentlich gar nicht zu eng war, ich hätte ihn schon zugeknöpft bekommen, wenn ich denn ein Knopfloch und Knopf auf den Steg genäht hätte. Aber die Bluse hat eine starke Tendenz, über die Schulter nach hinten zu rutschen, da konnte ich mir die hochgeschlossene Version gar nicht vorstellen.
Die Schulternaht dieser ersten Version lag deutlich hinter meiner anatomischen Schulter. Das ist sicher teilweise das Design, das das so möchte, liegt aber auch an meinen nach vorne gedrehten Schulter. Ich brauche bei vielen Schnitten ein „forward shoulder adjustment“, eine relativ einfache Änderung des Schnittmusters, bei der man am Vorderteil einen Streifen der Schulter entfernt und diesen am Rückteil wieder dran fügt. Es gibt dafür viele Anleitungen im Netz, ich verlinke hier mal eine, die das ganze sehr ausführlich behandelt.
meinem jungen Hund ist die Position der Schulternaht ziemlich egal- er interessiert sich mehr für die Position des Leckerli-Beutels
Letztendlich ist es ja immer Jammern auf hohem Niveau, wenn man sich über solche Feinheiten an einem genähten Stück grämt. Tatsache ist, daß ich diese Bluse unmittelbar nach ihrer Fertigstellung angezogen habe und dann nicht mehr freiwillig ausgezogen habe (doch, nachts natürlich dann doch:-)) Das lag sicher auch an dem hübschen Stoff, einem Baumwoll-Satin von Hello Heidi. Ich hatte diese Qualität schon mal vernäht und bin immer noch sehr begeistert davon. Der Stoff wirkt, wenn er aus dem Päckchen kommt, etwas steif, wird aber nach der ersten Wäsche butterweich. Die Verarbeitung ist eine Freude, grade so Dinge wie Kragen oder Manschetten gelingen problemlos.
Er knittert wenig, aber wenn man ein Sweatshirt und darüber noch eine Bauchtasche trägt, entstehen einfach Tragefalten. Das soll so!
Der Sweater ist nach dem Schnitt Capitol von Cosylittleworld genäht, das ist zur Zeit mein Lieblings-Sweatshirtschnitt, da er für mich genau das richtige Mass an Oversize aufweist.
Die Bauchtasche ist sicher vielen bekannt- der Schnitt heißt Rikka und ist von Hansedelli. Immer wieder schön, zwischendurch mal eine Tasche zu nähen, und diese wurde dringend benötigt. Bei Hundespaziergängen benötigt man so einiges, Leckerli, Kotbeutel, Leine…und die Hände sollen ja frei bleiben, damit man den Kleinen ausgiebig beschmusen kann.
Da ich die Olyabluse wie gesagt so gerne und viel getragen habe, lag es nahe, ein weiteres Exemplar zu nähen. Außerdem wollte ich wissen, ob ich die Schulternahtverlagerung so machen konnte, wie ich es mir vorgestellt habe. Beim Olya-Schnitt ist ja durch den angeschnittenen Ärmel manches anders.
Im hiesigen Nähgeschäft fand ich einen Double Gauze, der sich gut für eine weitere Olya eignete. Der Schnitt ist also etwas geändert, die Schulternaht um ca 1 cm nach vorne verlagert und etwas gedreht.
Außerdem habe ich den Kragenausschnitt etwas erweitert und den Kragen samt Steg natülrich auch, so daß er in etwa der Größe 10 entspricht.
Wie man sieht, ist der Sitz deutlich besser-nein, man sieht es natürlich nicht, aber das Gefühl beim Anziehen und Tragen ist so, daß ich mit der Bluse jetzt rundum zufrieden bin. Die Schulternaht liegt immer noch etwas hinter meiner anatomischen Schulter, aber das entspricht dem Design.
Das Nähen der Olyabluse ist übrigens eine recht zügige Angelegenheit, wenn der Anfang mal gemacht ist. Man beginnt mit dem Ärmelschlitz, der als Kapellenschlitz gearbeitet wird. Wenn diese erste Nähchallenge dann gemeistert ist, kann man sich entspannt dem weiteren Nähprozess zuwenden. Das Einsetzen der Ärmel spart man sich, das finde ich sehr angenehm. Ärmeleinsetzen finde ich beim ersten Ärmel immer noch ganz spannend, da bin ich hoch motiviert, aber beim zweiten läßt die Motivation dann deutlich nach, und dann sollen die beiden Ärmel ja auch noch identisch sein…nein, dann lieber ein Schnitt wie Olya, bei der der Ärmel angeschnitten ist.
So, soweit mein Outfit, in dem ich bei den zahlreichen Hundespaziergängen mit meinem Junghund Caspar unterwegs bin! Caspar und ich freuen uns jetzt auf wärmere Frühlingstage. Ich bin gespannt auf die heutige Galerie des Memademittwoch– werden schon Sommer-Outfits gezeigt, oder sind meine Mitnäherinnen vernünftig und zeigen dem Wetter angepaßte warme Kleidung? Ina zeigt heute ein traumhaftes Frühlingsoutfit, fröstelt aber auch darin…
Wieviele Taschen braucht ein Rock? Die Antwort ist klar- jede Zahl größer als eins ist hier richtig. Ein Rock ohne Tasche ist wie ein Frühling ohne Sonne oder ein Hundespaziergang ohne Leckerli. Jeder Rock braucht mindestens eine Tasche! Aber ist die Zahl der Taschen nach oben begrenzt? Diese Frage mag man sich stellen, wenn man das Schnittmuster des Anzu-Rockes von Waffle Patterns betrachtet. Maximal könnte man 11 Taschen hier einbauen, ich habe mich auf 7 beschränkt. Ja, Bescheidenheit ist eine Tugend!
Es ist ja sicher auch nicht so gedacht, daß jeder Anzu-Rock mit allen Taschenvariationen genäht wird, das sind schon eher Vorschläge der Designerin, aus der man dann auswählen kann. Aber andererseits macht es so Spaß, diese ganzen Taschen zu nähen, ich konnte irgendwann nicht mehr stoppen. Und wenn man dann auch noch das passende Label dazu hat…
Wenn man von den vielen Taschen absieht, ist der Anzu Rock ein relativ schlichter Rock in A-Linie. Es gibt zwei Optionen, eine kurze mit Reißverschluß vorne oder eine knielange mit doppelter Knopfleiste („double breasted“), von denen aber nur die äußere mit Knöpfen genäht wird, die innere besteht aus Rockhaken und Druckknopf. Bei der Rückseite gibt es die Option auf eine tiefe Kellerfalte in der hinteren Mitte, die habe ich natürlich genäht, um mehr Beinfreiheit zum Laufen zu bekommen. Denn dieser Rock ist als Outdoor- und Wanderrock gedacht- etwas anderes passt nicht in mein Leben, das ich mit einem mittlerweile 5 Monate alten Welpen teile.
Die Anleitungen von Waffle Patterns sind immer eine reine Freude beim Nähen. Jeder Schritt ist mit Grafiken erklärt, die Anweisung knapp und präzise- so macht Nähen Spaß.
Der Stoff ist ein Doubleface-Jeansstoff, den ich von 1000Stoff bezogen hatte. Er hat zwei schöne Seiten, eine taupefarbene und eine jeansfarbene. Ich hatte lange geschwankt, welche Seite ich nach außen nehmen, oder ob ich bei den Taschen mit den verschieden farbigen Seiten spiele. Schlußendlich habe ich mich doch für diese schlichte Version in taupe entschieden, da ich die am besten kombinieren kann. Dafür habe ich mich dann bei der Innenansicht hemmungslos ausgetobt und meinen neuesten Libertystoff angeschnitten.
Der Rock passt zu vielen meiner Oberteile, hier habe ich ihn mit einer Cheyenne-Bluse aus einem Libertystoff kombiniert. Für unsere Wanderung an diesem nasskalten Vorfrühlingstag war das natürlich nicht warm genug, wie gut, daß ich einen selbstgestrickten Pullover darüber getragen habe!
Auf diesen Pulli, den Dartmoor Sweater von Caidree, bin ich ja besonders stolz. Gut, ich bin auf jeden selbstgestrickten Pulli stolz, eigentlich auf jedes selbstgemachte Kleidungstück, aber dieser Pullover…ich hatte die Wolle Ende Oktober bestellt, das habe ich grade noch mal nachvollzogen, und er war im Januar fertig. Für mich als langsame Strickerin ein geradezu atemberaubendes Tempo! Ich hatte allerdings auch einen gewissen Leidensdruck, da der Winter dann doch kühler wurde, der kleine Hund viele Outdoorzeiten forderte und es in meinem Kleiderschrank nicht so viele andere warme Pullis gab.
Der Dartmoor Sweater ist ein schlichter Pulli mit überschnittenen Schultern. Charakteristisch ist die etwas nach hinten verlegte Schulternaht, die durch einen i-cord betont wird. Für die Nicht-Profistrickerinnen, zu denen ich bis vor kurzem noch gehört habe: ein i-cord ist eine Art Kordel, die aus drei Maschen gestrickt wird. Man kann dann aus der Längsseite der Kordel die Maschen wieder aufnehmen, das führt zu einem sehr dekorativen Rand wie hier an der Schulter.
Ich habe den Dartmoor Pulli zweifädig gestrickt, ein Garn war Merinogarn (Lamana Como Grande), dazu ein Beilaufgarn aus 60% Mohair und 40% Seide (Lamana Premia). Das Ergebnis ist unglaublich weich, voluminös und wärmend, der Pullover war mein absolutes Lieblingsstück in diesem Winter. Und ich denke , daß ich auch bei den Morgenspaziergängen jetzt im März in der morgendlichen Kühle gerne diesen Pulli anziehen werde. Wer schon mal mit einem Welpen spazieren gegangen ist, kennt das Problem wahrscheinlich. Das Gassigehen mit einem Welpen ist ja oft ein Gassi-Sitzen- der Hund läuft einige Meter, dann setzt er sich erstmal hin und bestaunt die große weite Welt rings um ihn herum. Wie gut, wenn man da einen warmen Pullover anhat und den Hund in seiner kontemplativen Beschäftigung nicht stören muß!
so sieht ein nasser Zwergschnauzer aus
Für Kontemplation blieb dem Hund auf dieser Wanderung allerdings wenig Gelegenheit, da er irgendwann recht durchnäßt und völlig verdreckt war , was seiner guten Laune aber nicht schadete. Ich versichere, daß er kurze Zeit später wieder trocken und sauber auf der Couch saß!
Alle anderen genähten Modelle, mit oder ohne Hund, versammeln sich an diesem ersten Mittwoch im März hier. Ich freue mich sehr, daß es diese Plattform gibt!
Neuer Blogpost, neues Jahr, Neubeginn! Immer wieder schön, diese Illusion, daß mit dem Wechsel der Jahreszahl sich sozusagen automatisch alles ändern würde, und natürlich vorzugsweise zum Guten. Wir möchten ja immer Bilanzen ziehen, so wie mein Steuerberater, der sich am Ende des Jahres freut, wenn Gewinn und Umsatz sich gesteigert haben- dann war das ein gutes Jahr.
Wenn ich mich in meiner Instagram- oder Blogger-Blase umschaue, sehe ich auch viele Bilanzen und Jahresrückblicke, und viele gehen mit dem Jahr 2022 sehr hart ins Gericht. Fast bin ich versucht, das arme Jahr 2022 doch etwas in Schutz zu nehmen, vermutlich kann es ja gar nichts dafür…aber ich sehe es genauso, 2022 war kein gutes Jahr. Damit meine ich jetzt gar nicht die weltpolitische Lage. Die war natürlich katastrophal, aber das trifft leider auf viele , viele Jahre davor genauso zu. Ich bin keine Historikerin, aber ich denke, daß in jedem Jahr irgendwo auf der Welt ein menschenverachtender Krieg geführt wird.
Für mich war 2022 ein Jahr mit vielen emotionalen Belastungen. Es war das letzte Jahr meine Berufstätigkeit, und ich bin sehr froh, daß ich diese Phase jetzt doch sehr geregelt beenden konnte. Ich war 27 Jahre als niedergelassene Kinderärztin in eigener Praxis tätig. Es war eine schöne Tätigkeit, eine wunderbare Zeit, die ich nicht missen möchte. Aber es war auch eine Tätigkeit, die mich in den letzten Jahren sehr an die Grenzen meiner perönlichen Leistungsfähigkeit gebracht hat. Die Gründe hierfür zu erläutern würde den Rahmen dieses Blogs eindeutig sprengen, handelt es sich doch um einen Nähblog und nicht um einen gesellschaftskritischen Blog. Aber wenn sich eine meine Leserinnen dafür interessieren, können wir das Thema gerne bei einem persönlichen Treffen im Rahmen eines Nähtreffens/Bloggertreffens vertiefen.
Das Nähen war in diesem Jahr mehr als zuvor mein Anker, die Zuflucht für meine Gedanken, wenn der Kopf voll war mit Problemen und Emotionen. Da reichte oft auch schon der Gedanke an ein Nähprojekt oder vielleicht auch ein Nähproblem, das es in Gedanken zu lösen galt. Und die Stunden an der Nähmaschine waren natürlich absolut genial, um wieder eine gewisse Erdung zu bekommen und zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zurück zu kehren. Was kann es schließlich wichtigeres im Leben geben, als eine sauber genähte Kragenecke hin zu bekommen? Na gut, bei einem Patchworkprojekt die Ecken genau aufeinander zu bekommen, ist auch ganz schön wichtig…
Und so war mein Nähjahr 2022 vermutlich doch ganz erfolgreich, auch wenn ich jetzt noch keine endgültige Bilanz gezogen habe. Mein Nähverhalten ist aber recht stabil, ich ahne oft schon ganz gut, was mir stehen wird und was ich gerne anziehen werde. Ich kaufe gerne schönen Stoff, aber ich verarbeite auch gerne schöne Stoffe aus meinem gut gefüllten Vorrat. Und auch mein Vorrat an Schnitten freut mich immer, wenn ich mir für ein konkretes Projekt einen bereits bewährten Schnitt auswählen kann.
Bei diesem Stoff, einer Viskose der französischen Stoff-Firma Atelier Brunette, wußte ich sofort, welchen Faltenrock ich daraus nähen wollte. Den Lizzie-Rock von Sewoverit hatte ich vor einigen Jahren schon mal genäht und hier verbloggt. Es gibt da einige kleine Raffinessen bei der Faltenlegung dieses Schnittmusters, wer sich dafür interessiert, möge bitte meinen alten Blogbeitrag lesen, dazu kann ich nichts neues hinzufügen.
Der Rock hat Taschen, ist gefüttert und trägt sich durch die Weite ganz wunderbar. Überraschenderweiss ist das wilde Muster recht kombinationsfreudig, ich habe den Rock auch schon mit diversen Pullovern kombiniert, es passt nicht nur dunkelrot, sondern auch anthrazit wunderbar dazu.
Und so ging mein Nähjahr 2022 doch sehr versöhnlich zu Ende, ich bin mit diesem Rock rundum glücklich und zufrieden. Zu meiner Zufriedenheit trägt sicher auch das kleine Fellknäuel bei, das hier um meine Füße herumwuselt…
…gar nicht so einfach, mit einem kleinen Welpen, der noch keine großen Strecken laufen darf, eine passende Location für die Blogfotos zu finden!
Caspar ist mittlerweile 12 Wochen alt, ein Amerikanischer Zwergschnauzer. Er ist erst zwei Wochen bei uns, aber ich kann mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. Ich denke , alle Hundebesitzer wissen, wovon ich spreche.
Aber so ein Welpe benötigt natürlich auch Zeit, und so bin ich sehr gespannt, wie sich mein zukünftiges Leben zwischen Hund, Familie und Nähen aufteilen wird.
Jetzt schaue ich erst mal, was andere an diesem ersten Mittwoch des Jahres 2023 genäht haben. Herzlichen Dank an das Team des Memademittwoch, daß Ihr auch in diesem Jahr uns diese wunderbare Plattform ermöglicht!
Ich habe mal wieder eine Jeans genäht, nämlich die Sunshine-Jeans von I am Patterns. Diesen Schnitt hatte ich schon so lange vor zu nähen, denn solch eine Jeans fehlte mir noch in meiner Kollektion. Mein Wunsch war eine Hose aus einem Denim ohne Stretch, eher hoch in der Taille sitzend und im Hüftbereich leger, die Hosenbeine unten etwas enger. Damit beschreibe ich die Merkmale einer Momjeans, besser bekannt als Karottenjeans- nun denn, begeben wir uns in die 80er Jahre!
Lange habe ich geschwankt zwischen diesem Schnitt und einem ganz ähnlichen Modell, nämlich der WorkerTrousers von Modernsewing . Letzendlich war für meine Wahl die Tatsache ausschlaggebend, daß die Sunshine Jeans mir schon als ausgedruckte A0-Version vorlag, die hatte ich damal mit meinem Kauf des Blazers „I am Fullmoon“ schon mitbestellt und mit ausdrucken lassen. Den Blazer liebe ich sehr und habe ihn ganz oft getragen, er hat absolut reelle Chancen auf den Titel Lieblingsstück des Jahres 2022- aber jetzt greife ich schon den Januar-Beitrag vor, das ist didaktisch nicht so geschickt.
Aber jetzt war der Zeitpunkt da für diese Jeans, Stoff lag auch schon bereit (Denim in mittelblau von Hello Heidi)- blieb nur noch die Anpassung des Schnittes.
Ich muß Hosenschnitte immer anpassen, zu sehr weichen meine Maße von denen der Schnittdesignerinnen ab. Üblicherweise mache ich das so, daß ich den zweidimensionalen Papierschnitt an definierten Stellen aufschneide und die Teile auseinanderziehe oder zusammenschiebe. Das funktionierte bisher recht gut, und die so angepassten Hosen passen mir alle um Klassen besser als die Kaufhosen.
Aber jetzt gab es eine neue Form der Hosenanpassung, die zumindest in der Instagramblase, in der ich mich bewege, für gewisses Interesse gesorgt hat. Sie trägt den sperrigen Namen „Top-down Center out“ und wurde entwickelt von Ruth Collins, das ganze ist in einem Artikel der Threads zu finden (ThreadsMagazin 2022, 2018, pp 50-57).
Ich werde im folgenden Artikel die Methode beschreiben, oder zumindest das, was ich davon verstanden habe, und von meiner Anwendung auf die Sunshine- Jeans von I am Pattern erzählen.
Ruth Collins (auf Instagram @IthacaMaven) hat eine Methode beschrieben, bei der Hosen auch alleine, also ohne eine zweite Person, angepaßt werden können. Das ganze beruht auf einem Nesselmodell, das nur aus einem Taillenband und einem einzigen Hosenbein besteht. Zuerst wird das Taillenband angepaßt, dann das Bein- also von oben nach unten, eben top down. Das Hosenbein wird von innen nach außen angepaßt- center out.
Die Anpassung des Taillenbandes als erste Tat fand ich sehr ungewöhnlich, aber dann doch absolut nachvollziehbar. Klar, so eine Hose hängt am Taillenband, und wenn die Taille sitzt und passt, ist das schon mal gut. Die Sunshine-Jeans hat einen schönen Formbund, den ich aber nach der ersten Anpassung noch etwas mehr gerundet habe. Dann war ich damit schon mal ganz zufrieden.
Für die Erstellung dieses einbeinigen Nesselmodelles gibt es in dem genannten Artikel sehr genaue Arbeitsanweisungen, was die Größenwahl und die Nahtzugaben betrifft. Das muß man sich dann mal in Ruhe durcharbeiten. Es gibt mittlerweile auch eine Reihe von sehr instruktiven Videos auf Youtube. Ich habe mir vor allem die Filme von the crooked hem angeschaut, die das ganze sehr anschaulich demonstrieren. Es ist natürlich alles auf englisch, aber es ist wirklich gut zu verstehen.
Ein Prinzip dieser Methode ist, daß die Schrittkurve nicht geändert werden soll. Die Begründung dafür ist, so wie ich es verstanden habe, daß die Schrittkurve von einem professionellen Schnittersteller schon so optimiert wurde, daß man daran nicht grundlos rumschnippeln soll. Das fand ich interessant, denn bisher habe ich immer an meinen Hosenschnitten die Schrittkurve geändert- das war vielleicht verkehrt?
Also, man schneidet sein Nesselmodell dann zu und heftet es zusammen. Dann kommt der lustige Teil der Aktion, die Anprobe des einbeinigen Testmodells, das teilweise zusammegeftet ist und in der Taillen am bereits angepaßten Taillenbund mit Stecknadeln festgesteckt wird. Man arangiert die Schrittnaht an der vorderen und hinteren Mitte (das Vorhandensein eines zweiten Spiegels ist hier sehr von Vorteil) und zuppelt dann zunächst die Schrittnaht vorne und hinten auf die richtige Höhe. Dann wird die Seitennaht abgesteckt und auch wieder auf die richtige Höhe gezuppelt…also ich mußte viel zuppeln und stecken , das ganze im Unterhöschen mit einem einbeinigen Testmodell, und nein, es gibt davon keine Fotos!
Quelle: Practical Pants Fitting by Ruth Collins, threads 2018
Aber interessant war es schon. Mir war schon klar, daß ich aus der hinteren Mitte einiges an Länge rausnehmen mußte, aber das waren dann gut drei cm, die ich im Endeffekt rausgenommen hatte. Ich hatte mir das Leben etwas schwer gemacht, indem ich einen Schnitt mit rückwärtiger Passen gewählt hatte, wie das bei Jeans halt so üblich ist. Ich hatte Passe und Rückenteil zusammengenäht für die Anprobe und dann später nach erfolgter Anpassung die Passe neu abgetrennt- mittlerweile gibt es auf You Tube ein Video von the crooked hem, in der sie eben diese Jeansanpassung mit Top Down Center Out beschreibt. Sie schlägt vor, die Passe zusammen mit dem Taillenband im ersten Schritt zusammen anzupassen- vermutlich die bessere Variante.
In der vorderen Mitte habe ich einen cm dazu gegeben, da bin ich mir im Nachhinein unsicher, ob das so richtig war. Im Vorderteil im Schrittbereich entstehen immer wieder Falten, die meiner Ansicht nach da nicht so hingehören. Denn natürlich hat diese Hose Falten, wenn ich sie trage. Das muß sie haben, sie ist aus einem nicht dehnbaren Stoff und ich habe den Anspruch, mich in der Hose bewegen zu können. Abern man möchte halt gerne diese harmonischen Falten, die einfach leger wirken und nicht irgendwelche Falten durch Paßformmängel. Bei den Falten im Vorderteil habe ich leider auch als Verursacher meinen Reißverschluß im Verdacht, den ich nicht ganz spannungsfrei eingesetzt habe. Aber das lag an der sehr eigenartigen Technik, die in diesem Schnitt verwendet wird. Überhaupt ist die ganze Anleitung der Hose nicht so ganz überzeugend, oft sehr kurz gefaßt. Und für den Reißverschluß gibt es definitiv bessere Techniken.
Dass ich an der hintern Mitte Länge entfernen und an der vorderen etwas dazugeben würde, war für mich nicht überraschend, das hatte ich auch mit meiner früheren Technik der Schnittanpassung schon so gemacht. Aber ich habe bei diesem Schnitt auch an den Seitennähten 2 cm an der Taille dazu gegeben, das ist glaube ich eine völlig unübliche Änderung. Aber beim Rumprobieren kam es mir wirklich so vor, daß der Fall des Hosenbeines harmonischer aussah mit dieser Änderung. Durch die seitliche Längenänderung sitzt die Hose schön über meinem Hüftknochen, das gefällt mir beim Tragen sehr gut. Auf den Bildern sieht man, daß die Seitennaht in der Taille etwas nach vorne gezogen wird- ist wahrscheinlich auch nicht ganz optimal, aber irgendwas ist ja immer.
Das Tragegefühl der Hose ist sehr gut. Das mag auch am legeren Schnitt liegen, aber es ist wirklich eine bequeme Hose geworden. Ich habe den direkten Vergleich mit der Bettyjeans aus der Fibremood , die ich ja auch aus einem Jeansstoff genäht habe. Auch Betty sitzt hoch in der Taille und ist im Beinbereich eher leger geschnitten. Ich trage meine Jeans-Betty wirklich gerne- aber bin abends froh, wenn ich sie ausziehen kann, denn irgendwie drückt sie dann doch, im Bund und im Schritt. Die neue Sunshine dagegen ist ein Stück für den Alltag, das ich unbegrenzt anziehen kann, trotz des eher hohen Bundes. Das mag natürlich auch am Stoff liegen, es ist wirklich ein schöner, eher weicher Jeansstoff, der durchs Tragen noch weicher geworden ist. Ich bin schon sehr auf die Paßform nach der Wäsche gespannt.
Mein Fazit zu TopDown Center out ist daher durchaus positiv. Ich habe viel gelernt bei dieser Aktion, habe eine recht gut passende Hose fabriziert und mich nochmals ausgiebig mit Hosenanpassung beschäftigt. Der Nachteil ist natürlich der Zeitaufwand- alle diese Schritte im Vorfeld wie Schnitt vorbereiten, das einbeinige Modell zuschneiden, anpassen und natürlich nachher die Änderungen auf den endgültigen Schnitt übertragen, kosten viel Zeit. Mir hat das Spaß gemacht, aber ob ich es immer so machen werden, weiß ich noch nicht.
Noch ein Wort zum Schnitt: ich denke, die Sunshine-Jeans ist ein wirklich schöner und gut gemachter Schnitt- wenn man von der Anleitung absieht. Das war ja auch meine Erfahrung mit dem Fullmoon-Blazer aus der gleichen Kollektion. Auch hier finde ich den Schnitt wunderbar, aber der Anleitung alleine kann man nicht vertrauen, das funktioniert nicht. Nun gut, wenn ich das weiß, kann ich ja auch auf andere Anleitungen in meinem reichen Schnittfundus zurückgreifen…andererseits muß ich mir vielleicht auch nicht so einen doch recht teuren Schnitt kaufen, wenn die Anleitung nicht den Erwartungen entspricht.
Alle anderen Nähwerke des heutigen Memademittwochs finden sich hier. Wie schön , daß das Team auch in der hektischen Vorweihnachtszeit uns diese Plattform bereitstellt!
Also in letzter Zeit habe ich gar nichts genäht. Sicher liegt auf meiner Nähmaschine zentimeterdick der Staub, bei der Overlock sind die Messer zusammengerostet und im Fadenabfallbehälter hat sich eine Maus eingenistet. Was sage ich, eine Maus….sicher zwei Mäuse!
Na gut, der Staub auf der Nähmaschine ist nicht ganz so hoch- aber nur deshalb, weil sie meistens ordentlich abgedeckt war! Und die Overlock-Messer sind sicher aus rostfreiem Stahl, und schliesslich stand sie auch nicht im Garten im Regen. Die Mäuse bestanden aus Fadennestern, seit ich keine Katze mehr habe, sind Mäuse in der Wohnung auch kein Problem mehr. Und im Nähtagebuch der letzten Wochen befinden sich tatsächlich einige Einträge, hatte ich komplett vergessen…es war ja auch alles nichts Besonderes!
Zum Beispiel dieses T-Shirt, genäht nach dem Schnitt Vera von Forgetmenotpatterns. Ich habe den Schnitt schon einige Male genäht, deshalb ist das für mich nichts Besonderes mehr. Ich weiß, daß er mir gut paßt, ich mag die Ärmelform mit den leicht ausgestellten Ärmeln. Die Ärmellänge ist so etwa dreiviertel, das ist sehr praktisch, sobald man irgend etwas arbeitet. Der Schnitt sieht auch noch eine Langarmversion vor mit sehr langen Ärmelbündchen, das ist dann nicht mehr ganz so praktisch, weil man die Ärmel nicht mehr hochschieben kann. Der Ausschnitt ist im Original ein V-Ausschnitt, ist ja bei Jersey nicht so ganz trivial zu nähen, aber ist in der Anleitung super beschrieben. Es gibt auch einen Schnitteinsatz, ein Template, für diesen Rundhalsausschnitt, den finde ich auch sehr gelungen und er ist schneller genäht.
Der Schnitt ist ein Gratisschnitt- jedesmal, wenn ich ihn nähe, wird es mir etwas peinlicher, daß ich diesen Schnitt nicht irgenwie der Designerin honoriert habe. Bitte nicht falsch verstehen, ich spare natürlich auch gerne Geld ein, wenn es möglich ist, aber Leistung muß doch bezahlt werden, finde ich. Und dieser Schnitt ist wirklich gut gemacht, ich habe ihn deshalb schon einige Male genäht und alle Versionen werden gerne getragen.
Der Stoff ist ein Baumwolljersey von Art Gallery. Es gibt so wenig geschmackvolle Jersey-Designs für Erwachsene, Art Gallery bildet da eine löbliche Ausnahme. Kein Wunder, hauptsächlich designt Art Gallery Patchwork-Stoffe, und manchmal gibt es dann so „Abfallprodukte“, daß ein Design auch auf andere Stoffe gedruckt wird. Ich trage dieses Shirt sehr gerne und viel, es paßt zu den meisten meiner Hosen- aber es ist doch ein Alltagsteil, also gar nichts Besonderes!
Im Alltag trage ich auch gerne Sweatshirts. Ich habe da so meine Lieblingsschnitte, einer davon ist der Sheridan-Sweater von Heyjunehandmade. Auch er hat etwas weite, aber gemäßigte Ärmel, recht breite Bündchen und insgesamt eine legere Paßform, die aber nicht oversized ist- finde ich für mich so ganz gelungen. Auch vom Sheridan gibt es bei mir einige Versionen, die ich vor allem in der Übergangszeit gerne tragen. Gar nichts Besonderes, davon eine neue Version zu nähen!
Der Stoff ist ein French Terry von Atelier Brunette. Ich hatte ihn direkt in Frankreich bezogen, schon kurz nach dem Erscheinen des Stoffes. Mag sein, daß ich durch die Farbbezeichnung „toffee“ schon erfolgreich zum Kauf beeinflusst worden war, aber es ist schon ein ausnehmend schöner Stoff, soweit man das von einem French Terry überhaupt behaupten kann…er ist GOTS zertifiziert und hat einen ganz zarten Glanz und schönen Fall, den ich von einem Strickstoff so nicht erwartet hätte. Passenden Bündchenstoff gab es auch.
Und wenn ich schon so langweilige Dinge nähe, die alle nichts Besonderes sind, mußte ich meine Kreativität jedenfalls in so Kleinigkeiten wie Label und natürlich dem Streberstreifen austoben. Streberstreifen nähen wir ja alle gerne, ich kann auch fast nicht mehr ohne…zumal seit ich entdeckt habe, daß man die wunderbar aus Viskosewebstoff nähen kann! Seither ist fast kein Viskoserest vor mir sicher, also alles ,was nicht bei drei auf den Bäumen oder besser gesagt im Stoffregal ist, wird zu Schrägstreifen verarbeitet. Manchmal gelingt mir der Streberstreifen gut, manchmal weniger gut, ist ja auch egal, da ihn sowieso keiner außer mir sieht. Aber dieser ist mir besonders gut gelungen, finde ich.
Streberstreifen geht übrigens auch ringsrum um den ganzen Ausschnitt- hier ein Bild von meinem Sweatshirt, das ich nach einem Schnitt von Atelier Brunette genäht habe („Le Sweat„) Ein witziger Schnitt mit Fledermausärmeln und einem Halsausschnitt, der mit einem Schrägstreifen gesäumt wird. Ich hatte mir erhofft, daß in der Anleitung etwas über diese Technik geschrieben wird, denn ich habe das in dieser Form noch nie gesehen, daß ein Kleidungsstück aus einem dehnbaren Stoff mit einem Schrägstreifen aus Webstoff eingefaßt wird. Die Anleitung schweigt sich leider über technische Details aus, und so habe ich es gemacht, wie ich es für richtig hielt: ich habe die Schrägstreifenversäuberung so gemacht, wie ich es auch bei Webstoffen mache, mit reichlichem Staystitching, Understitching und allem, was ich mir in der letzten Zeit so angeeignet habe. Um den Sweatstoff dabei nicht ganz zu verärgern, war der Obertransportfuß eingesetzt, und so hat es gut funktioniert. Also, wieder was gelernt, es gibt eine weitere Möglichkeit der Ausschnittverarbeitung für dehnbare Stoffe, wenn mal kein Bündchenstoff vorhanden ist.
Von diesem blauen Sweatshirt gibt es nicht mal ein Tragefoto, ich will jetzt nicht wieder drauf hinweisen, daß das daran liegt, daß ich so ein Sweatshirt als nichts Besonderes betrachte…aber das sind so meine Gedanken, wenn ich mir Kleidungsstücke aus dehnbaren Stoffen wie Jersey oder Sweat nähe. Irgendwie hat sich in mir die Auffassung gefestigt, daß das Vernähen von Webstoffen die Königsdisziplin ist und so ein T-Shirt etwas minderwertig….wenn ich es jezt so aufschreibe, merke ich auch, wie unsinnig dieser Gedanke ist.
Man kann auch wirklich nicht sagen, daß das Vernähen von dehnbaren Strickstoffen so viel einfacher ist. Passformprobleme gibt es auch bei einem einfachen T-Shirt, deshalb mag ich ja auch den eingangs gezeigten Vera-Shirtschnitt so gerne, der mir so gut paßt. Nähtechnisch gesehen finde ich übrigens das Vernähen eines Strickstoffes immer noch anspruchsvoll. Ich habe das Glück, eine zuverlässige Overlock sowie eine Cover in meinem Nähmaschinenpark zu beherbergen, und mache von beiden reichlich Gebrauch beim Shirtnähen. Ein Jerseyhalsbündchen genau mit der richtigen Dehnung anzunähen kostet mich manchmal mehr Nerven als eine französischen Nahtversäuberung in einem Viskosewebstoff (wenn der sich halbwegs gutwillig verhält).
Und im Alltag ist ja so ein Shirt, ob aus Jersey oder Sweat, einfach unschlagbar. Bequem, gut zu tragen, und nach dem Waschen schnell gebügelt- also doch ein Hoch auf unsere genähten Jerseyteile, die so gar nichts Besonderes sind!
Selbstgestrickte Teile sind dagegen in meiner Garderobe immer noch etwas Besonderes für mich. Auch wenn ich natürlich, wie sicher die meisten Frauen meiner Generation (mittlerweile Ü60) , schon seit meiner Kinderzeit stricken kann, fühle ich mich bei den modernen Strickanleitungen oft wie eine Anfängerin und lasse mich bereitwillig in neue Techniken einführen.
Hier handelt es sich um den Weekendslipover von PetiteKnit, gestrickt habe ich ihn mit der Kombination aus zwei Garnen der norwegischen Firma Sandnes. Ein Garn ist eine Mischung aus Schurwolle und Baumwolle, das andere besteht aus Mohair, Schurwolle und Seide- diese Kombination klingt nicht nur edel, sondern ist absolut genial von der Haptik und vom Tragegefühl. Der Schnitt des Pullunders ist oversized und lässig gedacht. An mir fand ich ihn zuerst auch etwas zu groß, aber zu einer engen Hose , hier die Sasha Trousers von Closet Core, gefällt er mir jetzt gut.
Und so spannende neue Techniken gab es zu lernen, vor allem der italienische Abschluss der Ärmel- und Halsbündchen war so interessant. Bei dieser Abschlussform werden die Maschen eher vernäht als abgekettet, was eine wunderbar stabile und dekorative Kante ergibt. Wie konnte ich nur Jahrzehnte meines Stricklebens ohne diese Technik verbringen?
Unter dem Pullunder trage ich natürlich wieder ein T-Shirt, in diesem Fall das Frimas Shirt von Lise Tailor. Nicht ganz neu, aber dadurch schon erprobt und für gut befunden. Vom Frimas -Schnitt gibt es verschiedene Variationen, ich zeige hier die Version mit langen Ärmeln und einem Schösschen. Die Ansatznaht des Schösschens ist mit Framilon stabilisiert- sehr gute Idee, denn sonst neigen solche Schnitte gerne zum Ausleiern, ich spreche da aus leidvoller Erfahrung.
Der Stoff ist wieder mal ein Jersey von Art Gallery.
Genäht habe ich das Shirt im letzten Februar, es wurde viel getragen, gewaschen, gebügelt und der Stoff sieht immer noch wunderbar aus.
Ach ja, und so mancher Webstoff wurde ja doch unter meiner Nähmaschine hin- und herbewegt- diese Patchworkdecke ist auch in den letzten Wochen entstanden!
Die Idee, das Muster und die Stoffe kamen von das-mach-ich-nachts. Ich war in dieses Gingham-Muster in Regenbogenfarben verliebt, seit ich die ersten Vorschau darauf gesehen hatte. Natürlich handelt es sich hier um ein einfaches Quiltmuster, es wurden nur Quadrate aneinander genäht, aber trotzdem musste ja genau gearbeitet werden und eben das richitge Quadrat an die richtige Stelle genäht werden.
Der fertige Quilt hat eine Größe von 1,60m x1,70 m, als groß genug, um ihn auf der Couch zu nutzen , aber trotzdem noch eine Größe, die ich gut unter der Nähmaschine handeln konnte. Es gab bei Das-mach-ich-nachts eine sehr umfangreiche Sammlung von Videos zum Nähen dieses Quilts, allerdings nur für Mitglieder der „Nähgang“, die für diese Mitgliedschaft bezahlen.Für mich war es schon der dritte Quilt, den ich genäht habe, manches war also nicht mehr ganz neu, trotzdem fand ich die Videos und vor allem den Erfahrungsschatz, der da hinten dran stand, sehr lohnend.
„scrappy“ bindingQuilting mit dem Obertransportfuß
Soweit mein Rückblick auf die letzten Wochen, in denen ich gefühlt wirklich nichts richtiges genäht habe. Aber jetzt stapeln sich hier schon die neuen Webstoff-Schnitte und eine Jeans ist in der Planung. Und bis das alles fertig ist, trage ich meine schönen neuen T-Shirts rauf und runter!
Alle anderen Beiträge des Memademittwoch finden sich hier
Mit der Paßform dieser Hose habe ich ziemlich gekämpft, und ich bin mir immer noch unsicher, ob sie mir so gut an mir gefällt. Dabei hatte ich es mir so einfach vorgestellt- vom Schnitt, der Bisque Trousers von Vivian Shao Chen war ich nach meiner Probeversion sehr begeistert. Die Probeversion war eine kurze Hose, hier gezeigt. Ich gehöre ja absolut zu der Fraktion neinichnähekeinNesselmodelldasistsolangweilig (besser bekannt als Fraktion norisknofun…). Bei Hosen liegt es da nahe, eine tragbare Testversion als kurze Hose zu nähen. Im schlimmsten Fall ist nicht viel Stoff verschnitten, und im zweitschlimmsten Fall lässt sich eine misslungene kurze Hose immer als Radfahrerdress oder Gartenhose auftragen. In diesem Fall war die Testversion nach meiner Meinung gut gelungen und wurde im Sommer gerne getragen.
Bei der Stoffauswahl für die lange Version habe ich lange zwischen verschiedenen Stoffen geschwankt und mich dann für einen naturfarbenen belgischen Leinenstoff entschieden, den ich hier bezogen habe. Ich wollte einen Stoff, der etwas Stand hat, um die Eigenheiten dieses Schnittes herauszuarbeiten. Die Designerin des Schnittes zeigt bei ihren Produktfotos auch eine Version aus einem eher dicken und kräftigen Leinenstoff, und diese Version sprach mit sehr an. So sollte meine Hose auch aussehen!
Ich hatte mich ja auch für diesen Hosenschnitt entschieden, weil ich die Website der Designerin und ihren ganzen Stil so ansprechend fand. Man kann aber auch ganz anders an die Wahl eines Schnittes herangehen und das ganze von der wissenschaftlichen Seite aufziehen- das habe ich an diesem Blogbeitrag gelernt. Die amerikanische Nähbloggerin Thecrookedhem vergleicht hier die Bisque-Hose mit einem Schnitt von Paper Theory, den Miller-Trousers. Beide sind vom Prizip her ähnlich, haben einen Gummizug in der Taille, eine Falte im Vorderteil und schräge Eingriffstaschen. Ich finde diesen Beitrag absolut interessant, hier wird wirkllich alles mögliche und unmögliche verglichen- von der Größenauswahl über die Schnittgestaltung bis hin zur Nähanleitung. Ich habe mich bei meiner Schnittwahl wie so oft nur vom Gefühl leiten lassen. Die Millerhose hätte ich nicht in Betracht für mich gezogen, da ich mit dem Zadiejumpsuit, ein bekannteres Schnittmuster von Paper Theory, so meine Last hatte. Dem Zadie-Fanclub, so groß wie er auch sein mag, bin ich definitiv nicht beigetreten.
Das Nähen der Hose war eine reine Freude, die Anleitung ist super und beim zweiten Mal näht sich so ein Teil ja noch mal einfacher. Für die Innentaschen habe ich natürlich wieder ein Liberty-Stöffchen verwendet (ja, ich weiß, ich bin in der gesamten Nähwelt schon als die Liberty-Tante verschrien…)
Die erste Anprobe verlief ernüchternd. Die Hose hatte schon sehr viel Mehrweite im Hüftbereich, mehr als mir gefiel. Ich hatte für die Anprobe dann wirklich mal den Bund umgeheftet und das Gummi eingezogen, sonst ist das ja immer so schwierig mit den Gummizughosen bei der Anprobe.
Jedenfalls war diese Hose mir zu weit. Ich habe dann sowohl an der inneren als auch an der äußeren Beinnaht einiges an Weite herausgenommen. Im Endeffekt habe ich jetzt die Hose vermutlich eher in Gr 6 genäht als in der ursprünglich zugeschnittenen Gr 8.
Hatte ich die Größe von vornherein verkehrt ausgewählt? Diese Frage stellt man sich ja immer, wenn mit einem Schnitt etwas nicht so klappt. Die Designerin empfiehlt bei der Größenwahl, vom Hüftumfang auszugehen. Gut, dann hätte ich mich für Gr 6 oder sogar 4 entscheiden müssen. Allerdings hat dieser Schnitt die pikante Eigenheit, daß die Taillenweite der Hose, also des Stoffes, bevor er durch ein Gummiband gekräuselt wird, geringer ist als die Hüftweite. Und diese Hose hat keinen Reißverschluss,und irgendwie muß man sich noch rein winden können. Ich denke schon, daß die Größe 6 richtig wäre für mich. In der Hinterhose hatte ich einiges an Weite vor dem Zuschneiden herausgenommen, also ein „small butt adjustment“ durchgeführt, das mache ich mittlerweile routinemäßig bei allen Hosenschnitten.
Ich denke, daß die Form der Hose schon so gedacht ist. Der Eindruck, dass sie „zu groß“ ist, kommt wahrscheinlich auch durch den etwas tiefer hängenden Schritt. Bei einer Gummizughose ist das mit der Position und Höhe der Schrittnaht allerdings so ein bisschen ein Tappen im Ungewissen, aber wenn ich die Hose eine Weile trage und sie sich auf ihre Position zurechtzieht, ist die Schrittnaht einige cm unter meiner anatomischen Schritthöhe. Man ist das glaube ich nicht so gewöhnt, zumindest meine Sehgewohnheiten hängen eher noch an Hosenformen wie der Gingerjeans, den Landerpants und wie sie alle heißen, jedenfalls an Hosenformen, an denen der Schritt recht anliegend ist an den Körper.
Die Hose ist jetzt seit einigen Wochen fertig, im Hochsommer habe ich sie nicht getragen. Aus naheliegenden Gründen, bei Temperaturen weit über 30°C war mir der Gedanke an eine langbeinige Leinenhose sehr, sehr fern. Irgendwann zog ich sie dann wieder mal aus dem Schrank und zog sie an. Und so toll fand ich die Hose! Hatte ich mich mittlerweile an die Form gewöhnt, oder genug andere Frauen in etwas weiteren Hosen gesehen? Hatte die wochenlange Hitze mein eigenes Körpergefühl geändert (oder im schlimmsten Fall mein Urteilsvermögen nachhaltig getrübt? bei den diesjährigen Temperaturen ist ja alles denkbar).
Jedenfalls gefiel sie mir gut, und so probierte ich munter verschiedene Oberteile dazu. Das Oberteil, das mit Abstand am besten aussah, war ein anderer Schnitt der gleichen Designerin, nämlich das Laurence-Top. Na, das ist ja nicht überraschend, wird die geneigte Leserin sich jetzt sagen, natürlich passen die Schnitte einer Designerin auch zusammen, wäre ja komisch wenn nicht…ist ja alles richtig, aber ich hatte es nicht so erwartet.
Das Laurence-Top ist ein Schnitt, den ich natürlich lang schon gesehen hatte auf der Schnittübersicht von Vivian Shao Chen, das ich aber für mich nicht so in Betracht gezogen hatte. Es ist ein simpler Schnitt- ein einfaches kastiges Oberteil mit einem Brustabnäher, kurz geschnitten und mit einer leichten A-Form. Es gibt zwei Versionen, die ärmellose Form hat einen V-Ausschnitt, die Version mit Ärmeln hat einen runden Ausschnitt. Das ist einer von den Schnitten, bei denen man denkt: na, den brauche ich nun wirklich nicht, so simpel wie der ist…
Aber irgendwann in diesem heißen Sommer brauchte ich noch ein ärmelloses Oberteil, und da fiel meine Wahl auf diesen Schnitt. Letzendlich ging es mir auch um eine nähtechnische Frage: der V-Ausschnitt des Tops ist mit Schrägband versäubert, und das war mir schon lange unklar, wie man das sauber und korrekt hinbekommt. Diese Antwort gibt die Anleitung des Laurence-Top, auch hier war ich wieder begeistert von der wirklich ausführlichen Beschreibung.
Es gibt auch vom Laurencetop eine erste Version, die ich hiernur am Bügel zeige . Ich habe sie aus einem Viskose/Leinengemisch genäht, blau-weiß gestreift, auch hier die gleiche Anpassung vorgenommen, also in Gr 8 zugeschnitten und dann alle Nähte auf Gr 6 verkleinert nach der ersten Anprobe. Dieses blauweiße Top hat mich wirklich über viele der ganzen heißen Tage hinweg gerettet. Es ist total luftig, trotzdem fühlt man sich noch halbwegs angezogen- es war mein Lieblingsteil in diesem Sommer.
Und so kam es, daß ich Laurence gerne nochmal nähen wollte. Der weiße Spitzenstoff lag schon viele Jahre in meinem Stoffvorrat. Er kam vom lokalen Nähgeschäft, das es mittlerweile leider nicht mehr gibt. Ich brauchte ein weißes Oberteil zu einem taillenhohen Rock, das fehlte mir schon lange in meiner Garderobe. Ich hatte verschieden Schnitte in der engeren Wahl und mich dann für das Laurencetop entschieden. Eine gute Wahl, wie ich finde, denn auch zum Rock sieht das Top sehr gut aus! Auch diese Kombination müßte mal fotografiert werden, jetzt geht es aber erst mal um die Bisque Hose.
Die Kombination von der Bisque Hose mit Laurence war für mich wirklich überraschend. Ich gehe sonst eher davon aus, daß ich zu einer weiten Hose lieber ein enges Top nehme. Ich hatte deshalb zu meiner Bisque Hose noch ein Biscayne Top von HeyJune genäht. Das Biscayne Top gehört zu meinen Standardschnitten für den Sommer, es gibt schon etliche Versionen davon. Biscayne ist ein ärmelloses Top, der Halsausschnitt ist mit einem sehr flachen Kragen eingefaßt und es gibt eine halbe verdeckte Knopfleiste im Vorderteil. Diese Version habe ich aus einer Atelier Brunette Viskose genäht, und ich mag sie auch sehr gerne.
Also, es gibt jetzt zwei sommerliche Oberteile zur Bisque-Hose, ist ja nett…aber schließlich kommt doch irgendwann der Herbst! Immerhin wird dieser Beitrag mit dem Septemberbeitrag des Memademittwoch verlinkt, und irgendwas Herbstliches brauchen wir jetzt schon noch, um der Jahreszeit gerecht zu werden.
Und natürlich ist die Lösung wie so oft eine Jacke obendrüber. Dieses weiße Jäckchen, erst wenige Wochen fertig, hat sich auch schon seinen festen Platz in meiner Garderober erobert. Schnitt ist wie so oft der Jamiecardigan von Readytosew , davon habe ich schon zwei Versionen in anderen Farben, alle gerne getragen. Das Material ist ein dicker, kuscheliger Sweat von Mindthemaker.
Soweit meine spätsommerliche Garderobe, fotografiert wie immer vom besten aller Ehemänner auf einer sehr, sehr ausgetrockneten Wiese im Spessart. Wer noch mehr selbstgenähte Garderobe anschauen möchte, bitte hier entlang zur Galerie des Memademittwoch!