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November-Sew-Along mit Kelly Anorak

Frau Küstensocke ruft zum November-Sewalong auf- sie möchte uns den trüben Monat mit gemeinsamem Nähen verschönern. Da bin ich doch gerne dabei!

Traditionell ist der November ein trüber Monat, regnerisch und neblig. Die Feiertage im November beziehen sich entweder aufs Totengedenken oder auf Büßen und Beten, so richtige Fröhlichkeit kommt da nicht auf.

Aber dieses Jahr ist alles anders. Erstens gibt es ein Bloggertreffen im November, und dann auch noch einen November-Sewalong- also was soll da noch schief gehen!

Das Bloggertreffen ist in Hamburg. Im November.

Frau Küstensocke plant einen warmen, wind- und wasserdichten Mantel in diesem Sewalong…oh oh, das läßt ja schon erkennen, was für ein Wetter die Hamburgerinnen für das Bloggertreffen bestellt haben!

Aber zum Glück habe ich ja auch schon ein wetterfestes Teil in Arbeit. Ich nähe gerade an einem zweiten Kelly-Anorak von Closet Case. Kelly hatte ich schon mal genäht, aus einem fliederfarbenen Twill.Ein bezauberndes Teil, mit viel Mühe und Liebe genäht, leider nicht so oft getragen, da überhaupt nicht wetterfest.

Also mein neuer Kelly-Anorak wird wasserabweisend, gefüttert und mit einer wärmenden Schicht aus Thinsulate versehen. Genaueres zu Stoff und Futter muß ich mir wohl für einen späteren Post aufheben, denn heute soll es ja eigentlich nur um die Planung gehen. Ich kann  nur schon so viel verraten, daß mir auch dieser Kelly-Anorak schon ausgesprochen gut gefällt. Es kommt mir allerdings schon merkwürdig vor, ein regendichtes Teil zu nähen, während draußen mein Garten nach Wasser lechzt…und bei der ersten Anprobe der gefütterten Kapuze bekam ich erst mal einen Schweißausbruch, kein Wunder bei 23° draußen.

Aber nun denn, der November wird kommen, und wenn ich im November morgens um 7 Uhr auf dem Hamburger Fischmarkt stehe, bin ich sicher froh über die wärmende  Kapuze!

Meine weitere Nähplanung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Eine Hose ist noch geplant für den Herbst, vielleicht dieLander-Pants von True Bias, oder Sasha von Closet Case.

Ein Pulli wäre auch noch schön, da ist doch gerade dieser hübsche SchnittElliot von Helens Closet erschienen. Oder doch lieber ein Kleid, z. B. Felix von Grainline?  Oder alles der Reihe nach nähen?

Ich schaue lieber erst mal, was die anderen so nähen, da gibt es sicher wieder viele Inspirationen.

 

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Berg Heil! Knipjerseykleid mit Blackwood Cardigan

Das Kleid Nr 5 aus der August-Knip resp. Fashion-Style hatte ich in meinem letzten Blog-Beitrag schon mal als Top gezeigt . Da mir das Shirt so gut gefiel, mußte ich natürlich auch noch die Kleiderversion nähen, obwohl mir die Kleider-Beispiele im Heft gar nicht so gut gefielen.

Der Schnitt selbst ist eigentlich sehr simpel und absolut typisch für die Knip: ein Taillenband , darüber ein an verschiedenen Stellen angekraustes Oberteil , darunter ein mäßig weit geschnittenes Rockteil. Man könnte auch noch Rüschen an die Ärmel nähen, oder ein Bändel an den Ausschnitt, der vorne einen kleinen senkrechten Schnitt hat, darauf hatte ich aber verzichtet und mich auf die schlichte Version beschränkt.

Vorderes und hinteres Rockteil werden nicht im Bruch zugeschnitten, sondern haben eine Mittelnaht. Dies soll wohl weniger der Stoffersparnis als vielmehr dem schöneren Fall des Rockes dienen, da der Fadenlauf nicht parallel zur vorderen oder hinteren Mitte ist, sondern um 45° versetzt. Ich weiß allerdings nicht ob das bei Jerseystoffen so die große Rolle spielt, zumal der Rock auch nicht so weit ist. Mich stört die Naht in der vorderen Mitte am fertigen Kleid etwas, vielleicht hätte ich auch einfach besser auf die Musteranpassung achten müssen. Auch in meinem wirren Muster aus Lotusblüten gibt es natürlich einen Rapport, der sich irgendwann wiederholt, aber das hatte ich beim Zuschneiden nicht beachtet.

Der Stoff ist ein Jersey aus Tencel, bezogen habe ich ihn von einer kleinen belgischenFirma, die freundlicherweise nicht nur fertige Kleidungsstücke, sondern auch die Stoffe dazu vertreibt.

Ich dachte ja bisher immer, daß Tencel fast das gleiche wie Modal wäre, ich hatte mir mal gemerkt, daß Tencel aus Eukalyptusholz und Modal aus Buche hergestellt wird.

Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Tencel ist, genau wie Modal und auch Viskose, eine Regeneratfaser, die aus Holz hergestellt wird. Es handelt sich also absolut nicht um natürliche Fasern wie z.B. Baumwolle oder Seide, sondern um chemisch hergestellte Fasern aus einem natürlichen Ausgangsstoff, nämlich Holz. Der Einsatz der Chemie variiert allerdings beträchtlich zwischen den verschiedenen Fasern.

Die Viskoseherstellung liest sich auf Wikipedia wie ein Auszug aus einem Lehrbuch für organische Chemie, und genauso wenig verstehe ich natürlich die Einzelheiten. Verstanden habe ich allerdings, daß hier neben vielen anderen auch so unappetitliche Substanzen wie Natronlauge und Schwefelwasserstoff eingesetzt werden. Sicher gibt es Firmen, die das alles ganz ordentlich durchführen und die Abwässer korrekt entsorgen- aber ob das für alle Firmen z.B. in Fernost gilt?

Die Viskose ist übrigens schon im 19. Jahrhundert erfunden worden, also wahrlich keine moderne Faser.

Etwas moderner ist Modal, das wurde nämlich erstmals im Jahre 1951 in Japan hergestellt.

Modal wird überwiegend aus Buchenholz hergestellt und unterscheidet sich von Viskose vor allem durch den Faseraufbau, die Modalfaser hat einen höheren Polymersiationsgrad als normale Viskose. Dadurch wird eine erhöhte Stabilität auch im nassen Zustand erreicht, die Faser ist wunderbar weich und daraus gefertigte Stoffe haben einen schönen Fall.

Tencel, also das Material, aus dem ich das heutige Kleid zeige, ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma Lenzing in Österreich. Der Name der Faser ist Lyozell, entwickelt wurde sie zwischen 1990 und 1997. Als Lösungmittel für die Zellulose wird eine Substanz namens N-Methylmorpholin-N-Oxid verwendet- da das keiner aussprechen kann, wird meistens die Abkürzung NMMO verwendet. NMMO gilt als nicht umweltschädlich, und die Firma Lenzing hat ein Verfahren mit einem geschlossenen Kreislauf entwickelt, bei dem wohl wirklich so gut wie nichts von diesem NMMO in die Umwelt gelangt. Für dieses Verfahren erhielt Lenzing im Jahr 2000 den Europäischen Umweltpreis der Europäischen Union.

Wenn man sich über Tencel im Internet beliest, stößt man eigentlich nur auf Lobeshymnen dieses Materials. Das hat mich natürlich skeptisch gemacht, insbesondere da die Firma Lenzing ja wohl ein Monopol auf diese Faser besitzt. Aber man findet wirklich nichts negatives. SelbstGreenpeace äußert sich durchaus wohwollend über Tencel, lobt die nachhaltige Herstellung und die guten Trageeigenschaften. Die Eukalyptusbäume, aus denen die Zellulose für die Herstellung gewonnen wird, wachsen auf Plantagen in Südafrika, angelblich auf Gebieten, auf denen sonst nichts anderes wachsen würde. Zumindest benötigt die Herstellung von Tencel deutlich weniger Wasser als die von Baumwolle, und das ist ja auch schon mal gut.

Von den Trageeigenschaften würde ich mir nicht zutrauen, Tencel von Modal oder Viskose zu unterscheiden. Es sind ja alles wunderschön fließende und weiche Stoffe. Der Tenceljersey, den ich für mein Kleid vernäht habe, ist einfach ein genialer Stoff und fühlt sich an wie Seide.

Angeblich schwitzt man in Tencel deutlich weniger als in anderen Stoffen, da die Faser mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann und unmittelbar wieder an die Umgebung abgibt. Das hätte ich jetzt auf der durchaus schweißtreibenden Bergtour testen können, auf der diese Bilder entstanden sind. Die Wahrheit ist aber, daß ich für Anstieg und Abstieg zu diesem hübschen Plätzchen doch lieber eine Hose angezogen hatte, da der Weg mit etlichen Klettereien über Felsen verbunden war. Dafür war mir mein neues Kleid dann doch zu schade, und ich wollte auch nicht unbedingt die Reißfestigkeit von Tencel bei dieser Tour testen..

Auch die Jacke, die ich zu meinem Kleid genäht habe, fällt nicht so unbedingt unter die Kategorie der bergtauglichen Kleidungsstücke. Der Stoff, ein Polyester/Baumwollgemisch, war ein typischer Spontankauf im örtlichen Stoffgeschäft. Ich war von der Farbe, einem nude-rosa-meliert, und der Haptik des Stoffes begeistert. Ja, die bösen Polyesterfasern sind auch so schön weich und plustrig, diesem Stoff konnte ich einfach nicht widerstehen.

Genäht habe ich den Blackwood-Cardigan von Helens Closet, der schon ganz lange auch meiner to-sew-Liste stand. Und es ist wirklich ein schöner Schnitt: ein ganz schlichter Cardigan, eng geschnitten, mit Vorderteilen, die sich nicht überlappen und offen getragen werden. Ich mag den Schnitt gerne, der ruft direkt nach einer Wiederholung!

Die Kombination mit dem Kleid fand ich dann aber doch nicht so ganz gelungen. Ich glaube , der Cardigan ist zu lang für das Kleid, und so hat die Kombination für mich etwas Trutschiges. Besser gefällt mir der Blackwood, wenn ich ihn zu einer Jeans kombiniere, wie hier zur   Pinda- Jeans von Waffel Pattern (hier schon mal gezeigt)

Wie auch immer, sicher werden sich noch viele andere Kombinationsmöglichkeiten sowohl für Kleid als auch noch für die Jacke finden.

Katharina zeigt uns heute eine sehr gelungene Kombination ihrer Herbstgarderobe, bei der alles vertreten ist, vom Konzertkleid bis zum passenden BH. Und alle anderen Kombinationen finden sich auf der Galerie des Memademittwoch, bitte hier entlang!

verlinkt : Afterworksewing

HandmadeonTuesday

Sewlala

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Boyfriend-Shorts nach Sebastian Hoofs

Heute zeige ich eine Shorts nach einem Schnitt aus dem Buch „Männerkleidung nähen“ von Sebastian Hoofs. Nein, das ist kein Versuch, die Regeln des Memademittwoch zu unterlaufen, mir ist schon klar, daß zum MMM nur selbstgenähte Damenkleidung gezeigt werden darf. Diese Hose ist jetzt wirklich in meinem Besitz und wird von mir getragen. Wie es dazu kam, möchte ich im folgenden Beitrag erzählen.

Es gibt ja wenig schöne Schnittmuster für Männer, und so habe ich mich sehr gefreut, als im letzten Jahr das Buch „Männerkleidung nähen“ von Sebastian Hoofs erschien. Ich hatte Sebastian Hoofs beim Bloggertreffen in Köln kennen gelernt und war absolut angetan von ihm, von seinem Wissen und vor allem mit der freundlichen Art, wie er mit uns Amateurnäherinnen umgeht. Ich hatte mir das Buch von meinem Mann zu Weihnachten gewünscht, erwartungsgemäß auch bekommen, und so wurden bald die ersten Nähpläne geschmiedet.

Das Buch ist absolut hochwertig gestaltet, es enthält wunderschöne Bilder, die auch die genähten Modelle gut zeigen. Man merkt, daß hier viel Arbeit hinein gesteckt wurde. Die Modelle sind eher leger, aber alle ausgesprochen schick. Mir gefallen eigentlich alle Schnitte im Buch, mein Mann war etwas kritischer, aber  eine kurze Hose fand sofort Gnade vor seinen Augen.

Ich hatte für meinen Mann vor Jahren schon mal eine kurze Hose genäht, nach einem Knip-Schnitt. Diese Hose wurde geliebt und abgetragen, mußte also ersetzt werden. Und so nähte ich die kurze Hose aus dem Buch, sobald sich ein zeitliches Näh-Fenster ergab, also im August. Ähem, ja, das Buch ist seit Dezember 2017 in meinem Besitz, aber manche Dinge dauern einfach länger!

Der Mann wurde vermessen und paßte recht gut nach der Größenangaben der Tabelle im Buch in Gr. 48. Da er auch sonst die Kaufgröße 48 trägt, war das nicht überraschend für mich.

Also wurde der Schnitt in Gr. 48 abgepaust. Ich pause ungerne Schnitte ab, bin vielleicht auch verwöhnt durch die vielen Indie-Schnitte, die ich nähe. Aber ich fand die Linien schon schwer zu erkennen. Der Schnittmusterbogen ist zwar zweifarbig, aber nur, um mehr Schnittteile auf einem Bogen unterbringen zu können. Es gibt vier verschiedene Hosenmodelle, die alle von einem Schnitt abgewandelt sind und alle auf einem Schnittmusterbogen untergebracht sind. Verwirrend fand ich vor allem die Linien für die Taschen im Vorderteil, denn hier sind die verschiedenen Tascheneingriffe alle in einem Schnitt eingezeichnet. Auch die Taschenbeutel sind in diesem Schnittteil enthalten, obwohl es noch ein Extraschnitteil für die Taschenbeutel und -spiegel gibt. Ich fand das alles auf den ersten Blick sehr unübersichtlich. Paßzeichen enthält der Schnitt nicht, auch keine Linien zur Verlängerung.

Nachdem diese Hürde bewältigt war, ging es ans Nähen. Die Shorts sind im Chino-Stil , also im Vorderteil schräge Eingriffstaschen, im Rücken Paspeltaschen. Die Anleitung ist knapp, ich habe sie nicht gut verstanden und habe für die Paspeltaschen dann lieber eine Anleitung von ClosetCaseverwendet, mit der ich gut zurecht komme. Auch den Hosenschlitz habe ich nach der bewährten Anleitung für die Ginger Jeans genäht , mir war auch ein Reißverschluss lieber als der Knopfverschluss, der im Originalschnitt vorgesehen war.

Schon beim Nähen kamen mir Bedenken, was die Größe des genähten Teiles anging. Das Buch enthält keine Maße des fertigen Teiles, und so hatte ich mich vertrauensvoll auf die Größentabelle verlassen und nicht mehr nachgemessen. Und mein Eindruck war richtig- nachdem ich die Seitennähte zusammengeheftet  und den Bund angeheftet hatte, versuchten wir eine erste Anprobe, und die Hose war viel zu klein.

Was war das Problem, hatte ich falsch zugeschnitten, die Nahtzugabe vergessen oder mit falscher Nahtzugabe genäht? Nichst von alledem. Der Schnitt ist wohl sehr körperbetont gedacht- oder ist  er eher für dehnbare Stoffe konzipiert? Eines der gezeigten Modelle in dem Buch ist aus Sweatstoff, auch hier wird der gleiche Schnitt verwendet. Wenn ich die obere Bundkante in Gr. 48 im Schnitt ausmesse, komme ich auf 87 cm. Gr 48 hat laut Maßtabelle einen Taillenumfang 84 cm. Selbst wenn die Hose in der Taille sitzen würde, hätte ich hier eine Bequemlichkeitszugabe von nur 3 cm, das ist schon sehr wenig. Und der Hosenbund sitzt natürlich viel tiefer- die Schritthöhe der Hose ist  ca 22 cm, sitzt also eher etwas auf der Hüfte, was ja eigentlich sehr schick ist. Sicher ist ein Mann auch gerader gebaut als eine Frau, aber auch bei einem Mann ist der Hüftumfang größer als der Taillenumfang, und wenn die Hose auf der halben Strecke zwischen Taille und Hüfte sitzt, ist der Leibesumfang dort größer.

Sehr irritierend fand ich auch die Angabe, wie der Bundstreifen zugeschnitten werden sollte. Erwähnt wurde hier die Bundweite, als 86,4 cm in Gr. 48, die Nahtzugabe von 2 cm sollte zugegeben werden- aber daß der Untertritt nochmals 3 cm Länge erfordert, wurde nicht mehr explizit erwähnt. Für den Profi mag das klar sein, aber für mich als Laie war das schwer verständlich.

Mein Fehler war also, daß ich mich auf die Größenangaben der Körpermaße verlassen hatte und nicht nach den Maßen des Schnittes geschaut habe. Ich hätte Größe 50 oder 52 wählen müssen, um eine gut passende Weite zu erreichen, so war das Modell dann eindeutig zu klein geraten. Eine Änderung war nicht möglich, auch wenn man die Nahtzugaben maximal ausgereizt hätte.

Ich habe dann für meinen Mann eine neue Hose genäht, die ich letzte Woche hier im Blog gezeigt habe. Dafür hatte ich meinen alten Knipschnitt als Grundlage genommen, ihn verlängert und die schön geschwungenen  Vorderteiltaschen von der Hoofs-Hose eingebaut. Diese Hose wurde dann sehr schön, passt dem Mann gut und wird gerne getragen, also alles gut.

Aber die zu klein geratene Shorts lag dann natürlich immer noch auf dem Nähtisch. Ich wollte sie schon als Probe- und Übeteil entsorgen, fand sie aber dann doch zu schade dafür. Für die Taschen hatte ich als Innenfutter einen Baumwollstoff von Atelier Brunette genommen, schon deshalb hätte es mir sehr leid getan, dieses Teil nicht zu verwerten.

Probehalber zog ich dann die zusammengehefteten Shorts selbst an- und siehe da, das war gar nicht so schlecht! Sie waren etwas zu weit, aber das war über die Seitennähte gut zu regulieren. Natürlich war die Schrittkurve nicht optimal, aber die war schon abgesteppt und ich wollte sie nicht mehr auftrennen.

Insgesamt sitzt die Hose etwas weiter, als ich sonst meine Hosen nähe, und hat sicher keine optimale Paßform im Schrittbereich. Aber dafür ist sie sehr bequem, und in den letzten Tagen, die ja auch wieder warm waren, habe ich sie gerne getragen. Ich mache ja oft die Erfahrung, daß sich genähte Teile, in die ich gar nicht so die großen Erwartungen gesteckt habe, nachher als Renner im Kleiderschrank entpuppen.

Und so könnte es mit dieser Hose auch werden, denn der Schnitt ist eigentlich sehr schön, insbesondere diese ganz diskret geschwungenen Taschen im Vorderteil sind einfach schick. Ich hatte den Schnitt übrigens um einige cm verlängert, da sie ja eigentlich für meinen Mann gedacht waren. Bei mir haben sie jetzt eine Bermuda-Länge, schicker finde ich es, wenn die Hosenbeine wie auf den Bildern aufgekrempelt sind.

Ich weiß nicht, ob ich dem Schnitt für eine Herrenhose noch mal eine Chance geben werde. Es ist schon viel Arbeit mit so einer Hose, und wenn sie dann nachher nicht paßt, ist die Enttäuschung auf allen Seiten groß. Aber das Buch enthält auch noch etliche andere sehr schöne Schnitte, unter anderem sehr schicke Hemden…wenn die dann auch zu klein werden, trage ich sie gerne auf…

Das Top, das ich zur Hose trage, ist nach einem Knip oder Fashionstyle-Schnitt genäht. Es ist im diesjährigen Augustheft erschienen, als Top Nr. 6. Ich besitze ja nun schon etliche Jahrgänge Knip, und bin immer wieder überrascht, daß es den Machern der Zeitschrift immer noch gelingt, neue und vor allem interessante Jerseyschnitte zu machen. Dieser Schnitt hat das Knip-typische Taillenband, das sich in diesem Fall zur vorderen Mitte hin etwas verbreitert. Das Oberteil ist am Halsbündchen und auch an der  Taille  etwas eingekraust. In der Mitte gibt es naoch unter dem Halsbündchen einen neckischen Schlitz, der auf den Bildern aber fast nicht sichtbar ist. Wie alle Knipschnitte fällt es eher weit aus. Ich habe Gr 36 genäht und nachher noch an den Seitennähten jeweils etwa 1 cm herausgenommen.

 Mein Jersey hat aber sehr von der dehnbaren Sorte, es ist ein Libertyviscosejersey mit einer Dehnbarkeit von mindestens 40%. Liberty macht ja nicht nur die bekannten Baumwollstoffe, sondern auch sehr schöne Jerseys, die es immer wieder mal bei verschiedenen Onlineshops gibt, ich weiß nicht mehr genau, wo ich diesen bezogen hatte. Die Qualität der Libertyjerseys ist sehr gut- schade nur, daß es sich um bedruckte Stoffe handelt und die Rückseite weiß ist.  Aber bei diesem Shirt stört das nicht weiter.

Wie meistens in der Knip gibt es das Modell sowohl als Shirt als auch als Kleid. Die im Heft gezeigten Kleider nach diesem Schnitt überzeugen mich nicht, das mag aber auch an den verwendeteten Stoffen liegen. Mir gefällt das Shirt so gut, daß ich sicher auch noch mal dem Kleiderschnitt eine Chance geben werde. Allerdings könnte es gut sein, daß ich bei den Linkparties diese Woche noch so viele andere Inspirationen bekomme, daß die Nähliste wieder mal aufs Unendliche anwächst. Wie z.B. Dodos Rock, mit dem sie heute auf dem MMM vortanzt, so ein schönes Teil!

verlinkt bei Memademittwoch , Afterworksewing, Sewlala

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Herren-Shorts nach einem Knip-Schnitt

Ich nähe ja am liebsten für mich. Das hat größtenteils egoistische Gründe: ich trage gern Selbstgenähtes, mag auch gern immer wieder mal was neues- also muß ich ich viel für mich nähen, um diesen beiden Ansprüchen gerecht zu werden. Und das tolle und umfangreiche Angebot, das wir mittlerweile im Bereich der Damenschnittmuster haben, trägt nicht gerade dazu bei, daß meine To-Sew-Liste im Bereich des Selfish-Sewings irgendwann abgearbeitet ist.

Nähen für andere ist auch mit Problemen behaftet. Das Hauptproblem ist, finde ich, daß derjenige, der benäht wird, es gar nicht zu schätzen weiß, was wir ihm da Gutes tun. Vielleicht gefällt es ihm auch nicht, oder es paßt nicht, und dann landen die genähten Sachen im Altkleidersack oder im Müll…oder noch schlimmer, die benähte Person weiß zwar den Wert der Näharbeit zu schätzen, aber das Teil gefällt nicht, und wohin dann damit? Ich hatte ein ähnliches Problem, als mit eine Bekannte (es war wirklich nur eine Bekannte, also keine Freundin oder so) mir mal ein selbstgemaltes Ölgemälde schenkte, Größe 80x 80 cm….ich fand es schön, handwerklich gut gemacht, aber aufhängen wollte ich es zuhause dann doch nicht. Zum Glück fand sich dann an meinem Arbeitsplatz ein Eckchen, in dem das Bild heute noch schön hängt und durchaus für Freude sorgt.

Also, Nähen für Andere ist nicht so meins. Die einzige Ausnahme, die ich mache, ist das Nähen für meinen Mann, denn das mache ich richtig gerne…natürlich nur, wenn ich gerade Zeit dafür habe und nicht grade was für mich nähen muß. Mein Mann liebt die selbstgenähten Klamotten, die ich für ihn mache, er weiß die Arbeit zu schätzen und die Paßform ist auch nicht so schwierig bei ihm, da er mit den üblichen Konfektionsgrößen auch gut zurecht kommt.

Ich zeige heute eine Shorts, die nach einem Schnitt aus der Knip entstanden ist. Der Schnitt war in einer Beilage der holländischen Knip aus dem Jahr 2014, vermutlich war diese Beilage nie in Deutschland erhältlich.

Eigentlich schade, denn es handelt sich um sehr gute Schnitte, wie ich finde: alles Basics, Shirts, Sweatshirts und einfache Hosen. Die Schnitte sind sicher nichts besonderes, aber sie sind so von der Art, daß sie vermutlich den benähten Männern gut gefallen. Unter „gut gefallen“ verstehe ich die Reaktion des Mannes nach der ersten Anprobe des Teiles, der sich zufrieden im Spiegel betrachtet, kurz nachdenkt und dann sagt: sehr schön, dieses Shirt(dieser Pulli, diese Hose) , davon machts Du mir jetzt noch fünf Stück nach dem gleichen Schnitt…

 Diesen Schnitt hatte ich vor einigen Jahren schon mal genäht. Das entstandene Teil damals war weit von meinen heutigen Nähfertigkeiten entfernt. Die Hose war auch zu kurz, und Details wie die Taschen nicht gut im Schnittmuster gelöst. Trotz allem war diese Hose lange ein Lieblingsteil meines Mannes gewesen, was man der Hose auch bald ansah. Ein Ersatz mußte her, und dieses Modell zeige ich  heute.

Ich habe den Originalschnitt etwas abgewandelt, habe die Länge geändert und andere Taschen eingefügt. Hier sind verschiedene andere Schnitte eingeflossen, unter anderem die Herren-Shorts aus dem Buch von Sebastian Hoofs. Über dieses Schnitttmuster berichte ich vielleicht noch mal an anderer Stelle- hier nur soviel, daß dieser Schnitt bei mir nicht zu einer tragbaren Herrenhose führte.

Die Knip-Shorts haben die typischen Stil-Merkmale einer Chino-Hose, also schräge Eingrifftaschen im Vorderteil und Paspeltaschen im Rückteil. Ich habe mich hier auf die bewährten Anleitungen von Closet Case verlassen, die ähnliche Taschen bei der Sasha Trousers zeigen.

Den Schnitt für die Sasha Trosuser habe ich zwar nicht, aber es gibt auf dem Blog von Closet Case ein umfangreiches  Tutorial für diese Taschen. Danach habe ich an meinem Schnitt die Schnitteile für die Taschenspiegel vorne und die Pattentaschen hinten konstruiert.

Alle Taschenbeutel sind mit französischen Nähten genäht. Der Stoff für die Taschenbeutel war ein Rest von meinen Paperwaist-Shorts, so könne wir jetzt im Partnerlook gehen, zumindest was das Taschenfutter angeht…

Die Paspeltaschen hinten sind mir sicher noch nicht perfekt gelungen, es gibt noch etliche Beulen an dne Ecken der Taschen, die sich auch nicht wegbügeln liessen. Aber jedenfalls habe ich jetzt das Prinzip begriffen, wie sowas genäht wird. Diese Art Taschen war lange ein Angstgegner für mich, weil ich auch so viele verschieden Anleitungen dafür hatte und dann irgendwann überhaupt nicht mehr wußte, woran ich mich halten sollte. Aber da ich mit den Closet Case Anleitungen immer gut zurecht kamme, war das dieses Mal auch der beste Weg für mich.

Der Stoff der Hose ist ein  Twill von Lebenskleidung, also ein Stoff in Bioqualität. Ich hatte mir etliche Stoffproben schicken lassen, und dieser Stoff, der auch als Chino-Stoff bezeichnet wird, war eindeutig der schönste. Eine wunderbare Qualität. ganz glatt und etwas glänzend, in einem nicht zu dunklen Marineblau. Ich hoffe sehr, daß Stoff und vor allem die Farbe des Stoffes die Strapazen der nächsten Sommer überstehen, denn auch diese Hose soll hoffentlich die nächsten Jahre überdauern.

Und so macht mir das Nähen auch für andere Spaß, wenn ich dabei ein langlebiges Kleidungsstück schaffen kann, mit desssen Verarbeitung ich  zufrieden bin.

verlinkt : Afterworksewing, Sewlala

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Kleid Felix von Grainline Studio

Dieser Sommer hat es gut, vielleicht auch zu gut mit uns gemeint. Seit Wochen freuen wir uns über ungetrübten Sonnenschein. Regen ist zu einer exotischen Angelegenheit geworden, die in unserer Tagesplanung nicht mehr auftaucht. Auch wenn die Trockenheit für die Natur verheerende Folgen hat, habe ich natürlich die schönen Seiten dieses Sommers genossen. Alle genähten Sommerkleider wurden ausgiebig getragen, Hosen nur in Form von kurzen Shorts angezogen. Als dann die Temperaturen weiter kletterten, fiel mir aber doch eine schmerzhafte Lücke in meiner Garderobe auf: ich hätte so gerne ein dünnes, weitgeschnittenes Kleidchen aus irgendeinem Flatterstoff angezogen. Sonst mag ich ja gerne auch körperbetonte Kleidung und freue mich, wenn die Taille erkennbar ist. Aber bei 37° im Schatten mag ich an der Taille nichts mehr enges haben- ein weites Viscosekleid mußte her.

Ich gebe ja zu, daß ich zunächst versucht habe, so etwas noch zu kaufen. Aber ich habe wieder mal die Erfahrung gemacht, daß wir Selbernäherinnen in den üblichen Kleidergeschäften nicht fündig werden. Ich habe nun mal eine bestimmte Erwartung an Schnitt, Stoff und Qualität, und diese Wünsche werden mit der Kaufkleidung nicht erfüllt.

In dieser Phase entdeckte ich den neuen Schnitt von Grainline Studio, denFelix Dress. Ich wußte sofort, das würde mein fehlendes Sommerkleid werden. Der Schnitt ist aber auch zu schön: im Oberteil so eine Art Fake-Wickelkleid, als besser gesagt mehr Fake als Wickel, da nichts überlappt und die breite Ausschnittblende einfach assymmetrisch festgenäht wird. Raffiniert finde ich die Form, wie der Rock angesetzt wird: die Taillennaht im Vorderteil ist  nach oben gerundet, im Oberteil etwas mehr als im Rockteil. Der Rock wird beim Einsetzen ganz leicht angekraust oder besser gesagt eingehalten, um die Mehrweite zu verteilen.

Quelle: Grainline Studio

Ich habe so eine Schnittform noch nie gesehen und finde es sehr interessant, daß dadurch so ein schöner Faltenfall im Vorderteil erreicht wird. Das Vorderteil ist dadurch etwas kürzer als das Rückteil, also Vokuhila, aber eben nur sehr diskret.

Ein schöner Schnitt braucht einen schönen Stoff, und den fand ich in meinem gutsortierten hauseigenen Stofflager. Felix benötigt einen Stoff mit viel  „Drape“, also einer guten Fließeigenschaft, und das findet man eher bei Viscosestoffen. Ich habe eine buntgemustere Viscose gewählt, bei der sich rosa- und gelbfarbige Blüten auf einem mintfarbigen Untergrund tummeln. Der Stoff wartet schon länger auf seine Bestimmung. Gekauft habe ich ihn bei einem französischen Onlinestoffgeschäft, genaueres weiß ich leider nicht mehr. Wenn ich mich recht erinnere, war er mal für eine Bluse gedacht- wie schön, daß ich ihn dafür nicht genommen habe, denn jetzt wurde er zu meinem idealen Hochsommerkleid!

Das Felixkleid ist gefüttert, die Schnittanleitung auch so geschrieben. Natürlich kann man das Kleid auch ohne Futter nähen, ein schönes Beispiel dafür findet sichhier.

Aber irgendwie ist ja ein gefüttertes Kleid schon ein kompletteres Kleid, und es muß ja kein so ganz dickes Futter sein. Die üblichen Futterstoffe , die aus den bekannten Polydingensfasern bestehen, schieden sowieso aus, da schon der Gedanke an Polyester bei 35°  bei mir zu einem erneuten Schweißausbruch führte. Bei Grainline Pattern wurde ein Viscose-Futter empfohlen, was ich auch für eine gute Idee hielt. Leider gibt es Viskosefutterstoffe nicht an jeder Ecke…zum Glück war ich nach einem sehr nettenTelefongespräch mit einer Stoffhändlerin meines Vertrauens etwas klüger, und zwei Tage später erhielt ich ein Päckchen mit zwei möglichen Futterstoffen. Das Viscosefutter war schön, angenehm anzufassen, aber der andere Stoff war ein Traum: ein ganz zartes Stöffchen, aus Baumwolle und Seide. Die Temperaturen lagen auch an dem Tag, als das Päcken ankam, bei deutlich über 35°, deshalb war schon klar, welchen Stoff ich als Futter wählte, nämlich den zarten Seiden-Baumwollstoff. Ist es verwerflich, einen teuren Stoff als Futter zu nehmen? Ich finde eigentlich nicht-natürlich sieht man ihn normalerweise nicht von außen, aber ich habe ihn ja direkt auf der Haut, und das ist doch eigentlich viel wichtiger. Das Tragegefühl dieses Kleides ist jedenfalls unvergleichlich schön, es ist einfach eine Freude, sich dieses Kleid über zu ziehen.

Felix wird übrigens wirklich einfach übergezogen, das Kleid hat keinen Verschluss. Entsprechen „oversized“ ist auch die Paßform. Ich habe Größe 8 genäht, das paßt mir bei Grainline sonst immer ganz gut.

 Auch wenn die ersten Anproben vielversprechend waren, muß ich im nachhinein sagen, daß mir das Kleid etwas zu groß geraten ist. Vor allem der Ausschnitt ist sehr tief.  In der Freizeit stört mich das nicht, so wie hier auf unserer Fahrradtour durch den Kraichgau. Ich hatte morgens ja noch ein Top unter dem Kleid getragen, nachdem es mittags aber dann so warm wurde, habe ich das ausgezogen und mich in dem luftigen Kleidchen zwar etwas overdressed, aber sonst sehr wohl gefühlt.

Der Armausschnitt ist etwas zu tief. Das ist auch das einzige, was ich an dem Schnitt kritisieren kann. Das Schnittmuster enthält verschiedene Variationen, mit kurzen Flügelärmeln, mit dreiviertellangen Ärmeln und eben ärmellos, und alle Variationen haben den gleichen Armausschnitt. Das kann nicht gut gehen, für die ärmellose Version wäre es besser, den Schulterpunkt etwas nach innen und den Armausschnitt nach oben zu setzen.

Ansonsten ist der Schnitt, wie gewohnt von Grainline, technisch perfekt. Alles paßt gut zusammen, die Beschreibung ist mehr als ausführlich und sicher auch anfängertauglich. Schwierig fand ich eigentlich nur die Technik, die Mehrweite am Rock einzuhalten und eben nicht einzukräuseln. Irgendwie habe ich es hinbekommen, aber ich würde bei der nächsten Fassung lieber ein oder zwei Kräuselfäden einziehen, das ist keine große Mühe und würde zumindest mir das Nähen sehr erleichtern.

 Die Bilder sind an einem schönen sonnigen Tag auf einer Fahrradtour durch den Kraichgau entstanden. Morgens war es recht frisch, deshalb hatte ich noch ein Top unter das Kleid gezogen. Und das wird wahrscheinlich auch die Variante sein, in der ich das Kleid am meisten in der Öffentlichkeit tragen werde, um die allzu offenherzigen Einblicke durch Ausschnitt und Ärmellöcher zu verhindern.

Die Bilder entstanden vort dem wilden Apfelbaum, den wir im Frühjahr schon mal fotografiert haben. Damals war er von Blüten und Bienen übersät, ich übrigens im Joni-Dress. Auch wenn die Vegetation ringsum sichtbar ausgetrocknet ist, trägt der Baum überreichlich Früchte. Für mich ist das Werden eines Apfels jedes Jahr von neuem ein Wunder, dieses Jahr aber besonders, wenn ich an die brutale Hitze zwischendurch denke.

Außer Apfelbäumen gibt es im Kraichgau natürlich auch noch viele andere landschaftliche Besonderheiten. Interessant finde ich immer wieder die Hohlwege, tief eingeschnittene alte Wegverbindungen in den lockeren Lössboden. Hier findet man eine ganz eigene Vegetation, vor allem wenn es sich um wenig begangene Wege handelt. So einen hatten wir auf dieser Radtour entdeckt. Die Radtour wurde dann kurzfristig zur Schiebetour, aber die besondere Stimmung im Hohlweg war uns das wert.

Zum Radfahren ist das Felixkleid wunderbar geeignet, vor allem bei Hitze. Ich hatte ja etwas Sorge, ob der zarte Futterstoff irgenwann bei einer unbedachten Bewegung reissen könnte, aber das Kleid ist weit genug, daß das nicht passieren kann. Und auch die Tatsache, daß es am Ende der Radtour einmal komlett durchgeschwitzt war und verknittert von einem kurzen Mittagsschläfchen auf einer Wiese, machten dem Kleid nichts aus.  Deswegen kann ich diesen Schnitt guten Gewissens als einen idealen Sommerschnitt weiter empfehlen!

verlinkt: Sewlala, DufürDichamDonnerstag, AWS.

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Shorts Sunset aus der La Maison Victor

Wie sehr beeinflußt die aktuelle Mode eigentlich uns Selbernäherinnen? Eigentlich müßte sie uns ja gar nicht beeinflussen. Da ich selber nähe, bin ich völlig unabhängig von den gerade aktuellen Modefarben und den angesagten Schnittformen, ich könnte mich ganz auf das konzentrieren, was mir steht und nur das nähen.

Andererseits lebe ich natürlich nicht in einem modefreien Umfeld. Tagtäglich sehe ich andere Frauen, die mehr oder weniger modisch angezogen sind, ich sehe Modestrecken in Zeitschriften und in den Auslagen der Geschäfte. Und so blieb mir nicht verborgen, dass zur Zeit die „paperbag waist“ Hosen einen gewissen Modetrend darstellen, also Hosen, bei denen die Taille eingekraust ist und oberhalb der Kräuselung der Stoff noch etwas übersteht, so daß eben der Eindruck einer Papiertüte entsteht. Darüber wird dann noch ein Stoffgürtel getragen, gern mit Schleife vorm Bauch verschlossen.

Ehrlich gesagt fand ich diese Form der Taillenlösung anfangs ziemlich furchtbar…schon den normalen Gummizug in der Taille bei Hose oder Rocke empfinde ich als Notlösung, und dann das ganze auch noch betonen durch die das dicke Schlüppi vorm Bauch…als die ersten Schnitte dieser Art in den einschlägigen Schnittzeitschriften auftauchten, habe ich sie guten Gewissens ignoriert.

Aber dann kam die neue LaMaisonVictor, und die hatten eben dieses Schnittmuster der Shorts Sunset, was ich heute zeige. Schon im Heft fand ich die gezeigten Shorts toll, und mit meinem genähten Exemplar bin ich auch sehr zufrieden.

Schön finde ich an diesem Schnitt ja vor allem die Taschenlösung. Große Taschen in Hosen sind immer praktisch, in diesem Fall sehen sie auch noch gut aus und verwandeln sich im oberen Teil in Gürtelschlaufen.

Der verwendete Stoff ist ein Chambray, auf der einen Seite jeansblau mit kleinen orangenen Kreisen, die andere Seite einfarbig. Eigentlich ein sehr schöner Stoff, es gibt ihn nicht mehr, sonst hätte ich die Quelle verlinkt. Der Stoff lag schon eine Weile im Stoffstapel, eher nach unten gewandert über die Jahre, denn ich hatte ihn fast schon als Fehlkauf eingestuft. Muster und Farben gefielen mir zwar gut, aber der Stoff war  dünn und steif, hatte einen eigenartig starren Fall. Ich fand ihn bisher für alles ungeeignet, was Kleidung anging. Für diese Hose war er ideal. Auch wenn die LMV schreibt, der Schnitt wäre für alle Stoffe geeignet, glaube ich, daß der Papiertüten-Look besser mit einem etwas steifen Stoff erreicht wird.

Genäht ist die Hose wirklich schnell, da man sich  die zeitaufreibenden Dinge wie Reißverschluss und Bund spart. Ich habe Gr 36 genäht, da der Schnitt schon sehr „overzised“ ist. Die Schrittkurve hatte ich etwas steiler gestellt, wäre wahrscheinlich bei diesem Schnitt gar nicht nötig gewesen. So eine richtige Paßform hat die Hose sowieso nicht.

Die Beschreibung in der LMV ist gut und ausreichend. Es gibt auch noch ein Video über das Nähen des Bundes mit dem Gummizug, aber das braucht man eigentlich nicht.

Zu einer Shorts mit dem schönen Namen Sunset braucht man natürlich ein Top mit ähnlichem tageszeitlichen Bezug, und deswegen habe ich mit das Top „Till Dawn“ aus der Ottobre Woman 2 /2014 dazu genäht…na ja, nicht nur wegen des Namens, das fiel mir ehrlich gesagt erst beim Schreiben dieses Blogposts auf.

Tatsächlich hatte ich dieses Top in der Ottobre bisher völlig übersehen, dabei ist es ein sehr schöner Basic-Schnitt. Ein ärmelloses Top, die Schultern breit genug, um den BH Träger zu verdecken, der Ausschnitt ein ganz sanft geschwungenes V. Der obere Teil ist gedoppelt, gerade bei dem weißen Viscosejersey eine gute Sache, damit nicht gleich alles durchscheint. Die Verarbeitung in Heft klingt etwas umständlich, da die Verarbeitung von Ärmel- und Halsausschnittkanten wie bei Webstoffen durchgeführt wird, also mit Geradstich genäht und untersteppt. Obwohl ich es sonst nicht so mag, wenn Jersey wie Webstoff behandelt wird, habe ich es in diesem Fall einfach mal probiert, mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, denn die Abschlüsse sehen sehr schön glatt aus. Der gedoppelte innere Teil erhält als Abschluss ein Framilonband und sitzt dadurch gut unter der Brust.

Genäht habe ich Gr 36, die Armausschnitte um ca 2 cm nach unten vergrößert und die Länge um einiges gekürzt. Im Heft ist das Shirt in einer Tunika-Länge- auch schön, ich wollte es aber in der normalen Shirtlänge, damit ich es in den Bund von Hosen oder Röcken stecken kann.

Mit diesem sommerlichen Outfit reihe ich mich in die Schar der gutangezogenen Frauen des Memademittwoch ein. 

weitere Verlinkungen: Afterworksewing, Sewlala

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Jenny Overall von Closet Case

Brauche ich eine Latzhose? Das war mein erster Gedanke, als ich den (vor)letzen Schnitt von ClosetCasePatterns betrachtete. Die Designbeispiele waren hübsch, ohne Frage, aber brauche ich sowas?

Die bessere Frage in diesem Fall wäre sogar gewesen: wer braucht eigentlich eine Latzhose?

Latzhosen haben ja schon manche praktischen Vorteile. Sie finden ihren Halt eben nicht durch einen engen Taillenbund, sondern durch Latz und Träger über den Schultern. Vorteilhaft für Menschen, die viel in den Taschen tragen und/oder wenig Taille haben- spontan fallen mir da natürlich schwangere Frauen ein, oder Kleinkinder, die alle Schätze in ihren Taschen mit sich rum tragen. Oder Handwerker- hier trifft ja meistens das Merkmal fehlende Taille (um nicht zu sagen Bauch) mit den vollgeladenen Taschen zusammen…

Ich gehöre zu keiner der vorgenannten Gruppen, also brauche ich sicher keine Latzhose.

Sind Latzhosen modern? In de 70er Jahren waren sie es mit Sicherheit, da vorzugsweise in lila, von emanzipierten Frauen oder solchen, die sich dafür hielten, getragen.

 Heather, die Designerin von ClosetCase, berichtete  auf Instagram, daß sie sich in der Jenny Latzhose absolut in und modisch fühlte. Das mag für junge Frauen in Großstädten gelten- in meinem Umfeld sehe ich eher selten Latzhosen.

Also, ich brauchte keine Latzhose, und fand sie nicht modern, aber trotzdem hat mich dieser Schnitt unglaublich gereizt, sobald ich ihn gesehen hatte. Ich fand ihn einfach schön.

Ich wollte eine Latzhose.

Ich wollte eine grüne Latzhose.

Ich kann diese Farbwahl auch kaum begründen. Sonst trage ich eher blau, aber ich diesem Fall wollte ich grün, und zwar grünes Leinen. Die Assoziation zum Gärtner-Look hat mein Unbewußtes sicher gern in Kauf genommen!

Ich glaube, mir gefiel an diesem Schnitt der gewollte Kontrast zwischen dem maskulinen Arbeiterhosenlook und der sehr weiblichen Umsetzung. Es ist aber auch einfach ein schöner Schnitt.

Ach so, für die, die den Schnitt nicht kennen und auch keine Lust haben, dem  Link zu folgen, hier die kurze Schnittbeschreibung: Jenny ist ein Hosenschnitt, der mit und ohne Latz genäht werden kann. Im Schnitt sind drei verschiedene Hosenlängen enthalten. Die sehr kurze Shorts- Form hatte ich als Probemodell genäht, hier gezeigt,  dieses Modell wird gerade im Dauereinsatz geprüft.

Heute zeige ich die Latzversion mit dreiviertellangen Hosenbeinen.

Der Latz hat eine aufgesetzte Tasche. Ich hätte sie auch weglassen können, denn diese Tasche hat natürlich keine wirkliche Funktion für mich…ich werde hier nicht regelmäßig Zollstock oder Schraubenzieher verstauen, höchstens mal ein Handmaß oder einen Bleistift.

Aber der Rand der Tasche schliesst so schön in der gleichen Senkrechten wie der Beginn des Tascheneingriffes ab- das mußte ich einfach so nähen.

Der verwendete Stoff ist ein belgischer Feinleinen, bezogen habe ich ihnhier. Ein wunderschöner, kostbarer Stoff, ich habe mich deshalb wieder um sehr sorgfältige Arbeit bemüht, um ein nachhaltig wertvolles Stück zu schaffen.

Die Taschenbeutel sind aus einem farblich passender Baumwollstoff. Eine Kennzeichnung mit dem Closetcase Label konnte ich mir auch nicht verkneifen, das sieht so schön professionell aus. Und mein übliches „mariabarbara“-Label ist blau, das paßte jetzt so gar nicht. Wer weiß, in welchem Altkleidersack diese Hose mal irgendwann landet- vielleicht fischt sie jemand mit Kennerblick auf das Etikett heraus?

Aber soweit sind wir ja noch nicht, die nächsten 20 Jahre wird die Hose noch von mir getragen!

Das Nähen war ein reines Vergnügen. Natürlich benötigt so eine Latzhose etwas Zeit, viele Einzelteile, Taschen, Absteppungen, aber sowas macht mir ja unglaublich Spaß. Die Schnittanleitung ist wie immer bei Close Case hervorragend.

Genäht habe ich Größe 8. Ich habe die Länge um ca 7 cm gekürzt, die Schrittkurve angepaßt und in der Taille ca 1 cm erweitert. Die Träger waren etwas zu lang, die habe ich dann auch noch um einige cm gekürzt. Den Latz und die Träger habe ich gedoppelt, das fand ich schöner.

Ich kam mit meinen 2m Stoff, die ich hatte, gerade so hin. Übrig sind nur noch minimale Reste, die ich nicht aufheben werde. So liebe ich das,  wenn auch die Stoffrestekiste nicht durch ein Nähprojekt beschwert wird!

Ich zeige die Latzhose in diesem Beitrag mit zwei verschiedenen Oberteilen. Das weiße Top ist gekauft, aber trotzdem schön und paßt natürlich gut unter die grüne Hose.

Sehr gefreut habe ich mich aber, dass auch mein grüngemustertes Addison-Top (Seamwork) so gut dazu passte. Das war nicht beabsichtigt, umso schöner, wenn sich dann diese Kombinationsmöglichkeiten ergeben!

Das Seamwork Top war übrigens vor fast genau 2 Jahren mein erster Post, den ich beim Memademittwoch verlinkt hatte, mein Blog war noch ganz neu. Vieles ist seither geschehen- mein Kleiderschrank hat sich mittlerweile gefüllt mir vielen selbstgenähten Teilen, ich habe die Bloggerwelt (und die Bloggerwelt mich) kennengelernt, es gab tolle Kontakte, virtuell und reell, zu anderen nähenden Frauen. Ich möchte die Erfahrungen der letzten beiden Jahre nicht missen, freue mich an meinem schönen Hobby und der Welt der Nähbloggerinnen!

Das Seamwork-Top trage ich übrigens wirklich gerne, das ist bei mir jetzt den dritten Somme in der Dauerschleife zwischen Anziehen und Waschmaschine.

Das Thema des heutigen Memademittwoch („Ich packe meinen Koffer“) habe ich wohl nicht ganz getroffen, denn mit Urlaubsgarderobe hat diese Latzhose nicht so viel zu tun. Obwohl ich sie sicherlich mitnehmen werde, aber leider dauert es bei mir noch einige Wochen bis zum Ostsee- Urlaub. Trotzdem verlinke ich mich, und schaue mir gern den Kofferinhalt der anderen versierten Selbernäherinnen an!

verlinkt auch bei Afterworksewing 

                            Sewlala

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Sallie Jumpsuit von ClosetCase

Jumpsuits sind tolle Kleidungsstücke.  Einerseits haben sie die Vorteile eines Kleides: man zeigt ein einheitliches Erscheinungsbild, sieht ausgesprochen komplett angezogen aus und muß nicht extra nach einem Kombipartner suchen. Andererseits hat ein Jumpsuit auch die unbezweifelbaren Vorteile einer Hose: das Kleidungsstück wird alltags – und vor allem fahrradfreundlich, erlaubt beim Gehen große Schritte und gibt auch beim Sitzen keine ungewünschten Einblicke.

Eigentlich überraschend, daß sich der Jumpsuit nicht als das ideale weibliche Kleidungsstück herausgestellt hat. Aber dann doch wieder verständlich, denn einen Nachteil hat so ein Einteiler natürlich: man muß ihn aus naheliegenden Gründen etliche Male  am Tag ausziehen, um der Blase ihre gewohnten Funktionen zu ermöglichen. Die menschliche Physiologie ist nun mal so!

Deshalb ist ein Jumpsuit für mich eindeutig ein Sommer-Kleidungsstück. Die Vorstellung, mich im Winter auf schlecht geheizten Gäste- oder Restauranttoiletten aus dem gesamenten Outfit zu schälen, wird mich mit Sicherheit davon abhalten, einen Winter- Jumpsuit zu nähen.

Aber im Sommer ist es unproblematisch. Allerdings lebt auch die Funktionalität eines Sommerjumpsuits von der Praktikabilität des Verschlusses- furchtbarer Satz, merke ich grade. Also einfacher ausgedrückt: man muß das Ding rasch auf und zu kriegen, wenn man mal aufs Klo muß.

Der Jumpsuit-Schnitt von Closet Case,Sallie, löst das Problem mit Bindebändern. Es gibt zwei Versionen, eine mit tiefem V-Ausschnitt vorne und hinten und einem Bindeband im Nacken, die ich genäht habe. Die andere Version hat Bändel an der Schulter und ist nicht ganz so tief ausgeschnitten.

Im Schnitt enthalten sind Versionen für lange Hosen und Hosen in Culottelänge, außerdem auch eine Version für ein langes Kleid mit neckischem Seitenschlitz.

Die Schulter-Bändel-Version habe ich für mich gleich ausgeschlossen, da ich meine BH Träger nicht so demonstrativ zeigen möchte. Und bei der anderen Version fand ich, wie ich zugeben muß, dieses gebundene Nackenband so wenig attraktiv, daß mich der Schnitt bisher nicht so interessiert hatte.

Außerdem ist Sallie ein Schnitt für Jerseystoffe, und da dachte ich gleich an ausgebeulte Knie und einen ausgebeulten Hintern, wenn man das gute Stück mal ein Weilchen getragen  hatte.

Im Netz begegneten mir dann aber doch viele sehr schöne Beispiele, so wie die von Kleidermanie, die diesen Schnitt sofort für sich adoptiert hatte.

Und dann kam die Ankündigung des Memademittwoch, daß es einen Extratermin für Jumpsuits geben sollte. Da mußte ich doch dabei sein, schließlich sind die Blogparties meiner Lieblingslinkaktion durch den monatlichen Rhythmus rar gesät und jede Gelegenheit muß ergriffen werden.

Ich hatte mir dann viele Jumpsuitschnitte angeschaut, und die Wahl fiel auf Sallie. Zu schön fand ich dann doch die vielen genähten Beispiele, und schließlich ist ClosetCase ja eine meiner Lieblings- Schnittdesignerinnen.

Die Stoffwahl war einfach: ich hatte einen hellblau-weiß gestreiften Jersey der dänischen FirmaStof in meinem Lager (bezogen habe ich ihn hier) , der förmlich danach rief, zu einem Sallie-Jumpsuit zu werden. Die Menge war zu wenig- solche Kleinigkeiten halten mich natürlich nicht auf, wenn es gilt, den idealen  Stoff zum idealen Schnitt zu verwenden. Sallie hat ein gedoppeltes Oberteil, und als Futter fand sich ein weißer Jersey in meinem Lager. Die Beinlänge wollte ich sowieso auf die Culotte-Länge beschränken.

Das Problem mit der Stoffmenge konnte ich also gut bewältigen- aber mir kamen beim Zuschneiden andere Bedenken.  Meine Sallieversion hat kleine angeschnittene Kimonoärmel, vorderes und hinteres Oberteil sind komplett identisch. Für jemanden wie mich, der sich gerne mit Spielereien wie Abnäherverlegung und FBA beschäftigt, schon gewöhnungsbedürftig…

Die Hose erschien mir unförmig. Ich hatte meine übliche Anpassung der Schrittkurve versucht, wußte aber nicht, ob das bei dem dehnbaren Stoff überhaupt Sinn machte.

nein, dies ist kein Fall für die Streifenanpassungspolizei- die Streifen in diesem Stoff sind so ungleichmäßig, daß eine Anpassung nicht möglich ist. Das soll so!

Aber es war dann alles so schön zugeschnitten, und so tackerte ich das ganze dann mal zusammen. Die Ausschnittkante habe ich anleitungsgemäß mit Framilon verstärkt, ohne das Band beim Annähen zu dehnen. Im Nachhinein, nach den ersten Wäschen, denke ich, daß ich es besser leicht gedehnt aufgenäht hätte- der Ausschnitt neigt zum Ausleiern, zumal er auch recht tief ist. In der Taille wird ein Gummiband eingezogen, auch das wird in der Anleitung sehr gut beschrieben.

Und dann die erste Anprobe: ich war begeistert! So ein tolles Teil! Ich kann jetzt die Begeisterung für diesen Schnitt gut nachvollziehen. Der Armausschnitt ist bei mir etwas zu hoch, das führt zu verstärkten Falten zwischen Achsel und Schulter, die aber bei dem Kimonoärmel sowieso da sind. Unbequem ist es nicht und verhindert zumindest unwillkommene Einblicke im Brustbereich.

 Ich  habe den Jumpsuit bei verschiedenen Gelegenheiten getragen,  und er paßt einfach immer. Zuhause ist er bequem, beim Radfahren praktisch und beim Einkaufen sieht er gut aus.

Genial fand ich ihn bei unserem Streichquartetttermin am Sonntag. Ich spiele Bratsche in verschiedenenen mehr oder weniger ambitionierten Kammermusikformationen. Beim Bratschespielen sitze ich, korrekterweise mit halbgespreizten Beinen. Uns wurde mal auf einem renommierten Kurs erklärt, daß die hohen Streicher, also Geigen und Bratschen, so sitzen sollten, daß sie auch jeden Augenblick aufstehen könnten. Danach habe ich mir diese Haltung angewöhnt, also mit fest aufgestellten Füßen und halb gespreizten Beinen. Da hat natürlich ein kurzes Röckchen nichts verloren, schliesslich will man ja den Mitspielern keine unliebsamen Einblicke vermitteln, die sollen sich ja auf ihre Noten konzentrieren.

Aber der Jumpsuit, der war wirklich ideal fürs Quartettspiel. Auch am Bauch engte nichts ein, die Arme konnten sich schön frei bewegen, also ideale Voraussetzungen für unser anspruchsvolles Programm mit späten Beethovenquartetten

Ich erkläre hiermit den Jumpsuit zum idealen Kleidungsstück für Bratschistinnen  und Geigerinnen- vermutlich aber auch für Cellistinnen, denn die haben ja auch immer das Problem mit den gespreizten Beinen beim Spielen. Wenn ich professionell Musik machen würden, könnte ich mir Sallie, aus edlem schwarzen Jersey, auch gut als Konzertkleidung vorstellen.

Aber zurück zum Alltag. Ich bin jetzt sehr gespannt, welche anderen Jumpsuit-Schnitte auf dem Memademittwoch heute gezeigt werden, denn ich plane auch noch andere Versionen. Gerne nähe ich Sallie nochmal, denn der Schnitt hat mich sehr überzeugt. Aber es gibt sicher auch noch viele andere schöne Jumpsuitschnitte!

Verlinkt: Memademittwoch

Wof

Dufürdichamdonnerstag

Sewlala

Afterworksewing

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Jenny- Shorts von Closet Case

Eine kurze Hose fehlte schon im letzten Jahr in meiner Sommergarderobe. Ich wußte genau, wie sie ausssehen sollte: eher tiefe Taille, Hosenbeine länger, wie eine Bermuda, als Sonnenschutz beim Radfahren. Der Stoff sollte unempfindlich sein, am besten Jeans, also was zum Strapazieren für die Freizeit.

Genäht habe ich eine kurze Hose mit eher hochsitzender Taille, mit sehr kurzen Beinen, aus einem Leinenstoff, der schon bei normalen Radtouren sofort knitterte, vom Aussehen nach einem Regenguß ganz zu schweigen…na ja, schließlich kann man ja mal seine Pläne ändern, oder?

Diese Sinneswandlung ist dem neuen Schnitt von  Closet Casezu verdanken. Ich bin ja treue Anhängerin von manchen Indie-Schnittdesignerinnen und stehe auch dazu. Closet Case habe ich so viele schöne Schnitte zu verdanken, daß die wenigen Flops ( man möge mich nicht an das Ebony- Shirt erinnern, das war nicht mal zur Gartenarbeit tauglich…) rasch vergessen wurden.

Also es gab einen neuen Schnitt von Closet Case, Jenny, für eine Latzhose. Ja, bisher wußte ich ja auch nicht, daß ich eine Latzhose brauche, aber der Schnitt gefiel mir so gut, daß ich ihn direkt nach dem Erscheinen bestellte und plotten ließ.

Hosenschnitte sind immer eine Herausforderung, was die Anpassung angeht. Man kann vieles nicht mehr nach dem Zuschnitt ändern, so ist ein Probemodell eine gute Option. In diesem Fall wollte ich auch unbedingt ein Probemodell, da ich aus den Kommentaren und den Instagramm-Posts erfahren hatte, daß dieses Schnittmuster nach einem etwas geänderten Grundschnitt im Vergleich zu den früheren Hosenschnitten von ClosetCase entworfen war.

Und da in dem Schnitt ganz viele andere Versionen auch enthalten sind, unter anderem auch Hosen in verschiedenen Längen, entschied ich mich für eine Shorts als Testmodell.

Ich habe dafür einen Leinenstoff verwendet, der schon lange in meinem Stoffstapel auf seinen verdienten Auftritt wartet.. Ich weiß nicht mehr ganz genau, woher der Stoff stammt, aber es war ein Reststück von knapp einem Meter, den ich nur wegen der schönen Farbe dann doch mitgenommen hatte. Es ist ein Crash-Leinen mit einer sehr schönen Struktur. Ich wollte den Stoff schon lange verarbeiten, aber immer wenn er in der engeren Wahl war, war die Menge dann doch nicht ausreichend.

Für die Jenny-Shorts hat  der Stoff aber dann gereicht!

Das Nähen war eine reine Freude, wie immer bei den ClosetCase Schnitten, da die Anleitung so hervorragend ist. Und wie immer gibt es was zu lernen, in diesem Fall das Einnähen eines verdeckten Reißverschlusses an der Seite. Für diejenigen, denen die Anleitung zu kurz gefaßt ist, gibt es noch ein Blog-Tutorial.

Genäht habe ich Größe 8. Ich hatte am Schnitt die Schrittkurve steiler gestellt, nach Gefühl, und an der hinteren Mitte ca 10-15 mm gekürzt. Die Paßform gefällt mir so recht gut!

Ich habe den Reißverschluss anleitungsgemäß auf der rechten Seite eingesetzt, ist ja auch für einen Rechtshänder durchaus komfortabel. Warum haben eigentlich alle Kaufklamotten ihre Reißverschlüsse auf der linken Seite?

Die Bluse , die ich dazu trage, ist dieBiscayne-Blusevon HeyJune Patterns. Sie paßt nicht nur farblich gut dazu, sondern auch deswegen, weil die Innentaschen der Hose aus dem gleichen Stoff gemacht sind. Leider gibt es so wenig Gelegenheiten, wo man sowohl das Innenfutter der Taschen als auch die dazu passende Bluse zeigen kann…gehört also eher in die Kategorie der geheimen Freuden!

Biscayne wird oft als die ärmellose Cheyenne-Bluse bezeichnet, und so sehe ich sie auch. Ein absolut schöner Schnitt, nicht ganz so bekannt wie dieCheyenne von HeyJune, aber genau so durchdacht und alltagstauglich. Auch bei der Biscayne lernt man übrigens etwas, in dem Fall das Nähen einer halben verdeckten Knopfleiste.

Mein Exemplar gefällt mir im Nachhinein doch nicht so gut, aber das liegt an meiner Stoffwahl. Ich hatte einen Viscosestoff mit einer seitlichen Bordüre verarbeitet, und diese Bordüre als Saumabschluss genommen. Prizipiell ja keine schlechte Idee, aber wenn dann die geschwungenen Säume die Bordüre durchbrechen, kommt weder Saum noch Bordüre zur rechten Geltung. Aber es wird sicher noch eine weitere Biscayne folgen!

Und der Jenny-Overall ist natürlich auch in Planung, diesmal als richtige Latzhose, mit den Culotte- Hosen. Wie schön, daß es jetzt so viele neue Link-Parties gibt, da muß man ja unbedingt neue Dinge nähen!

Ach ja, vielleicht möchte jemand noch wissen, wie unsere Fahrradtour, auf der wir die Bilder gemacht hatten, weiter ging? Es war ja eine schwüle Gewitterstimmung, als wir los fuhren. Der Himmer wurde immer dunkler, und dann kam es , wie es kommen mußte: ein Gewitterschutt, der mich mit meinem schönen Outfit komplett durchnäßte.

 Zum Glück war es ja warm- aber so naß war ich lange nicht gewesen. Soll ich jetzt die Shorts und das Top als wetterfest bezeichnen? Die Bluse war ja dank ihres leichten Viscosestoffes rasch wieder trocken, aber die Jenny-Shorts brauchten dafür bis zum nächsten Morgen…ist also eher keine Funktionskleidung.

So, jetzt geht es ans Verlinken mit den neuen Donnerstags-Aktionen:

Sewlala

DufürDichamDonnerstag

Wof

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Myosotis von Deer and Doe und Gedanken zum Memademay

Ich nähe sehr gerne die Modelle des französischen Labels Deer and Doe. Für mich sind diese Entwürfe sehr klassisch und feminin, ohne dabei langweilig zu sein. Es gibt viele verspielte Elemente, aber keine billige Effekthascherei. Kurz: es sind einfach tragbare Kleidungsstücke,  an denen man lange Freude hat. Deswegen habe ich mich auch auf die diesjährige Frühjahrskollekton von Deer and Doe so wie immer sehr gefreut. Und ich wurde nicht enttäuscht: eine Hose, weit geschnitten, mit interessantem Seitendetail könnte ich mir gut an mir vorstellen. DieJacke ist ein Traum, wobei ich noch nicht den passenden Kombipartner in meiner Gardereobe gefunden habe…und das Kleid Myosotis, das ich heute zeige.

Mit Myosotis und mir, das war Liebe auf den ersten Blick. Ein Hemdblusenkleid, mit einem kleinen Stehkragen, V-Ausschnitt- sobald ich das realisiert hatte, war es völlig um mich geschehen. Und wie es so ist in der ersten Verliebtheit, leidet darunter die Kritikfähigkeit. So übersah ich völlig, daß dieser Schnitt schon sehr oversized gedacht ist…

Aber der Reihe nach. Ich bestellte den Schnitt, ein passender Stoff, eine Leinenviscosegemisch in einer traumhaften Farbe war auch rasch gefunden, bezogen habe ich ihn hier. Die Farbe ist ein weiches Korallenrot, oder eher ein orangenes pink? wie auch immer, diese Farbe ist unglaublich. Und dass meine Hortensie farblich so gut dazu paßt, das war wirklich Zufall!

Das Nähen der Deer and Doe Schnitte ist immer eine reine Freude. Sie sind handwerklich perfekt, die Anleitung ist korrekt und ausreichend. Das Oberteil war rasch genäht und anprobiert. Es gefiel mir gut, der überschnittene Stil war bequem und saß gut.

Den Rock hatte ich ja schon etliche Größen kleiner zugeschnitten. Eigentlich nähe ich bei Deer and Doe Gr 40, das paßt mir gut und so hatte ich auch das Oberteil genäht. Den Rock hatte ich aber in der kleinsten Größe zugeschnitten. Das Schnitteil ist allerdings nur ein Rechteck, das oben eingekraust wird, mit seitlichen Nahttaschen. Die vorgesehene Länge hatte ich  um einiges verlängert. Im Originalentwurf ist das Kleid recht kurz, bis ungefähr Mitte der Oberschenkel. Nun habe ich nichts dagegen meine Beine zu zeigen, z.B. im Bikini oder beim Sport…aber ein Sommerkleid, das ich natürlich ohne Leggins oder Strumpfhose darunter tragen möchte, das habe ich lieber etwas länger. Ich will mich ja auch mal hinsetzen können im Kleid, ohne allzu viel Einblicke zu bieten. Ein Kleid, nur um damit herumzustehen, das brauche ich nicht.

Der Rock wurde an der oberen Kante planmäßig eingekraust, ans Oberteil angehalten und -gesteckt…hmm, war nicht überzeugend. Aber angesteckte Röcke sind nie überzeugend, und so nähte ich dann Rock und Oberteil beherzt zusammen und stellte mich gespannt vor den Spiegel.

Das Ergebnis war von vorne hübsch, von hinten akzeptal und von seitlich den Eindruck erweckend, daß ich ein Zelt mit mir herum trage. Im Nachhinein bereue ich es ja doch, daß ich davon kein Bild gemacht habe, aber das ganze war mir dann zu eindeutig nicht tragbar, als daß ich mir die Mühe eines Fotos machen wollte.

Was war das Problem? Ganz einfach, die Silhouette des Kleides stimmte nicht an mir.

Ich habe durch die Näherei ja doch einiges gelertn, was die Silhoutte meiner Kleidung angeht. Vieles macht man ja automatisch. Wenn ich Klamotten kaufe, gehe ich in die Kabine, ziehe fünf Stücke an, behalte eines. Dann kommt die Verkäuferin, reicht mir in die Kabine drei dazu passende Teile, und wieder kann ich ausprobieren, was mir gefällt. Beim Selbernähen ist dieses Ausprobieren um einiges mühsamer, da jedes neue Teil mit einiger Arbeit verbunden war. Das ist dann doch schade, wenn es wieder verworfen wird. Besser ist, sich vorher zu überlegen, was gut und stimmig aussieht.

Ich trage durchaus gerne Kleidungsschnitte, die etwas oversized sind, es muß nicht immer alles hauteng sitzen. Aber zu einem überschnittenen Oberteil brauche ich dann eine enge Hose, oder eine weite Hose muß für mich mit einem engen Oberteil kombiniert werden. Bei diesem Kleid sind sowohl Oberteil als auch Rock weit geschnitten, das kann für mich nicht gut gehen.

Die Lösung ist eine definierte Taille. Schon bei der Anprobe vorm Spiegel hatte ich das dringende Bedürfnis, die Taille irgendwie zu raffen. Mir fiel dazu ein Gürtel ein, aus dem gleichen Stoff, mit stoffbezogener Schnalle…die Idee finde ich immer noch gut, aber ich habe zunächst die „quick and dirty“ Version gewählt und einen Gummizug in die Taille gebastelt.

Dazu habe ich ganz pragmatisch die mit der Overlock versäuberte Nahtzugabe des Saumes zwischen Oberteil und Rock auf dem Oberteil an der Kante der Nahtzugabe festgesteppt. Der entstandene Tunnel war gerade so ausreichend für ein Gummiband.

Für mich stimmen jetzt die Proportionen, es gibt einen definierten engen Bereich in der Taille und die Länge des Kleides paßt zur Gesamtform. Wieder was gelernt!

So bin ich wieder sehr glücklich mit meinem neuen Kleid und dem Schnitt, die Verliebheit war
gleich wieder hergestellt. Ja, wahre Liebe überdauert eben kleine Fehler des
anderen!

Der Schnitt heißt Myosotis, ein Blumenname wie alle Deeranddoe-Schnitte. Myosotis ist das Vergißmeinnicht, zufällig auch eine meiner Lieblingsblumen, die im Frühjahr in einem ganz zauberhaften Blau blüht.

Über die Blühzeit des Vergißmeinnicht hoffte ich jetzt, einen eleganten Schnörkel zum Mai, zum Memademay , zu schlagen- klappt nicht ganz, da meine Vergißmeinnicht im Mai schon verblüht waren. Also muß es ohne Schnörkel gehen!

Der Memademay ist eine Aktion, die von der englischen Nähbloggering Sozo vor einigen Jahren ins Leben gerufen wurde. Wer daran teilnimmt, „verpflichtet“ sich,, im Mai Selbstgenähtes zu tragen. Natürlich ohne Zwang, jeder kann sich seine Aufgabe für den Mai selbst wählen- jeden Tag mindestens ein selbgenähtes Stück, oder jeden Tag einen Rock, oder ein umgearbeitetes Stück…wenn man sich die Einschreibekommentare bei Sozo auf dem Blog anschaut, ist alles dabei.

Dieses Jahr waren es über 1000 Frauen, die teilgenommen haben!

Ich finde das unglaublich. Über 1000 Frauen, die gerne nähen, die im Alltag selbstgenähtes tragen und dies auch gerne zeigen- so eine schöne Bewegung in einer Welt, in der sonst eher Hektik und Eile, Hass und auch Krieg im Vordergrund stehen.

Ich habe dieses Jahr zum erstenmal teilgenommen. Ich hatte mir keine besondere Aufgabe vorgenommen, wollte nur dabei sein und versuchen, möglichst viele meiner Outfits zu dokumentieren. Das war einfacher als gedacht: dank Stativ und Handy-App für die Kamera war es recht wenig zeitaufwendig, abends noch ein paar Bilder im Garten zu machen. Und so ist ein schöner Nebeneffekt dieser Dokumentation, daß ich auch das Auf- und Verblühen mancher Stauden und Büsche im Garten so dokumetiert habe.

Es war eine schöne Zeit im Mai. So spannend jeden Tag, die Outfits der anderen Näherinnen zu betrachten, oft mit einem Einblick in die fremden Gärten, Wohn – oder auch Schlafzimmer verbunden. Ich habe viele neue Schnitte kennengelernt und ganz viel neue Inspirationen für weitere Nähprojekte. Ich freue mich schon sehr auf den Memademay 2019, da bin ich wieder dabei.

Alle anderen Inspirationen des heutigen Memademittwoch findet man hier!