Gestricktes Uncategorized

RosaP Tuch No. 2 , ein Blogpost mal nur übers Stricken

Mein Blog trägt den Untertitel  „ein Blog über die Freude am Selbernähen“, und so war er ja auch konzipiert, nämlich als Nähblog. Natürlich war es mir nicht entgangen, daß viele der Näherinnen auch begnadete Strickerinnen sind, aber das Kapitel Stricken hatte ich für mich eigentlich längst abgehakt.

Denn nach meiner Erinnerung hatte ich als Teenager schon mal Zeiten gehabt, in denen ich sehr, sehr viel gestrickt habe. Man schrieb die späten 70er Jahre, und ich glaube, das Stricken war damals durchaus in. Ich erinnere mich an Sonderhefte übers Stricken aus der Zeitschrift “ Brigitte“, in unserem Kleinstädtchen gab es ein florierendes Wollgeschäft, und überhaupt strickte damals mein ganzer Bekanntenkreis.

Ich hatte auch viel Gelegenheit zum Stricken. Ich war Schülerin, später Studentin, und es gab einfach immer Gelegenheiten zum Stricken. Bahnfahrten, Vorlesungen, Choproben, alles immer gut mit Strickereien zu vereinbaren. Gestrickt habe ich glaube ich viele Pullover, aber ich erinnere auch Handschuhe, Schals, so ganz genau weiß ich das gar nicht mehr. Interessanterweise ist auch nichts von diesen Teilen erhalten- hatte ich damals noch keinen Sinn für den Wert von Selbstgemachten? Oder war es einfach in den Wirren von manchen Umzügen untergegangen? Vielleicht habe ich auch gar nicht so viel gestrickt, wie es meine Erinnerung mir vorgaukelt, aber ich glaube, ich war damals schon eine geübte Strickerin. Die Strickanleitungen damals kamen glaube ich aus besagtem Wollgeschäft in unserem Städtchen, und technische Fragen löste ich vermutlich mit einem Handarbeitsbuch. Auch bei uns stand das Standardbuch von Ruth Zechlin im Bücherschrank : Werken für Mädchen. Ein Titel, der heute jeden Gender- Aktivisten auf die Barrikaden rufen würde!

In den letzten Jahren habe ich mich viel mit der Näherei beschäftigt und dabei glaube ich ein ganz gutes Niveau erreicht, von dem aus ich weiter arbeiten kann. Ich bin ja (leider) so strukturiert, daß ich alle Dinge, die ich mache, auch möglichst perfekt machen möchte. Ich lese dann darüber nach, informiere mich, studiere Originalliteratur und habe einfach den hohen Anspruch, an diesen  Dingen zu wachsen. Ein Anspruch, der mich oft an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit bringt!

Aber andererseits ist es ja auch so schön, irgendetwas gut zu können. Wie schön, daß ich mir jetzt Hosen in einer akzeptablen Paßform selbst nähen kann! In meinem Schrank hängen viele schöne selbstgenähte Dinge (die nicht so schönen werden regelmäßig aussortiert, über das Mengenverhältnis schweigen wir lieber, hmmm…), Nähen ist einfach toll.

Aber stricken? Wie gesagt, so ganz interessant erschien es mir nicht, aber schließlich braucht man auch  gestrickte Dinge, vor allem im Winter. Vor einigen Jahren fing  es an mit einem Schal. Ich hatte eine gekaufte gemusterte Mütze, die ich sehr liebte, dazu aber keinen passenden Schal. Also ging ich ins örtliche Wollgeschäft, wollte fachmännisch oder -frauisch mir Wolle aussuchen  und dann dieses Dingen mal runterstricken.

Ich suchte also ganz souverän meine Wolle aus, und auf die Empfehlung der Inhaberin, ich wolle doch den Schal sicher im Patentmuster stricken, nickte ich nur und nahm dann die empfohlene Menge Wolle mit.

Zuhause mußte ich dann erst mal überlegen , wie das mit dem Patentmuster war, und zum Glück hilft uns das Internet bei diesen Fragen ja so gut weiter. Der Schal wurde fertig, aber das ganze dauerte doch wesentlich länger, als es gedacht war. 

Nach dem Schal folgte eine Jacke, die glaube ich zwei oder drei Jahre Strickdauer hatte. Es war ein einfacher Schnitt, glatt rechts gestrickt aus einer wunderschönen Wolle. Das Problem war einfach die fehlende Gelegenheit zum Stricken.

Aber nach der Fertigstellung der Jacke hatte ich dann schon Blut geleckt. Mittlerweile war mir auch klar geworden, daß das Internet, die Welt der Blogger, auch fürs Stricken spannende und neue Informationen für mich bereithalten würde. Und auch das Equipment fürs Stricken ist ja mittlerweile so schön! Stricknadeln aus Bambus liegen einfach viel besser in der Hand als die Metallnadeln, die wir früher hatten. Und diese bunten Maschnmarkierer sind so praktisch, sowas hatte ich mir schon immer gewünscht. Es folgte ein Mützenach einem Muster von RosaP, gern und viel getragen, und dann das Tuch, das ich heute zeige.

Das Tuch habe ich im Herst 2018 begonnen, fertig wurde es im März 2019, also nach ungefähr 6 Monaten. Für mich ist das eine akzeptable Zeit, da ich über diesen Zeitraum die Vorfreude auf das Tuch aufrecht erhalten konnte. Das Stricken war angenehm- das Lochmuster, in dem ein Großteil des Tuches gearbeitet ist, stellt keine besondere Schwierigkeit dar, aber ist auch keine so ganz tumbe  Strickerei. Und die falschen Zöpfe im letzten Drittel der Strickarbeit stellen nochmal eine besondere Herausforderung dar, über die man die zunehmend länger werdenden Reihen vergißt.

Gestrickt ist das Tuch aus Schachenmmayr Regia Premium , eine Mischung aus Merinowolle, Polyamid und 20% Seide. Das fertige Tuch trage ich sehr, sehr gerne…eigentlich trage ich es immer, seit es fertig ist…etwas Pilling glaube ich zu bemerken am Tuch, aber das gibt dem ganzen vielleicht erst die richtige Patina.

Und jetzt ist wieder eine Jacke an der Reihe, mit der ich mich auch ganz stolz am Sommerjackenknitalong des Memademittwochs beteilige- leider kann ich nach einem verheißungsvollen Beginn noch wenig Fortschritte vorweisen. Zum Finale wird es nicht fertig, aber ich hoffe jetzt einfach mal auf einen verregneten Sommerurlaub !

verlinkt: Dufürdichamdonnerstag

             Thecreativelover

6 Kommentare

  1. Nähzimmerplaudereien sagt am 15. Mai 2019

    Liebe Barbara,
    welch schöne Strickgeschichte, die der meinen so sehr ähnelt. Ich erzähle meinen Kinern immer, wie wir die langen selbstgestrickten Pullis in den 80er trugen, die kleine Wollgeschäfte florierten. Ich durfte sogar bei einem Lehrer im Unterricht stricken,da ich ihm beweisen konnte, dass ich trotzdem aufpasse. Und jetzt stricke ich auch Tücher, vielleicht jedes Jahr eines, nur das Jacken- und Pullistricken habe ich eingestellt, da ich immer Probleme mit der Passform habe. Und Socken – die gehen auch immer und passen gut in die Tasche.
    Dein blaues Tuch ist wunderschön und ich stelle mir die Qualität mit Seide sehr angenehm vor!
    Liebe Grüße
    Ines

    • Barbara sagt am 16. Mai 2019

      Liebe Ines, danke! Interessant, daß wir da anscheinend ähnliche Erinnerungen haben. Fürs Tücherstricken kann ich mich auch begeistern, ich hätte sicher noch Bedarf an weiteren Exemplaren. Socken habe ich noch nicht probiert, aber Du hast recht, so ein Strickzeug kann man immer gut mitnehmen!
      LG Barbara

  2. Stefanie sagt am 16. Mai 2019

    So wie Du stricke ich auch! Bei Deinem schönen Bericht kommen die Erinnerungen hoch. Vom "Werkbuch für Mädchen habe ich die Auflage von 1976 und die (viel bessere) von meiner Mutter aus dem Jahr 1961.
    Am meisten komme ich beim Stricken auf Reisen voran, aber auch Wartezeiten beim Arzt sind für's Stricken gut geeignet. Oder wenn man Kinder chauffiert. Schön sind auch die 10 Minuten auf der Bettkante, die für die nötige Entspannung sorgen. Ich bin auch beim SJKA dabei und möglicherweise schaffe ich es dieses Mal zumindest bis zum Finale der Herzen, das ist mir noch nie gelungen.
    Viele Grüße, Stefanie

    • Barbara sagt am 16. Mai 2019

      Liebe Stefanie, danke! Abends vorm Schlafengehen habe ich tatsächlich noch nie gestrickt, aber das könnte wirklich eine gute Methode zum Entspannen sein. Werde ich probieren!
      LG Barbara

  3. Heibchenweise sagt am 16. Mai 2019

    Ach Barbara, auch ich hänge bei diesem Beitrag wieder an deinen Worten… Sehr schön, Tuch, Jacke und die wiedergewonnene freude am Stricken… In meiner Kindheit (80er) bin ich durchgehend von meiner Mutter bestrickt worden, und war mäßig begeistert. Vor allem von den unförmigen oversized ergebnissen… Mit 20 habe ich gerne für mich gestrickt und einiges schöne ist entstanden. Ich hatte sogar mal ein paar Jahre eiinen Häkelbüddelstrick Club mit monatlichen gemütlichen Strickstreffen. Im zuge der Familiengründung hat sich das alles zerschlagen, abe rich bin so froh, dass ich im letzten Jahr wieder angefangen habe. Es gibt Momente zum Stricken und es gibt Momente zum Nähen. Beides kann ich nicht miteinander vergleichen aber beides ergänzt sich totl gut! Ich wünsche dir gutes Gelingen, und falls es dich ermutigt – ich bin im laufe des letzten Jahres auch wieder deutlich schneller geworden beim stricken… LG Sarah

    • Barbara sagt am 16. Mai 2019

      Liebe Sarah, das waren ja keine so schönen Kindheitserinnerungen, wenn Du von den Strickergegnissen Deiner Mutter nicht so angetan warst. Um so toller ist es ja, daß Du mittlerweile trotzdem zum Strickprofi aufgestiegen bist! Ich bewundere Deine Strickwerke immer sehr. Und wahrscheinlich hast Du recht, sowohl Stricken als auch Nähen hat seine Zeit und Gelegenheit, und beides ergänzt sich wunderbar.
      Lieben Dank für Deinen Kommentar!
      Barbara

Kommentare sind geschlossen.