In der Frühlingsschnittkollektion von Named gab es nicht nur den schönen Hosenschnitt (Aina), den ich hier und hier schon gezeigt habe, sondern auch ein Kleid, nämlich Taika. Taika ist ein finnischer Name und bedeutet „Zauber“- ich finde, das paßt auf dieses zauberhafte Kleid ganz gut!
Es ist ein Midikleid, für mich eine ungewohnte Länge, und leider überhaupt nicht fahrradtauglich. Das ist aber auch so ziemlich das einzig negative, das ich über den Schnitt sagen kann.
Der lange Rock, der sich vermutlich sofort in den Radspeichen verfangen würde, besteht aus insgesamt 7 Bahnen. Im Vorderteil laufen die mittleren Bahnen zu einer Spitze aus, im Rückenteil ist die Taillenlinie etwas nach unten geschwungen. Kleine Einkräuselungen im Rücken- und Vorderteil schaffen etwas Volumen im Oberteil. Der V-Ausschnitt wird mit einer schmalen Blende eingefaßt, der rückwärtige Ausschnitt hat einen Beleg. Die hübsche Rüsche am Ärmelabschluß entsteht durch ein eingezogenes Gummiband.
Genäht habe ich das Kleid aus einer Viskose von Atelier Brunette, die sich schon eine Weile bei mir hauseigenen Stofflager befand. Gedanklich war der Stoff schon zu etlichen Kleidungsstücken verarbeitet worden, jetzt erfolgte endlich eine finale Umsetzung.
Ich habe das Kleid in Gr 38 genäht und eine FBA im Oberteil gemacht. Den Rock habe ich zwischen Gr 40 im Taillenbereich und 36 in der Hüfte gradiert. Prinzipiell war das sicher eine richtige Planung, jedenfalls wenn ich von meinen Körpermassen ausgehe. Nicht bedacht hatte ich allerdings, daß dieses Kleid recht eng anliegt zwischen Taille und dem oberen Beckenbereich, erst dann wird der Rock weiter. In diesem Unterbauchbereich befinden sich bei mir wie bei vielen Frauen etliche Vorwölbungen (vulgo: Speckröllchen), die mich natürlich überhaupt nicht stören, aber bei der Anpassung dieses Kleides durchaus eine Rolle spielen.
Die Anpassung ist überhaupt etwas schwierig, denn der Schnitt ist so konstruiert, daß man erst das Vorderteil mit dem Rock fertig zusammenfügt, die vordere Blende annäht und dann erst die Schulternähte schließt. Eine kurze Anprobe zwischendurch, wie ich sie sonst immer mache, um grobe Paßformmängel zu erkennen, ist hier schwierig.
Ja, ich weiß , man hätte natürlich ein Nesselmodell nähen können… das mache ich fast nie. Ich finde es langweilig, es bremst meinen Nähfluss und außerdem sehe ich auch nicht ein, daß ich einen billigen Stoff kaufen muss, das Modell nähe und dann nach erfolgter Anprobe wieder wegwerfe. Meistens kann man ja im Vorfeld auch den Schnitt schon anpassen. Die FBA, die ich bei diesem Schnitt gemacht habe, mache ich fast immer bei Fertigschnitten, sie sitzen dann besser bei mir. Bei diesem Kleid ging es mir auch gar nicht so sehr um den Zuwachs an Brustweite im Schnitt, denn da hat der Schnitt recht viel Bequemlichkeitszugabe, aber ich wollte gerne die Teilungsnaht zum Rockteil etwas tiefer haben. Die FBA schafft ja nicht nur Zuwachs in der Breite, sondern auch in der Länge, und das war erwünscht in diesem Fall.
Also, es gab auch bei diesem Kleid kein Nesselmodell, dafür habe ich aber die Einzelteile irgendwann zusammengeheftet, um eine Anprobe durchzuführen. Dabei habe ich gemerkt, daß die Weite im Unterbauchbereich etwas knapp war. Im Stehen geht so was ja immer noch, aber ich habe mir bei Anproben angewöhnt, mich auch mal hinzusetzen, das bringt oft interessante Ergebnisse.
Ich habe dann in dem bewußten Bereich alle Nahtzugaben verringert , um Weite zu schaffen. Ich hatte ja in weiser Vorraussicht auf etwaige Änderungen die Rockbahnen getrennt versäubert, so konnte ich jetzt aus jeder Naht doch einige mm an Weite rausquetschen. Bei den sieben Bahnen kam dann doch eine zufriedenstellende Weitenänderung heraus.
Das Kleid ist überraschenderweise sehr bequem, vor allem im Schulterbereich. So bequem, daß ich es wunderbar zum Bratsche spielen anziehen kann. Und so habe ich es auch bei einem Konzert mit meinem Amateur-Streichquartett getragen und mich sehr wohl darin gefühlt.
Für mich zählt das Taika-Kleid eher noch als „schickes Kleid für besondere Anlässe“, aber wahrscheinlich kann ich es auch wunderbar im Alltag tragen. Man sieht jetzt ja auch im Alltag viele Frauen mit dieser Kleider- oder Rocklänge, und ich finde das eigentlich sehr schön. Und sicher hat auch der Alltag seine zauberhaften Momente!
Danke für deinen Beitrag. Er hilft mir sehr, denn ich überlege gerade das Kleid zu nähen. Du siehst toll aus in dem Kleid. Es steht dir sehr gut.
Schönen Sonntag
Mema
Liebe Mema, ich kann den Schnitt wirklich empfehlen, er ist sehr gut und professionell gemacht und wird Dir sicher auch gut stehen. Da freue ich mich schon sehr auf Deine Version!
LG und Danke, Barbara
Das Kleid ist wirklich wunderschön, Named hat doch immer sehr besondere Schnitte, ich finde, es steht dir auch supergut, auch oder gerade die Länge, ich finde übrigens, dass sich solche Kleider erstaunlich selten in den Speichen verfangen, aber es hat auch etwas mit der Schwere des Stoffes zu tun, je leichter, umso eher. Ja, die Anpassung, das mit den Nesselmodellen kann ich verstehen und im Endeffekt hat ja alles sehr gut funktioniert. Mein Tipp: auch im Alltag anziehen, finde es sehr alltagstauglich. LG Anja
Liebe Anja, vielen Dank! Ja, Du bist ja sicher auch fahrrad- und kleiderprobt. Bei vielen Kleidern geht das Radfahren schon gut, aber mit dieser dünnen Viskose wollte ich es nicht probieren. Und Du hast natürlich völlig recht, man muß die schönen Kleider auch im Alltag anziehen. Keiner hat was davon, wenn sie im Schrank hängen.
Liebe Grüße, Barbara
Der Schnitt sieht richtig klasse an dir aus und sitzt, dank deiner Änderungen, sehr schön figurumspielend.
Dank deiner Version und Beschreibung des Modells sieht man auch die feinen Details des Schnittes besser.
Zu Nesselmodellen kann ich mich ja auch einfach nicht motivieren, insofern war deine Vorgehensweise, um Anpassungen vorzunehmen, interessant zu lesen.
Die Länge ist ja jetzt wieder modern und gefällt mir sehr gut für den Schnitt; sicher könnte man, wenn man das möchte, auch kürzen, aber midi sieht immer auch eleganter aus.
Einen schönen Sonntag und lG von Susanne
Liebe Susanne, ich finde die Länge auch sehr elegant, und wie schön, daß man das jetzt auch im Alltag tragen kann. Ich denke, die Nesselmodelle haben manchmal schon ihren Zweck, vor allem wenn es um wirklich wertvolle Stoffe geht. Aber normalerweise kann man die meisten Dinge schon am Schnitt anpassen,und den Rest dann bei der ersten Anprobe.
Liebe Grüße und Danke, Barbara