Kleid Schnittkonstruktion

Sommerkleid

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Die Idee für dieses Kleid hatte ich vor zwei Jahren. Es waren diese heißen Hochsommertage, an denen man eigentlich überhaupt nichts anziehen möchte, und wenn es dann doch sein muß, dann nur ein leichtes, ganz lockeres Kleid.

Solche Kleider habe ich damals in Mengen bei einschlägigen Geschäften hängen sehen. Sie waren aus einer leichten , gekreppten Baumwollware, gefertigt in einem fernöstlichen Staat und der Preis entsprechend niedrig. Natürlich habe ich keines dieser Kleidungsstücke gekauft, und genäht hatte ich damals dann auch nichts ähnliches, sondern ein Viskosekleid, nämlich das Felixkleid von Grainline Studio. Das war ja dann auch ein schönes Kleid, was mich durch die heißen Tage des Jahres 2018 gebracht hat.

Auch 2019 habe ich wieder ein ärmelloses Viskosekleid genäht, nämlich das Kittykleid von Sewoverit. Auch dieses Kleid brachte mich wieder gut durch die heißen Sommertage des letzten Jahres.

Aber dieses Jahr konnte ich endlich meinen Plan von vor zwei Jahren umsetzen. Denn sobald ich diesen schönen Baumwoll-Leinenstoff in den Händen hielt, fiel mir meine Kleideridee von vor zwei Jahren wieder ein. Der Stoff hat eine leichte Crinkle-Struktur, genau so sollte er sein für mein Sommerkleid 2020!

Das Kleid sollte ein schlichtes Oberteil haben und daran einen eingekrausten Rock. Solche Schnitte gibt es sehr viele. sowohl in den Zeitschriften als auch bei den Indie-Schnitterstellerinnen. Da ich mir aber grade einen ärmellosen Oberteilschnitt zusammengebastelt hatte, lag es nahe, auch diesen Schnitt für mein Kleid zu nehmen.

Die Sache mit den ärmellosen Schnitten ist ja nicht so trivial, wie es manchmal gesehen wird. Wenn ich bei einem Schnitt lese, daß man für die Version ohne Ärmel einfach die Ärmel weglassen soll, kräuseln sich mir sämtlich Nackenhaare. Der Witz bei einem ärmellosen Schnitt ist ja, daß der Armausschnitt soweit verkleinert wird, daß es nicht zu unliebsamen Einblicken seitlich ins Kleid kommt. Das Felixkleid, das ich oben erwähnt habe, ist dafür ein Beispiel. Eigentlich kann ich es ohne Top darunter gar nicht in der Öffentlichkeit tragen. Aber an den bewußten heißen Tagen will man ja keine Tops unter dem Kleid anziehen, das ist alles viel zu warm.

Die Schulterpunkt ist bei einem ärmellosen Oberteil weiter innen als bei einem Schnitt, in den Ärmel eingesetzt werden. Wenn er zu weit nach innen rutscht, ist das zwar sehr angenehm beim Tragen, wie man beim Kittydress sieht. Das ganze nennt sich glaube ich amerikanischer Armausschnitt- man sieht dann aber die BH Träger, oder muß einen Neckholder BH tragen.

Bei meinem selbst gebstelten Oberteilschnitt habe ich versucht, das alles zu berücksichtigen, und meine beiden genähten Exemplare werden gerne und viel getragen.

Den schönen V-Ausschnitt habe ich von Tunika von Inge kopiert, und auch die Verarbeitung mit einem Beleg habe ich aus ihrem Video übernommen. Bei mir ist der Beleg allerdings durchgehend, da ja auch die Armausschnitte damit versäubert werden müssen.

An diesen Oberkörperschnitt habe ich dann einen eingekrausten Rock gehängt. Das ganze ist ziemlich simpel, so daß ich hier gar nicht das Prädikat „selbstkonstruiert“ anwenden möchte. Die einzige Denkarbeit war die Frage , wo die Taille des Kleides sitzen sollte (ich hatte mich für die natürliche Taille entschieden) und das Ausmaß der Taillierung (hier habe ich die Abnäher im Rücken- und Vorderteil alle genäht, aber alle mit einem etwas geringeren Abnäherinhalt). Die Hoffnung war, daß das Kleid auf diese Art nicht allzu formlos und umstandskleidmäßig aussehen würde. Um die Mehrweite zu Kräuselung des Rockes mußte ich mir keine großen Gedanken machen, denn die wurde durch die Stoffbreite festgelegt, da Vorder- und Rückenteil nebeneinander auf die Stoffbreite passen mussten und auch noch diese blöde Karoanpassung zu berücksichtigen war.

Ach ja, die Karoanpassung…wenn dies jetzt ein Arbeitstzeugnis wäre, würde wohl zum Thema Karoanpassung stehen „war stets bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden“….ich hatte mich schon bemüht, ganz gelungen ist es mir nicht. Es war aber auch schwierig, da ich auch noch einen rückwärtigen Reißverschluss mit eingebaut habe und der Crinkle-Stoff beim Nähen sich immer so einbißchen verschoben hat. Mit dem Ergebnis kann ich leben- es ist immer noch um Klassen besser als bei vielen Kaufkleidern.

Insgesamt bin ich mit meinem Sommerkleid 2020 sehr zufrieden. Durch den leichten Stoff trägt es sich grandios, und zum Radfahren ist es viel besser geeignet als die Viskosekleider der beiden letzten Jahre. Natürlich ist es sehr schlicht, um nicht zu sagen langweilig, raffinierte Schnitt kann ich (noch) nicht selbst erstellen. Mal sehen, was ich im Sommer 2021 nähen werde!

Jetzt schaue ich mir erstmal die Galerie der August-Nähwerke des Memademittwoch an. Sicher gibt es da viele schöne Sommerkleider zu bewundern!

27 Kommentare

  1. Deine Vorüberlegungen zum heutigen Kleid haben mich schmunzeln lassen; bei mir dauert es von der Planung bis zur tatsächlichen Umsetzung auch immer eine gewisse Zeit. Ich finde das aber nicht schlimm, denn ich will nicht in Massen nähen.
    Dein Kleid finde ich richtig klasse.
    Das Oberteil sitzt perfekt und der Rock schwingt sehr schön und den Stoff finde ich einfach klasse.
    Rundum gelungen.
    Herzliche Grüße von Susanne

    • Barbara sagt am 7. August 2020

      Liebe Susanne, danke! Manchmal geht es ganz schnell bei mir, wenn ich mich entschliesse, etwas zu nähen, aber man braucht ja immer die richtige Kombination aus Stoff und Schnitt- und das dauert manchmal seine Zeit. Aber ich gebe Dir völlig recht, wir wollen ja keine Massenware produzieren.
      LG Barbara

  2. Gefällt mir total gut in dem Stoff! Würde ich sofort nehmen und wahrscheinlich zum allgemeinen Erschrecken mit Sneakern kombinieren… Wie Du selbst sagtest: ärmellose Tops sind alles andere als trivial, die richtige Balance zwischen Armfreiheit (optisch wie motorisch) und ungewünschten Einblicken finde ich gar nicht so einfach. Das kann übrigens auch die Burda nicht, die Armlöcher sind unter den Armen meist derart tief, dass der BH zu sehen ist. Super erklärt mit dem nachen innen verlagerten Schulterpunkt, das hatte ich schon wieder vergessen. Liebe Grüße Manuela

    • Barbara sagt am 7. August 2020

      Liebe Manuela, mit Sneakern habe ich das Kleid tatsächlich auch schon kombiniert- finde ich gar nicht entsetzlich! Danke für Dein Lob, und ich freue mich, daß Du den Beitrag gerne gelesen hast.
      Liebe Grüße, Barbara

  3. Liebe Barabara,

    erst einmal vorweg: Dein Kleid ist in keiner Weise langweilig, ich finde es durch den tollen KArostoff und Deine akkurate Verarbeitung, auch wenn Du dies nicht so siehst :-)) wirklich super schön. Es passt perfekt zu Dir!! Klarer Daumen hoch für Dein Sommerkleid 2020.

    LG
    Sandra

    • Barbara sagt am 7. August 2020

      Liebe Sandra, danke für Deinen Kommentar und Dein Lob! Der Stoff ist auch wirklich sehr schön, der ist so ideal für die heißen Temperaturen jetzt.
      LG Barbara

  4. Anscheinend hast du das perfekte Hochsommerkleid genäht! Ich finde dein neues Kleid ja überhaupt nicht langweilig, sondern sehr schön. Willst du mit dem Kleid in Serie gehen? Der Schnitt ist so schön schlicht, ich könnte mir vorstellen, dass er mit einem anderen Stoff wieder völlig anders aussehen wird.
    LG Marlene

    • Barbara sagt am 7. August 2020

      Liebe Marlene, ich habe mir tatsächlich schon eine Zweitauflage des Kleides überlegt, hier liegt noch ein hellblauer Musselinstoff, der vielleicht auch noch ein Sommerkleid werden möchte…
      Lieben Dank und Grüße
      Barbara

  5. Das kommt bestimmt noch mit den raffinierten Schnitten. Ich finde diesen hier sehr hübsch, das Kleid ist dir gelungen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich der Sommer darin gut aushalten lässt!
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Barbara sagt am 7. August 2020

      Liebe Katharina, das mit dem Schnittdesignen ist nicht so einfach, wenn es über diese simplen Dinge hinausgeht, ich habe da großen Respekt davor. Jetzt genieße ich erst mal den Sommer in meinem Kleid!
      LG und Danke,
      Barbara

  6. Jetzt gehst Du auch unter die Designer, große Klasse. Dein Kleid ist einfach in jeder Faser und jedem Detail so wunderbar gelungen, ganz ganz toll! Der herrliche Stoff könnte nicht schöner ins szene gesetzt werden und die lässige Form wird durch die feinen Details so wunderschön ergänzt, ich bin schwer begeistert! LG Kuestensocke

  7. Ich halte ja Kleider, die getragen werden und bei denen Material, Schnitt und Passform perfekt zusammenpassen für wesentlich raffinierter als detailreiche Schaustücke, die im Schrank hängen. Sehr schön!

    • Barbara sagt am 7. August 2020

      Liebe Bele, da sprichst Du ein großes Wort gelassen aus…das ist ja die ganze Kunst beim Selbernähen, daß die Kombination aus Material, Schnitt und Passform stimmt. Und wenn das so ist, dann trägt man die Kleidungsstücke auf gerne.
      Liebe Grüße und Dank,
      Barbara

  8. Da bringst du mich echt auf eine Idee. Ich habe nämlich noch so einen karierten Baumwollstoff, mit dem ich nicht so recht etwas anzufangen wusste… Danke für die Inspiration! Liebe Grüße Tina

    • Barbara sagt am 7. August 2020

      Liebe Tina, wie schön, daß ich Dich inspirieren konnte! Da bin ich ja gespannt, was Du aus Deinem karierten Stoff nähen wirst!
      LG und Danke,
      Barbara

    • Barbara sagt am 9. August 2020

      Liebe Bettina, danke für Dein Lob! Ja, der Halsausschnitt ist wunderschön, den hatte ich von einem Schnitt von Inges Szoltysik-Sparrer übernommen. Ich mag diesen V-Ausschnitt auch sehr gerne, grade weil er nicht so tief ist.
      LG Barbara

  9. Ich kann mich nur anschließen, ein schönes Kleid, das Dir sehr gut steht, für den richtigen Sommer! Den haben wir jetzt ja und solch ein Kleid brauche ich auch noch. Diese Art fehlt mir in meinem Schrank. Danke für die Inspiration! Mir fällt an mir auf, dass die eher unauffälligen und vermeintlich langweiligen Stoffe sich im Alltag mit am besten behaupten. Was mich an Viskose stört (obwohl ich sie sehr mag), dass sie doch recht unschön knittert. Da braucht es nur einmal einen Autogurt…. Leinen knittert da wenigstens etwas sanfter und Baumwolle verzeiht oft noch mehr.
    LG vom Garnkistlein

    • Barbara sagt am 9. August 2020

      Liebes Garnkistlein, danke! Und Du hast völlig recht, es sind oft die schlichten Stoffe und Schnitte, die man dann doch am meisten trägt.
      LG Barbara

  10. Schön zu lesen, ich hab oft auch viele Gedanken, bis ein Kleidungsstück Gestalt annimmt und dann bedarf es oft noch Zeit, bis es dann fertig ist……Das Kleid finde ich wunderschön.
    Herzliche Grüße
    Sabine

    • Barbara sagt am 9. August 2020

      Liebe Sabine, dieses Nachdenken und Planen eines Kleidungsstückes ist ja auch eine ganz tolle Phase, vielleicht sollte man das noch mehr zelebrieren…
      LG und Danke,
      Barbara

    • Barbara sagt am 9. August 2020

      Liebe Heike, abgesehen davon, daß das Kleid heute auch noch zu heiß war, hast Du völlig recht, im Hochsommer brauchen wir solche Kleider!
      LG und Danke
      Barbara

  11. Hey, dass sieht aber doch herrlich luftig aus! Toll, ich würde in dem Kleid gerne grade wohnen, wobei ich ja auch einige habe… Ganz toll ist dir das gelungen! LG Sarah

    • Barbara sagt am 13. August 2020

      Liebe Sarah, danke! Ja, das ist so ein Kleid, in dem man wohnen kann bei diesen Temperaturen…wenn man denn überhaupt noch ein Kleid anhat …
      LG Barbara

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