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Jasika Blazer von Closet Case Pattern

Ich nähe ja gerne und viel und eigentlich alles mögliche. Manche Dinge tauchten aber bisher noch nie in meiner Näh-Wunschliste auf, so wie z.B. Schuhe, Unterwäsche oder Abendkleider. Ich weiß zwar, daß manche Näherinnen sich auch an selbstgenähten Schuhen versuchen, aber das habe ich bisher nicht in die engere Wahl gezogen, das schien mir doch etwas zu speziell. Unterwäsche selbst nähen- gut, Unterhosen habe ich schon mal probiert, geht auch ganz gut, aber das BH-Nähen hebe ich mir für einen späteren Zeitpunkt auf, wenn ich mal ganz viel Zeit habe. Und Abendkleider brauche ich definitv nicht, dafür fehlt mir die Gelegenheit.

Und auch ein Blazer war so fernab meiner täglichen Kleidungsroutine, daß ich hier nie den Wunsch verpürt habe, mich am Selbernähen zu versuchen. Und ich wußte oder ahnte es zumindest, daß so Blazer auch sehr speziell aufgebaut ist, mit Schulterpolstern, diversen Verstärkungen und was so mit dazu gehört.

Natürlich habe ich auch immer wieder mal in meinem früheren Leben einen Blazer gekauft, getragen wurden die glaube ich nie sehr viel und dann irgendwann im Altkleidersack entsorgt.

Jedenfalls brauchte ich keinen Blazer- bis ich die Ankündigung von Heather Lous aka Closet Case neuem Schnittmuster sah: einBlazer!

Und nicht irgendein Blazer, sondern ein sehr sportliches Modell, das in den Designbeispielen mit aufgekrempelten Ärmeln und mit Ellbogenpatches zu Jeans kombiniert wurde. Ich war hin und weg und wußte sofort: diesen Blazer mußte ich nähen.

Und nicht nur das war mir innerhalb einer halben Stunde klar, sondern auch die Stoffwahl. Normalerweise überlege ich schon länger, welchen Stoff ich für einen Schnitt nehme, denn die Stoffwahl entscheidet ja zum großen Teil über das Gelingen eines genähten Teiles. In diesem Fall erinnerte ich mich sofort an den German Tweed von Zuleeg. Zuleeg ist eine deutsche Stofffirma, residiert in Franken in der Gegend von Bayreuth und beweist durch ihre Firmenpolitik, daß man auch in Deutschland hochwertige Stoffe herstellen kann. Der German Tweed ist ein interessanter Stoff, da er aus der regionaler Wolle hergestellt wird. Die dafür verantwortlichen Schafe leben auf der Schwäbischen Alb, gesponnen wird in Zwickau (also die Wolle wird dort gesponnen!) und der Stoff dann in Franken gewebt.

Ich hatte mir von dem German Tweed Muster schicken lassen. Es ist wirklich ein wunderschöner Stoff, relativ dick, auch etwas kratzig, aber irgendwie eine ganz stabile Angelegenheit. Aus diesem Stoff läßt sich allerdings nicht viel nähen- für Röcke und Kleider ist er viel zu dick. Aber für einen Blazer ideal, und so war die Stoffwahl rasch entschieden. Mein grau-blauer Stoff trägt übrigens den schönen Namen Prinz Eisenherz.

Auch die Stoffwahl fürs Futter war nicht weiter schwierig. Ich hatte verschiedene Stoffproben um meinen schönen graublauen Tweed herum ausgebreitet, und dieser Atelier Brunette Batist „Sparkle Midnight“ war so eindeutig gut passend, daß alles andere rasch verworfen wurde.

Zu einem Blazer gehört aber nicht nur der Ober- und Futterstoff, sondern auch viele andere Kleinigkeiten, die das Innenleben von diesem guten Stück ausmachen. Ich hatte mir die Zutatenliste durchgelesen und bin dann zunächst an der Roßhaareinlage  hängen geblieben, denn so etwas hatte ich noch nie verarbeitet oder gekauft. ClosetCase bietet ein Zubehör- Päckchen mit allen notwendigen Einlagen und Schulterpolstern an, das ich mir dann bestellt habe. Mittlerweile habe ich aber auch europäische Quellen entdeckt, die Roßhaareinlage  vertreiben. Bei Inge Szoltysik-Sparrer (besser bekannt als Pingel-Inge) im Shop gibt es z.B. auch sehr viel Zubehör fürs Blazernähen, darunter auch Roßhaareinlage.

Aber das Original-Päckchen von ClosetCase war dann schon bestellt und wurde auch innerhalb von zwei Wochen geliefert. Den Zoll-Betrag kassiert bei mir der DHL-Bote, also alles ganz unproblematisch.

In dem Päckchen waren zwei verschiedene Sorten Einlagen, eine gewebte und eine dehnbare. Die gewebte Einlage entsprach ziemlich genau der Einlage, die ich auch sonst immer verwende und hier beziehe. Aber die dehnbare Einlage war schon interessant, wirklich sehr, sehr dehnbar und dünn, so etwas hatte ich noch nie gesehen. Dann war ein Stück Roßhaareinlage im Paket, das zum Verstärken der oberen Vorderteile gedacht ist, Schulterpolster und Ärmelfische.Außerdem noch ein wunderschönes Leinenband zum Verstärken der Revers-Kante und der Schulternähte. Ein ähnliches Leinenband hatte ich schon mal in Frankfurt bei einem Schneiderbedarfgeschäft gekauft, es wurde dort allerdings erst nach meiner hartnäckigen Nachfrage und Beteuerung, daß ich wirklich nichts aufbügelbares wolle, aus einer hinteren Schublade gezogen.

Aber egal, in meinem kanadischen Päckchen waren nun alle notwendigen Dinge enthalten, und ich hätte gleich mit dem Nähen loslegen können, wenn, ja, wenn da nicht die notwendigen Stoffvorbereitungen gewesen wären.

Ich habe meinen Wollstoff mit reichlich Dampf vorbehandelt und dafür meine Dampf-Bügelstation verwendet. Das Thema der Vorbehandlung von Wollstoffen ist auch in früheren Mantel-Sewalongs auf dem Memademittwoch immer wieder mal diskutiert worden. Ich weiß, daß viele darauf verzichten und trotzdem zu guten Nähergebnissen kommen. Ich habe für mich entschieden, die zeitaufwendige Stoffbedampfung in Kauf zu nehmen, das war mir immer lieber als nachher unliebsame Überraschungen beim Zusammennähen zu erleben. Denn beim Nähen und Bügeln wird der Wollstoff mit Sicherheit viel feuchtem Dampf ausgesetzt- besser, er ist schon vorher eingelaufen und geschrumpft.

Also wurde erst gedämpft, langsam, Stück für Stück.Dann die Einlage aufgebügelt- auch das ein Kapitel für sich, denn teilweise wurden die Stoffteile ganz mit Einlage verstärkt, oder auch verschiedene Einlagen aufeinander, oder nur teilweise Einlage-zum Glück wird das in der Anleitung alles sehr genau beschrieben. Es gibt für jedes Einlagenteil ein eigenes Schnittmusterteil, das macht die Schnittmusterbögen zwar im ersten Augenblick etwas unübersichtlich mit den fast 40 verschiedenen Schnitteilen, aber wenn man das alles systematisch abarbeitet, ist es eigentlich unproblematisch.

Die Anleitung von Closet Case ist wie immer hervorragend. Was ich allerdings vermißt habe bei diesem Blazer, sind die ausführlichen Erklärungen von Arbeitsschritten auf dem Blog. Bei den meisten früheren ClosetCase Schnitten gab es einen Sewalong auf dem Blog, dieser war auch für alle kostenlos einsichtig. Da findet man z.B. die legendäre Anleitung über das Einnähen eines Jeansreißverschlusses, die in meinen Augen unerreicht gut ist. Auch für den Jasika Blazer gab es einen Sewalong, dieser war allerdings eher ein Instagram-Happening, wo jeder seine Fortschritte zeigen konnte und auch regelmäßig Preise verlost wurden, wohl um die Teilnahme zu steigern.

Wer ausführliche Erklärungen zum Nähen benötigte, mußte das Video kaufen, in dem der ganze Nähprozess nochmal besprochen wurde.

Ich habe das gemacht, finde das Video auch sehr gut, wobei ich immer noch besser mit schriftlichen Anleitungen zurecht komme. Wie oft habe ich dann im Video hin und her gespult, um eine bestimmte Stelle noch mal zu sehen.

Der Schnitt ist übrigens ein recht klassischer Blazer-Schnitt, etwas tailliert, mit Paspeltaschen im Vorderteil, fakutativ mit Klappen über den Taschen oder einer Brusttasche.

Ich habe Gr 10 genäht, an der Hüfte zu Gr 8 auslaufend. Ich habe den Brustpunkt ca 3 cm tiefer gesetzt, den Taillenabnäher etwas verringert und die Schultern schräger gestellt.  Den Armausschnitt habe ich etwas nach unten vertieft. Diese Änderungen habe ich größtenteils schon vor dem Nesselmodell gemacht durch Abgleich mit meinem Grundschnitt. Ich habe verschieden hohe Schultern und hatte mir schon überlegt, das durch das Schulterpolster auszugleichen. Aber schon beim Nesselmodell habe ich gemerkt, daß das unter den Schulterpolstern gar nicht mehr auffällt.

Das Beste am Video fand ich die Erklärungen und Demonstrationen zum Bügeln. Übers Bügeln erfährt man sonst ja eher wenig, wenn es hochkommt, wird es in einer Anleitung überhaupt erwähnt. Aber hier wurden alles Bügelschritte genau erklärt und vorgeführt. Ein umfangreiches Equipment wurde verwendet, von dem ich nur ein großes Bügelei besitze. Großen Wert legte Heather auf die Verwendung eines „clappers“ , ein Holzstück, mit dem nach dem Bügeln eines Saumes die Feuchtigkeit festgehalten wird. Man legt das Holzstück unmittelbar nach dem Bügeln auf den Saum und läßt ihn dort einige Sekunden liegen.

Ich habe sowas natürlich nicht und habe deshalb einfach den Holzgriff einer (sauberen!) Schuhbürste zweckentfremdet. Und von dem Effekt war ich wirklich überrascht, die Nähte werden wirklich viel schöner, wenn der Dampf so gleichsam in der Naht „versiegelt“ wird.

Viele Teile am Blazer wurden in Form gebügelt, so z.B. der Unterkragen, der auf dem Bügelei festgesteckt  und gedämpft wurde und dann bis zum nächsten Morgen sich an seine neue Form gewöhnen konnte.

Ungewohnt war für mich die Verarbeitung von Schulterpolstern und Ärmelfischen. Aber eigentlich ist das ja ganz unproblematisch, wurde einfach aufgenäht und trug so zur Inneneinrichtung des Blazers bei.

Insgesamt war es ein sehr spannender und abwechslungsreicher Nähprozess. Da alle Schritte so gut beschrieben waren, gab es keine größeren Krisen bei der Näharbeit, sondern die Spannung und die Vorfreude auf das fertige Kleidungsstück wuchs mit jedem Schritt.

Mein Wollstoff erwies sich trotz seiner Dicke als sehr gutmütig beim Nähen. Er ließ sich hervorragend dämpfen, so daß mir die Paspeltaschen recht gut gelungen sind. Musteranpassung bei Fischgrat wird übrigens in meinen Augen eindeutig überbewertet!

Und weil ich dann gerade so schön im Paspel-Modus war, wurde auch noch ein Paspel-Knopfloch eingebaut…eigenlich war ein genähtes Knopfloch vorgesehen, aber ich fand das zu meinem dicken Stoff nicht so passend.

Das Futter wurde fast komplett mit der Maschine eingenäht. Die hellgraue Paspel konnte ich mir dann nicht verkneifen, die paßte zufällig so gut dazu.

Der Tragekomfort des fertigen Blazers ist unglaublich hoch. Der Blazer wärmt richtig schön, und das Baumwollfutter ist angenehm auf der Haut. Über langärmligen Shirts gleitet das Futter allerdings nicht gut, da muß man dann schon etwas zuppeln. Aber ich hatte ihn mir auch eher als Kleidungsstück für die Übergangszeit vorgestellt, oder so für einen kühlen Sommermorgen oder -abend, und da scheint er sich gut zu bewähren.

Besonders freue ich mich über die Bequemlichkeit im Rückenbereich. Der Rücken ist ja eher leger geschnitten, und so kann ich ihn problemlos zum Fahrradfahren anziehen.

So ein Blazer ist natürlich ein aufwendiges Stück, das näht sich nicht mal eben an einem Nachmittag. Aber da das Nähen so spannend war, habe ich die Beschäftigung mit dem Blazer als ausgesprochen angenehm empfunden. Eigentlich war ich enttäuscht, als er fertig war..ich hatte mich so schön an den Rhythmus gewöhnt: Video schauen, Neues lernen, dann ausprobieren, sich am Werden des Kleidungsstückes freuen, nochmals nachschauen, ob auch alles richtig gemacht wurde…von mir aus hätte das noch vier Wochen so weiter gehen können!

Aber vielleicht ist ja nach diesem Blazer auch vor dem nächsten Blazer. Natürlich könnte ich mir auch viele andere Versionen dieses Schnittes vorstellen, und im Rahmen des Instagram-Sewalongs sah man ja auch viele andere schöne Versionen. Vielleicht noch ein Leinen-Blazer für den Sommer?

verlinkt: Memademittwoch

               The creative lovers

              DufürDichamDonnerstag

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Sasha Trousers von Closetcase

Es gibt Nähprojekte, das ist von vornherein der Wurm drin. Das muß gar nicht am Schnitt oder am Stoff liegen, nach meiner Erfahrung ist das Problem oft ganz woanders. Und so war es auch in diesem Fall-  das Problem saß eindeutig vor der Nähmaschine…

Genäht habe ich die Sasha Trousers von Closet Case. Ein wunderschöner Schnitt, den ich schon seit seinem Erscheinen nähen wollte. Sasha ist ein klassischer Chino-Schnitt, also eine gerade geschnittene Hose mit schrägen Eingriffstaschen. Die rückwärtigen Taschen sind einseitige Paspeltaschen. Dadurch ahmt der Schnitt die typischen maskulären Elemente einer Anzugshose nach, verbunden allerdings mit einem sehr figurbetonten Schnitt. Sasha ist für Stoffe mit einer hohen Dehnbarkeit ausgelegt, die Dehnbarkeit soll hier 20-25% betragen, da ist man schon  in dem Bereich, den sonst eher gestrickte Stoffe aufweisen. Bei Webstoffen mit so einer hohen Dehnbarkeit ist dann meistens Polyester in der Mischung, zusätzlich zum Elasthan.

Die richtige Stoffwahl war auch das, was mich lange vom Nähen der Sasha-Hose abhielt. Ich kaufe nicht so gerne Stoffe mit hohem Kunstfaseranteil, wobei ich da sicher nicht dogmatisch bin. Sehr froh war ich dann, als einer meiner Lieblings-Stoffdealerinnen (Lara von 1000Stoff ) einen typischen Hosenstoff anbot. 94% Baumwolle, 6%Elasthan, das ganze in einer Köperbindung mit zartem Glanz. Dieser Stoff mußte zu meiner Traum-Chino werden  nach dem Sasha-Schnitt!

Also Stoff bestellt, vorgewaschen, Schnitt plotten lassen und zugeschnitten.

Ich habe die Größe 8 zugeschnitten, die Schrittkurve begradigt und steiler gestellt, wie ich es immer bei Hosenschnitten mache, das habe ich mittlerweile ganz gut im Gefühl. Als Taschenfutter hatte ich einen kleinen Stoffschatz angeschnitten: der Stoff heißt Sprinkled Peonies von Art Gallery und war ein Mitbringsel von einem Ostseeurlaub. Der Stoff ist natürlich nicht ostseetypisch sondern amerikanisch, eigentlich wohl als Patchworkstoff gedacht, es ist feste Baumwolle. Aber ich hatte ihn mir sofort als Rock vorgestellt, so in A-Form, oder ein paar Falten…der Stoff hat übrigens Glitzer!

Aber bei meiner Suche nach einem Taschenfutter für diese Hose drängte er sich immer wieder in den Vordergrund, also mußte er es sein. Ich vernähe ja schon gerne besondere und teure Stoffe für die Inneneinrichtung meiner Kleidungsstücke. Das mach ich mittlerweile auch voller Überzeugung und (meistens) ohne schlechtes Gewissen. Schließlich sind die schönen Innenstoffe mir auf diese Art viel näher am Körper!

Also, Schnitt geändert, Futter rausgesucht und zugeschnitten, alles völlig problemlos. Und die Taschen und die zugeschnittenen Teile, das sah so schön aus! Da mußte ich doch einfach auch gleich anfangen zu nähen..schnell noch Einlage aufgebügelt, und nur noch die ersten Nähte der Paspeltasche, danach wollte ich Pause machen mit der Näharbeit und mich zwangsweise wieder dem Leben außerhalb meines Nähtisches widmen.

Paspeltaschen hatte ich schon einige im letzten Jahr genäht und gut verstanden, wie das geht. Es gibt verschiedene Anleitungen dafür, ich hatte mich an die von ClosetCase gehalten, die ausführlich auf dem Blog erklärt ist  Man macht dabei zuerst eine Art Stoff-Sandwich, aus Hosenrückteil, Tasche und der Paspel, die mit einer Einlage verstärkt ist. Alles nicht weiter schwierig, man muß nur genau zuschneiden und ein paar Markierungen berücksichtigen. Das hatte ich alles auch ganz ordentlich gemacht, die Stoffe waren auch super zu markieren und zuzuschneiden.

Also alles ganz easy, mein genähtes Rechteck um die Paspel wurde superordentlich, ich hatte ja wie gesagt auch schon einige Paspeltaschen genäht. Jetzt schnell noch den Tascheneingriff einschneiden, schön ordentlich an den Ecken bis ganz genau zur Nahtlinie, einmal durchziehen, und dann würde ich schon sehen, wie toll das wird! Nicht umsonst wird dieser Teil des Nähens in der Anleitung von Closet Case als „fun part“ bezeichnet, denn eigentlich macht es unglaublich Spaß, so eine Paspeltasche zu nähen. Wenn nicht- ja, wenn nicht das Problem vor der Nähmaschine  den Sandwich verkehrt zusammen gesteckt hätte, so daß jetzt die linke, mit heller Einlage verstärkter Stoffseite nach außen gekehrt wurde. Oh nein!! Mir war die Dimension meines Fehlers sofort klar. Man kann viel auftrennen, aber diese Naht- mit extra kleinen Stichen genäht, und der Tascheneingriff bereits eingeschnitten, bis EXAKT an die Nahtecke…das schien mir unmöglich zum auftrennen.

In meiner Verzweiflung schien mir nur ein Weg richtig-das rückwärtige Hosenteil noch mal neu zuschneiden und neu nähen. Natürlich hatte ich nicht mehr genug Stoff, aber der war rasch nachbestellt. Zum Glück gab es ihn im Online-Shop noch! Bis zum Eintreffen des Stoffes nähte ich dann fröhlich an der Hose weiter. Die Innenverarbeitung gelang mir besonders gut mit meinem glitzrigen Stoff. In der Anleitung ist beschrieben, wie die Taschenbeutel mit französischen Nähten gearbeitet werden. Die Bundunterkante wird mit einem Schrägstreifen aus dem Taschenstoff versäubert. Diese Einzelheiten aus der Anleitung kannte ich schon und hatte sie auch für meine letzten Hosenprojekte verwendet- für mich ist das die schönste Art der Bundverabeitung.

Mittlerweile war dann auch der nachbestellte Stoff eingetroffen. Er wurde gleich vorgewaschen und ich freute mich auf eine entspannte Näh-Session am Wochenende mit Fertigstellen der Hose. Denn mittlerweile hatte ich auch schon mal die Teile zusammengeheftet, etwas Fein-Tuning bei der Anpassung betrieben, und die Hose gefiel mir ausgesprochen gut. Nur noch den Stoff bügeln- aber was war das??? die Farbe, das war doch nicht…nein, es war nicht die gleiche Farbe. Der Stoff hat die Farbe, die man als schlamm oder khaki bezeichnet, also diese etwas undefinierbare Mischung zwischen braun, grün und weiß, die sich aber immer gut kombinieren läßt. Und mein nachbestellter Stoff war narürlich immer noch schlammfarben, aber diesmal ein kleines bißchen mehr ins grünliche- wahrscheinlich war ein anderer Ballen angeschnitten worden. Die Farbunterschiede waren bei Lampenlicht deutlich erkennbar, bei Tageslicht nicht ganz so- aber egal, man konnte die beiden Stoffe nicht zusammen verarbeiten.

Was also tun? Aus dem neuen Stoff alles noch mal neu zuschneiden, und die sorgsam genähten Taschen und die Bundverarbeitung verwerfen? Das war für mich undenkbar.

Also trat doch Plan B in Kraft, den ich mir auch zwischendurch überlegt hatte. Ich wollte die mißlungenen Taschen in der rückwärtigen Hose durch Klappen verdecken. Dazu mußte allerdings auch die verstärkte Paspel abgetrennt werden.

Ich sah ein, daß ich an dieser Arbeit nicht vorbeikommen würde, und so setzte ich mich dann Sonntags vormittags an diese Arbeit, mit ausgeruhten Augen, gutem Licht und ganz viel Ergebenheit in mein Nähschicksal…und irgendwie war das wohl eine gute Mischung, denn das Auftrennen gelang so problemlos, daß ich dann doch noch mal einen Versuch mit der Paspeltasche wagen wollte. Also wurde die Paspel endlich richtig rum gedreht und nochmal das Rechteck abgesteppt. Und es hat funktioniert…zwar nicht ganz so exakt, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber mit dem Ergebnis kann ich leben.

Ich hatte dann noch Knöpfe auf die Taschen genäht in der Hoffnung, durch die Knöpfe vielleicht optisch etwas von der nicht perfekten Paspel abzulenken…ist mir vermutlich nicht gelungen.

Die Taschenbeutel der rückwärtigen Hose sind übrigens nicht mehr mit französischen Nähten versäubert, sonder einfach mit der Overlock. Ich hatte festgestellt, daß die französischen Nähte bei den vorderen Taschen durch meinen dicken Stoff ganz schön knubbelig wurden und auf der rechten Seite sich durchdrückten.

Ähnlich holprig wie der ganze Nähprozess verlief übrigens auch das Fotografieren und Bloggen bei dieser Hose. Bei unserer Fotosession war es schon relativ dunkel, so daß die Belichtungsautomatik der Kamera ihre Probleme ständig durch Blitzlicht lösen wollte.  Da half auch ein beherzter Sprung vom Baumstamm nichts…mir gefielen die meisten Bilder nicht.

Und rechtzeitig zum April- Memademittwoch wurde der Beitrag auch nicht mehr fertig, da ich genau zu diesem Zeitpunkt meinen Fortbildungspflichten nachkam und fern vom heimischen Computer weilte.

Nach diesem ganzen Genörgel muß ich jedoch sagen, daß ich die Hose mittlerweile sehr gerne mag und sie schon oft getragen habe. Durch die hohe Dehnbarkeit des Stoffes ist sie genial bequem- der berühmte Ausdruck mit dem „geheimen Schlafanzug“ trifft hier unbedingt zu .

Die Rücksprungkraft des Stoffes ist nicht ganz so gut, daß heißt daß die Hose doch relativ rasch sich ausweitete. Ich trage sie deshalb lieber mit Gürtel, aber das mache ich eigentlich bei fast allen Hosen so. Der Sitz meiner Hose ist daher nicht ganz so knackig wie es auf dem Produktfoto von ClosetCase, ein mehr lässiger Sitz ist mir persönlich aber auch lieber.

Meine letzte Ginger Jeans, bei der ich mich ja sehr um die „perfekte“ Anpassung bemüht habe, trage ich gar nicht so gerne, habe ich festgestellt. Meine Lieblings-Jeans zur Zeit ist diePinda von WafflePattern, die so leicht boyfriendmäßig sitzt, das ist mir im Alltag viel lieber.

Mein Fazit nach dem Projekt Sasha: ein schöner Schnitt, der aber gar nicht so figurbetont sitzen muß wie von der Designerin angegeben. Und ich könnte mir diesen Schnitt auch sehr gut aus einem weniger dehnbaren Stoff vorstellen, dann muß man halt in der Weite etwas zugeben oder eine größere Größe wählen.

Und gelernt habe ich wieder viel dabei…nicht zuletzt, daß man zumindest beim Nähen fast jeden Fehler korrigieren kann!

Verlinkt wird der Beitrag natürlich auch. Aus der Landschaft der sich ständig änderden Linkparties habe ich DufürDicham Donnerstag ausgewählt, das ist eine stabile Angelegenheit. Sewlala scheint zur Zeit nicht  zu funktionieren- schade, das war eine mir sehr sympathische Aktion. Afterworksewing wurde eingestellt. Aber eine neue Blogparty habe ich entdeckt, mit dem schönen Namen The creative Lover. Organisiert wird diese wöchentliche Blogparty von der Schweizerin Susanne Schaetti Ballif, besser bekannt als Muckelie. Mir war sie ein Begriff als Designerin derPowpowjuna-Jacke, eine Sweatjacke mit vielen Teilungsnähten. Ich hatte mir diesen Schnitt schon lange mal vorgenommen, um Sweatreste zu verarbeiten- eines meiner vielen Kopfprojekte. Aber diese neue Linkparty gefällt mir auch, denn sie scheint auch weitgehend werbungsfrei zu sein. Auch Instagram -Beiträge werden nicht verlinkt, das gefällt mir gut. Wie oft hatte ich jetzt schon bei diversen Beiträgen auf dem Memademittwoch Beiträge, die ich vom Bild her interessant fand, vergebens angeklickt- nur ein Instagram-Beitrag ohne viel Informationen!

Nichts gegen Instagram, ich bin da durchaus auch aktiv (übrigens unter barbarasewingandviola, wen es interessiert). Schön für die rasche Kontaktaufnahme, und vor allem auch für die Kontaktaufnahme mit Näherinnen aus dem englischsprachigen Raum. Aber den Informationsgehalt eines Blogpostes erreichen die Instagram-Posts nie, egal wie lang sie sind. Deshalb möchte ich hier nochmals eine Lanze für die Nähblogs brechen, und freue mich und unterstütze diese neue Linkaktion im deutschsprachigen Raum. Ich würde mich sehr freuen, wenn viele meiner Leserinnen auch bei The creative Lover verlinken würden!

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SJKA- Rundpassenjacke von RosaP

Soll ich oder soll ich nicht? vielleicht wäre es besser, diesen Beitrag nicht zu schreiben….oder ihn zu schreiben aber erst in einem Jahr zu veröffentlichen? Andererseits: heute geht es nur um einen Zwischenstand, und da habe ich durchaus etwas vorzuweisen.

Quelle: rosaP

Ich stricke die Rundpassenjacke von RosaP,  ein schönes klassisches Modell. Das Muster stellt keine besonderen Anforderungen. Die Jacke wird von oben nach unten gestrickt, und ich bin jetzt schon an dem Punkt, wo die Passe fertig ist und es glatt rechts gestrickt bis unten weiter geht.

Leider bin ich keine schnelle Strickerin, oder besser gesagt, mein Stricktempo ist vermutlich ganz normal, aber mir fehlt einfach die Gelegenheit zum Stricken. Und meine bisherigen Fortschritte an dieser Jacke sind einer Fortbildungsveranstaltung zu verdanken, die eine lange Bahn-Anfahrt erforderte. Aber das war so toll, auf dieser langen Bahnfahrt zu stricken, sogar die obligatorischen Zugverspätungen konnte ich geniessen…ich hatte ja mein Strickzeug dabei!

Die Wolle ist aber auch zu schön. Ich verarbeite zwei Schurwolle/Kaschmirmischungen, Lamana Milano und Modena. Das ist die Originalwolle der Strickanleitung, ich glaube auch die Farben entsprechen dem Beispiel, das RosaP gezeigt hat. Vielleicht etwas langweilig, aber ich fand dieses Strickbeispiel einfach so schön, daß ich es genau so nachstricken wollte. Da die beiden Fäden zusammen verarbeitet werden, arbeite ich mit Nadeln in der freundlichen Stärke 4 1/2.

Tja, und wie geht es jetzt weiter? In den nächsten Wochen ist keine längere Bahnfahrt in Sicht, und so kann ich den Stichtermin fürs Finale am 26. Mai mit Sicherheit nicht einhalten. Auch das Finale der Herzen am 16. Juni ist für diese Jacke völlig utopisch. Aber vielleicht gibt es ja im Winter einen neuen Knitalong, und ich könnte mich dann einfach unauffällig in ein Finale im Januar/Februar 2020 unter die Massen mischen. Oder sogar im Frühjahrsjäckchen-Knitalong 2020?

Irgendwann jedenfalls wird diese Jacke fertig, und bis dahin freue ich mich einfach an meinem schönen Strickzeug und an dem Prozess des Strickens

verlinkt: memademittwoch

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Petrouchka Peblum Top von Papercutpatterns

 

Heute  zeige ich mal einen richtig alten Schnitt. Nein, keinen Schnitt aus den modisch so interessanten 20er, 30er oder 40 Jahren des letzten Jahrhunderts, keinen Vintageschnitt. Der Schnitt den ich heute zeige, das Petrouchka Top von Papercut Patterns  ist gerade mal 6 Jahre alt, er ist im Jahr 2013 erschienen.  Uralt in unseren schnelllebigen Zeiten! 2013 hieß das aktuelle iphone noch 5s, US Präsident Obama startete in seine zweite Amtszeit, Sewaholic hatte gerade den Hollyburn-Rock veröffentlicht, und Papercut Patterns   eine Schnittkollektion mit dem Namen Covent Garden. Alle Schnitte dieser schönen Papercut-Kollektion hatten den Namen eines Balletts, so gibt es Coppelia, Sylphide, Peter und der  Wolf, und eben  das Top Petrouchka, das ich heute zeige.

Weil der Schnitt  so alt ist, gibt es ihn nicht als PDF, das war damals wohl noch nicht so üblich. Es gab ihn als Papierschnitt, und den gibt es eben nicht mehr, da Papercut Patterns diesen Schnitt nicht mehr im Sortiment hat.

Daß ich ihn trotzdem nähen konnte, ist nur unserer wundervollen Näh- und Bloggergemeinschaft zu verdanken.  PaislyPirouette zeigte ein wunderschönes Beispiel des Schnittes im Rahmen des Memademittwochs. Da mir der Schnitt bei PaislyPirouette so gut gefiel, kommentierte ich ihren Beitrag und erfuhr bei dieser Gelegenheit, wo es den Papierschnitt noch gibt, nämlich bei dem britischen Stoff- und Schnittmustervertrieb Sewbox.

So gelangte der Papierschnitt  in meinen Besitz. Die Papierschnittmuster von Papercut sind übrigens wirklich sehenswert: auf festem Recyclingpapier gedruckt, werden sie in  einem stabilen Karton geliefert. Der Karton bringt seinen Haken zum Aufhängen gleich mit, und auch die Schnittteile haben eine Lochung, damit man sie auf eine Stange aufhängen kann. Der Bindfaden dazu liegt auch im Päckchen…da kommt wirklich kein noch so praktisches PDF mit!

Ich habe den Schnitt in meiner Größe ausgeschnitten, wie ich das bei einfachen Schnitten, die ich nicht groß bearbeiten oder anpaßen will, immer mache- Bequemlichkeit und so. Im Nachhinein bedaure ich das, denn der Schnitt ist wirklich schön, erschließt sein Potential aber nicht gleich.

Petoruchka ist ein T-Shirtschnitt mit Raglanärmeln und  einem Peblum, einem Schößchen. Das Vorderteil ist kürzer und die Ansatzlinie des Schößchens nach oben gebogen, im Rückenteil ist die Verbindungsnaht zwischen Oberteil und Peblum gerade. Das Oberteil ist weit, sehr weit. Das ist wohl auch ein Problem des Schnittes und vielleicht auch der Grund, warum Petrouchka aus dem Sortiment genommen wurde, die Gradierung ist vielleicht nicht ganz optimal. In den meisten Schnittbesprechungen liest man, daß der Schnitt zu groß ausfällt. Ich habe die Größe XS genäht, von meinen Maßen her hätte ich eher  eine S oder M nähen sollen, aber ich habe den Schnitt ausgemessen und mich für die kleinere Größe entschieden. 

Der Schnitt ist immer noch etwas weit im Brustbereich, aber mittlerweile glaube ich, daß das der Witz des Schnittes ist: es soll einen Kontrast geben zwischen dem überweiten Oberteil, das etwas blusig fallen soll,  der engen Taille, die sich dann wieder zu dem sehr weiten Peblum öffnet. Und die gerundete Ansatznaht des Peblums unterstreicht diesen Effekt wunderschön.

Das Peblum soll eigentlich gedoppelt werden, sehr sinnvoll, damit man die eventuell weiße Unterseite des Jerseys nicht sieht. Ich habe das nicht gemacht und das Schößchen in einfacher Lage genäht, da ich nicht genug Stoff hatte.

Meine erste Version ist aus einem Liberty-Viscosejersey. Diesen Stoff halte ich für ideal für diesen Schnitt, denn er hat einen wunderschönen Fall. Da es den Stoff nicht mehr gibt, nenne ich auch keine Bezugsquelle.

Der Jersey ist etwas dicker als die anderen Liberty-Jerseys, die ich schon vernäht habe, nannte sich glaube ich auch Winterjersey. Warm ist er nicht gerade, aber fällt wie gesagt ganz weich, und mir gefällt das sehr gut bei diesem Schnitt.

 Auf der Wanderung, als diese Bilder entstanden, trug ich zu dem Shirt ein Jäckchen nach einem Schnitt aus der gleichen Kollektion, Coppelia von Papercutpatterns. Coppelia (übrigens ein Ballett von Leo Delibes, kannte ich vorher auch nicht) ist ein hübscher Wickeljackenschnitt, ebenfalls mit Raglanärmeln und paßte daher so gut über das Shirt. Dieses Jäckchen, genäht aus einem Rippstrick von Lillestoff, trage ich eigentlich ganz gerne- es hat nur das Problem, daß die Bändel, die man sich um den Leib schlingt, sehr lang sind- beim An- und Ausziehen schleifen sie immer irgendwann auf dem Boden- muß man akzeptieren bei dieser Jacke.

Der Rock ist ein Jerseyrock nach einem Knipschnitt, hier schon mal gezeigt und besprochen.

Und weil der Schnitt so gut gefiel, entstand direkt danach noch eine zweite Version, so nach dem Motto: wenn der Schnitt schon mal auf dem Nähtisch liegt, soll sich das ganze ja auch rentieren, bevor ich ihn wegsortiere…Meine zweite Version ist aus einem festen Baumwolljersey von Art  Gallery. Ich hatte ja erst Bedenken, ob Schnitt und Stoff so gut zueinander passen würden, aber ich wollte unbedingt den Jersey verarbeiten, der mich schon so lange von meinem Stoffstapel aus anlachte.

Auch in diesem Fall habe ich das Peblum einfach verarbeitet, und es ging ohne Probleme, man sieht die helle Innenseite nicht beim Tragen. Das Peblum fällt erwartungsgemäß völlig anders, steifer – aber auch schön! Störend finde ich bei dieser Version nur, daß die Mehrweite im Oberteil hier wirklich feste Falten schlägt und zu groß erscheint.

Ich mag auch diese Version des Schnittes gerne. Beide Shirts trage ich auch gerne zu Jeans, wobei sie mir zu einem engen Rock besser gefallen. Wenn ich sie zu Hosen trage, habe ich immer das Gefühl, daß der Schitt dafür  zu kurz ist. Vielleicht nähe ich noch eine Hosenversion, die etwas verlängert ist?

 

Verlinkt wird dieser Beitrag natürlich auch

Memademittwoch

Sewlala

DufürDichamDonnerstag

Afterworksewing

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Jasper Sweater von PaprikaPatterns

Diesen Pulli, den Jasper Sweater der niederländischen Schnittdesignerin Lisa von PaprikaPatterns, wollte ich schon lange nähen. Aber manche Nähprojekte dauern einfach länger…

Wenn ich einen Schnitt sehe, der mir gefällt, kommt er bei mir erstmal auf einer innere Tosew-Liste. Da diese Liste nur in meinem Kopf existiert, ist sie nicht immer verläßlich, und viele Dinge verschwinden dann spontan daraus..zum Glück, denn sonst müßte ich ja noch viel, viel mehr nähen, als ich es sowieso schon tue!

Von der inneren Tosewliste ist  der nächste Schritt das Bestellen des Schnittes, es sind ja meistens Online -Schnitte.  Wenn der Schnitt dann auf meiner Festplatte gespeichert ist, schaue ich ihn mir an. Wie ist die Anleitung, die Skizzen, die Stoffempfehlung? Wenn mir das alles gefällt und das heimische Stofflager einen passenden Stoff bereit hält, ist der Schritt zur weiteren Verwirklichung des Schnittes rasch gemacht. Nach ein, zwei Mausklicken ist der Schnitt beim Plotter-Service meines Vertrauens, der wiederum dafür sorgt , daß der Schnitt am nächsten Tag auf ordentlichem Papier gedruckt in meinem Briefkasten liegt.

Dann müßte ich bloß noch zuschneiden und Nähen- leider wird dieser Prozess oft genug gestört. Sei es, daß das Leben 1.0 meine Aufmerksamkeit und Zeit beansprucht, sei es ein anderes Nähprojekt, das sich ganz frech dazwischen mogelt, oder vielleicht auch die Erkenntnis, daß der erwählte Stoff dann doch nicht so ideal ist und ein neuer gesucht werden muß. Es gibt immer wieder mal Gründe, daß dann der schöne Ausdruck nicht auf meinem Zuschneidetisch, sondern im Regal landet,in einem speziellen Kasten, der für eben diesen Zweck gedacht ist- Schnitte , die sehr gut gefallen, die ausgedruckt sind, aber  noch auf ihre erste Verwirklichung warten.

Warum jetzt der Jasper-Sweater so lange auf seine Umsetzung warten mußte, kann ich gar nicht mehr sagen. Der Schnitt ist nämlich ausgesprochen schön und um einiges interessanter als andere Hoodie-Schnitte, die vor allem im deutschsprachigen Schnittmustermarkt in großer Zahl angeboten werden.

Jasper hat Prinzeßnähte im Vorder- und Rückteil und ist dadurch sehr schön figurnah geschnitten. Die Eingriffstaschen im Vorderteil sind wie eine Leistentasche gearbeitet und sitzen in der vorderen Teilungsnaht. Es gibt zwei Kragenvarianten, einmal mit Kapuze, wie ich es genäht habe, oder mit einem großen Kragen, der von einer Art Epaulette zusammen gehalten wird.

Ich habe mich für die Kapuzenvariante entschieden, da ich erstens Kapuzenpullis gerne mag und zweitens die Konstruktion hier so interessant fand. Es gibt nämlich im vorderen Bereich des Halsausschnittes hier noch einen halbrunden Einsatz, der sich fast wasserfallartig im vorderen Ausschnitt bauscht. Die Zierknöpfe wollte ich zuerst weglassen, da sie wirklich keine Funktion haben, aber nachdem ich diese farblich so gut passenden Knöpfe im örtlichen Nähgeschäft gefunden habe, fand ich diese Designidee dann doch ganz hübsch.

Der Schnitt hat zwei Längen, einmal die normale Pulloverlänge, die ich auch genäht habe, oder eine Kleiderlänge. Als Kleid überzeugt mich der Schnitt nicht, keines der Designbeispiele, die ich gesehen habe, fand ich nachahmenswert. Ich glaube, der Schnitt ist dafür zu eng.

Das Nähen des Pullis war ein Vergnügen, zumal ich den kuscheligsten Sweat ever dafür verwendet habe. Der Stoff kam vonLara 1000 Stoff, er hat eine wunderschöne Innenseite, die nicht nur wie erwähnt genial kuschelig ist, sondern auch pink- sieht man bei meinem Pulli nur in der Kapuzeninnenseite, aber ich sehe es beim Anziehen und freue mich darüber.

Die Beschreibung des Schnittes ist wunderbar ausführlich, auch die etwas komplizierten Taschen sind so gut beschrieben, daß sie sicher auch Nähanfängern gut  gelingen und für ein Erfolgserlebnis sorgen. Wem das doch zu kompliziert ist, der kann den Schnitt auch mit einer normalen aufgesetzten Känguruhtasche nähen, das gibt es als (kostenpflichtiges) Add-On bei Paprika Patterns zusammen mit einer weiteren Kragenvariante.

Die Kapuze ist groß, sehr groß- vom schnitttechnischen wie gesagt interessant, beim Tragen überzeugt mich die übergroße  Kapuze noch nicht so ganz. Irgendwie erinnert sie mich an eine Mönchskuttenkapuze…Aber meistens hängt sie ja doch nur dekorativ auf dem Rücken.

Ärmel- und Saumbund habe ich aus dem Hauptstoff gemacht, da ich keinen passenden Bündchenstoff hatte und dies auch nicht im Schnitt empfohlen wird. Da mein Sweat fast keine Dehnbarkeit aufweist, war das eine mäßig gute Entscheidung. Ich habe die Ärmelbündchen um einiges enger gemacht als im Schnittmuster vorgesehen, da ich sehr dünne Handgelenke habe und nicht mag, wenn der Wind so in die Ärmel reinbläst. Auch das Saumabschlussbündchen habe ich etwas verkleinert. So gefällt mir der Sitz des Pullis gut, beim An- und Ausziehen ist es nicht so ganz komfortabel. Besser wäre es sicher, wenn man hier einen farblich passenden Bündchenstoff verwendet.

Viel mehr kann ich über den Jasper-Pulli eigentlich gar nicht schreiben. Es ist einfach ein schöner Pulli-Schnitt mit kleinen spannenden Einzelheiten, die das Nähen interessant machen. Er trägt sich erwartungsgemäß gut, ist sowohl mit Jeans als auch mit Röcken gut kombinierbar.

Der Rock hier auf den Bildern ist übrigens -horribile dictu! – ein Kaufrock….er ist schon einige Jahre alt, wurde gekauft, bevor ich ans Nähen auch nur dachte. Ich trage ihn immer noch gerne, weil ich  die Farben so gerne mag . Sein einziger Fehler ist, daß er eben nicht selbstgenäht ist, aber das ist für mich jetzt nicht Grund genug, ihn auszumustern. Ich denke, auch ein Kaufrock hat sein Recht auf ein Gnadenbrot im Alter!

verlinkt bei Afterworksewing

Dufürdichamdonnerstag 

Sewlala

Fraufreutsich

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Tulip Skirt von Sewoverit/ Ondee von Deer-and-Doe

Uiuiui, meine Blog-Moral läßt wirklich zu wünschen übrig! Es ist schon Februar, und mein letzter Blogpost befaßt sich mit dem Weihnachtsrock…wie gut, daß jetzt wieder Memademittwoch ist, und ich einen neuen Rock zeigen kann. Vielleicht hat mich auch die vielbeschriebene Blogmüdigkeit befallen, die ja allseits um sich greift? Ich glaube aber, es ist eher der Zeitmangel im hektischen Alltag, der mich lieber in der kurzen verbleibenden Freizeit an die Nähmaschine treibt als an den Laptop.

Neues Jahr, neuer Rock! So könnte ich auch diesen Blogpost überschreiben, denn der Rock ist in den letzten Tagen des alten Jahres 2018 entstanden, getragen und fotografiert dann in den ersten Tagen des neuen Jahres.

Ich bin ja immer noch auf der Suche nach dem idealen Rockschnitt für mich. Ich habe schon verstanden, daß die Röcke für mich in der kalten Jahreszeit anders geschnitten sein müssen als in der warmen Jahreszeit. Im Sommer mag ich gerne knielange Röcke  wie z. B. den Seamwork Rock Patsy.

Seamwork Patsy

Im Winter aber , wenn ich die Röcke mit Strumpfhosen kombiniere, mag ich gerne kurze und enge Röcke. Gut, der erste Berlin-Rock war vielleicht ein bißchen kurz…

Jupe Berlin
Sandbridge Skirt von Hey June

aber diese Rockform, in dem Fall den  Sandbridge Skirt  von Hey June, die mag ich richtig gerne an mir und trage sie auch im Alltag gerne. Im Stehen sieht so ein enger kurzer Rock immer gut aus, sobald ich mich aber hinsetze, rutscht natürlich die ganze Pracht nach oben…hmm, auch nicht immer so erwünscht.

Ich wollte deshalb gerne eine etwas weitere Rockform ausprobieren und habe mir einen Tulpen-Rock genäht.

Eine Tulpe ist ja in der Mitte etwas breiter und oben und unten schmal, und diese Form ahmt der Tulpenrock nach.  Schnitttechnisch erreicht man das durch Falten am Rockbund, die schräg gestellt sind . Ich habe mir den Tulip Skirt von Sewoverit ausgewählt, aber es gibt natürlich auch noch viele andere Fertigschnitte nach diesem Prizip.

Der Tulipskirt von Sewoverit hat auf jeder Seite zwei schräg nach außen gestellte Falten. In den Seitennähten sind Eingriffstaschen,  der Rockbund ist etwas gerundet, aber kein richtiger Formbund. Verschlossen wird der Rock mit einem rückwärtigen nahtverdeckten Reißverschluß. Im Rückenteil sind keine Falten, sondern nur zwei Abnäher.

Ich habe den Schnitt in Größe 10 genäht, das ist bei Sewoverit die zweitkleinste Größe. Für den Bund hatte ich die Gr. 12 zugeschnitten und die Differenz über einen kleineren Abnäherinhalt im rückwärtigen Rockteil korrigiert. So bin ich mit der Paßform ganz zufrieden, wobei ich aber schon festgestellt habe, daß der Formbund vom Berlin-Rock besser paßt…der Tulip-Rock neigt durchaus dazu, sich beim Tragen zu drehen.

Mein Stoff kam aus dem heimischen Stofflager, in dem er sich lange aufgehalten hatte. In diesem Fall nicht, weil er mir nicht gefiel, sondern weil ich ihn mir immer für ein besonderes Projekt aufheben wollte. Er kam aus einem Outlet-Verkauf einer kleinen deutschen Firma, die sich schon seit vielen Jahren der nachhaltigen Mode verschrieben hat. Der Outlet-Verkauf befindet sich mitten im Pfälzerwald, und wir hatten damals den Besuch dort mit einer Wanderung verbunden, die, wenn ich mich recht erinnere, sehr kalt und sehr windig war….egal, dieser Stoff hatte es mir gleich angetan und wanderte so in meinen Einkaufskorb. Es ist eine interessante Webart mit einem leichten Krepp-Effekt, der Stoff ist wohl überwiegend Baumwolle, hat aber auch einen Wollanteil, jedenfalls roch es so bei der Brennprobe.

Der Stoff ist selbst fast  durchsichtig, hat aber durch die Crinkle- Struktur doch wieder Halt in sich. Ich habe ihn gefüttert,  da ich ihn natürlich  als Winterrock über Strumpfhosen tragen wollte. Der Futterstoff kam vom Stoffmarkt, er changiert dramatisch in verschiedenen Rottönen. Mein Mann war begeistert, als ich beim Foto-Shooting auf der Wiese im Spessart den Rock etwas nach oben lüpfte!

Das Futter ist auch relativ steif und hat viel Stand, so daß fast ein leichter Petticoateffekt für den Rock erreicht wird, das paßt aber ganz gut zu diesem Schnitt.

Zum Rock trage ich einen Pulli nach dem Schnitt Ondee von Deer-and-doe. Das ist ja einer meiner absoluten Lieblingsschnitte. Ich finde es immer wieder schwierig, einen in der Taille sitzenden Rock, der etwas weiter ist, mit einem Oberteil zu kombinieren. Gut, man kann Bluse oder Shirt in den Rockbund stecken, dann wird das Outfit aber sehr figurbetont, was ich nicht immer möchte. Ondee ist ein taillenkurzer Pulli, „cropped“, wie es so schön im englischen Sprachraum heißt, und der paßt einfach gut über weite Röcke. Ich habe den Pulli in einigen Farben und in Kurz- und Langarm schon genäht, wird alles immer gerne getragen.

Und meine Ondees sind überwiegend aus dem gleichen Stoff genäht, nämlich aus einer Art Sweat oder French Terry von Lillestoff. Leider gibt es diesen Stoff nicht mehr- der nannte sich Soft Touch und fühlt sich auch genau so an, nämlich genial weich auf der linken Seite. Die rechte Seite ist so einen normale French Terry Oberfläche. Das Weiche ist vermutlich auf einen nicht geringen Anteil von Polyester im Stoff zurückzuführen, was mich aber bei dieser Qualität nie gestört hat. Leider gibt es diesen Stoff nicht mehr bei Lillestoff…schade!

Ich habe hier die Größe 38 im Brustbereich genäht, zu Taille hin erweitert auf die Gr. 40 und in der Länge um 4 cm erweitert- das hat sich für mich als die ideale Länge für einen Pulli herausgestellt, den ich zu Röcken tragen möchte. Die Bündchen sind aus dem gleichen Stoff, der freundlicherweise recht dehnbar ist.

Auch hier hat der Stoff eigentlich eine besondere Struktur und kam aus dem Stoffregal- also Grund genug, diesen Beitrag mit der neuen Challenge von Tweed and Greet zu verlinken „12ausdem Stoffregal„! Im Januar wurde als Thema „Struktur“ vorgegeben. Das kann man sicher auf ganz viele Arten verstehen. Ich dachte zuerst an die Struktur eines Stoffes, wie z.B. die Crinkle-Struktur meines Rock-Stoffes, oder eben diese FrenchTerry-Oberfläche des Pullis. Man könnte Struktur aber auch auf einen Schnitt beziehen- mein Rock ahmt eine Tulpe nach, genauso gut könnte er aber auch eine Dreiecksform oder einen Ballon ähneln, auch das ganz verschiedene Strukturen.

Und natürlich könnte man Struktur auch ganz anders verstehen und auf den Inhalt des Kleiderschrankes oder das Nähverhalten anwenden. Die Blogs und sozialen Medien waren ja auch in diesem Januar wieder voll von Bekenntnissen zum minimalistischen Nähverhalten, ob man es jetzt capsule wardrobe, vernetzte Garderobe oder Stoffdiät nennt. Ich glaube, das ist auch so ein jahreszeitlicher Einfluß…am Jahresanfang habe wir den Wunsch nach Erneuerung, zum Abwerfen von Überflüssigem, Konzentration auf das Wesentliche.. Schließlich steht ja auch das Winterende bald bevor und die religiösen oder zumindest spirituell interessierten unter uns bereiten sich auf die Fastenzeit vor.

Also, Struktur ist ein absolut spannendes Thema für den Januar, und ich war sehr dankbar für den Gedankenanstoß von Selmin über die Struktur bei meiner selbstgenähten Kleidung. Ich freue mich schon sehr auf die weiteren Themen dieser Jahres-Challenge, und wenn ich dann jeweils ein bis zwei Stoffe aus dem Stoffregal vernähe, gibt das viel Platz für neuen Stoff im Stoffregal!

Alle anderen genähten Dinge, ob aus dem Stoffregal oder aus neu gekauften Stoffen gibt es heute im Blog des Memademittwoch zu sehen.

verlinkt: AfterWorkSewing 12ausdemStoffregal  Sewlala

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Weihnachtsrock und Weihnachtskleid

Ich hatte große Pläne gehabt für diesen Weihnachtskleid-Sewalong. Einen Rock hatte ich geplant, den Jupe Berlin von Orageuse, dazu ein Blüschen auch der aktuellen LaMaisonVictor. Und dann noch ein legeres Kleid für die gemütlichen Tage nach den Feiertagen, das KleidLola von VictoryPatterns. Alles sollten alltagstaugliche Teile werden, so mein Wunsch für den diesjährigen WKSA.

Immerhin kann ich jetzt feststellen, daß zumindest 2 von den 3 Teilen fertig sind und auch gefallen- zwischendurch hatte ich allerdings mal einen ziemlichen Durchhänger, der mich fast am glücklichen Ende dieses Sewalongs zweifeln ließ.

Dabei fing alles so gut an. Ich hatte vom Rock Berlin ein Probeteil genäht, hier gezeigt, das sich dann überraschenderweise als durchaus tragbar erwies. Es war die kurze Version des Rockes, und so stellte ich es mir einfach vor, den langen Rock zu nähen.

Das Problem war dann, daß ich einfach keine Lust mehr auf den Schnitt hatte. Für mich liegt ein Reiz des Nähens darin, einen unbekannten Schnitt auszuprobieren, gerne auch noch von einem mir unbekannten Schnittdesigner. Ich finde es unglaublich spannend, wie sich aus den zugeschnittenen Stoffteilen dann ein Kleidungsstück formt. Dieses Prickeln bei der ersten Anprobe, und dann dieses Hochgefühl, wenn ich merke, das wird was, das paßt und steht mir…wenn ich das so schreibe, habe ich grade Lust, wieder einen neuen Schnitt auszuprobieren…

Dieses Hochgefühl war nun nicht mehr zu erwarten beim Nähen eines bekannten Schnittes, auch wenn die Länge anders war und der Stoff natürlich auch. Für mich blieb es eine Pflichterfüllung, ein Rock, den ich nun nähen „muß“. Entsprechend wurde der Beginn immer weiter nach hinten geschoben, zumal auch im Leben 1.0 gerade einiges los war und ich gesundheitlich nicht so auf der Höhe.

Aber genug lamentiert, am Nachmittag des 3. Advent habe ich dann endlich den Rock zugeschnitten und dann immer etappenweise abends genäht. Den Bund, der mir beim Proberock etwas zu eng erschien, habe ich um 1,5 cm erweitert an der oberen Kante, diese Erweiterung habe ich dann bei der ersten Anprobe wieder herausgenommen. Ob es am ungenauen Zuschnitt oder am anderen Stoff liegt, weiß ich nicht, für mich beweist es nur wieder mal, daß sich jedes genähte Kleidungsstück anders verhält . Im Endeffekt blieb ich bei meiner Größenwahl, habe also den Rock in Gr. 40 an der Hüfte genäht und zur Taille hin zur Gr. 42 verblendet.

Die ersten Anproben des Rockes waren zufriedenstellend. Ich hatte Bedenken, ob ich mich in diesem Midi-Teil , das eng geschnitten ist und nach unten noch etwas enger wird, würde bewegen können, aber der Schlitz im Vorderteil erwies sich da als sehr hilfreich, bis ich das Futter eingenäht hatte- dann konnte ich mich plötzlich gar nicht mehr bewegen.

Was war das Problem? Der Rock selbst hat eine Falte im Vorderteil, die natürlich auch eine schöne Beweglichkeitsfreiheit beim Laufen und Sitzen gibt. Das Futter enthält diese Falte nicht, ist also einfach ein eng geschnittener Bleistiftrock mit einer recht geringen Bequemlichkeitszugabe im Hüftbereich. Bei Indie-Schnitten folge ich üblicherweise vertrauensvoll der Anleitung und werde dabei selten enttäuscht. In diesem Fall wäre es besser gewesen, über die Futterkonstruktion nochmal nachzudenken- wenn ich das Rockfutter selbst konstruiert hätte, hätte ich sicher die Falte auch im Futter mit zugeschnitten und dann irgendwie eingehalten oder in kleine Fältchen gelegt.

Eine französische Bloggerin, die eine sehr schöne Version dieses Schnittes zeigt, beschreibt das gleiche Problem mit dem Futter. Leider habe ich ihren Bericht erst zu spät genauer gelesen und versucht, mit meinen rudimentären Französisch-Kenntnissen zu übersetzen. Ich hatte anfangs immer nur verstanden, daß sie zum Toilettengang den Rock nicht hochziehen , sondern den Reißverschluß öffnen muß. Aber das Problem war wohl auch bei ihr das Futter- klar,“doubleur“ ist das Futter, und „plis“ die Falte.

Eine korrekte Lösung meines Problemes wäre wohl gewesen, den Bund wieder abzutrennen und ein neues, weiteres Futter einzunähen. Das war mir zu viel Arbeit, zumal ja auch der Reißverschluß schon eingenäht war. Ich habe mich deshalb zu einer etwas unkonventionellen Problemlösung entschieden und einfach die Futternaht in der hinteren Mitte unter dem Reißverschluss um ca 20 cm geöfffnet. Das schafft mir Bewegungsfreiheit in der Hüfte und stört die Funktion des Futters überraschenderweise überhaupt nicht. Quick and dirty, aber erfolgreich! Längerfristig plane ich aber doch noch eine Erweiterung des Futterrockes, ich denke daran, einfach Keile oder Godets in die Seitennaht des Futterrockes einzufügen.

Ich habe den Rock mit verschiedenen Kombipartnern probiert, und am besten gefällt er mir mit einem schlichten Shirt. Die Bluse aus der LaMaisonVictor, die mal in der engeren Wahl gewesen war, habe ich wieder verworfen- das wäre mir zu overdressed mit dem Rock gewesen. Aber eine sportlich Bluse, vielleicht die Cheyenne von HeyJune, würde sicher gut zum Berlin-Rock passen. Mal sehen, ob ich nach Weihnachten Lust aufs Blusen-Nähen bekomme!

Nach dem etwas schleppenden Nähprozess am Rock brauchte ich dringend Entspannung, und die fand ich im Nähen des Kleides Lola von VictoryPattern. Ein schlichtes Kleid auf den ersten Blick, mit den Stilelementen eines Sweatshirtes, also Bündchen überall und dem kleinen V unter dem Ausschnitt.

Der Schnitt ist aber durchaus raffiniert, er hat im Vorder- und Rückenteil Prinzessnähte und Raglanärmel, diese Kombination findet man nicht so oft. Die horizontale Teilungsnaht in der Taillengegend verläuft geschwungen.

Markant sind die übergroßen Taschen, die über die gesamte Breite der Seitenteile laufen. Bei mir sehen sie etwas labberig aus, das liegt aber auch an meiner Stoffwahl. Ich habe einen Jaquard von Albstoffe vernäht, den ich hier bezogen habe, und der ist einfach sehr weich. Aus einem festen Sweat liegt die Tasche vermutlich schöner an.

Lola ist übrigens kein neuer Schnitt, sonder schon etliche Jahre alt. Wenn ich es richtig verstanden habe, war dieses Kleid der erste Schnitt des kanadischen Schnittmusterlabels VictoryPattern.

Vor kurzem wurde der Schnitt überarbeitet, dadurch wurde ich auf den Schnitt auch (wieder) aufmerksam.

Bei der neuen Version wurde der Ausschnitt überarbeitet, der jetzt perfekt anliegt. Außerdem wurden Ärmel und Saum verlängert. Die Ärmel haben jetzt eine Dreiviertel- Länge, ich trage auf den Bildern noch ein langärmeliges Shirt darunter.

Die Länge des Kleides empfinde ich als fast zu lang. Wenn ich den Schnitt nochmal nähe, werde ich den Saum um 2-3 cm kürzen, das wäre glaube ich schicker. Das Bündchen am Saum könnte auch noch etwas enger sein.

Das Nähen des Kleides war ein reines Vergnügen. Der Schnitt enthält viele Paßzeichen, die das Nähen der Prinzessnähte erleichtern. Die Anleitung ist super ausführlich, da bleibt kein Wunsch offen.

Mit diesem Kleid habe ich meinen Wunsch, ein alltagstaugliches Weihnachtskleid zu nähen, voll erfüllt, denn ich liebe dieses Kleid seit seiner Fertigstellung und trage es fast täglich. Ob ich den Rock nach Weihnachten noch viel anziehen werde, weiß ich nicht.Ich finde ihn ausgesprochen schick, aber er ist nicht fahrradtauglich, schon das spricht gegen seinen häufigen Einsatz. In dem Lola-Kleid kann ich alles machen- Radfahren, laufen, Streichquartett-Spielen…eben alles, was ich gerne mache.

Die letzten Treffen des WKSA habe ich ja geschwänzt, und jetzt freue ich mich sehr, wieder dabei zu sein und die vielen tollen Kleider zu bewundern, die entstanden sind. Claudia verabschiedet sich vom MMM Team in einer traumhaften Weihnachtshose, und Carola macht ihren Einstand ins Team mit gleich drei (!) Weihnachtskleidern, eines schöner als das andere. Zur Galerie der gut angezogenen Frauen auf dem MMM bitte hier entlang!

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Jupe Berlin von Orageuse als Proberock

Erster Mittwoch im Dezember, und wieder ein Memademittwoch! Zum letzten Mal wird unsere Mittwochs-Nähparty von einem Mitglied des „alten“ Teams moderiert. Mit einem weinenden Auge, weil wir uns vom bewährten Team verabschieden müssen, aber auch mit einem lachenden, weil es mit den “ Neuen“ so nahtlos weitergeht – tschüss Sybille, danke für Deine langjährige Tätigkeit für den MMM, und herzlich willkommen, Sylvia!

Heute zeige ich einen Rock nach dem Schnittmuster Jupe Berlin des französischen Schnittmuster-Labels Orageuse. Ich möchte diesen Rock als Weihnachtsrock nähen, über die Gründe dafür und meine Stoffauswahl habe ich hier berichtet.

Ich habe mir den Schnitt wie immer plotten lassen- zum Ausdrucken von drölfzig PDF-Seiten fehlt mir die Zeit und vor allem die Geduld. Die Größenwahl war nicht weiter schwierig, nach meinen Massen passe ich recht gut in die Gr 40 des französischen Labels. Leider sind in der Schnittbeschreibung  nicht die Maße des fertigen Kleidungsstückes angegeben, es heißt nur, daß der Rock „fitted“ wäre im Taillen- und Hüftbereich, also eng geschnitten.

Wie eng, ahnte ich, als ich zur Orientierung den Schnitt ausgemessen habe. Es war etwas schwierig mit dem Ausmessen, da der Formbund wirklich sehr rund geschnitten ist, aber ich kam auf eine Bequemlichkeitszugabe von maximal 1-2 cm im Taillenbereich- hm, ob das mit genußvollem Weihnachtsessen so gut vereinbar ist?

Und die Form des Bundes fand ich auch sehr ungewöhnlich, sehr rund- ich erinnerte mich aber dann, daß ich auch mal versucht hatte, einen Formbund aus meinem Grundschnitt zu konstruieren. Das Ergebnis sah auch so ähnlich aus, sehr rund- ich hatte damals meinem Entwurf nicht getraut und ihn wieder verworfen, weil er in meinen Augen so ungewöhnlich aussah und ich das nicht so kannte von den fertigen Schnittmustern.

Ich hatte mir dann überlegt, den Schnitt in der Taille in Gr. 42 zu nähen und zur Hüfte hin zur Gr. 40 zu gradieren. Da ich mir aber dann doch unsicher war mit der Paßform, wollte ich ein Probemodell nähen.

Ich nähe sonst nicht so oft Probemodelle. Meistens hilft mir der Abgleich mit meinem Grundschnitt und das Ausmessen der Schnittmusterteile, die gröbsten Fehler zu vermeiden. Das übrige versuche ich dann bei den Anproben zu ändern- gelingt mir mal mehr, mal weniger. Sicher wäre es besser, konsequent mit Probeteilen zu arbeiten, diese anzupassen und dann erst die endgültigen Stoffe anzuschneiden…im nächsten Leben werde ich eine ganz ordentliche Näherin, versprochen!

Suchbild: wo ist die Katze?

Aber in diesem Fall sollte es einen Proberock geben. Und da das Schnittmuster auch noch eine kurze Version beinhaltet, bot sich das für das Musterstück an. Nur aus welchem Stoff? Ich musterte mein Stofflager…natürlich gab es da genug Webstoffe, die in Frage kamen, aber das sind eigentlich alles sehr schöne Stoffe, die ich für so ein Experiment mit ungewissem Ausgang nicht opfern wollte.

Aber da war dann dieser Stoff, ungeliebt, ganz unten im Stapel. Ein wirklich eigenartiger Stoff, er ist nämlich Patchwork, also echt aus Quadraten zusammengesetzt. Gekauft hatte ich ihn mal in einem kleinen Stoffgeschäft mit einer sehr netten Inhaberin, mit der ich mich gut und nett unterhalten hatte. So nett, daß ich irgendwann das Gefühl hatte, den Laden nicht ohne einen Stoffkauf verlassen zu können. Nun ist es ja für mich meistens kein Problem, einen Stoff in einem Stoffladen zu finden (das Problem ist dann eher, nur einen Stoff mitzunehmen…) aber in diesem Fall war die Auswahl des Ladens so eigenartig, daß nur dieser Stoff in Frage kam. Er gefiel mir wegen der Farben, über die eigenartige Machart habe ich dann hinweggesehen. Und ich dachte wohl schon beim Kauf an einen Rock, jedenfalls habe ich nur einen guten Meter mitgenommen.

wie war das nochmal mit dem Segel?

Ich habe dann den Bund zugeschnitten, genäht und mit den Rockteilen zusammengeheftet,  das schien mir ausreichend für eine Paßformkontrolle. Das Zuschneiden war mit dem Stoff schon schwierig, da mir die abgesteppten Nähte ständig im Weg waren. Die Karos stellten sich auch als nicht so ganz symmetrisch heraus- aber egal, es sollte ja nur ein Probeteil werden.

Also zusammengeheftet, Reißverschlußschlitz mit Stecknadeln gesteckt und vor den Spiegel gestellt. Und- der Rock gefiel mir! Mir gefiel das Muster, die Farben, zufälligerweise hatte ich auch bei der Anprobe ein türkisfarbenes Top an, ich fand das alles richtig toll. Damit war die Entscheidung klar, ich wollte  diesen Rock fertig nähen und tragen.

Zum Glück fand sich auch noch passendes Futter und ein Reißverschluß im Vorrat, und so war der Rock dann bald fertiggestellt.

Wer diese lange Vorrede zur Entstehungsgeschichte des Rockes bis hierhin geschafft hat, wird jetzt noch mit einigen Informationen über den Schnitt belohnt:

der Berlinrock ist vom Schnitt her ein Bleistiftrock, der in der natürlichen Taille sitzt. Er hat eine markante Taschenkonstruktion, bei der der Eingriff teilweise von einer schräg verlaufenden Falte verdeckt wird. Die Taschen stehen beutelartig etwas nach außen ab, so daß fast eine Tulpenform des Rockes erreicht wird. Der Schnitt enthält zwei Längenvariationen, von denen ich heute die kurze zeige. Der Originalschnitt enthält auch noch Gürtelschlaufen und eine breite Schärpe, das habe ich für diesen Rock weggelassen. Verschlossen wird der Rock mit einem nahtverdeckten Reißverschluss in der hinteren Mitte. Er ist gefüttert, es gibt einen extra Futterschnitt im Schnittmuster.

Das Nähen des Rockes war unproblematisch, die Beschreibung gut und ausreichend. Die Arbeitsanleitung gibt es auf französisch und englisch.

Der Rock ist kurz- so wie ich es zeige, ist es die Originallänge des Rockes, denn ich bin wie im Schnitt auch angegeben 1,68m groß. Mit Strumpfhose darunter habe ich mit der Länge oder besser gesagt Kürze keine Probleme. Der Rock hat keinen Schlitz und ist eng, da er so kurz ist, kann man sich aber halbwegs darin bewegen. Fahrradfahren habe ich noch nicht probiert, könnte aber schwierig werden.

Der Bund sitzt gut, dürfte aber nicht enger sein. Im Sitzen schneidet die obere Bundkante in den Bauch ein. Vermutlich wird sich das aber noch beim Tragen weiten, so jedenfalls meine Erfahrung auch mit den verstärkten Bünden.

es immer gut, eine Assistentin beim Fotografieren dabei zu haben!

Trotzdem habe ich beschlossen, bei meinem Weihnachtsrock den Bund an der oberen Kante um 1 cm zu erweitern. Es soll ja schließlich auch noch das Weihnachtsessen rein passen!

Ich freue mich jetzt schon sehr, die wadenlange Version für Weihnachten zu nähen, und bin sehr gespannt auf meinen Weihnachtsrock!

Alle anderen Teilnehmer des Memademittwochs finden sich hier !

verlinkt: Sewlala

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WKSA 2018 Projektvorstellung – mein Weihnachtsrock!

Quelle: Orageuse

Das erste Treffen des Weihnachtskleid-Sewalongs habe ich geschwänzt. Nicht nur aus Zeitmangel, sondern weil ich mich einfach nicht entscheiden konnte, welche Kleider in die engere Wahl kommen sollten.

Es ist jetzt für mich das dritte Mal, daß ich mit meinem Blog am kollektiven Weihnachtskleidernähen teilnehme, und in den letzten beiden Jahren habe ich jeweils für mich aufwendige Projekte genäht, Webstoffkleider mit schwieriger Schnittanpassung (Dahlia von Colette) oder im letzten Jahr zwei selbstkonstruierte Kleider.

Das ist mir auch alles halbwegs gelungen, aber eines hatten diese Weihnachtskleider gemeinsam: sie wurden nach Weihnachten nicht mehr getragen. Nun könnte man natürlich argumentieren, daß sie ja  deswegen Weihnachtskleider heissen, weil sie an Weihnachten getragen werden und damit ihr Verfallsdatum erreicht haben.Weihnachtsplätzchen werden ja schliesslich auch nur in der Weihnachtszeit gegessen. Kein Mensch käme auf die Idee, an Ostern Zimtsterne zu backen.

Aber von so einem Kleid, in dem ja viel Arbeit steckt, würde ich mir halt doch wünschen, daß ich es auch nach den Festtagen noch gerne trage. Ich glaube, das Problem liegt vor allem darin, daß Webstoffkleider im Winter nicht in mein Leben passen. Im Sommer trage ich gerne ärmellose Kleider aus gewebten Stoffen, aber im Winter sind es überwiegend Kleider aus dehnbaren Stoffen wie Sweat oder Jaquard, in denen ich mich wohlfühle. Ein Webstoffkleid mit langem Arm engt mich in meiner Bewegungsfreiheit ein. Vielleicht  habe ich auch einfach den idealen Schnitt für mich noch nicht gefunden.

Sehr gerne trage ich aber auch in der kalten Jahreszeit Röcke, gern mit Shirt oder auch einem Sweatshirt kombiniert. Und so habe ich micht entschieden- dieses Jahr nähe ich mir einen Weihnachts-Rock!

Quelle: Orageuse

Die Schnittauswahl war dann gar nicht so schwierig, denn seit dem letzten Jahr wartet hier der Rock Berlin von Orageuse auf seine Fertigstellung.

Berlin ist von der Form her ein enganliegender Rock, fast wie ein Bleistiftrock, wobei aber die enge Form durch zwei etwas nach außen aufstehende Taschen gemildert wird. Der Tascheneingriff wird jeweils duch eine Falte verdeckt. Das Schnittmuster sieht zwei Längenvariationen vor, einmal eine Midilänge mit Schlitz im Vorderteil, zum anderen eine Minilänge.

Ich wollte den Rock schon im letzten Jahr nähen und hatte dafür einen braun-blau gemusterten feinen Tweed beim örtlichen Stoffgeschäft gekauft. Der Stoff hat einen Wollanteil, auch etwas Seide,wenn ich mich recht erinnere, und wohl auch Polyester. Jedenfalls ist er schön weich und fällt gut. Im letzten Jahr habe ich den Nähplan nicht umgesetzt, kamen wohl andere Projekte dazwischen, die mich dann mehr interessierten. Aber jetzt ist die Gelegenheit da,  jetzt wird ein Weihnachtsrock genäht!

Schön wäre dazu natürlich auch eine passende Bluse. Vielleicht die aus der neuen La Maison Victor, mit der spannenden Knopfleiste?

Quelle: La Maison Victor

Aber wahrscheinlich nähe ich mir dann doch noch ein Kleid, allerdings aus Baumwolljaquard. Ich würde gerne das KleidLola von Victory Pattern nähen und habe dafür einen Baumwolljaquard von Albstoffe (hier bezogen). Das ist ein traumhafter Stoff, so weich und kuschelig, daß ich fürchte, ich werde dieses Kleid nie wieder ausziehen, wenn ich es dann mal fertig gestellt habe..

Quelle: Victory Patterns

Ich gebe zu, daß Lola jetzt nicht gerade ein festliches Kleid ist. Aber Weihnachten hat doch  so viele Tage, an denen man dann eher zu Hause rumschlumpft…dafür kann ich mir diesen Schnitt gut vorstellen. Und vielleicht nähe ich ja noch ein Glitzerbündchen an, für den Weihnachts-Touch!

Jetzt schaue ich aber erst mal, für welche Projekte sich die anderen entschieden haben. Meine Nichte Katharina vernäht einen Traumstoff zu einem wunderschönen Knipkleid, und wie schön, daß jetzt Elke im Memadeteam ist!

Alle anderen Projektvorstellungen des  WKSA finden sichhier !

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Novemberwettersewalong: Finale mit Heather von Sewoverit

Bei Novemberwetter stellt man sich ja eher trübes Wetter vor, neblig, kühl, Regen, Tristesse überall…davon war in diesem November nichts zu spüren. Rein wettertechnisch waren wir ja lange auch mit milden Temperaturen verwöhnt (oder mit Trockenheit gestraft, je nach Blickpunkt…) – und die Tristesse kam nicht auf, da es einen Sewalong gab, den Frau Küstensocke dankenswerterweise organisiert hat.

Höhepunkt des Sewalongs war das Bloggerinnnen-Treffen am letzten Wochenende in Hamburg, zu dem ich im Nachrückverfahren noch ein Plätzchen ergattert hatte. Auch ich  bin noch etwas ermattet („geflasht“, wie es so schön auf neudeutsch heißt) von den vielen Eindrücken des Wochenendes. Was war denn jetzt am Schönsten an diesen beiden Tagen, was war so besonders? War es das tolle Wetter mit viel Sonnenschein, mit dem uns die Hansestadt empfangen hat? Die vielen lokalen Eindrücke, die ein absolut sympathischer Stadtführer uns über das Hamburger Schanzenviertel vermittelt hat? der informative Fotoworkshop von Frau Küstensocke? oder doch das tolle Essen?

Ich könnte diese Aufzählung noch etwas fortführen, aber für mich hat sich im Nachhinein ein absoluter Höhepunkt heraus kristallisiert, der aber ganz unspektakulär daherkam…für mich war das schönste am Bloggertreffen die erste halbe Stunde, die Begrüßung.

Wie viele andere hatte ich eine längere Anfahrt nach Hamburg, erschwert durch die wohl unvermeidlichen Verspätungen der Bahn. Das nächtliche Hamburg empfing mich mit eisigen Winden, und ich war froh, als ich die richtige Buslinie in mein Hotel  gefunden hatte. Am nächsten Morgen ging dann die Reise ins Unbekannte weiter, wieder Busfahrt, dann ein Fußmarsch zur angegebenen Adresse…ich befand mich jetzt mitten in der alternativen Szene im Schanzenviertel. Die  angegebene Hausnummer gehörte zu einem Cafe neben der Roten Flora- ich gebe zu, daß ich als normaler Hamburg-Tourist dieses Cafe vermutlich nicht betreten hatte.

Aber dann: aus dem ersten Stock des Cafes kam Stimmengewirr- viel Stimmengewirr. Ich ging hinauf, und wurde gleich von warmer Atmosphäre umfangen. Ich kannte durchaus nicht alle der Anwesenden, aber einige- und war sofort mit so netten Gesprächen umfangen, daß ich gar nicht wußte , wo ich mich als nächstes hinwenden sollte. Und dieses Gefühl der Gemeinsamkeit ließ mich sofort alle Unbillen der Herfahrt und auch den Stress der Arbeitswoche vergessen. Natürlich ist es immer toll, wenn man Menschen trifft, mit denen man gemeinsame Interessen hat. Ich vermute mal, daß es genau so toll gewesen wäre, wenn ich ein Treffen der Kaninchenzüchter in Buxtehude besucht hätte- vorausgesetzt, daß ich auch voller Begeisterung Kaninchen züchten würde. Aber da ich das eben nicht tue, sondern nähe, war diese wohlige Gemeinschaft der Näherinnen das , was mich wieder unglaublich gefreut und auch beeindruckt hat. Dieses Gemeinschaftsgefühl war dann das, was sich für mich wie ein roter Faden durchs Wochenende durchzog. Leider konnte ich dann doch nicht mit allen ausführlicher reden, wie ich es ursprünglich mal vorgehabt habe, dafür hat die Zeit dann doch nicht gereicht. Aber es war einfach ein tolles Wochenende, danke an die Organisatorinnen Küstensocke und diefesche Lola!

Ich hatte im Rahmen des Novemberwetter-Sewalongs schon zwei Kleidungsstücke genäht. Einmal denKelly-Anorak von Closet Case, den ichhier im Blog gezeigt habe. Der Anorak ist eines der schönsten Teile , die ich bisher genäht habe. Ich trage ihn jeden Tag, wobei die Temperaturen jetzt doch fast zu kalt dafür werden. Mit einer Wolljacke oder einem Wollpulli darunter geht es aber.

Mit demEliott-Sweater von Helens Closet, hier im Blog besprochen, fremdele ich immer noch etwas. Der Wollstoff ist für drinnen zu warm, draußen ist der Schnitt mit dem langen Seitenschlitz nicht winddicht genug. Ich hoffe, es ergibt sich noch ein Temperaturfenster, bei dem ich den Pulli gerne trage!

 

Und heute zeige ich noch ein Kleid, das ich mir fürs Bloggertreffen genäht habe. Natürlich hatte ich nichts anzuziehen für Hamburg, das habe ich aber leider erst zwei Tage vor der Abreise gemerkt. Da war die Auswahl an möglichen Modellen nicht mehr sehr groß, aber so ein Sweatkleid geht ja immer, das näht sich wirklich ganz rasch.

Ich zeige heute meine neue Version von Heather von Sewoverit. Heather hatte ich schon zweimal genäht. Die erste Version trage ich immer noch sehr gerne, auch wenn ich mit der Paßform nicht so ganz zufrieden bin. Meine zweite Heather war ein Versuch, die Paßform zu verbessern, das war mir damals wenig gelungen und dieses Kleid ist mir zu eng, wurde deshalb auch wenig getragen.

Jetzt hatte ich mir den Schnitt nochmal rausgesucht und etwas gebastelt. Das Hauptproblem mit der Paßform war , wie so oft bei mir, die Schulterpartie. Ich habe die Schultern etwas schräger und höher gestellt, der Originalschnitt hat sehr gerade Schultern. Den Schulterpunkt habe ich nach innen gerückt und Vorder- und Rückenteil etwas verschmälert. Die Ärmel habe ich etwas erweitert, dann paßte auch der Umfang der Armkugel wieder in den Armausschnitt. Am Rücken habe ich das Mittelteil um ca 2cm in der Taille gekürzt und die äußeren Rückenteile entsprechend angepaßt. Alles eigentlich keine großartigen Veränderungen, aber mit dem Ergebnis bin ich doch recht zufrieden, so kann ich mit dem Schnitt gut leben (wobei sicher immer noch nach oben Luft für die Anpassung ist).

Ich finde den Schnitt immer noch sehr gelungen. Mir gefällt, wie die Taschen in den geschwungenen Teilungsnähten integriert sind, und wie sich die Rundung der Teilungsnähte an der Seite verbindet.

Mein Stoff ist ein Sweat von Seeyouatsix, eine von diesen sympathischen belgischen Stofffirmen. Ich war mir beim Nähen nicht sicher, ob mein Design nicht doch zu sehr an eine Kittelschürze erinnert, mit den Karos…Melanie von 500daysof sewing hatte den gleichen Stoff in grün beim letzten MMM zu einem Sweatshirt vernäht, da kam dann die Assoziation mit dem YPS-Känguruh auf…vielleicht gibt es noch andere Meinungen zu dem Karomuster??

Diese Pose habe ich auf dem Fotoworkshop von Frau Küstensocke gelernt. Motto: sei ein Segel, keine Säule! Wir hatten zumindest Spaß damit beim Foto-Shooting.

Alle anderen Finalisten des Novemberwettersewalongs könnt Ihr hier bewundern. Mir hat der Sewalong viel Freude bereitet, danke an Frau Küstensocke für die Organisation und die Idee!

zwar nicht Hamburg, sondern Hessen…trotzdem schöne Novemberstimmung!

verlinkt: AWS Sewlala