Blusen Fibre Mood Jeans Memademittwoch Smart Pattern

Fibremood Kristy-Bluse

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Meine Beziehung zur Nähzeitschrift Fibremood ist durchaus zwiespältig. Einerseits freue ich mich immer maßlos, wenn die neue Ausgabe im Briefkasten liegt (ich habe sie abonniert). Ich kann es dann kaum erwarten, sie zu lesen und versuche trotzdem, das erste Durchblättern zu zelebrieren. Mittagspause auf der Couch oder im Liegestuhl, ein Becher frischer Kaffee, dazu die neue Fibremood- was kann es schöneres geben?

Aber zu oft wurden meine Erwartungen in den letzten Monaten enttäuscht, und ich legte die Zeitschrift nach der ersten Durchsicht etwas ratlos zur Seite. Sicher, sie ist toll gemacht und zeigt moderne Mode, aber in vielen der letzten Ausgaben gab es kein einziges Modell, was ich gerne getragen oder genäht hätte. Vielleicht war der Stil zu jugendlich, zu extravagant für mich?

Tatsache ist natürlich auch, daß ich schon sehr viele sehr schöne Schnitte besitze und auch die zahlreichen Indie-Designerinnen des Schnittmustermarktes mich regelmäßig mit neuen Schnitten versorgen. Und der Kleiderschrank ist schon voll mit selbstgenähten Stücken…

Von der aktuellen Ausgabe 32 der Fibremood war ich aber sofort begeistert. Mindestens die Hälfte der Modelle ist so, daß ich sie anziehen würde. Ob das dann in konkrete Nähpläne umgesetzt wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber es ist wirklich eine schöne Ausgabe.

Das erste, was ich aus dem Heft genäht habe, ist eine Kurzarmbluse Kristy. Der Schnitt erinnert an die Donnybluse von Friday Pattern, die ich im letzten Jahr in einigen Variationen genäht und sehr gerne getragen habe. Wie Donny ist auch Kristy kurz und kastig und kommt ohne Verschluß aus. Der Kristyschnitt ist sehr gut gemacht, finde ich. Im Vorderteil gibt es Teilungsnähte, so etwas wie Prinzessnähte, die das kastige Teil durchaus etwas auf Figur bringt. Vorder- und Rückteil verschmälern sich ganz leicht zur Taille hin.

Die rückwärtige Passe habe ich gedoppelt, das steht so nicht in der Anleitung, aber ich finde es besser, wenn die Innenansicht auch hübsch ist. Außerdem gibt es so schön Platz, um mehr oder weniger sinnige Etiketten unterzubringen…

Ich habe hier die Webkante des Stoffes verewigt, denn es handelt sich um einen ganz besonderen Stoff, den es leider nicht mehr gibt. Es war ein Eigendesign von Hello Heidi , gedruckt auf Baumwollsatin. Ich habe das Stöffchen lange gehütet, aber ich denke, in der Kristybluse hat es eine schöne Verwendung gefunden.

Der Schnitt hat noch eine Besonderheit bei der Kragenkonstruktion, denn der Kragensteg erstreckt sich nur auf einen kleinen Bereich im Nacken und hat so eine witzige linsenartige Form, auf dem Bild oben kann man das erkennen, hoffe ich. Wahrscheinlich fällt der Kragen dann schön rund im Nackenbereich, oder gibt es dafür eine andere Erklärung?

Die Bluse ist kurz und erfordert als Kombipartner eine Hose, die in der Taille sitzt, sonst steht man leicht bauchfrei da. Ich habe sie hier mit meiner neuen Smartpattern Barrel Jeans kombiniert, das paßt ganz gut.

Ich komme mit den Maßschnitten von Smart Pattern gut zurecht und habe schon einige genäht. Auch bei dieser Jeansvariante bin ich mit der Paßform zufrieden, ich habe nur kleinere Änderungen im Bundbereich vorgenommen.

Mein Schnitt zeigt die „leichte“ Barrel-Form, die Klassifizierung von Smart Pattern zeigt noch drei weitere Stufen bis hin zur extra stark ausgeprägten Barrelform, aber das finde ich dann schon sehr O-beinig… Die Barrelform wird verstärkt durch zwei Abnäher im Kniebereich und am Saum- ideal, da gibt es dann noch mehr Gelegenheiten zum Topstitching. Der Stoff ist ein relativ leichter (10 oz) Jeansstoff, den ich bei 1000Stoff in Berlin bezogen habe. Wenn ich mich recht erinnere, war es ein Designerleftover, jedenfalls gibt es ihn nicht mehr. Da auch die linke Stoffseite so hübsch ist, habe ich sie bei der Münztasche als rechte Seite genommen.

Für die Inneneinrichtung der Jeans habe ich auch den Hello Heidi Stoff verwendet. Der rückwärtige Sattel ist mit dem bunten Stoff gefüttert- das habe ich mir von Rutloff-Jeans abgeschaut. Hat vermutlich keinen praktischen Sinn, aber ist einfach schön, vor allem bei diesem dekorativen Stoff.

Ein Frühlings-Outfit wird erst durch eine Jacke komplett, denn noch sind die Temperaturen oft tief oder es weht ein kühler Wind. In diesem Fall ist es eine Sweatjacke nach dem Schnitt Reef von Greenstyle Patterns. Ich hatte den Schnitt schon mal als Sweatshirt genäht, nachzulesen hier.

Ich bin vom Reef-Schnitt nach wie vor begeistert. Die Anleitung ist super, auch für den durchgehenden Jackenreißverschluß. Die Kapuze ist gedoppelt, das ist so kuschelig bei diesem Heavy Jogging Sweat…

Soweit meine neu genähten Teile für den Frühling. Jetzt hole ich mir nochmal die Fibremood hervor und überlege, was ich als nächstes nähe. Es gibt da noch einen Jeansrock und zwei Jackenschnitte, die mich interessieren…oder doch lieber eine Hose?

Zuerst aber schaue ich auf dem Memademittwoch-Blog, was es sonst noch an Inspirationen gibt!

Greenstyle Patterns Memademittwoch Sweatshirt

Reef Sweatshirt von Greenstyle Patterns

Ich hatte im letzten Herbst einige Sweatshirts aus einem Heavy Jogging Sweat genäht. Das Material hat mich so begeistert, daß es dann wirklich einige wurden, und ich habe sie im Winter rauf und runter getragen. Der Stoff enthält einen beachtlichen Anteil an Polyester, aber trotzdem oder vielleicht deswegen mag ich ihn so gerne. Er ist dick, weich, kuschelig,wärmt an kühlen Tagen und ist gut zu waschen- das sind so die Ansprüche, die ein Swatshirtstoff im Winter für mich erfüllen muß, und das tut er mit Bravour.

Viele genähte Sweatshirts bedeuten auch viele Stoffreste, und da begann mein Problem. Denn dieser Heavy Jogging Sweat ist nun mal voluminös, deshalb stellten auch die Stoffreste ein gewisses Volumen in der Restekiste dar. Und was macht man mit Sweat-Resten? Jerseyreste lassen sich zu Unterhosen verarbeiten, Webstoff natürlich wunderbar für Patchwork- aber Sweat? Ich hatte schon mal eine Mütze aus einem Sweatrest gearbeitet, aber das war es dann auch schon. So viele Mützen brauche ich nicht. Vielleicht ein Kissen? Aber die mache ich lieber aus Webstoffen und Patchworkblöcken. Einen Pulli für meinen Hund? hmm, ganz schlechte Idee, mein Hund haßt Pullover und Jacken und braucht sie auch nicht wirklich, er hat genug Unterwolle.

Aufgrund dieser Probleme war ich so glücklich, daß Melanie von 500daysof Sewing beim letzten Memademittwoch den Schnitt des Reef Sweatshirts von Greenstyle Patterns vorstellte. Ein Schnitt mit vielen kleinen Teilen, wie gemacht für Colorblocking und Stoffverwertung- noch beim Lesen ihres Blogbeitrages war mir klar, diesen Schnitt würde ich unbedingt nähen.

Greenstyle Patterns, eine amerikanische Schnittmusterfirma, kannte ich bisher noch nicht. Sie designt sehr sportliche Schnitte bis hin zur Sportfunktionskleidung, und das in großer Auswahl. Das Reef Shirt ist ein Oberteil-Raglanschnitt, eher kurz und „boxy“ geschnitten. Es gibt eine Variante mit einem halben Reißverschluß im Vorderteil, die ich genäht habe, und eine Variante als Jacke, Ich habe den hochgeschlossenen Kragen gewählt, könnte man auch als Kapuze nähen. Interessant ist die Rückenansicht: hier wird der rückwärtige Bund halbkreisförmig nach oben gezogen, und es gibt schon in der Basisversion einige Unterteilungen des Rückenteiles. Wer damit noch nicht genug hat, kann auch noch ein Add-On zum Rückenteil erwerben, bei dem noch mehr Unterteilungen sind. Ich habe die Version gewählt, die einen stilisierten Sonnenuntergang (oder -Aufgang) zeigt. Auch Melanie zeigte in ihrem letzten Blogbeitrag diese Version, und das mußte ich unbedingt nachnähen.

Greenstyle hat ein eigenes Größensystem, ich habe mich für die Größe E entschieden und bin damit recht glücklich. Das Shirt ist eher kurz, und eine Verlängerung wird ausdrücklich nicht empfohlen, um die Proportionen nicht zu stören. Ich finde, zu hochsitzenden Hosen wie hier die Betty-Hose von Fibremood macht sich die Länge ganz gut. Aber wenn ich die Arme hebe, rutscht das Sweatshirt natürlich hoch- also ohne Unterziehshirt wäre es doch etwas frisch. Aber im Winter habe ich sowieso immer Shirts unter meinen Sweatshirts an.

Das Nähen der Rückseite war ausgesprochen spaßig- wenn man Patchwork mag, findet man auch dieses Schnittmuster toll. Ich habe alle Nähte mit der Nähmaschine genäht, die Nahtzugaben auseinander gebügelt und dann nochmals beidseits abgesteppt. Sogar an den Wechsel zu den jeweils passenden Farben beim Topstitching habe ich gedacht- also alle Nähfleißpunkte gesichert!

Der Ausschnitt mit dem Reißverschluss ist mir dafür nicht ganz so gut gelungen. Im Nachhinein muß ich sagen, daß die Kombination eines sehr schmalen Reißverschlusses mit einem sehr dicken Sweat nicht so ideal war. Dazu kam vermutlich auch näherisches Unvermögen oder zumindest Ungeduld- da konnte dann auch die wirklich sehr gute Anleitung nicht mehr helfen. Die Schnittanleitung ist tatsächlich gut und ausführlich, dazu gibt es auch noch Videos, das ist alles vorbildlich.

Die Anleitung hat Optionen für einen Reißverschlusstopper, einen Untertritt und einen Kinnschutz. Sichtbare Kanten können mit einem Ripsband versäubert werden, da hatte ich nur ein Schrägband, was ich dann in gedoppeltem Zustand verarbeitet habe. Und den Innenkragen habe ich einfach eingeschlagen und mit der Hand festgenäht, da ich nach der Murkserei mit dem Reißverschluß keine Lust auf weitere Abenteuer hatte.

Das Sweatshirt trägt sich sehr angenehm. Besonders der Kragen wärmt wunderbar. Er hat genau die richtige Höhe, um ihn auch hochgezippt zu tragen, ist aber nicht zu eng.

Die Ärmel sind eher lang, finde ich aber auch sehr gut gegen die Kälte. Ich hatte nicht mehr genug olivfarbigen Bündchenstoff, deshalb habe ich hier auch etwas gestückelt- bei so einem Schnitt kann man das ja gut machen.

Jetzt gibt es natürlich schon Pläne, auch noch die andere Option des Reefshirts, nämlich die Jacke, zu nähen. Blöd nur, daß dann schon wieder Sweatreste entstehen…ob ich vielleicht dann gleich noch ein zweites Resteshirt mit einplanen sollte..?

Verlinkt wird dieser Beitrag mit dem Memademittwoch, auf dem heute viele andere wärmende Pullis zu entdecken sind, angeführt von Melanie in ihrem neuen Gemmasweater. Auch so ein toller Schnitt, der zum Nachnähen einlädt!

Memademittwoch

Jahresrückblick 2024

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Schnitt: Capitol von Cozylittleworld

Und schon wieder ist ein Jahr vorbei- wo ist nur die Zeit geblieben? War es nicht erst vor kurzem, daß wir das Jahr 2024 begonnen hatten? Diese Sprüche kannte ich früher nur von den „alten Leuten“, zu denen ich aber unzweifelhaft mittlerweile selbst gehöre. Bin ich doch mittlerweile eine ordentliche Rentnerin mit Rentnerausweis, grauen Haaren und Vorliebe für konservative Kleidung. Daß ich auf diesen ersten Fotos eine beigefarbene Hose trage, paßt doch wunderbar ins Bild, wobei diese Hose schon so einige Jahre alt ist, ich habe sie 2019 genäht (Closet Core Sasha Pants).

Das Verstreichen der Zeit läßt sich wunderbar am Größerwerden der Kinder resp. Enkel verfolgen. Aber als Nähbloggerin haben wir ja auch unseren Blog oder andere Aufzeichnungen und können genau nachvollziehen, wie wir das vergangenene Jahr verbracht haben. In der Theorie klappt das bei mir ganz gut, ich führe ein Nähjournal (analog), in dem ich alles eintrage, was ich nähe. Digital gibt es diesen Blog, in dem ich immer wieder meine Nähwerke zeige und meine Gedanken mit der Näh-Community teile.

Soweit die Theorie, praktisch klappt das bei mir nicht mehr so ganz zuverlässig. Viele fertiggestellte Dinge aus diesem Jahr fehlen im Nähjournal, und das monatliche Bloggen zum geliebten Memademittwoch habe ich auch nicht mehr eingehalten.

Das liegt sicher nicht an Zeitmangel, auch nicht an Näh-Unlust oder -Abneigung. Viel mehr ist es wohl die allgemeine Entspannung, die jetzt nach Beendigung meiner Berufstätigkeit eingesetzt hat. Wenn man schon so wenig Termine hat, möchte man auch eine Deadline zum Memademittwoch nicht mehr einhalten. Dazu kommt, daß das Nähen für mich eine ganz normale Alltagstätigkeit ist, genauso wie ich Essen koche oder das Bad putze. Ich brauche eine neue Jeans? kein Problem, der Schnitt ist da, Stoff findet sich im Stapel. Für ein Konzert benötigte ich eine schwarze Jacke- warum soll ich da stundenlang in den Geschäften suchen? der Jamiecardigan von Ready to Sew ist so schnell genäht, schwarzen Sweat gab es im hiesigen Nähgeschäft. All diese Dinge tauchen dann nicht mehr in meiner Nähkladde auf, und auch meine Wahrnehmung vermerkt das nicht als besonder Nähleistung.

Soweit meine rudimentäre Buchführung es also zuläßt, habe ich dieses Jahr für mich genäht:

6 Hosen

5 Blusen

1 T-Shirt

2 Sweat-Shirts

1 Jacke

1 Weste

2 Kleider

für meinen Mann: 3 Unterhosen

2 Sweatshirts

2 T-Shirts

1 Pyjama

Dazu einige Taschen, Täschchen, 1 Patchworkdecke (muß noch gequiltet werden), 1 Puppenschlafsack und noch viele andere Kleinigkeiten.

Besonders stolz bin ich ja auf die große Anzahl von Hosen, die dieses Jahr entstanden sind- und die auch alle getragen werden. Auf dem obigen Bild fehlt eine kurze Hose, auch nach dem Schnitt Boyfriend Jeans von Smart Pattern genäht, nur logischerweise gekürzt. Von dieser kurzen Hose gibt es interessanterweise kein Foto, obwohl ich sie gefühlt den ganzen Sommer über getragen habe.

Eines meiner aufwändigsten genähten Kleidungsstücke dieses Jahr war die Tsuki-Weste von Waffle Patterns. Ich habe sie oft getragen, überwiegend beim Training mit meinem Hund. Wie auch schon Melanie von 500daysof sewing immer wieder feststellt, eignen sich die Modelle von Waffle Patterns ganz wunderbar, um das ganze Hundeequipment, das mach so braucht, mit sich zu führen.

Ich trainiere mit meinem kleinen Hund Rally Obedience. Dabei laufen Hund und Mensch einen Parcours aus 15-20 Stationen ab, bei denen auf Schildern Aufgaben aus der sogenannten „Unterordnung“ stehen. Das können sehr einfache Aufgaben wie Sitz und Platz sein, aber auch kompliziertere Dinge wie Drehungen, Wendungen, Winkel und anderes. Diese Schilder werden an den einzelnen Stationen dann auch kombiniert, so daß der Parcours jedesmal anders aussieht. Das ganze macht allen Beteiligten großen Spaß, da es auf die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund ankommt und der Hund nach Belieben auch im Wettkampf immer wieder belohnt werden darf und Kekse oder andere Leckerlis bekommt. Und hier kommen dann die vielen Taschen der Waffle Patterns Modelle ins Spiel, denn hier läßt sich alles wunderbar verstauen und die Hände bleiben frei

Die Tsuki Weste habe ich bei einigen Turnieren getragen und wurde immer wieder auf diese tolle Hundeweste angesprochen, wo man die denn kaufen könne…

Bei einem der Turniere war auch ein Fotograf anwesend, hier trage ich allerdings die Momiji-Jacke von Waffle Patterns, die sich genau so gut als Turnierkleidung eignet.

Zwei Kleider werden in der Buchführung von 2024 aufgeführt. Eines habe ich gerne und viel getragen- der Stoff (Atlier Jupe) ist wunderschön, der Schnitt von einem Modell aus dem hiesigen Nähgeschäft übernommen.

Das “ Kleid ohne Namen“

Wenn ich ein Lieblingsteil 2024 auswählen müßte, wäre es sicher dieses Kleid. Ich mag Schnitt und Stoffauswahl und verbinde vor allem viele schöne, warme Sommermomente mit diesem Kleid. Wer träumt an einem düsteren, regnerischem Januartag nicht von solchen Sommererinnerungen?

Kleid Lillian (Anja Höhn), Stoff Seeyouatsix (Leinen/Viscose)

Das zweite Sommerkleid habe ich bisher nicht getragen, obwohl ich viel Mühe und Zeit hinein gesteckt hatte. Schnitt und Modell stammen von Anja Höhn, ich hatte einen ähnlichen Schnitt bei ihr auf der Website gesehen und sie hatte mir daraufhin einen Maßschnitt erstellt.

Es paßt auch ganz gut, allerdings gefällt mir die Verschlusslösung nicht. In der Taille wird das Kleid mit einem Rockhaken verschlossen, der Stoffgürtel erfüllt mehr dekorative Zwecke. So wie es jetzt ist, klafft das Oberteil beim Tragen auf und ist ohne Unterhemd nicht tragbar. Durch den fixen Verschluss mit dem Haken fällt der schöne Vorteil eines Wickelkleides, nämlich daß man die Weite des Kleides durchs Wickeln immer an den aktuellen Bedarf anpassen kann, weg. Ich habe hier sozusagen einen wickelkleidtypischen Nachteil ohne den wickelkleidtypischen Vorteil- keine gute Bilanz, deshalb wurde das Kleid so bisher nicht getragen. Ich plane eine Umarbeitung und werde irgendwie noch einen Wickelmechanismus mit Bändeln einbauen- einer der Pläne 2025!

Kurz vor Weihnachten, also zu der Zeit, in der man sich als ordentliche Hobbynäherin Gedanken über die selbstgenähten Geschenke macht, entdecke ich einen Schnitt für genähte Schlüsselanhänger. Da ich in den letzten Jahren einiges an Patchwork genäht hatte, oft auch aus einfarbigen Stoffen, habe ich entsprechende Reste und wollte sie gerne verwerten. Um die hübschen geometrischen Muster auf dem schmalen Band zu nähen, wird hier eine spezielle Patchworktechnik angewendet, das Foundation Paper Piecing. Hier wird auf Papier genäht, das nachher wieder entfernt wird….kann man schlecht theoretisch beschreiben, man muß es probieren. Aber Achtung, es besteht unbedingt Suchtgefahr!

Schnitt: What the fob/Fob it v, Quiltwerke

Ja, und wie mittlerweile jedes Jahr habe ich auch 2024 eine Patchworkdecke genäht. Diesmal den Lakehouse Quilt, gedacht ist er als Schlafquilt und ist deshalb entsprechend groß. Ich muß ihn noch quilten, das habe ich aber in den nächsten Tagen vor.

Work in progress: Lakehouse Quilt

Die beiden Sweatshirts, die ich dieses Jahr genäht hatte, sind nach dem Schnitt Capitol von Cozylittleworld genäht. Ich habe diesen Schnitt schon sehr, sehr oft genäht- vielleicht wird es wirklich mal Zeit, mich nach einem neuen Schnitt umzuschauen.

Bei der ersten Version habe ich für mich untypische Farben kombiniert, und die ungewohnte Kombination mit dem Lila gefällt mir überraschend gut und wurde viel getragen. Bei der zweiten Version , die im dezenten Rentner-Beige gehalten ist, habe ich einen V-Ausschnitt als Variante eingefügt, damit es nicht gar zu langweilig wird.

Soweit mein Jahresrückblick, sicher nicht ganz vollständig, aber das sind so die Dinge, die ich meinen Aufzeichnungen entnehmen konnte. Im nächsten Jahr muß ich da wieder etwas ordentlicher vorgehen. Und jetzt freue ich mich, durch die Jahresrückblicke meiner lieben Mitnäherinnen auf dem Memademittwochblog zu stöbern.

Danke an die Oragnisatorinnen, vor allem an Carola aka Nähkatze, die auch ganz tolle Dinge dieses Jahr genäht hat!

Blusen Closetcore Daughter Judy Patterns Hosen

Closet Core Rika Pants und Genra-Shirt

Nein, an diesem Hosenschnitt konnte ich nicht vorbeigehen. Auch wenn noch viele andere Hosenschnitte auf meiner Festplatte schlummern und die Schnitte sich in vielem sehr ähneln…wenn ich ehrlich bin, ist der neueste Hosenschnitt von Closet Core, die Rika Pants, auch nicht so viel anders als andere vorhandene Schnittmuster. Aber es gibt dann doch einige witzige Details an diesem Schnitt wie die besondere Form der Gürtelschlaufen und die wohlproportionierten Klappentaschen auf der Rückseite, die für mich den Kauf des Schnittmusters gerechtfertigt haben.

Schnitt des Oberteils: Dawson von Helens Closet

Und dann ist es sicher auch eine gewisse Sentimentalität oder Rückbesinnung, die mich gerne zu einem Close Core Hosenschnitt greifen lässt. Schliesslich waren die bekannten GingerJeans von Closet Core die erste Hose, die ich genäht und auch recht erfolgreiche Exemplare produziert habe. Wenn ich mir heute meinen alten Beitrag darüber anschaue (das war 2017), finde ich, daß ich die Passform damals schon ganz gut hinbekommen habe und mir auch die richtigen Gedanken über die Änderungen gemacht habe.

Die Rika Pants ist eine klassisch geschnittene Hose mit geradem Bein. Der Bund sitzt in der natürlichen Taille, also eher hoch. Es gibt schräg geschnittene Eingriffstasschen im Vorderteil und im Rücken aufgesetzte Taschen. Hier kann man die Version mit den Klappen wählen. oder auch eine Version mit einer aufgesetzten breiten Schlaufe, um einen Hammer zu verstauen…hmm, ich brauche zwar manchmal einen Hammer beim Nähen, aber an der Hose möchte ich ihn nicht hängen haben. Also Hammerschlaufe gestrichen.

Der Bund ist ein Formbund und besteht aus drei Einzelteilen. Wunderbar, um für spätere Weitenänderungen gewappnet zu sein! Bei den Gürtelschlaufen gibt es auch zwei Optionen. Ich zeige hier die Version mit einer gedoppelten und schrägen Gürtelschlaufe im Vorderteil. Die Schräge der Gürtelschlaufe soll eigentlich die Linie der schrägen Tasche aufnehmen. Das ist mir vielleicht nicht so ganz gelungen, aber ich denke, der gute Wille ist erkennbar. Es gibt auch noch eine Version mit geraden und breiten Gürtelschlaufen, wenn man diese Challenge nicht auf sich nehmen möchte.

Eigentlich hat meine gewählte Schnittvariante eine 7/8 Länge, das hatte ich mir auch sehr schön mit den breiten Saumaufschlägen vorgestellt. Aber wie man hier sieht, hat sich die Paßform meiner neuen Hose mit dem Tragen schon geändert. Der Stoff am Bund hat sich gedehnt, dadurch rutscht die Hose jetzt tiefer. Ich habe hier wieder eine Gabardine von Atelier Brunette verwendet, die ich schon einige Male venäht habe. Ich weiß, daß der Stoff sich etwas ausdehnt, aber um wieviel, das kann ich noch nicht sicher planen.

Ich habe den Schnitt in Gr 8 genäht und zur Taille hin zur Gr 10 gradiert. Die Hinterhose habe ich angepaßt wie ich es jetzt immer mache, das Verfahren (flat seat adjustment) findet sich hier beschrieben. Bei der ersten Anprobe stehend vor dem Spiegel war ich damit sehr zufrieden, aber da ich ja keine Steh-Hose produzieren wollte, habe ich an den Seitennähten jeweils 4 mm dazu gegeben. Vielleicht war das zuviel? Ich warte jetzt mal die erste Wäsche der Hose ab, das engermachen wäre natürlich überhaupt kein Problem.

Und bis dahin trage ich die Hose gerne mit Gürtel. Wenn man schon so aufwendige Gürtelschlaufen produziert hat, müssen die ja auch genutzt werden!

Die Farbe der Hose ist ein warmes Hellbraun mit der appetitlichen Bezeichnug „pecan pie“. So ganz einfach zu kombinieren ist sie nicht, deshalb war ich froh, daß ich im hauseigenen Stofflager diesen schönen Stoff entdeckte. Es handelt sich um eine Viskose von Seeyouatsix, klar, ein Stoff mit der Farbbezeichnung espresso kann ja nur zu meiner pekanusskuchenfarbigen Hose passen!

Der Schnitt der Bluse ist das Genrashirt von Daughter Judy. Mit meiner ersten Fassung dieses Schnittes bin ich nicht so ganz glücklich, das lag aber an meiner falschen Stoffwahl. Ich hatte diese erste Version aus einem sehr stabilen Triple Gauze genäht, das wird diesem Schnitt nicht gerecht. Aus dieser Viskose finde ich den Schnitt viel schöner. Das Besondere an Genra ist der Kragen: ein sehr schmaler und zierlicher Revers-Kragen, dadurch hebt sich dieser Schnitt von der großen Zahl ähnlicher Schnitte ab.

Zu den Anleitungen der beiden Schnitte kann ich nur sagen, daß beide sehr gut sind. Sowohl bei Closet Core als auch bei Daughter Judy handelt es sich um erfahrene Schnittdesignerinnen, die auch Wert auf gute Anleitungen legen. Ich denke, das ist nicht das letzte Genrashirt, das ich genäht habe.

Und zu einem kompletten Herbst-Outfit darf natürlich ein Jäckchen nicht fehlen. Wie gut, daß sich mein karamellgelber Jamie-Cardigan so schön in diese appetitliche Melange einfügt!

Soweit also mein Herbst-Outfit, das mich durch die letzten goldenen Oktobertage begleitet hat und sicher auch noch im trüben November gerne getragen wird. Weitere Outfit-Inspirationen finden sich sicher auf dem Laufsteg des Memademittwoch, bitte hier entlang!

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Closetcore Cielo Top

Das Cielo Top von Closet Core fällt bei mir in die Kategorie „verkannte Schnitte“. Vielleicht habe nur ich diese Kategorie? Aber ich habe es jetzt schon manchmal festgestellt, daß ich einen Schnitt nähe, das Ergebnis fürchterlich finde- um den Schnitt einige Jahre später mit Entzücken aus der Versenkung zu ziehen und in eine Serienproduktion davon zu gehen.

Das Closet Core Cielo Top ist kein neuer Schnitt. Erschienen ist er 2019 als Teil einer kleinen Kollektion mit Hose, Rock und Bluse. Ich hatte damals die Kollektion als Bündel gekauft und vor allem die Hose, die Pietra Pants, einige Male genäht und gerne getragen. Der entsprechende Blogbeitrag findet sich hier. Ich trage diese Hose immer noch gelegentlich, ein Lieblingsteil ist sie nicht mehr. Ich glaube, das liegt am Gummizug, ich finde das Hoch- und Runterziehen mit dem Gummi einfach unangenehm. Ich mag mittlerweile lieber Hosen, die ich ganz öffnen kann.

Das Cielo Top hatte ich damals auch genäht, und wie in dem oben zitierten Blogbeitrag nachzulesen, war ich damit nicht glücklich. Ich fand es zu weit, zu kurz und zu kastig- also alles das, was mir jetzt grade an Oberteilen gut gefällt!

das war 2019- war ich natürlich auch 5 Jahre jünger…

Das genähte ungeliebte Cielotop flog also immer wieder durch meinen Kleiderschrank, wurde weggeräumt, rutschte vom Kleiderbügel, lag zusammengeknüllt unter anderen Oberteilen…bis ich es dieses Jahr an einem warmen Tag entdeckte und beschloß, es wieder mal zu tragen. Und von da an waren dieses Top und ich fast unzertrennlich- so ein genialer Schnitt! Klar, kurz und kastig, schön locker bei Hitze, und ideal über etwas höher taillierte Hosen oder Röcke. Ich nähte mir kurz darauf noch ein zweites Cielo, auch wieder in dieser Kurzarmform, und das wurde ebenso gerne getragen. Foto gibt es davon leider nicht, muß ich irgendwann noch nachholen.

Es ist aber auch ein schöner Schnitt, ich habe hier mal die Modellzeichnung von Closetcore eingefügt, um die Schnittführung zu zeigen. Es gibt einen kleinen witzigen Schultereinsatz, ansonsten ist der Schnitt weit und kastig. Der Ausschnitt kann mit Beleg oder Schrägband versäubert werden, beide Variationen werden in der wie immer ausführlichen Anleitung gut erklärt.

Quelle: Closet Core

Es gab dann durchaus den Plan, alle verfügbaren Blusenstoffe aus meinem Stoffvorrat in CieloTops zu überführen, aber da kamen dann doch andere Nähpläne dazwischen.

Aber da lag dann noch dieser eine Stoff auf dem Stapel, und der war so schön- der mußte einfach dieses Jahr noch vernäht werden! Es handelt sich um eine Viskose von Rifle Paper – die sind eigentlich bekannt für ihre wunderschönen Patchworkstoffe und andere Dekorationsobjekte, aber gelegentlich machen sie eben auch Bekleidungsstoffe.

Das Blättermuster auf dunkelblauem Grund passt natürlich genau in mein Beuteschema. Und um der derzeitigen Jahreszeit auch gerecht zu werden, habe ich diesmal die Varation mit dem längeren Ärmel gewählt. Der ist auch ganz witzig, hat eine horizontale Naht und beult sich in der Mitte gewaltig aus. Das ganze nennt sich glaube ich Laternenärmel.

So richtig herbsttauglich ist die Bluse allerdings nicht. Sie wärmt nicht entscheidend, und wenn man eine Jacke oder ein Sweatshirt drüber ziehen will, sind die Ärmel im Weg. Aber mit diesen praktischen Nörgeleien will man sich natürlich nicht beschäftigen, wenn man so ein Shirt mit diesen grandiosen Ärmeln genäht hat.

Und weil die Bluse so unpraktisch ist, kann die Hose es gerne auch sein- wer trägt sonst schon eine weiße Jeans beim Hundespaziergang? Wobei die Flecken sich nach dem Spaziergang durchaus in Grenzen gehalten haben, das kenne ich schon schlimmer.

Es handelt sich hier wieder mal um einen Schnitt von Smart Pattern, diesmal die Boyfriend Jeans. Ich hatte sie schon mal in einer kurzen Version genäht und im Sommer viel getragen, jetzt also die Fassung mit den normalen langen Beinen.

Der Stoff ist eine Gabardine von Atelier Brunette, auch hier bekenne ich mich als Wiederholungstäter und habe sie schon in anderen Farben vernäht. Aber es ist einfach ein wunderbarer Hosenstoff, den ich für diese Jeansform als ideal betrachte.

Ja, und natürlich habe ich dann doch eine Jacke oben drüber getragen, damit es mir auf diesem Herbstspaziergang nicht zu kalt wurde. Ein „uraltes“ Stück, 2018 genäht und immer wieder gerne getragen. Es handelt sich um den Kellyanorak von Closetcore, der entsprechende Blogbeitrag ist hier

Ich trage die Jacke im Herbst ganz gerne,da mir die Farbe und das Design immer noch gut gefällt. Allerdings wärmt sie nicht so richtig, dafür ist die dünne Zwischenschicht Thinsulate wohl nicht ausreichend. Und sie ist zwar etwas wasserabweisend, aber bei einem richtigen Regenguß weicht sie durch- und zwar komplett und bleibt dann auch die nächsten beiden Tage naß. Da ist meine Kauf-Goretexjacke doch irgenwie besser…

Ich reihe mich mit meinem Beitrag in den Memademittwoch ein, auf dem sicher wieder viele tolle Modelle aus modernen und neuen Schnitten zu finden sind. Sind da meine „alten“ Modelle interessant? Ich persönlich finde es ja mittlerweile unglaublich interessant, die Geschichte meiner selbstgenähten Kleidungsstücke zu verfolgen. Warum trage ich etwas gerne und das andere gar nicht?wie ändert sich mein Geschmack, meine Tragegewohnheit über die Jahre? Und natürlich auch die Frage , wie die Qualität meiner selbstgenähten Kleidungsstücke ist. Bei einer meiner selbstgenähten Jeans ( die ist allerdings von 2020, hüstel…) hat sich ein Knopf gelöst, den muß ich ersetzen. Klar, die selbstgenähten Unterhosen sind auch nicht mehr so taufrisch, da braucht es wieder mal einen Schwung neue. Aber der Rest ist eigentlich ganz gut…

Kleid Memademittwoch

Das Kleid ohne Namen

Normalerweise berichte ich auf meinem Blog über Schnitte, die ich genäht habe. Ich gebe den Namen des Schnittes an, die Designerin oder eine andere Quelle, und natürlich den verwendeten Stoff. Das ist eigentlich recht banal, andererseits ist es genau das, was ich an anderen Nähblogs liebe. So schön, über eine authentische Erfahrung mit einem Schnitt zu lesen, so schön, verschiedene Versionen eines Schnittes aus unterschiedlichen Stoffen und an unterschiedlichen Figuren zu sehen. Und wenn dann noch über Probleme beim Nähen berichtet wird, die ich dann beim eventuellen Nachnähen berücksichtigen kann, hat sich mir wieder einmal der Sinn eines „banalen “ Nähblogs erschlossen.

So ist meine Erfahrung, und offensichtlich auch die Erfahrung meiner Leserinnen, denn sonst würde der Blog ja gar nicht gelesen. Aber bei diesem Blogbeitrag muß ich das bewährte Muster leider durchbrechen, denn- ich weiß nicht, wer diesen Schnitt entworfen hat und wo er veröffentlicht wurde.

Die Geschichte dieses Kleides begann im Nähgeschäft in der südpfälzischen Kleinstadt, in der ich jetzt lebe. Ja, es gibt hier ein Geschäft für Stoffe und Nähzutaten, und ich bin sehr glücklich, daß dieses Geschäft existiert. Vor kurzem stand die Geschäftsaufgabe im Raum, zum Glück fand sich eine neue Inhaberin, die den Laden weiterführt. Ich kaufe dort oft und gerne ein, meistens aber Garne, Reißverschlüsse und andere Kurzwaren, meine Stoffe bestelle ich. Auch dieser Stoff meines neuen Sommerkleides war eine Internetbestellung, der Stoff ist eine Viscose von Atelier Jupe, gibt es bei vielen Händlern zu kaufen.

In besagtem Nähgeschäft steht am Eingang eine Schneiderpuppe, auf der oft genähte Kleidungsstücke drapiert sind. Bisher hatte ich diese Teile immer nur mit einem flüchtigen Blick gestreift. Über Geschmack läßt sich bekanntermaßen nicht streiten, und die dort ausgestellten Kleidungsstücke trafen einfach nicht meinen Geschmack. Aber diesmal hing da etwas anderes. Ein Kleid, genäht aus einem Double Gauze in hellblau mit einem sehr hübschen Blümchenmuster. Der Stoff gefiel mir, und der Schnitt des Kleides- ich kehrte um von meinem eigentlich zielstrebigen Weg zum Reißverschlußregal und betrachtete den Schnitt. Der war hübsch! Ein ärmelloses Oberteil, in der vorneren Mitte geknöpft mit stoffbezogenen Knöpfen und Schlingenverschluss. Die Taille verlief recht hoch, daran war ein weiter Rock angesetzt mit drei Falten je Seite. Insgesamt wirkte das ganze so schön und proportioniert auf mich, daß ich die Verkäuferin nach dem Schnitt und dem Stoff fragte. Den Stoff gab es nicht mehr, und das Kleid hatte eine Kollegin genäht…nach einigem Rumfragen und Telefonieren hatte ich dann die gewünschten Auskünfte. Die Kollegin hatte das Kleid zwar genäht, wußte aber nicht mehr, wo der Schnitt herkam. Eventuell aus einem Nähheft, oder einem Buch? Sie hatte vor kurzem ihr Nähzimmer aufgeräumt und ausgemistet…kennen wir alle, diese Geschichten,manche Schnitte lassen sich dann nicht mehr auffinden.

Aber sie bot mir an, mir den Schnitt gegen einen geringen Obulus abzupausen, sie hatte ihn in „Größe 38“. Das Angebot nahm ich gerne an, und diese Größe 38 schien mir auch recht passend, zumal der Schnitt nicht sehr paßformsensibel aussah.

Wir wissen natürlich alles, dasß diese „Größe 38“ nicht sehr viel aussagt. Wenn es ein französischer Schnitt wäre, wäre die 38 mir viel zu klein. Ich habe dann vom Oberteil ein Nesselmodell genäht und erstmal einiges an Weite rausgenommen und weitere Abnäher ergänzt. Die Armlöcher waren viel zu groß, da hatte ich noch einen Abnäher eingefügt. Den hätte ich wunderbar in den vorhandenen Brustabnäher drehen können, auf diese Idee kam ich aber erst nach dem Nähen. Im Rückenteil habe ich am Hals auch einen Abnäher ergänzt, macht sich bei meinem Rundrücken immer besser. Und als das Oberteil eigentlich schon fertig war und die Armausschnitte mit Schrägband versäubert waren, habe ich das ganze nochmal abgetrennt, nochmals seitlich einen Zentimeter enger genäht und den Schulterpunkt weiter nach innen gesetzt. Diese ganzen Änderungen klingen jetzt vielleicht kompliziert, aber letztendlich glaube ich , daß der Schnitt einfach eine Größe kleiner hätte sein müssen. Deshalb kam mir der Gedanke, ob es sich um einen Knip-Schnitt handelt? Nach meiner Erfahrung mit der Knip sind diese Schnitte immer sehr großzügig, und bei der Knip paßt mir 36 gut. Zur Knip würde auch die eher kurzgefaßte Anleitung passen, die mir mit kopiert wurde.Wahrscheinlich werde ich diese Frage niemals klären können, und so bleibt es für mich das Kleid ohne Namen. In meiner internen Buchführung läuft es als „Stoffladenkleid“, so habe ich jedenfalls den Umschlag mit dem Schnitt beschriftet.

Der Blickfang im Vorderteil ist der Schlingenverschluss mit den stoffbezogenen Knöpfen. Die Schlingen sind einfach genäht, wenn man denn mal den dafür erforderlichen Stoffschlauch gewendet hat. Ich denke, ohne Hilfsmittel geht es nicht, ich verwende diesen Haken.

Zum Beziehen von Knöpfen gibt es fertige Sets, da habe ich nur die von Prym gefunden. Ich habe mit den Prym-Produkten bisher nur gute Erfahrungen gemacht, habe Jeansknöpfe, Druckknöpfe und Ösen an alle möglichen Stellen eingeschlagen und kam mit der Technik immer gut zurecht. Deshalb hatte ich hier auch keine besondere Challenge gesehen und mir die beziehbaren Knöpfe in zwei Größen schicken lassen. Nein, die waren im örtlichen Stoffgeschäft dann doch nicht vorrätig, ist auch schon etwas speziell.

Meine gewählten beziehbaren Knöpfe bestehen aus einem Metallrohling, der zwei Teile hat. Der untere hat einen Zackenrand, mit Hilfe einer Silikonform wird ein rundes Stoffstück darüber gezogen und dann der obere Teil dagegen gedrückt. Das klappt eigentlich recht gut, wenn der Stoff genau mittig aufgelegt wird und den richtigen Durchmesser hat. Ich hatte zunächst die kleinere Version, 11 mm im Durchmesser, probiert. Beim ersten Versuch war der Stoff zu klein, beim zweiten wurde der Knopf nur teilweise gefasst, beim dritten verrutschte mir das ganze Konstrukt…und beim vierten merkte ich dann, daß in der Packung nur 7 Stück Knöpfe waren.

Nachdem ich schliesslich einen brauchbaren 11 mm Knopf probiert hatte, ging ich zu den größeren(15 mm) Rohlingen über, die waren schon deutlich einfacher im Handling. Drei brauchbare Knöpfe konnte ich produzieren, die Packung enthielt 6 Stück. Also nachbestellen, zum Glück kam das Set von einem Onlineshop mit kurzer Lieferzeit. Meine Lernkurve ging steil nach oben- vom nächsten 6-er Pack konnte ich vier Knöpfe produzieren, das war dann genug für meine 6-Knopf- Knopfleiste und einen Reserveknopf. Interne Notiz an mich: falls ich nochmals ein Kleidungsstück mit selbst bezogenen Knöpfen plane, von vornherein ausreichend Rohlinge bestellen!

Ansonsten war das Nähen natürlich unproblematisch, der Schnitt ist ja unkompliziert. Schön fand ich, daß unter dem Schlingenverschluß ein Untertritt vorgesehen war, das schützt vor ungewollten Einblicken bzw vor der Angst davor. Und Taschen habe ich natürlich auch ergänzt. Sind vielleicht etwas tief angesetzt, aber erfüllen wunderbar ihren Zweck. Nahttaschen und die Anleitung dafür kamen vom Schnitt Kitty von Sewoverit– für mich eine bewährte Anleitung für Nahttaschen.

Das Kleid ist weit- soll ja auch weit sein. Bei den hohen Temperaturen, die wir in den letzten beiden Wochen hier im Süden hatten, trug es sich absolut genial, weil es so schön luftig ist.

Aber mit sehr weiten Kleidungsstücken habe ich ja manchmal meine Probleme, und so hatte ich auch probiert, mit einem Gürtel die Taille wieder herzustellen. Ich habe also einen Stoffgürtel genäht und auch eine passenden Schnalle gefunden. Über den Effekt bin ich mir noch nicht so klar. Zuhause vorm Spiegel gefiel es mir gut, aber in der freien Wildbahn verrutscht der Gürtel natürlich, da er nicht von Gürtelschlaufen gehalten wird. Und die Taille des Kleides ist eigentlich zu hoch für einen Gürtel.

Andere schöne Kleider finden sich auf dem heutigen Memademittwoch!

I am Patterns Memademittwoch Uncategorized

I am Harmonie- Culotte in zwei Längen

Ich finde es immer wieder spannend, wenn aus einem Schnitt ganz verschiedene Kleidungsstücke genäht werden können. Der verwendete Stoff spielt natürlich eine große Rolle, aber auch schon unterschiedliche Längen wie bei diesem Schnitt ergeben ein völlig anderes Erscheinungsbild. Genäht habe ich hier die Hose (oder den Rock ? bei einer Culotte weiß man das ja nie so genau) mit dem schönen Namen I am Harmonie des französischen Labels I am Patterns. Der Schnitt sieht 6 verschiedene Längen vor, von einer überlangen Form bis hin zur kurzen Shorts. Die Schnittdarstellung auf der Seite der Designerin finde ich ausgesprochen übersichtlich, alle Modelle werden sehr sachlich präsentiert und aus verschiedenen Stoffen, die aber alle über den dänischen Stoffvertrieb Metermeter bezogen wurden. Dort findet man auch sehr genaue Beschreibungen der Stoffe, so daß man doch einen guten Eindruck von der Stoffqualität bekommt.

Meine erste Version dieses Schnittes habe ich dann auch genau aus dem vorgeschlagenen Stoff genäht, einem Baumwoll- Twill von Meet Milk. Vielleicht ein bisschen langweilig, ist sonst doch die Wahl eines eigenen Stoffes zu einem Schnitt durchaus ein großer Teil des Nähvergnügens. In diesem Fall kannte ich aber diesen tollen Twill schon von einer Stoffprobe und habe sozusagen nur auf eine Gelegenheit gewartet, ihn zu bestellen und zu vernähen.

Der Stoff ist mittelschwer bei einem Stoffgewicht von 270g / m², dabei butterweich und wunderbar zu verarbeiten. Der Schnitt selbst ist nicht besonders schwierig zu nähen, er hat zwei Bundfalten, französischen Eingrifftaschen und auf der Hinterhose zwei aufgesetzte Taschen. Ich habe die Gr 38 genäht, an der Taille zu Gr 40 gradiert . In der hinteren Mitte habe ich ca 2 cm entfernt und die Schrittnaht etwas steiler gestellt. Nach der ersten Anprobe habe ich sowohl an den Seiten- als auch an der Innenbeinnaht 0,8 cm entfernt. Der Schnitt sieht eigentlich einen geraden Bund vor- habe ich versucht und nach der ersten Anprobe verworfen, das sitzt einfach nicht bei mir. Ich habe dann einen Formbund zugeschnitten, in diesem Fall war es der Bund der Worker Trousers.

das ist Leinen- das darf knittern!

Und weil mit das ganze so gut gefiel und ja immer noch fünf andere Versionen des Schnittes auf ihre Ausführung warteten, habe ich noch eine weitere Version genäht. Diesmal ist es die knielange Culotte- ich hatte lange geschwankt zwischen einer Shortsversion und dieser Länge, fand dann die Knielänge aber irgendwie interessanter.

Der hier verwendete Stoff, ein bedruckter italienischer Leinen, lag schon lange im Regal und wartete auf seine Bestimmung. Ich hatte ihn vor einigen Jahren von Hello Heidi bezogen und immer wieder überlegt, was ich daraus machen sollte. Für einen Rock erschien er mir zu störrisch, er wurde nach der Wäsche recht hart und hatte irgendwie keinen schönen Fall. Dabei ist er durchaus zart von der Webung her und war auch nicht so ganz einfach zu verarbeiten.

Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden. Der Hosenrock trägt sich wunderbar luftig und erfüllt die Anforderungen, die man an so einen Schnitt stellt: bequem wie eine Hose, und trotzdem etwas schicker in Richtung Rock. So soll es sein bei einem Hosenrock!

Die Anleitungen von I am Patterns sind im Prinzip in Ordnung. Sie sind sehr kurz gefasst, aber die Grafiken sind korrekt und man kommt schon damit zu recht. Es gibt Anleitungen auf englisch und auf französisch, wobei die cm-Angaben nur in der französischen Anleitung zu finden sind. Die Anleitung für den Reißverschluß finde ich nicht sehr praktikabel, aber da gibt es ja auch genug andere Anleitungen.

Der Schnitt sitzt recht hoch in der Taille, und das verträgt sich nicht mit jedem Oberteil. Die knielange Culotte habe ich mit einer Bluse kombiniert, deren Schnitt ich aus dem Nicks Dress von Closet Core gehackt habe, hier beschrieben. Die wadenlange helle Culotte trage ich auf den Bildern mit einer meiner Lieblingsblusen, Schnitt Orchidee von Deer and Doe.

So, jetzt bleiben nur noch vier Versionen des Schnittes zu nähen, vielleicht mache ich mich als nächstes mal an die Shorts-Version…aber zunächst schaue ich mich beim Memademittwoch um, wo es wie immer so schöne Modelle zu bewundern gibt. Danke an die Organisotorinnen, daß Ihr uns diese Plattform bereitstellt!

Memademittwoch Waffle Pattern

Tsuki Vest von Waffle Pattern

Ich benötigte für die warme Jahreszeit ein leichtes Kleidungsstück mit vielen Taschen, um Hundezubehör, Schlüssel, Taschentücher und ähnliches zu verstauen. Also eine Funktions-Weste, oder eine cargo vest, wie ich das etwas frei ins Englische übersetzt habe und in die einschlägigen Suchmaschinen eingegeben habe. So viele Schnittmuster gibt es dafür nicht- in die engere Wahl kamen die Envigado Vest von Itch-to- Stitch und die Tsuki-Vest von Waffle Pattern. Die Wahl fiel mir nicht schwer: die Envigado-Weste fand ich zwar schicker, aber sie hat so wenig Taschen- also mußte es Tsuki sein.

Genug Taschen hat meine Funktionsweste jetzt jedenfalls- ok, ich hätte ja auch nicht alle Taschenoptionen ausführen müssen, aber wenn man dann schon mal angefangen hat…

Meine Lieblingstasche ist übrigens die im Rückenteil, denn da kann man richtig was drin verstauen, z.B. ein Hundespielzeug.

Ich habe schon einige Schnitte von Waffle Patterns genäht und bin immer wieder begeistert von der Qualität der Anleitungen. Es gibt Zeichnungen, die genau das zeigen was benötigt wird, Paßzeichen an den wichtigen Stellen und eine Anleitung, die man nur genau befolgen muß, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. So eine Weste ist sicher kein schnell genähtes Kleidungsstück, und während des Nähprozesses war der Nahttrenner mein ständiger Begleiter, wenn mir eine Taschenecke doch zu unpräzise genäht vorkam. Mit dem Rest der Ungenauigkeiten kann ich gut leben.

Der Schnitt enthält zwei Variationen, eine eher kurze Version mit V-Ausschnitt und eine etwas längere mit Bund in der Taille und einem Kragen. Ich habe beide Versionen gemischt und eine taillenkurze Version genäht mit dem Kragen. In den Kragen kann man auch noch eine Kapuze einnähen, die sich in einer Reißverschlußtasche im Kragen verstauen läßt. Kurz habe ich überlegt, diese Kragen- Tasche auch noch zu nähen, da mich das vom technischen Vorgang her interessiert hätte, aber die Kapuze erschien mir dann doch zu unsinnig. Wozu brauche ich bei einer Weste ein Kapuze, soll ich mir bei Regen den Kopf schützen, während die Arme klatschenaß werden? Nein, das macht in meinen Augen keinen Sinn, also nur Kragen ohne Kapuze.

Ich habe hier Gr 42 genäht, das ist ein bis zwei Größen über meiner tatsächlichen Größe, aber ich wollte etwas Platz in der Weste habe, um sie auch über ein dickeres Sweatshirt tragen zu können. Über dem dünnen Shirt wirkt sie daher etwas überdimensioniert, aber dafür paßt es farblich so schön.

Der Stoff ist eine Gabardine von Atelier Brunette, die ich schon ein Weile im Vorrat hatte und die schon für verschiedene Projekte gedanklich in der engeren Wahl war. Mal war sie in meiner Phantasie schon eine Jacke geworden, öfters eine Hose, auch ein Rock (wobei diese Phantasie ganz schnell wieder verworfen war, die anderen Gedanken hatte ich immer wieder neu überlegt). Der Stoff ist wunderbar zu verarbeiten, er ist zwar recht dick, aber ganz weich und näht sich wie Butter, auch an den Stellen, wo bei den Taschenkanten so viele Lagen aufeinander trafen.

Der Schnitt sieht ein Futter vor, durchaus sinnvoll bei diesen vielen Taschen, denn sonst würde man ja das ganze unschöne Innenleben der Weste ständig sehen. Und da der schöne Libertystoff farblich so perfekt paßte, mußte er es einfach sein. Als das Futter dann irgendwann erfolgreich drin war und auch an den Ärmelausschnitten verstürzt, habe ich mich im nachhinein fast etwas geärgert, daß ich nicht doch eine komplette Jacke mit Ärmeln genäht habe. Der Arbeitsaufwand wäre kaum größer gewesen, und vielleicht wäre eine richtige Jacke doch noch vielseitiger vom Einsatz gewesen. Aber nun ist es eine Weste geworden, und ich trage sie sehr gerne.

Die Hose, die ich auf diesen Bildern trage, ist die Worker Trousers von Modern Sewing. Ich habe lange überlegt, ob ich diese Hose auf dem Blog oder in den sozialen Medien zeigen soll. Vorweg genommen: ich trage sie eigentlich ganz gerne. Es ist eine Hose in der typischen modernen Form, also weit und bequem im Hüftbereich, nach unten eher schmal zulaufend. Es gibt viele ähnliche Schnitte in dieser Paßform. Gewählt habe ich diesen Schnitt, weil ich die Präsentation der Designerin und ihre Philosophie so überzeugend fand- also das typische, wenn man sich einen teuren Schnitt einer Indie-Designerin kauft, es geht nicht nur um den Schnitt, sonder auch um eine Idee dahinter.

Ich mußte am Schnitt einiges ändern, vor allem viel Weite in der Hüfte herausnehmen, aber das ist meiner Anatomie geschuldet und hat sicher nichts mit der Qualität des Schnittes zu tun. Aber- die Anleitung ist nicht gut. Sie ist sehr knapp gehalten, nun, damit kann man leben, zumal es wohl auch noch eine ausführliche Videoanleitung dazu gibt (die aber dann extra kostet). Aber sie enthält Fehler, Ungenauigkeiten, die Zeichnungen sind schlecht und entsprechen nicht dem Text. Ich bin nicht die erste, die das moniert, es gibt einen englischsprachigen Blogartikel mit ähnlichen Aussage. Ich mag diesen Artikel hier nicht verlinken, er ist schon sehr negativ um nicht zu sagen bösartig, aber im Kern kann ich die Aussagen zur mäßigen Qualität der Anleitung bestätigen (wen der Artikel interessiert, ist leicht zu finden unter dem Titel „Sewer Beware: Worker Trousers…“ im deutschen etwa: hüte dich vor den Worker Trousers…).

Ich war mir mit der weiten Paßform zunächst unsicher, ob ich das wirklich gut an mir finden sollte. Aber dann habe ich die Hose zu einem Wochenende mitgenommen, bei dem ich einen Kammermusikkurs besucht habe (ich bin Hobby-Bratschistin) Der Kurs fand in einem feudalen Musikzentrum in der Schweiz statt, so feudal, daß in jedem Kursraum große Spiegel standen, damit der Musizierende damit seine Haltung und Performance kontrollieren möge. Und hier gefiel ich mir in der Hose ausnehmend gut, natürlich war ich auch mit passenden Schuhen und Oberteil gestylt, aber die Hose sah lässig und trotzdem schick aus- ich habe sie jeden Tag getragen und die anderen beiden mitgeführten Jeans im Koffer gelassen. Und die Kommentare der anderen Kursteilnehmer nimmt man natürlich gerne an (WAS? DIESE Hose hast Du selbst genäht?? WAHNSINN).

Insgesamt finde ich den Schnitt nicht schlecht, er hat eine moderne bequeme Form, genial sind die großen Taschen, in die man richtig was reinpacken kann. Aber aufgrund der mäßigen Anleitung kann ich ihn nur für die empfehlen, die schon einige Hosen genäht haben und daher nicht auf die Anleitung angewiesen sind.

Soviel zu meinem heutigen Outfit, dem Traum in Blautönen, der mich in diesem Frühling hoffentlich gut begleiten wird. Das Shirt ist übrigens Sewlala Paula, hier stimmt auch wieder alles, also auch die Qualität der Anleitung.

Und nun Vorhang auf für alle anderen Outfits, die am heutigen Memademittwoch gezeigt werden!

Blusen Memademittwoch The Assembly Line

Wrap Collar Shirt von The Assembly Line

Die Schnitte des schwedischen Labels The Assembly Line bewundere ich schon lange. Ich mag ihre zeitlose Eleganz, ihre Schlichtheit und das klassische Design.

Die Schnitte von Assembly Line bewundere ich schon lange- an anderen. Auf mich wirken die Frauen, die eines der Modelle tragen, immer gut angezogen, dabei aber lässig und auf eine unaufgeregte Art sehr schick. Meine eigenen Versuche mit den Schnitten von TAL waren leider nicht so erfolgreich. Sie beschränken sich auf einen Schnitt, nämlich den HighCuff Sweater, hier verbloggt und nur ganz selten getragen. Es gab dann noch eine zweite Version, die genau so in den Tiefen meines Schrankes verschwunden ist.

Ich hatte eigentlich schon akzeptiert, daß die Schnitte von TAL einfach nichts für mich sind. Wir kennen das ja alle, daß man von dem einen Designer oder aus einer Zeitschrift einfach alles nähen kann und es werden fast immer Lieblingsteile, und bei anderen klappt das einfach nicht. Vielleicht fehlt mir auch einfach das schwedische Lebensgefühl? Egal wie, man muß ja auch nicht alles nähen…so dachte ich es mir, bis vor kurzem dieser Schnitt von TAL in den sozialen Medien auftauchte.

Quelle: The Assembly LIne

Ein ganz simpler Shirt-Schnitt, so simpel, daß er auf so überflüssigen Schnickschnack wie Abnäher oder Verschlüsse verzichtet und einfach nur kastig und grade geschnitten ist. Die Ärmel gehen kanpp bis zum Handgelenk oder werden durch eine gerade Manschette bis zur Hand verlängert. Das Highlight ist der namensgebende Kragen, der sich gewickelt in den eckigen Ausschnitt einfügt. So einen interessanten Kragen hatte ich noch nie gesehen! Ich betrachtete die Modellbilder und die wenigen verfügbaren genähten Modellbilder immer wieder. Wie das Schnittteil für diesen Kragen wohl aussehen würde? Meine Neugier war geweckt, und so landete der Schnitt bald auf meiner Festplatte.

Und der passende Stoff wurde mir auch direkt angeboten, denn eine meiner Lieblingsstoffdealerinnen hatte diesen Schnitt auch vor kurzem für sich entdeckt und diesen Stoff als sehr passend für den Schnitt empfohlen. Es ist ein Chambray, jeansblau und braun gewebt, das Material ist 100% Wolle, ganz zart gewebt. Der schöne Glanz des Stoffes läßt sich auf den Bildern nur erahnen, und das Tragegefühl ist unglaublich angenehm.

Ich habe mich für die Größe S entschieden, damit hat das Shirt im Brustbereich die üppige Bequemlichkeitszulage von 33 cm. Die Länge habe ich um 2 cm gekürzt, nachdem ich mir den Papierschnitt angehalten habe. Ich hatte ja schon Bedenken, daß der Schnitt sehr unförmig an mir wirken würde und habe eine Weile gezaudert, den schönen Stoff anzuschneiden…

Der Nähprozess verlief schnell und einfach. Die Anleitung ist gut und sehr professionell. Die einzige Schwierigkeit ist das Einsetzen des Kragens, und der ist so mit Paßzeichen versehen, daß man das gut hinbekommt. Es gibt noch die Option, einen Druckknopf am gewickelten Kragenende anzubringen, ich finde es so aber schöner.

Der so kompliziert aussehende Kragen wird übrigens ganz einfach im Bruch zugeschnitten, aufgrund der geraden Bruchkante sitzt er auch eher halsfern und steht etwas ab. Ich finde, das paßt zum Schnitt.

Und der ganze Schnitt ist wunderbar proportioniert, da war ich schon bei der ersten Anprobe sehr erleichtert. Oversize ist ja durchaus schwierig…es soll weit und lässig wirken, aber auf keinen Fall nur schlecht angepaßt oder unförmig. Dieser Schnitt schafft zumindest an mir mit meiner Figur und in dieser Größe den Spagat ganz gut, finde ich. Es ist ja meistens nicht angebracht, die Paßform eines Schnittes zu loben, denn zu unterschiedlich sind die Figuren und Tragegewohnheiten. Aber in diesem Fall paßt das für mich!

Etwas rumprobieren mußte ich mit der Ärmellänge, Bei den ersten Anproben war ich immer versucht, die Ärmel hochzukrempeln, was aber natürlich bei diesen graden Ärmeln nicht gut hält. Die als Option vorgesehene Manschette hatte ich mal angeheftet und gleich wieder abgetrennt. Interessant, was die Ärmellänge ausmacht, aber lange Ärmel bis über die Hände machten das ganze Teil irgendwie trutschig, fand ich…letztendlich habe ich dann die kurze Ärmellänge gelassen, der mit einem Beleg an der Kante versäubert wird. Diesen Beleg schlage ich dann beim Tragen gerne einmal um, das hält gut und ergibt die Illusion eines gekrempelten Ärmels.

Insgesamt fühle ich mich in meinem neuen Shirt sehr wohl. Es hat die Lässigkeit eines Sweatshirts und dabei doch die Eleganz einer Bluse, vor allem auch durch diesen schönen Stoff. Ja, so stelle ich mir das schwedische Lebensgefühl vor…

Alle anderen stoffgewordenen Lebensgefühle finden sich auf dem Memademittwoch-Blog, danke an die Organisatorinnen für Eure stetige Mühe!

Hosen Jeans Smart Pattern T-Shirt

Smart Pattern Chino

Das Schöne, wenn man sich eine Chino näht, ist ja, daß die Pose fürs Fotografieren schon klar ist- Hände in die Tasche! Wo sollen sie auch sonst hin, die schrägen Eingrifftaschen laden ja gerade dazu ein, die Hände darin zu versenken, und damit ist eines der großen Probleme für die Hobbynäherin und -poserin schon gelöst. Und manche Paßformmängel lassen sich damit auch elegant überspielen, aber davon später mehr.

Ich habe mir also wieder eine Chino genäht. Ich hatte einen Grund dafür, denn die letzte selbstgenähte Chino ist mittlerweile nicht mehr gut tragbar. Genäht hatte ich sie 2019, hier verbloggt und gerne und viel getragen und gewaschen. Der Stoff enthielt sehr viel Elasthan, und erwartungsgemäß ist die Hose jetzt verbraucht- sie ist ausgeleiert und abgestossen, einfach nicht mehr schön. Der Schnitt, Sasha von Closet Core, gefiel mir jetzt auch nicht mehr so gut, da er relativ tief in der Taille sitzt, mittlerweile mag ich es lieber, wenn die Hosen eher hoch in der Taille sitzen.

Da ich eine relativ klare Idee davon hatte, wie die Hose aussehen sollte, ich aber auch keine Lust auf große Anpassungs-Orgien hatte, habe ich mich wieder für Smart Pattern entschieden, das Baukastensystem, das nach eigenen Maßen einen Schnitt generiert. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht, wobei ich zugebe, daß ich ein etwas schlechtes Gewissen habe, wenn ich so einen Maßschnitt bestelle. Ja, ich könnte einen Hosenschnitt auch selbst anpassen…aber wenn dafür Zeit und Lust fehlen, ist der Smart Pattern Schnitt die bessere Lösung.

Ich komme mit den Smart Pattern Schnitten recht gut klar. Anproben erspart so ein Maßschnitt natürlich nicht. In diesem Fall hatte ich die Empfehlung der Anleitung für eine erste Anprobe befolgt und ein erstes Testmodell ohne Tascheneingriff genäht. Ich fand die Idee gut und kannte sie so noch nicht: es gibt auf dem Schnittmusterbogen ein „ganzes “ Vorderteil, auf dem die seitlichen Tascheneingriffen nur eingezeichnet sind. Man schneidet zunächst das Papierteil und auch das Stoffteil komplett, also ohne Taschen und heftet die ganze Hose zusammen. Nach der Anpassung trennt man dann den Tascheneingriff sowohl am Papierschnitt als auch am Stoff ab und näht erst dann die Tasche. Das ist sozusagen ein Nesselmodell ohne Nessel – finde ich prinzipiell sehr hilfreich. Gerade bei Hosen ist es schwierig, die Paßform nach einem Modell aus einem anderen Stoff zu beurteilen, da der Hosenstoff sich nachher doch wieder ganz anders verhält. Insbesondere wenn der Stoff etwas dehnbar ist, hilft mir ein Modell aus einem unelastischen Baumwollstoff oft nicht so sehr weiter.

Aber auch diese Methode hat ihre Tücken. Mein Probemodell, also ohne Taschen, saß recht gut, fand ich. Ich hatte dann noch etwas Weite an den Seitennähten ausgelassen, also die Nahtzugaben verringert. Als ich die Hosen dann final zusammengenäht habe und den Bund auch bereits angenäht hatte, sah ich das Problem. Natürlich paßt die Hose, der Stoff ist ja auch dehnbar, aber durch die schrägen Eingriffstaschen holt sich die Hose die Mehrweite, die sie für den Unterbauch benötigt, aus dem Tascheneingriff. Dieser klafft dann auf und es gibt eine Einbuchtung an der Seite, wo die Tasche angenäht ist. Die Seitennaht ist im oberen Bereich nach hinten verzogen.

Was man auf den Bildern sieht, ist schon das Ergebnis meiner Korrektur. Ich habe die Seitennähte dann nochmal aufgetrennt und maximal die Nahtzugabe reduziert- mit dem Ergebnis kann ich jetzt gut leben. Das letzte Bild ist sicher keines, daß ich auf Instagram veröffentlichen werde- oder vielleich doch grade? Mich nervt es schon sehr, daß ich auf Instagram keine Bilder von Hosen sehe, die nicht in der idealen Pose fotografiert sind. Und es wird schon seinen Grund haben, warum wir alle die Hände so gerne in die Taschen von Chinos stecken, denn das verdeckt zumindest auf den ersten Blick so manche Paßformmängel.

Hinterher ist man ja immer klüger, und so weiß ich jetzt, wo mein Fehler lag. Schon bei der Auswahl und Planung des Schnittes hätte ich bedenken müssen, daß diese schrägen Eingrifstaschen dazu neigen, aufzuklaffen wenn im Unterbauchbereich der Hose nicht ausreichend Platz ist. Denn natürlich benötigt der Unterbauch seinen Raum, vor allem auch beim Hinsetzen. Abhilfe kann ein Taschenbeutel schaffen, der durchgehend bis zum Reißverschluß geschnitten ist und dort festgenäht wird. Ich kenn dafür den Begriff „pocket stay“, aber sicher gibt es dafür auch eine deutsche Bezeichnung. Ich hatte einmal eine Jeans mit „pocket stay “ genäht und fand sie sehr unbequem…klar, der Taschenbeutelstoff war nicht so schön dehnbar wie mein Jeansstoff…also wie man es macht, ist es verkehrt.

Wahrscheinlich würde auch das Einbauen von Bundfalten mein Problem lösen, dann würde ja der Falteninhalt Raum für den Unterbauch bieten. Das ist vielleicht der Grund, warum Chinos auch so gerne mit Bundfalten geschnitten werden? Also, ich glaube, ich nähe mir bald noch eine Chino und beherzige alles das, was ich jetzt gelernt habe.

Aber letztendlich ist das jetzt alles Jammern auf einem hohen Niveau, den ich bin mit dieser Hose trotz aller meiner Nörgelei sehr zufrieden. Sie ist sehr bequem, das liegt sicher auch an dem schönen Stoff, der 2% Elasthan enthält. Bezogen habe ich ihn bei 1000Stoff in Berlin. Die Anleitung von Smart Pattern finde ich gut verständlich, insbesondere das Nähen der rückwärtigen Paspeltasche habe ich als sehr entspannt erlebt.

Das Shirt habe ich natürlich ausgewählt, um einen schönen Kontrast zur grauen Hose im tristen Februargrau zu haben. Genäht hatte ich es schon im Spätsommer letzten Jahres, da hatte ich plötzlich Lust auf diese für mich etwas untypische Farbe. Es ist ein zarter Rippjersey, den ich auch bei Lara in Berlin bezogen habe. Der Schnitt ist wiedermal Vera von Forgetmenot- Patterns, ein oft genähter Schnitt, der mich immer wieder begeistert.

Der Veraschnitt hat die beste Anleitung für einen V-Ausschnitt in Jerseyshirts, die ich je gelesen habe, und ich kenne mittlerweile viele Anleitungen. Der Schnitt ist immer noch gratis, aber es gibt mittlerweile die Option, etwas zu spenden, wenn man ihn herunterlädt.

Verlinkt wird dieser Beitrag mit dem Memademittwoch. Ich freue mich schon, wenn ich die anderen Beiträge lesen kann- sicher gibt es viele Inspirationen für Frühjahrsmode!