
Meine Beziehung zur Nähzeitschrift Fibremood ist durchaus zwiespältig. Einerseits freue ich mich immer maßlos, wenn die neue Ausgabe im Briefkasten liegt (ich habe sie abonniert). Ich kann es dann kaum erwarten, sie zu lesen und versuche trotzdem, das erste Durchblättern zu zelebrieren. Mittagspause auf der Couch oder im Liegestuhl, ein Becher frischer Kaffee, dazu die neue Fibremood- was kann es schöneres geben?
Aber zu oft wurden meine Erwartungen in den letzten Monaten enttäuscht, und ich legte die Zeitschrift nach der ersten Durchsicht etwas ratlos zur Seite. Sicher, sie ist toll gemacht und zeigt moderne Mode, aber in vielen der letzten Ausgaben gab es kein einziges Modell, was ich gerne getragen oder genäht hätte. Vielleicht war der Stil zu jugendlich, zu extravagant für mich?
Tatsache ist natürlich auch, daß ich schon sehr viele sehr schöne Schnitte besitze und auch die zahlreichen Indie-Designerinnen des Schnittmustermarktes mich regelmäßig mit neuen Schnitten versorgen. Und der Kleiderschrank ist schon voll mit selbstgenähten Stücken…

Von der aktuellen Ausgabe 32 der Fibremood war ich aber sofort begeistert. Mindestens die Hälfte der Modelle ist so, daß ich sie anziehen würde. Ob das dann in konkrete Nähpläne umgesetzt wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber es ist wirklich eine schöne Ausgabe.
Das erste, was ich aus dem Heft genäht habe, ist eine Kurzarmbluse Kristy. Der Schnitt erinnert an die Donnybluse von Friday Pattern, die ich im letzten Jahr in einigen Variationen genäht und sehr gerne getragen habe. Wie Donny ist auch Kristy kurz und kastig und kommt ohne Verschluß aus. Der Kristyschnitt ist sehr gut gemacht, finde ich. Im Vorderteil gibt es Teilungsnähte, so etwas wie Prinzessnähte, die das kastige Teil durchaus etwas auf Figur bringt. Vorder- und Rückteil verschmälern sich ganz leicht zur Taille hin.
Die rückwärtige Passe habe ich gedoppelt, das steht so nicht in der Anleitung, aber ich finde es besser, wenn die Innenansicht auch hübsch ist. Außerdem gibt es so schön Platz, um mehr oder weniger sinnige Etiketten unterzubringen…

Ich habe hier die Webkante des Stoffes verewigt, denn es handelt sich um einen ganz besonderen Stoff, den es leider nicht mehr gibt. Es war ein Eigendesign von Hello Heidi , gedruckt auf Baumwollsatin. Ich habe das Stöffchen lange gehütet, aber ich denke, in der Kristybluse hat es eine schöne Verwendung gefunden.
Der Schnitt hat noch eine Besonderheit bei der Kragenkonstruktion, denn der Kragensteg erstreckt sich nur auf einen kleinen Bereich im Nacken und hat so eine witzige linsenartige Form, auf dem Bild oben kann man das erkennen, hoffe ich. Wahrscheinlich fällt der Kragen dann schön rund im Nackenbereich, oder gibt es dafür eine andere Erklärung?
Die Bluse ist kurz und erfordert als Kombipartner eine Hose, die in der Taille sitzt, sonst steht man leicht bauchfrei da. Ich habe sie hier mit meiner neuen Smartpattern Barrel Jeans kombiniert, das paßt ganz gut.
Ich komme mit den Maßschnitten von Smart Pattern gut zurecht und habe schon einige genäht. Auch bei dieser Jeansvariante bin ich mit der Paßform zufrieden, ich habe nur kleinere Änderungen im Bundbereich vorgenommen.
Mein Schnitt zeigt die „leichte“ Barrel-Form, die Klassifizierung von Smart Pattern zeigt noch drei weitere Stufen bis hin zur extra stark ausgeprägten Barrelform, aber das finde ich dann schon sehr O-beinig… Die Barrelform wird verstärkt durch zwei Abnäher im Kniebereich und am Saum- ideal, da gibt es dann noch mehr Gelegenheiten zum Topstitching. Der Stoff ist ein relativ leichter (10 oz) Jeansstoff, den ich bei 1000Stoff in Berlin bezogen habe. Wenn ich mich recht erinnere, war es ein Designerleftover, jedenfalls gibt es ihn nicht mehr. Da auch die linke Stoffseite so hübsch ist, habe ich sie bei der Münztasche als rechte Seite genommen.
Für die Inneneinrichtung der Jeans habe ich auch den Hello Heidi Stoff verwendet. Der rückwärtige Sattel ist mit dem bunten Stoff gefüttert- das habe ich mir von Rutloff-Jeans abgeschaut. Hat vermutlich keinen praktischen Sinn, aber ist einfach schön, vor allem bei diesem dekorativen Stoff.

Ein Frühlings-Outfit wird erst durch eine Jacke komplett, denn noch sind die Temperaturen oft tief oder es weht ein kühler Wind. In diesem Fall ist es eine Sweatjacke nach dem Schnitt Reef von Greenstyle Patterns. Ich hatte den Schnitt schon mal als Sweatshirt genäht, nachzulesen hier.
Ich bin vom Reef-Schnitt nach wie vor begeistert. Die Anleitung ist super, auch für den durchgehenden Jackenreißverschluß. Die Kapuze ist gedoppelt, das ist so kuschelig bei diesem Heavy Jogging Sweat…

Soweit meine neu genähten Teile für den Frühling. Jetzt hole ich mir nochmal die Fibremood hervor und überlege, was ich als nächstes nähe. Es gibt da noch einen Jeansrock und zwei Jackenschnitte, die mich interessieren…oder doch lieber eine Hose?
Zuerst aber schaue ich auf dem Memademittwoch-Blog, was es sonst noch an Inspirationen gibt!
